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FrankcnbciM Tageblatt 87. zchksang Sonnabend den 1«. Zuni lM nachmittags M der hat der GeneraldireMon der chinesischen Post in Peking Weisung erteilt, nach Nanking überzusiede'n. Wie verlautet, ist auch das hiesige Ministerium des Auswärtigen im Begriff, seine Pforten zu schließen. Auch die Verwaltung der Salzsteuer dürfte, wie es heißt, nach Nanking übersiedeln. in Berlin und leitet damit eine neue Phase deutsch-chinesischen Beziehungen ein. Wie weiter aus Peking gemeldet wird, der Verkehrs Minister der Zlankingrsgiecung volksparteilicher Kreise ist die Neichstagsfraktivn der Deutschen Volkspartei in ihrer gestrigen Sitzung nicht „u.mgefaktes, sondern hat rhre Forderungen rind ihre Auffassung wahren können. Don den anderen Parteien wird die Auffassung vertreten, daß die Volkspartei nunmehr ihre Forderungen in einer Form gestellt habe, die der gegebenen parlamentarischen Lage km Reich und in Preußen entspricht. Es wird erwartet, daß die Vorstände der an der preußischen Re gierung beteiligten Fraktionen die Beteiligung der Deutschen' Dolkspartei an der preußischen Negierung „zu gegebener Zeit" zusagen werden. Ein Beschluß diese» Art wird jedoch nicht vor Montag oder Dienstag erwartet. Di« endgültige Entscheidung über die Neu bildung der Reichsregierung dürft« somit sp8test«ns Mittwoch ab«nd erfolgen. Schwierigkeiten dürften nur entstehen, falls die Deutsche Volksparter auch weiterhin einen festen Termin für die Aufnahme in die preußische Ne gierung verlangen sollte. Jedoch wird auch hier die Annahme einer Kompromißformek vorausge- sehen, die umso sicherer sein sokk, falls die Volks partei mit ihren Forderungen durchdringt. Eine Regierungsbildung auf dieser Grundlage würde den Anschluß der Deutschen Dolkspartei au die künftige Reichsregierung in gewissem Maße sicher- stellen. Ob außer der Vokkspartei noch weitere Parteien zur Regierungsbildung hrnzugezogen werden sollen, ist immer noch nicht ganz sicher. Es wird angenommen, daß Dr. Stresemann feinen Urlaub am Dienstag oder Mittwoch nächster Woche antreten wird. Kni-w-npr-t»! i Millimeter HiH« rttispaliig (--- breit) Pfennig, im ttiedartioniitetl l— iS nun breit) 20 Pfennig. Meine Unteigen.and-bei MP^Se zu bejahte». Jllr Rachwell nnd Vermittlung 25 Pfennig Sondergebkhr. — Mir schwierige Saharten, bei Anliin- digungen mehrerer Auftraggeber in einer Anzeige und bei Pluhvorfchriftc» «uffchlug. Bel größeren tilufirügen und im Wlederhalungbnbdrnck Lr. >n!itzi«>ng nach feststehender Staffel. cs« razM-N m da» M «E-Mihm, der »es MüMritzts md »t, KIMrotr w Mmleiiderg md der ««meinde Medttwiesa behNdlltzrMI beMÄe MM MjM«dM MS «erldg: S.».R»ß»«s lM GMWwsMl v zrastlesderi, 8skMtw»ttID für Re «sdÄtl»»: Ml Ärgert I» NEMees Amnestiesrazen im Reichstag (Von unserem parlamentarischen Mitarbeiter.) Berlin, 15. Juni. Ter Reichstag sah heute den ersten Arbeits tag. Er war bis auf den letzten Platz besetzt und zeigte die lebhafte Unruhe, die bei den zahl reichen neuen Abgeordneten, die sich erst ein finden müssen, begreiflich ist. Auf der Tages ordnung standen die Amnestieanträge der Deutsch- nationalen, der Kommunisten und der National sozialisten, sowie einige andere Anträge von ge ringerer Bedeutung. Gesten» hatte inan be schlossen, von den beantragten Fraktionen Er klärungen entgegenzunehmen. Die Erklärungen wurden heute abgegeben, wobei es zu lebhaften Auseinandersetzungen kain. denn die Ansichten über die Amnestie politischer Verbrecher, hier insbeson dere solcher Abgeordneter, die mit dem Staats anwalt in Konflikt gekommen sind, sind, wie sich zeigte, grundverschieden. Die Deutschnatio- naken fordern aber im Grunde genau das Gleiche wie die Kommunisten, und sie fanden sich denn M Haltung der Deutschen Vollsyartei Berkin, 16. 