Volltext Seite (XML)
-t kl- s // h" Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zu« Frankenberger Tageblatt , -> u > >.2». IM Ms Staads Glocken, Elisabeth v. Aster. Nur Gottes Sttavlen flammen Aus funkelndem Sternenzelt. Grüß ich di« stille Stunde, Um die meine Seele rhmt Im bunten Wechsel der Tages, Im Losten, im Jagen nach Schein; Nun naht sie — zu köstlichem Fried-n Schlummert die Unrast ein ... Und droben schlafen die Wälder er leicht HiderlWU Hnaen. Die Frau Kegarin zu redey, erst mühsam und stockend, der Umgebung ungewohnt, bald aber lauter und freier. Sie erzählte, wie ihr Vann in jungen Jahren dahiuftard, wie sie mit einer zahlreichen Kinderschar allein zurückblieb, durch lange Krank heit de? Mannes m Schulden geraten und aller Mittel bar, wie sie aber ihren Glaubev, kot Gottvertraucn nicht aufgegebeo habe und wie ihr nur dadurch Kraft geworden sei, alle ihre Kinder großju- ziehen. Jetzt seien sie alle versorgt, alle tüchtige Menschen, die die alt« Mutter nun mit tzMer und dankbarer Liebe umgäben. Und dann schloß sie mit erhobener Stimme: „Das hat mir mein Glaub« eingebracht." Zu dem Redner gewandt aber jagte sie: „Was bringt Ihnen Ihr Unglaube ein?" Jener suchte der unbequemen Frage auszuweichen. Aber die ave Frau ließ nicht locker, zu fragen: „Was bringt Ihnen Ihr Unglaube ein?" Der Redner wußte keine Antwort. Der Sieger des Abends war darum nicht er, sondern die Frau, die ein hartes Dasein gemeistert hatte in Kraft eines unerschütterlichen, tapferen Glaubens- Wern Aäge in gttqh»et« Baha» dahiugeheo, wenn der Beruf gesichert ist, Mann und Frau Md Minder gesund sind, die Sorgen sich in Grenzen halten, Hin und wieder Freuden kommen, dann meint wohl so mancher, des Glaubens entraten zu können. Anders, wenn der Weg plötzlich uneben, steinig und steil wird, wenn wir es erfahren müssen, daß das Leben Kampf ist, harter, ernster Kampf. Wie sollten wir diesen Kanrpf recht bestehen könne- ohne der Kraft des Glaubens? Und wenn einmal der letzte Kampf kommt, wenn der Allbezwiuger Tod herannaht — wie sollen wir dann getrost, ja fröhlich und selig sterben können, wenn nicht dann unser Glaub« seinen größten Steg feiert und uns gewiß macht, daß alle Lchuld, die wir im Lebey auf »As gxladau und die häs Sterben so schwer machen kann, uns aus Etta-en vergeben wird, und haß nicht Tod und Grab das Letzte sind, sondern, daß wir ewig leben sollen i» Gottes Reich? Herr, stärke uns den Glauben! Somtag, des 8. Ml !^...t.^L.'U " SonnLagsbeLrachtung Es war in einer großen Versammlung vor einer Reihe von Jahren. Ein Redner hatte in einem ausführlichen Bortrag die Ueberlebtheit des Christenglaubens darzutuN versucht, Die Zeit war darüber vor geschritten. Der Versammlungsleiter fordikl« darum auf, wer noch etwas zu dem Vortrag zu bemerken habe, solle dies in möglichster Kürze tun. Es meldete sich aber nur eme alkk, weißhaarige Frau zu Worte und schritt vor zum Rednerpult. Der Redner des Abends triumphierte schon. Etwaige Kritik des alten Mütterchens an seinem Vortrag würde Dache Bajazzo Roman von I. Schneider-FoerM Urheberrechtsschutz durch Verlag von Oskar Meister in Werdau. S Nachdruck verboten Mn Klingelzeichen Merke durch das Haus. Wie wohl das Dunkel tat, das sich