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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 11.07.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192807117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280711
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280711
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-07
- Tag 1928-07-11
-
Monat
1928-07
-
Jahr
1928
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Der llmsps »m dm Ratimai- seierta- Der Meinungsstreit im Reichstag Berlin, 10. 9. Präsident Löbe eröffnet die Sitzung um 3 Uhr. Auf der Tagesordnung steht der Gesetzent wurf über den Nationalfeiertag, wonach der ll. August als Versassumzstag zum National feiertag erklärt werden soll. Mit der Beratung verbunden werden Anträge der Komnnv-isten über den 1. Mai und der Deutschnationalen über den 18. Januar und über die Regelung der christlichen Feiertage. Bei der Beratung über den Nationalfeiertag bittet Reichsinnemninistcr Severing als Mittler zwischen Reichsrat und Reichstag um die Zustimmung zur Vorlage. In den ver flossenen sechs Jahren habe der Gedanke des Nationalfeiertages im Volke Wurzel geschlagen. Auch private Organisationen hätten jetzt die Verfassungsfeier in einem solchen Umfange be gangen, daß der Reichstag nur noch diesen Feiern die gebührende Form zu geben und den bereits eingetretenen Zustand gesetzlich zu sanktionieren habe. Darüber, ob dem 11. August auch die Bedeutung eines Feiertags; zukomme, mühten Zweifel wohl verstummen. Ter 11. August habe den Rechtsboden geschaffen, auf dem heute im Sinne des Fortschritts aus politischem, so zialem und kulturellem Gebiete weitergearbeitet werden könne. Der Minister hebt hervor, daß die Verfassung eine ganze Reihe von Vorzügen enthalte, die bisher keine Verfassung enthalten habe. Die Frage, ob nicht der Tag der end gültigen Rheinlandräum-mg als Nationalfeiertag einzusetzen sei, verneint der Minister. Er wendet sich auch gegen den 18. Januar, dessen große geschichtliche Bedeutung der Reichsgründung er nicht verkenne. Dieser Tag werde aber um des willen niemals populär und ein Nationalfeiertag der Massen werden können. Auch der 9. No- vember eignet sich nicht als Nationalfeiertag. Dieser Tag sei rein Bastillensturm gewesen, son dern er habe den Zusammenbruch des alten Systems gebracht. Der 11. August aber sei der Tag des deutschen Zukunstsglaubens und des nationalen Selbstvertrauens. Ein Volk das seine Verfassung ehrt, ehrt damit sich selbst. (Verfall bei den Sozialdemokraten.) Abg. Sollmann (Soz.) weist darauf hin, daß die dynastische Zerrissenheit de; Kaiserreichs keinen nationalen Feiertag zugelassen habe. Der 18. Januar als Tag der Neichsgründung, der von manchen Seiten als Nationalfeiertag ge wünscht werde, sei für diesen Zweck unmöglich und würde der geschichtlichen Logik wider sprechen. Selbst die Monarchisten hätten in dem halben Jahrhundert Kaiserreich niemals seine Feier gefordert. Der 11. August sei trotz aller Einwände ein großer Tag in der deutschen Ge schichte. Der 1. Mai sei der internationale Tag der Arbeiterklasse und es widerspreche seinem ganzen Gedanken, ihn von einer bürgerlichen Parlamentsmehrheit zum Feiertag machen zu lassen. Nur der Sieg des Sozialismus könne diesen Feiertag einfetzen und dieser werde einmal kommen. Abg. Schlange-Schöningen (Dntl.) be streitet, daß der Verfassungstag breitesten Kreisen und dem Herzen des Volkes entspreche. Mil lionen Deutsche sind der Auffassung, daß diese Zeit noch rächt geeignet ist, einen Nationalfeier tag zu schaffen. Solang« Millionen Deutschen die Gleichberechtigung und das Selbstbestim- mimgsrecht genommen sind und mir unter den Ketten des Versailler Vertrag«; schmachten, wäre es dienlicher für die Selbstbesinnung und wür- diger vor dem 'Ausland«, statt dos Feiertages einen Bolkstrauertag einzusetzen, der unter dem Motto stehen müßte: „Was wir verloren haben, soll nicht verloren sein!" Der 18. Januar kö-mte trotz der geänderten Staatsform als Nattonal feiertag gelten. 