6. (Fimkspruch.) Die an der Neubildung der Regierung beteiligten Partei führer sind am Sonnabend vormittag, wie vor gesehen, zu der interfraktionellen Besprechung zu- smmnengetreten. Außer Sozialdemokraten, Zen trum, Bayerische Vokkspartei und Demokraton nehmen auch die Führer der Deutschen Bolks- partei daran teil. Wie verlautet, wird rn den Besprechungen versucht werden, die sachliche Grundlage für die Zusammenarbeit in der große» Koalition sicherzustellen/' Die Verhandlungen dürften sich hierbei in der Hauptsache um die Forderungen der Deutschen Dolkspartei drehen, soweit diese wirtschaftlicher Natur sind. Es wird nicht an genommen, daß eine Lösung noch heute erzielt wird. Gleichwohl glaubt man, daß die sachlichen Schwierigkeiten der Regierungsbildung in der Hauptsache überwunden sind, Das Ergebnis der gestrigen internen Bera tungen der Deutschen Volkspartei, die umer dem Einfluß Stresemanns ständen, wird allgemein dahin gedenk^, daß die Volkspartei ihre Bedenken gegen die Beteiligung an der Reichsregierung zurückgestellt hat, nachdem es ge lungen ist, die anderen an der Regierung be teiligten Parteien dazu zu bewegen, die Berech tigung' der volksparteilichen Forderungen auf Beteiligung an der preußischen Regierung wenig stens grundsätzlich anzuerkennen. Nach Auffassung Ein sranMscher Sozialist zar Abrlistmigsfras!! Kritik der militärisch«» Politik Painlcväs. Das Äsntslkr-WeM lu die Lust geflogen London, 15. 6. Aus Tientsin wird gemeldet, daß das in der Nähe der Eisenbahnstation ge legene Arsenal in die Luft geflogen ist. En« Erplosion soll jedoch leicht gewesen sein, da das Arsenal so gut wie leer war. Auch die übrigen englischen und japanische» Meldungen über die Greuel der gestrigen Nacht in der Eingeborenenstadt voir Tientsin scheinen sich als stark übertrieben herartszustellen. „Daily Mail" kommentiert diese Tendcnznarhrichtsn in einem Leitartikel, in dem sie fordert, daß di« von Chamberlain angeschlagene Versohnungs- ! Kampfboden und Kampfmittel verwendet werden > könne. Cyromski beschäftigt sich dann mit der . Frage der Anwesenheit von Sonnlisten in Völ kerbundsdelegationen und schreibt, solange diese Delegationen Regierungscharakter hätten und die Sozialisten nicht auf Grund einer Beauftragung durch ihre Partei nach Genf entsandt werden, könne ihre Anwesenheit in den Delegationen nur gebilligt werden, wenn die Regierungspolitik nicht der Auffassung der Internationalen entgegenstehe. Diese Bedingung und diese Garantie bestehe bei der gegenwärtigen Lage in Frankreich nicht und besonders nicht in der Frage der Minstung. Die militaristische Politik Painleoes stehe unleugbar den Grundsätzen der Sozialisten entgegen, da sie den neuen Typ einer Armee schaffe, die um einen starken Kern von Berufssoldaten die Massen der ausgebildeten Reservisten gruppiere. Aus diesen Gründen verlangt Cyromski von dem National rat der Partei ein Verbot für Boncourt, weiter in der französischen Völkerbundsdelegation zu ver bleiben. stimmung aller Parteien verdient. Nach Erledi gung dieses ersten Arbeitspensum weiß der Reichs- tag eigentlich nicht recht, was er tun soll. Er kann noch nicht eine geregelte Arbeit vorneWen, ehe nicht die Regierungserklärung vor- ljegt. Die Negierung ist aber noch nickst ge- bikdei. Die Fraktionen btraten deshalb weiter, ohne daß eine Klärung in der Regiernngsfrags zu bemerken ist. Man hörte heute im Reichstag wieder verschiedene Kombinationen, glaubt aber doch, daß es zwischen. Sozialdemokraten und Vokkspartei schließlich ooch zu einer Verständigung kommen wird. Jedenfalls ist es notwendig, daß Per Reichstag vorläufig beisammen bleibt, um die Fraktronssitzungen zu ermöglichen und da- durch die Regierungsbildung zu fördern. Portugal vor einer neuen Revolution? London, 16. 