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5 / Professor Kugust von parseval, Konstrukteur des hnlbstarrcn Luftschiffes, der Verfasser dieses Artikels. mals für Gasanlagc» auf dein platte» Lande bestimmt. Dieses sogenannte Blaugas, das eine» hohen Heizwert besitzt, wird in großen Sondergondeln mitgcfuhrt. Da es nur un wesentlich schwerer ist als Lust, wird das Schiff infolge des Brennstoffverbrauchs nur wenig leichter, nur um etwa soviel, als es infolge der Fahrt an Wasserstoff verliert. Man braucht also vor der Landung kein Wasserstofsgas abzulassen, um das Schiff zu Boden zu bringen, eine Notwendigkeit, die sich bis her bei längeren Fahrten sehr unangenehm bemerkbar gemacht hat. Da der neue Heizstofs, das Blaugas, keinen nennenswerten Ballast darstcllt, bedarf das Luftschiff auch eines verminderten Austriebes. Mau spart mithin au Wasserstofsgas, was die Wirtschaftlichkeit des Betriebes nennenswert erhöht. Die englischen Neukonstruktionen interessieren im wesent lichen wegen ihrer enormen Größe. Ihre Gasfülluna soll 141 000 Kubikmeter betragen Infolge der großen leeren Räume im Innern betragen die Gesamtausmaße etwa 160 000 Kubikmeter. Dtc Taille der Schisse hat einen Durch messer von 40 Meter; sie sind also etwa doppelt so hoch wie ein normales Haus. Zur Bewältigung dieser enormen Ab messungen waren neue Geripvekonstruktionen aus Stahl und Duraluminium erforderlich. Die Passagiergondeln sind völlig in das Innere des Schiffes verlegt, was den Komfort kaum erhöhen und die Aussicht stark beeinträchtigen dürfte. Die Fachwelt erwartet mit Spannung, wie sich diese Schiffe be währen werden. Die Ausbildung der Führer ist eine Frage, die allen am Luftschiffbau interessierten Staaten erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Schon häufig waren Unfälle in erster Graf ZerüinanU von Zeppelin, der Deutschland die Vormachtstellung im Luftschiffbau sicherte, wäre am 8. Juli 90 Jahre alt geworden. Zeppelin, der in diesem Monat 90 Jahre alt geworden wäre, ist seit mehr als einem Dezennium tot und doch ist die Erinnerung an ihn uns so nahe und in uns so lebendig I Er war bis zuletzt von einer seltenen Frische und Lebenskraft. Seine Tätigkeit als Erfinder des Starrschiffes begann erst, nachdem er aus dem militärischen Dienst ausgeschieden war und fast das sechzigste Jahr erreicht hatte, und noch heute wirkt die Schwungkraft seiner ungewöhn lichen Persönlichkeit nach und — bis heute hat sich sein System unverändert erhalten. In allerneuester Zeit ist freilich England aus den Plan getreten und hat zwei neue große Luftschiffe, ^R. 100" und ,R. 101", vom Stapel gelassen, dre noch in diesem Jahr ihre ersten Versuchsfahrten machen sollen. Eines davon wird auf der Werft von Vickers, das andere — von der britischen Regierung in Auftrag ge gebene — in staatlichen Werkstätten erbaut. Umfangreiche, planmäßige Vorversuche waren unternommen worden, ehe man an die Kon struktion ging. Das Ziel der Engländer ist, einen umfangreichen Luftverkehr in ihrem Weltreich zu schaffen, so Luftschifflinien vom Mutterland nach Kanada, Westindien, Kap stadt, Indien, Neuseeland, einzurichtcn, um die Reisezeit nach den fernen Kolonien abzukiirzen und die Verbindung mit ihnen enger zu ge stalten. Die beiden neuen Schisse sind nur als Versuchsschisse gedacht. Denn der Typ muß festgelegt und die Leistungsfähigkeit bekannt sein, ehe man an die Aufstellung von Fahr plänen zu schreiten vermag. Aber auch in Deutschland gelangt, wie be kannt, ein neues Zeppelin-Lustschiff zur Fertig stellung. Äußerlich wird cs sich von seinem uns allen bekannten Vorgänger, demAmerika- luftschtss, das jetzt „Los Angeles" heißt, nicht unterscheiden. Es ist wohl größer, hat aber, wie dieses, fünf Motorgondcln und eine ziem lich kleine Passagiergondel, die ganz vorne untergebracht ist. Es ist mehr für den Fracht als für den Passagierdienst bestimmt. Als hauptsächlichste Neuerung ist der gasförmige Brennstoff zu verzeichnen, ei» von dem In genieur Blau in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erfundenes Olgas, da- Lrst nach Nückkeyr von cler ersten Dauerfahrt galt die bis dahin »»gezweifelte Brauchbarkeit der Zeppelin-Lustschissr als erwiesen. Itunt zu verfügen, da es nur in den dortigen Gasquellen in einigermaßen erheblichen Meu- gen vorkommt. Für militärische Zwecke ist daS Helium so gut wie unersetzlich, für den Han delsverkehr stellt es sich viel