'Am 9. November begann der Niedergang, der am 11. August noch nicht einmal abgeschlossen war. Tie Hoffnungen auf einen Zerfall der Teutschnationalen werden weder heute noch jemals in Erfüllung gehen. Tie gesamte Fraktion sei durchdrungen von der Notwendig keit, daß der Wiederaufbau Deutschlands mm erfolgen, wird und kann mit einer gleichberech tigten Arbeiterschaft, aber auch von tiefer Sorge über die falsche Sozialgesetzgebung. Die jetzige Regierung trägt schon jetzt deutlich den Stempel einer Regierung Severings. Die bürgerliche Ku lisse ist verhängnisvolles Blendwerk. Wir haben nicht eine Regieruirg der nationalen Einigung, sondern parteipolitische Vergewaltigung wie in Preußen. Von der Wirtschaftspartei ist ein Antrag ein- gegangen, den Bußtag als Volkstrauertag für die Gefallenen im Weltkrieg zu erklären. Nach einer Erwiderung des Reichsinnemninisters Severing, in der er nochmals die Vorzüge des 11. 'August anpreist, präzisiert Abg. Dr. Bell (Ztr.) den Standpunkt der Zontrumsfraktion dahin: Wir stimmen grund sätzlich dem Gedanken des Nationalfeiertages zu und streben die enge Verbindung dieser National- seier mit deni Weimarer Vcrfassungswerk an. Wir haben volles Verständnis für den Wunsch, möglichst den 11. August als den Tag der Ver abschiedung der Weimarer Verfassung zu wählen, aber im Hinblick auf die aus allen Volksschichten fortgesetzt an uns dringenden Mahnrufe muß ich mich des ausdrücklichen Auftrags meiner Fraktion entledigen, unsere sachlichen und praktischen Be denken gegen den 11. August nochmals hier vor zutragen. Das schwerste Bedenken gegen den Nationalfeiertag am 11. August besteht darin, daß dieser Tag initten in die Erntezeit und die notwendigsten landwirtschaftlichen Arbeite» fällt. Dazu kommt weiter, daß der 11. August in die Ferienzeit fällt. Gerade weil wir wünschen, daß der Nationalfeiertag vom ganzen deutschen Volke festlich begangen wird, weisen wir aus diese schweren sachlichen und praktischen Bedenken gegen den 11. August nachdrücklich hin. Abg. Dr. Moldenhauer (D. Vp.) stellt die Notwendigkeit an die Spitze, das Volk mehr und mehr zur Nation zusanimenzuschweißen. Viel von dem, was Severing gesagt habe, werde auch die Deutsche Dolkspartei anerkennen müssen. Ohne die große Gründung Bismarcks wäre aber dieses Reich -nicht erhalten geblieben. Wenn das Reich gerettet wurde in jenen kritischen Tagen, so hat die Weimarer Verfassung sicher einen bedeu- tm-gsvollsn Anteil, aber wir dürfen -nicht über sehen die Mitwirkung der Frontsoldaten, der Beamten rmd der breiten Schichten der Bevöl kerung. Als Nationalfeiertag sollte man einmal einen Tag wählen, an dem das ganze Volk einig ist: Ten Tag, wo der letzte Franzose die deutsche Erde verläßt, den Tag, wo Erotzdeutfchland ent steht. Abg. Dr. Külz (Dom.) fordert den Ver- fasstmgstag als Nationalfeiertag. Abg. Drewitz (Wirtschp.) bedauert die Ein bringung der Vorlage. Abg. Dr. Horlacher (B. Vp.) erklärt, die Vorlage bringe einen -neuer lichen Eingriff in Landesrechte. Abg. Dr. Göb bels (Natsoz.) protestiert dagegen, daß eine Partei, die kein Vaterland kenne, es wage, dem Volk« einen Nationalfeiertag zu bescheren. Auch die Abg.^Dendhausen (Ehristl.