6. TU. (Funkspruch.) Nach Meldungen an» Lissabon steht Portugal erneut vor dem Ausbruch einer Revolution. Das Ka» bknett hat sich am Freitag in einer außerordent lichen Sitzung, an der auch der Chef der repu blikanischen Nationalgarde, sowie der Zivilgou verneur von Lissabon teilnahmen, mit den Ab- wehrmaßaahmen beschäftigt. Der ehemalige Mi nister da Salva wurde verhaftet. Tin Engländer, der ebenfall« verhaftet wurde, ist gegen Stel lung einer Kaution wieder freigelassen worden. Die RauliussluM iu Berlin geM Chinas Regierung von Peking nach Nanking verlegt Berlin, 15. 6. Der chinesische Geschäftsträger in Berlin, Dr. Chiang Chao-yüeh, ist von der Nationalregierung in Nanking telegraphisch an gewiesen worden, aus dem Gebäude der Gesandt schaft die Nationalflagge, eine rote Fahne nnt blauer Gösch und in der Mitte eine weiße Kugel, umgeben von weißen Sternen, zu hissen. Mit diesem Schritt ergreift die Narionalregierung offiziell Besitz von der deutschen Gesandtschaft Die sregieeuRgSviwunsS Schwierigkeiten «verwunden? Interfraktionelle Besprechungen «MM Tagesspiegel Di« Reichsfraktion der Deutschen Mvlkspartei erklärte sich zu einer Fortsetzung programmatischen Verhandlungen über dis Regierungsbildung bereit. Darauf beraumte Ab- Aoordneter Müller-Franken für heute vormittag Li Uhr eine neue interfraktionelle -Besprechung Hn. Ueber die Preußenfrage werden die Frak tionen der preußischen Negierung m»t der Frak tion der Deutschen Volksparter im Landtag ver- shandekn. Der Reichstag hat sich gestern auf unbe- pinnnte Zeit vertagt. Auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung steht dis Entgegennahme einer Erklärung der Reichsregicrung. DieNelchstagsfraktion der Deutsch- Rationalen hat eine Interpellation zum Ab bruch der Weichselbrücke bei Münsterwalde ein gebracht. Di« demokratische Reichstagsfrak tion hat den Abg. Koch-Weser zum Vorsitzenden wiedergewählt. In der südwestfükischen Metallin dustrie wird mit einer Gesanrtaussperrung gerechnet Der „Temps" schreibt in seiner gehässigen Weise, daß auch eine große Koalition in Preußen die Alliierten nicht veranlassen würde Zugeständnisse ohne auf sozialer ' Grundlage stehende Gegenleistungen zu machen. Die französische Kammer hat die Man date Rosses und Nicklins bestätigt. Im Moskauer Schachtyprozeß wer- den immer neue haltlose Beschuldigungen gegen deutsche Firmen erhoben. Der rumänische AußenministerTitu- lescu hob gegenüber Pressevertretern die Soli darität der Staaten der Kleinen Entente hervvr. Im polnischen Sejm wurde der Staats- Kaushalt mit 219 gegen 53 Stimme» an- genommen. Amundsen hat die Leitung einer Hilfs- «rpedition für Nobile übernommen. Auf der Berliner chinesischen Gesandt schaft wurde die südchinesische Flagge gehißt. Polen md dar Rheinland Gegen Zaleskis Anmaßungen London, 16. 6. (Fimkspruch.) Dia liberal« „Nation" befaßt sich mit der polnische Außenminister Zaleski Wvf einem Bankett in Paris gehalten hat. Die Mtschrift weist auf die Erklärung Zaleskis hi», < Lv» LageSlatt „sch-iot an jrdcm Wer!lag: ba mhnlux. In den «»»«abeittllen der Stadt s.oo Mk., tn deu«ur«ade- steINn delLaaddeprt-d Ä.W M«., d<i gutta«»»« im Stadtgedict «.15 Mi., det Zittragung im Landgebiet 2.20 Mk. egachtnlarien55PI«., itinzelnummcr 10P!g., Sonnabeudnummer20Psg. Popftd-UiNont«: Leipzig s»roi. «»m,i>»d»«trol>»>,t«: Frankenberg. Fernkveech-r 51. Tageblatt Frankenbergsachsen. auch bei der Abstimmung zusammen. Mit wenigen Einschränkungen sind die Amnestieanträge ange nommen. Die weitergehenden Forderungen wer den wohl noch späteren Vorstößen der Parteien vorbehalten bleiben. Wichtig ist der Antrag des Zentrums wegen Behebung oer Notlage in den - . ,, , — -- Grenzgebieten, der denn auch im Reichstage große dem Druck des MMüstiyyaven Sozialismus als. Beachtung gefunden hat und eigentlich die Zu- grsnkeich sichert Polen ein gsilocarno zu Parrs, 15. 