jetzt über seine Sinne senkte. Er hielt die Augen geschlossen und ließ die Musik über sich hin fluten. „Schaut her — ich btn'sl" sagte eine Stimme von der Bühne herüber. Er biß die Zähne ineinander und tupfte mit seinem Taschentuche über die feuchte Stirne. Eine Hand schob sich kosend zwischen seine Linke. Es war die Marias. Aber er drückte sie nicht. „Heut schöpfet der Dichter kühn Aus dem wirklichen Leben Schaurige Wahrheit" klang es mit Ueberzeugung von unten herauf. Er zwang sich, die Lider zu öffnen, und ließ sie nach Minutenlange wieder sinken. Mißtönende Trompetenklänge, Lärm von Trommeln, Schreien und Lachen, tönte zu ihm empor. Gequält legte er den Kopf gegen die Säule zu seiner Rechten. Fliehen dürfen, jetzt — fliehen, gleichviel wohin, und wäre es nach den Ufern des Jenseits. Eine wundervolle Sopranstimme schwang sich in diesem Augenblicke an sein Ohr und riß alle Tore seines Herzens auf. „Ich senk die Blicke zur Erde voller Angst, Daß er mein böses Gewissen sähe. Gott, wenn er mich durchschaute! Jähzornig, wie er ist, Geschähe wohl ein Unglück." Weit über die Brüstung gebogen, starrte Joachim nach Isabella Jeska, die als Bajazzos Weib unten auf der Bühne stand. Ueber die Mauer schwang sich Silvio, ihr heimlich Geliebter. Joachims Augen verschwommen. Der jetzt dort unten die Arme um die schöne Frau legte, war sein Vater. Ein Ton entschlüpfte seinen Zähnen, daß Maria erschrocken die Hand auf seinen Mund legte. «Joachims Wie Silvios Lippen sich in die der Jeska gruben. Er sah die weiße Bank im Wintergarten zu Hause und die Diva eng an den Bater gepreßt, wie ihr Mund sich ihm bot in demütiger Unterwürfigkeit und Hingabe. Jedes Wort kehrte in sein Erinnern zuruck. In dunkler verzehrender Scham brannten ihm Stirne und Wangen. Seine Finger krallten sich um den roten Sammet der Brüstung und hingen sich daran fest. „Lieber, was ist dir?" hörte er Maria flüstern. Er gab keine Antwort. Schweigen mußte er decken über seine und seines Erzeugers Schmach, daß die Menschen ihnen nicht ins Gesicht spien. „Bist nur Bajazzo! Bist ein Hanswurst nur! Lach doch! Schneid tolle Grimassen! Höll dich in Tand und schminke dein Antlitz." kam's von der Bühne herauf in Schmerz und Verzweiflung. < Dann ein leises, erschütterndes Weinen. ! Brände von tausend und wieder tausend Kerzen als der ! Vorhang fiel und ein rasendes Beifallklatschen der Menge. Joachim taumelte von seinem Stuhle aut. „Bist du nicht wohl, mein Bub?" „Doch, Mutter." Er neigte sich über di« we he Hand, welche sein Gesicht emporhob. Eben sah er den Vater die Loge verlassen. Ob er zur Jeska in die Garderobe ging? — Er muhte es wissen. Ehe Maria es noch beachtete, hatte er schon die Türe hinter sich zugedrückt. Im Seitengange stieß er mit Erzherzog Chri stoph zusammen, der ihn unter dem Arm faßte und mit sich fortzog. „Sie hat wieder fabelhaft gespielt! — Richt? — So ost ich sie in Bajazzo sehe, läuft mir ein Grauen über den Rücken. —" ! „Ich habe es heute zum ersten Male verspürt!" sagte Joachim ernst. „Aus dem wirklichen Leben schaurige Wahr heit." Der Erzherzog suchte nichts hinter diesen Worten und strebte eilig den Earderoberäumen der Künstlerin zu. „KqnuvegMe eins, Svruna mit herein, lieber BAM, ja? —