-Nat. Bp.), Dr. Kehr (D. Bauernp.) lehnen die Vorlage ab. Sisnorrd mit 211 gegen 136 Stimmen an den .Rechts aus schuß überwiesen. Das Haus ver tagt sich auf Mittwoch 3 Uhr. Sächsischer Landtag Dresden, 10. 7. Das Haus nahm in seiner heutigen Sitzung zuimchst zustimmend Kenntnis von einem Schreiben der Negierung betr. den Neubau der Quellen- und Wandelhalle in Bad Elster. Sodann wurden 2500000 Mark zur Durchführung eines Sonderbm-programms von Industriearbeiter- und Angestellten- Wohnungen unter gewissen Vorbehalten bewilligt. Zuge stimmt wurde der Uebsrnahme einer Bürgschaft durch den Staat für eine Hypothek von 600000 Mark durch den Verein Leipziger Krüppelyeim für die Errichtung eine; neuen Krüppel- Heims. Tie Kapitel Landwirtschaft im all gemeinen, Landwirtschaftsbetriebe und Wirt- fchaftsministerium, sowie die Vorlage über Hilfs maßnahmen für die sächsische Landwirtschaft wur den genehmigt. Eine umfangreiche Aussprache entwickelte sich über das Kapitel Höhere Lehranstalten. Es kamen hierbei die bekannten grundsätzlichen Einstellungen der verschiedenen Parteien zum Aus druck. Auch der Volksbildungsminister griff ein und erklärte das bedauerliche Vielerlei der Höheren Schulen könne -nur durch Schaffung einer Einheitsschule und das Viel dieser Schulen mir durch Zusammenlegung beseitigt werden. Er bekannte, unser höheres Schulwesen sei auf dem besten Wege, die Ansprüche zu erfüllen, die das Leben und die Wissenschaft an die Führereigsn- schaften unseres Volkes zu stellen gezwungen seien. Die Einstellungen wurden -nach der Vorlage ge nehmigt, für den Neubau der Deutschen Oberschule in Leipzig-SSd als erste Nate 100 000 Mark bewilligt und der Regierung verschiedene Wünsche unterbreitet. Die letzten Punkte der Tagesordnung., die Kapitel Bergakademie zu Freiberg, Forstlrche Hochschule zu Tharandt, Technische Hochschule zu Dresden, Universität Leipzig und Pädagogisches Institut zu Leipzig wurden zusammengesaßt und damit die Beratungen wesentlich abgekürzt. Nach längerer Aussprache wurden die Kapitel nach der Vorlage erledigt, die dazu vorliegenden Anträge der Linksparteien abgelehnt und eine Anzahl Anträge des Ausschusses angenommen. Die -nächste rmd letzte Sitzung vor den Ferien findet Mittwoch, den 11. Juli, vormittags 11 Uhr, statt. Aus Heimat Md Vaterland Frankenberg, den 11. Juli 1928. Die groben Ferien sind da! Am heutigen Mittwoch nach beendetem Vor mittagsunterricht beginnen bei den Schulen die großen Ferien, auf die die Jugend schon lang« sehnsüchtig gewartet hatte. Und wenn uun end lich das große Schultor sich öffnet, um für länger» Zeit die Schülerschar in die Freiheit zu ent lassen, dann bricht ein Jubel ohnegleichen sich st« lautem Schreien und Toben Bahn. Wenn schon das Wort Ferien für die Kinder höchste Erwartung und Spannung bedeutet, und aus sie einen einzigartigen Zauber ausübt, ähn lich wie der Weihnachtsinann oder der Osterhase, so liegt doch in dem Wort „große" Ferien- noch ein besonderer Klann. Für das abwechs- lungsbedürstige, feinen Bewegungstrieb ebenso i wenig roie seine Einbildungskraft leicht bester»' schend« Kind sind die Hundstaqsferien der In begriff der Freude. Es ist -nun für lange Wachem los von der ewig gleichgestellten Uhr. Dor allen», ist es von einer schweren und drückenden Bürdr, befreit, von Aufgaben und Schulnüten. Es. kann abends geruhlich schlafen gehe»: denn keim halbes Wissen beklemmt ihm den Schlaf, keines, drohende Strafe schwebt über dem frühen Mor-, gen. All die Sorgen des Schullebens, die deich Erwachsenen oft so lächerlich Nein, dem Kindo aber wie ein himmelhoher Berg erscheinen, liege-? weit dahinten. Co genießt dos Kind aus vollem Herzen di«, Ferienwonne. Ledig von