zu teuer. Während der Luftverkehr mit Flugzeugen bisher noch nirgends wirtschaftlich betrieben Werden konnte und die Flugzeuglinlcn in alle» Ländern nur durch Staatsuntcrstützung mög lich sind, besteht die begründete Aus sicht, einen Flugdienst mit Luft»! schissen einzurichtcn, der sich selbst zu erholter« vermag. Je grüßet die Luftschiffe aber sind, desto höhere Kosten erfordern sie. Sic dürften daher nicht der TYP sein, der für diesen Zweck als der brauchbarste anzusehen ist. Ich sehe jedenfalls dies alS stärkstes Bedenken an, das gegen den Bau von Riesenlustschiffen vorgebracht werden »nutz. Für Deutschland ist der Wettbewerb mit den« Ausland außerordentlich schwierig, weil in England und Amerika wesentlich größere Mittel sür diese Zwecke znr Verfügung stehen. Und mit der Zeit verliert der Schatz an Erfahrungen, der in Deutschland gesammelt wurde, auch wesentlich an Wert. Der Übergang zu immer größeren Schiffen dürste aber kaum das entscheidende Moinent bedeuten. Maßgeblich ist allein die Erhöhung der Leistungsfähigkeit. So «nutz in erster Linie die Transportsäh igkei 1 erhöht i die L a n d u n g s sä h i g k e i t Verb.'' werden. Beim Flugzeug hat sich die En;.^ auf den Acroplau beschränkt. Sie ha« innerhalb eines engen Gedankenkreises fest... fahren und droht, in einer Sackgasse zu ver sanden. Es bleibt abzuwarten, ob die Ent wicklung der Luftschiffe einen ähnlichen Ver« laus nehmen wird oder ob neue brauch bare Ideen zum Durchbruch gelangen. Nur auf Diesem Wege kann Deutschland seinen füh renden Platz behalten oder, besser gesagt, wie der erringen. Dazu bedars es aber der Mit arbeit der ganzen Nation und — wenigstens für den Anfang — mich der finanziellen Unterstützung des Staates, die daS Flugzeug iu so reichem Maße gefunden hat. vei Lnglancis neuen Niesenluftschifsen ist die Pnssagicrgondcl fast völlig in daS Innere dcS Luft schiffes verlegt. Linie darauf zurückzuführen, daß neugebaute Luftschiffe un- gcübtcn Führern anvertraut werde» mußte». Mit der Größe der Luftschiffe wachsen aber auch die Anforderungen, die an de» Führer gestellt werde». Da die empfindlichen Gerippe der Schiffe mit dein Boden nicht in Berührung kommet dürfen, hat man neuerdings auf den Landungsplätzen hohe Masten angebracht, an denen sie verankert werden. Diese Neuerung hat sich als sehr vorteilhaft bewährt. Freilich gehört eine erhebliche Geschicklichkeit dazu, um mit diesen Masten nicht zu kollidieren. Man erinnert sich, daß durch einen Vorfall dieser Art jüngst Nobiles Schiff in Kangsbay eine nicht unerhebliche Beschädigung erlitt. In England plant man, an zahlreichen Stellen solche Landnngsmasten zu errichten. Von solche» und ähnlichen Kleinigkeiten abgesehen, Hal sich aber das Luftschiff bisher ausschließlich in den bereits von Zeppelin gewiesenen Bahnen weitercntwickclt. Daß in Deutschland keine weiteren Fortschritte erzielt wurden, ist Wohl auch auf das Friedensdiktat zurückzuführcn, das lange Zeit hindurch den Bau von Luftschiffen nicht gestattete. Aber auch iu den übrige» Ländern beschränkte man sich bisher fast auß- schlicßUch darauf, die deutschen Konstruktionen nachzuahmcn. Erst jetzt scheint eine neue Epoche der Entwicklnng einzusetzen, deren Verlauf vorerst noch nicht abzusehen ist. Es dars wohl angenommen werden, daß Zeppelins Lebcns- gang allen Zeitgenossen, wenigstens in große» Umrissen, be kannt ist. Ziemlich unbekannt scheint mir aber eine Tatsache, die des Interesses nicht entbehrt. Als es sich während des Krieges erwies, vaß seine empfindlichen Lustschisse den An forderungen der Kriegführung nicht hinreichend gewachsen waren, schus er die ersten großen Bombenslugzengc, die in der Gothaer Waggonfabrik hcrgestellt wurden. Die Militär behörden standen seinen Versuchen vorerst ablehnend gegen über. Als sich dann aber die Brauchbarkeit dieser Konstruktion ergab, übernahmen sic den Bau in eigener Regie. Auch in Amerika mach« sich ebenso wie in England das Bedürfnis nach einem Kolonial-Lustschissvcrkchr bemerkbar und man plant daher dort gleichfalls dcn Ban zweier Schisse. Es entspricht dem Rekordbedürfuis der Amerikaner, daß diese natürlich noch größer sein müssen als die englischen. Amerika hat, wie nebenbei bemerkt sei, dcn anßcrordcntlich großen Vorteil, über das unverbrennbarc Lustschissgas He- Vie „cleutfche Luftschlange". Schcrzbild auö einer amerikanischen Zeitschrift nach Eintreffen des „L. Z. 126" in Ncwyork.