dem sanften Zwangst der Schule, stürzen sich die Kinder mit dem' Frohsiim der Jugend in die Freuden der Ferien-, zeit. Besonders glücklich sind diejenigen, die die' goldene Freiheit fern von der Häuslichkeit beks Verwandten oder Pflegeeltern auf dem Lands,« an der See oder in den-Bergen verbringens können. Angesichts der kommenden Herrlichkeiten, leuchtet ihnen Freude und Erwartung hell aus, den Augen. Kaun- sind sie an ihrem Reise ziels angelangt, so bemächtigen sie sich ihres« neuen Tätigkeitsgebietes. Mit jugendfrischrnr Eifer werden Haus, Stall, Garten, Wald und' Feld und alles, was da kreucht und fleucht, in', Augenschein genommen. Es gibt kaum etwas,, das nicht ihre Aufmerksamkeit erregt. Jeder Tag bringt neue Entdeckungen. Wiese und Feld,» Berg und Tal, Wald und Hain hallen kräftig wider von dem munteren Spiel und dem froh», lichen Jubel der Ferienkinder. Hoffen wir, daß' es die Sonne während der Hundstagsferien besser mit den Kindern menst als in den Vormonates Nur zu schnell aber verriimt die blühende gol dene Zeit. Am Sonnabend, den 18. August,, enden die Fetten. Dio Kinder scheiden m-s der, Sommerfrische wie aus einem Paradiese, und bist wonnigen Tage leuchten -noch Monate und Mochsni, hindurch in fteudiger Erinnerung. O selig, o selig, ein Kind noch zu sein!... Für die beginnende Ferien- und Reisezeit vergesse man nicht, sich eine Postausweiskarte aus stellen zu lasse--. Postausweiskarten stellen sämtlich«. Postanstalten gegen eine Gebühr von 89 Rosa.- aus; sie sind zum Empfang von Postsendungen unentbehrlich und besonder« wichtig für Reisen von, Ort zu Ott; auch bei dauerndem Aufenthalt ver bürgen sie die glatte Auslieferung der in die Som merfrische und in die Bäder nachqesandten Sen dungen. Die Poftausweiskarten sind auch im Aus land zulässig, sie beseitigen den alten Uebelstand, wonach bei Wert- und Einschreibsendungen die Wirtsleute usw. als Bürgen bei der Aushändigung! herangezogen werden müßten. Auch sei an dieser Stelle auf die Einrichtung der Postkreditbriefe hingewiesen, die durch Ver mittlung der Postämter auf Antrag von den Post- schrckämtern ausgestellt werden, und die es ermög lichen, für die Ferienreise oder den Aufenthalt in NaG dem sonnige« Güven Reisebilder aus Südtirol und Oberitalien Von Hans Zschernig, Mittweida (Schluß) ' Und -nun die Fahrt über den blauen See, dem größten und malerischsten See Italiens, von allen Seen Europas der am tiefsten gelegene. Mit einem der Dampfboote, die täglich mehr mals verkehren, fuhren wir am Westufer an dem kleinen Hafen Limone mit seinem bekannten Zitronenhain vorbei. Bei der Fahrt nach dem Ostufer erlebten wir, daß der See nicht immer prachtvoll und schön in heiliger Ruhe daliegt, einer großen Silberplatte gleichend. Der Him mel verdüsterte sich, Regentropfen fielen, dir Wogan schäumten, vom Sturmwinde gepeitscht, und wir landeten bei heftigem Hin- und Her schaukeln in Malcesine. Avanti, avanti riefen die Schiffsleute, um das Nusbooten zu be schleunigen. Vom Hotel m-s, wo wir das Mit tagsmahl einnehmen, beobachteten wir noch kurze Zeit das Spiel der Wellen. Dann glättete sich die See und der Himmel erglänzte wieder in tiefem Blau. Vor der Weiterfahtt wurde noch die malerisch gelegene Trauminsel besucht. Ein andere; Dampfboot geleitete -ms wieder an das Wc-tufcr über Gargagno, Maderno und Fa sano nach Gardone, wo übernachtet wurde. Da die Saison noch nicht begonnen hatte, herrschtö wenig Betrieb in dem sonst sehr lebendigen Kur ort, in dem der italienische Dichter d'Ännunzio eine Villa bewohnt, die früher Hans von Bü low gehörte und von dem italienischen Staat nach den- Kriege kurzerhand beschlagnahm! wurde. Vom Fenster meiner Pension aus hatte ich am Abend einen herrlichen Blick auf den ruhenden Gardasee mit der vorgelagerten Insel San Vi gilia. Am folendegn Tage nahmen wir von dem Gardasee Abschied. Seinen blühenden Äsern schmiegt sich in einer tiefen Bucht das Städt chen Salo malerisch an, eingebettet in Oran gen- und Zitronenwälder. In Deseirzano sind wir an der südwestlichsten Spitze des Sess an- gelangt und nun begann das letzte Kapitel un- seie; Reiesromans: Venedig. ^n der Mittagsstunde wurde der Schnellzug bebi-gen. ><"- im; in dreistündiger Fahrt von Pcschiera t-der Verona. Vicenza, Padua und I Mestre -nach der Lag-mensta-dt brachte. Eine '.„Bahnhossstratze" gibt es .hier nicht, vielmehr bestiegen wir ein Dampfboot und fuhren durch den Tanal Grande nach dem Stadti-nneren. In dessen grünlichen Wellen spiegeln marmorne Pa läste ihre mittelalterliche Architektur wieder; sie alle hier aufzuführen, würde weit über den Rah men dieser Reiseschilderung hinausgehon. Boi dem Hafenzollamt erblicken wir die Kirche Saista Ma ria della Salute aus dem 17. Jahrhundert, di« auf 1200 000 Pfählen ruht und eine doppelte Kuppel besitzt, von rechts grüßt die Kirchs San Salvatore, die im Jahre 1534 beendet wurde und zu den schönsten Kirchen Venedigs zählt. In der Mitte des Cai-al Grande liegt die Rialtobrücke. Als das reichste Gebäude, das den Kanal schmückt, ist das Ea d'Oro (gol dene Haus) anzusehen, das an der Vorderseits einen großen Aufwand an Goldverzierungen auf- weist. Dann folgt das Markusbecken, und un sere Blicke richteten sich auf den herrlichen Mar- kusplatz mit dem Dogsnpälast und der Mar- kuskirche. Das Ziel unserer Fahrt war der Lido, jene lange Landzunge, die bis zum Hafen Malmamocco inmitten des adriatischen Meere; reicht. Da wir in Venedig für fünf Tage Auf enthalt nähme--, so war Gelegenheit genug, sich in den Fluten der Adria zu bade--. Am Mee resstrande sind Hunderte verschließbarer Bade- Hütten aufgestellt. Nm Sonntag pilgerte fast ganz Venedig nach dem langgestreckten Bade strand, wo sich ein fröhliches Leben entwickelte. Wer nicht baden will, setzt sich in den großen Konzettsaal oder die sich anschließende Terrasse von der aus der Blick über den Strand und das Meer schweifen kann. Für verwöhntere An sprüche find am Lido in nächster Nähe des Badestrände; verschiedene größere Hotels er richtet, die einen eigenen Meeresstrand, reser vierte Hütten und Tennisplätze besitzen. Wer Ve-redig besucht, stattet auch dem Zen trum des städtischen Lebens, dem Markusplatz einen Besuch ab. Die Liebln-gsergötzung der Fremden bilden die Tauben, di« sich ungestört unter den Besuchern des Platzes bewegen, und sich von diesen füttern lassen. Besonders abends ist der 175 Meter lange Platz von vieler- Spa ziergängern belebt, die entweder den Klängen der Musikkapellen lauschen, die dort konzertie ren oder an einem der im Freien aufgestellton Tischchen in oder vor den Arkaden, die dis Pic-Ra umsäumen, sich zu beschaulicher Rast -niederlafsen. Die Krönung des Markusplatzes bildet die Markuskirchs, die wir besichtigten. De Vorderseite der in byzantinischem Stil errich teten Kirche erglänzt von Gold und ist mit schimmernden Mosaiken und kostbarem Nkar- mor geschmückt. Unter dem Säuleneingang, der als Eingang zur Kirche dient, eröffnen sich fünf große Schiffe, die von ungefähr dreihundert 2 Reihen bildenden Säulen getrennt und an den inneren Wölbungen mit wertvollen Mosaiken ge ziert sind. Das Innere der Kirche zu beschrei ben, würde zu weit Wren, es ist höchst künst lerisch und reich mit Mosaiken und Altären aus geschmückt. Fast gegenüber der Kirch« erhebt sich der hochragende Markusturm. Der alte tau sendjährige Turm stürzte 1902 plötzlich zusam men, der neue ist ihm nachgebildet und wurde im Jahre 1908 vollendet. Längere Zeit ver weilten wir in dem Dogenpalast, das schönste historische Monument der Stadt, das von der tausonojährigen Geschichte der Republik Venedig erzählt. Das ganze ist im Spitzbogenstil ge halten. Ten schönsten Teil des Baues bilden die Bögen des oberen Säulenganges, die von 72 Säulen imterstützt sind. Von der Höhe dieser Galerie und zwar im Zwischenraum der zwei roten Säulen nach der Seite des kleinen Mar- kusplatzes (Piazetta) wurden zur Zeit der Re publik die Todesurteile verkündet. Hervorzu heben ist ferner u. a. das ursprünglich ganz -nit Gold belegte llrkundentor und die berühmte goldene Treppe, von der man nach den obe ren Sälen gelangt, die in ihrer Pracht fast betäubend wirken. Ain größten ist der groß« Beratungssaal, der eine Länge von 54 Metern, eine Breite von 25 Metern und eine Höhe von 15,40 Metern ausweist. Auf der Thronseite be findet sich das größte Gemälde der Welt, die Herrlichkeit des Paradieses darstellend, eine Schöpfung Tintorettos. Das Riesenbild ist 22 Meter breit -md 9 Meter hoch. Ueber drn Wänden läuft um den ganzen Saal ein Schmuck mit dm Bildern von 66 Dogen. Im folgenden Saals ist diese Vilderreihe fortgeführt.' Wer länger in Venedig Aufenthalt «nimmt, ver- fehie «nicht, auch das archäologische Museum so wie die übrigen Räume des Dogenpalastes mit? dem Brunnengefäng-nis zu besichtigen. Die Blei- kammevn unter dem Palastdache sind, wie der vsnetianische Führer uns versicherte, nicht mehr, vorhanden. Sie dienten zur Unterbringung polk- tischer Verbrecher. Zwischen dem Palast mich deins Eefängm'sgebäude erblicken wir die berühmt- Seufzerbrücke, die zwischen 1595 und 1605 Über bein Rio erbaut wurde. Am nördlichen Teile des Markusplatzes be-, findet sich der Uhrturm, dessen mittlerer Bo gen zur Mercerka, der verkehrsreichsten Straßch Venedigs, führt. Am ersten Stockwerk des Tur« mes ist ein großes, schönes Zifferblatt ang«-« bracht, das die Stunden, Minuten, den Tier kreis, das Datum und die Mondphasen an gibt. Dei- Abschluß unserer Besichtigungen bil-, dete der Besuch einer venetianischen Glasfabrik) die ausgestellten venetianischen Kunsterzeugniff» bildet«» das Entzücken aller Besucher, vor alleich der Damen, so die b-mten Halsketten sowie dich zart geschliffenem Gläser und Karaffen in deich wundervollsten Farben, verziert durch Hand-, Malereien. nUvergeßlich wird wohl allen Venedigbefucher-ch die vonezianifche Serenade bleiben. Auf dE schwarzen Gondeln, die die besondere Ggen< tümlichekit Venedigs darstellen, glitten wir aufs den ruhige-- Wellen der Lagune fast gerüufch»f los ins abendliche Dünkel hinein. Auf eine« mit La-npions geschmückten Barke hatten nebeich einem kleinen Orchester venezianische Sänger und« Sängerinnen Platz genommen, und erfreuten un» mit den Liedern ihrer Heimat und uns bo- kannten Kompositionen. Leider allzu rasch verflogen die Tage und! Stunden in der Zauberstadt Venedig. Äm 13,' Jimi versammelten sich die Reisetsilnehmer am Landungsplatz der kleinen Vettehrsdampfer, eil« letzter Blick auf "die in der Sonne lonchtend-m Lagunen und Paläste, und das Dampfboot «nts, führte -n-s nach dem Bahnhof Venedig. Pah vole: Rückreise «nach München! Nur flüchtig! konnte in diesen Zeilen dis Fülle der Eindrücke? skizziert werden, die -ms während dieser elf» tägigen Reife nach dem Süden vermittelt wur den. Sie Hilden Wegzehrung für Wochen, Mo nate, für manche» vielleicht fürs ganze Leben!
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