6. Pariser polnische dipkvnrü- Uche Kreise bestätigen nunmehr, daß Zaleski in s«nen Unterredungen, die er mit Poincare und Briand Haft«, die Anschauung vertrat, daß die Besetzung der Rheinlande eine allgemeine Ga- Mnti« des territorialen Status quo in Europa BiS>e und zwar nicht nur für den Westen, son- dern auch für den Osten Europas. Die polnische Negierung sei aus diesem Grunde an der Rhein- Kmdräunmng in gleicher Weise interessiert, wie Frankreich und Belgien. Nach der Auffassung der polnischen Negierung durste einer Räumung des Rheinlands; nur dann werden, wenn Deutschland einer Vierung der deutsch-polnischen Grenze in gleich Leserlicher Weise zustimme, wie dies durch den „Die Kampftage von Bozen md der Wede von Meran" D«r faschistische Kommissar beschwert sich Bozen, 16. 6. (Funkspruch.) Der faschistisch« Kommissar für Südtirol, Giarratana, hielt vor Faschisten aus Meran eine Reds, in der er ihnen den Vorwurf machte, bei der Jtakisnisierung der Stadt zu schwächlich vorzugehen. Er führte als Beispiele einige Fälle an, die nicht geduldet weroen dürsten. So habe der Tennisklub von Meran seine Rundschreiben ausschließlich in deutscher Sprach« verfaßt. Ferner lasse man sich in Meran mit Vorliebe Musiker aus Innsbruck kommen. Bei der Veranstaltung von Sport- kämpfen lade man Radfahrer und Motorrad fahrer von jenseits der Grenze ein. Giarratana erklärte, daß ihm die Kampftage in Bozen be deutend sympathischer sei als der Friede von Meran. Die Zell sei gekommen, auch in Meran di« Jtallenisierung stärker vorwärts zu treiben. daß das Rheinland nicht ohne die polnische Zu stimmung geräumt werden könne und Polen eben so wie Frankreich seine Zustimmung zur Räu mung in der einen oder anderen Form von weitere» Garantien für die Sicherheit abhängig machen werde. Diese Erklärung, sagt die „Nation", beseitige jeden Zweifel, daß die von Zaleski angsstrebts Politik diejenige der französischen Regierung sei. Dadurch ergebe sich eine schr svnste Lage. Die franHösrsch-pdinische Theorie sei die, daß Groß britannien, Frankreich und Belgien das Rhein land als Mandatarmächte aller alliierten und assoziierten Mächte besetzt hielte», ohne deren Zustimmung sie ihre Truppen nicht znrückziehen könnten. Mit anderen Worten, Grvßbritan- nken sei nach Zaleskis Ansicht verpflichtet, so lange in Wiesbaden zu bleiben, als Polen die Besetzung inr Interesse seiner Sicherheit für not- wendig halte. Diese Theorie werde von der britischen Negierung schwerlich angenommen wer den und es erscheine wünschenswert, daß die Haltung der englischen Regierung sofort bekannt- gegeben werde. Die Angelegenheit sei der Be achtung des Unterhauses wert. (Locarno-Vertrag für die Grenzen zwischen Deutschland einerseits nnd Frankreich und Belgien Andererseits geschehen sei. Wie hierzu behauptet wird, hat Zaleski für seine Auffassung die Zu- stimmung Briands und Poimares erhallen. Wie Meester verfichert wird, hat der polnische Außen minister in Brüssel die gleiche Anschauung erfokg- Oeich vertreten. D-iffe Meldung bestätigt, daß zwischen Polen und Frankreich Verhandlungen in der Rhein kand- Hrage stattgefunden haben, die der Verhinderung öftrer Rheinlandräumung vor Abschluß eines Ost- ßocarno gasten. Man wird allerdings wohl ab- Unarten müssen, ob Frankreich nun auch die bei her Unterhaltung Zaleskis gegebenen Zusicherun- Um Sinhalten wird. An sich besteht keine Ursache, dkHer Absicht der französischen Negierung zu pveif«kn. Paris, 16. 6. (Funkspruch.) Der dem linken Flügel der französischen sozialistischen Partei an gehörige Jean Cyromski, beschäftigt sich aus An laß des bevorstehenden Zusammentritts des Na tionalrates der Partei mit, der Frage der Ab- rüftung. Er schreibt hierzu im „Populaire" u. a.: Bor den: Weltkriege hatten die Internationalen die Parole ausgegeben, allgemeine und gleich zeitige Abrüstung. Man muß sie wieder auf- greifcn und mit jener Auffassung einseitiger Ent waffnung aufräumen, die dem Besiegten aufer- kegt wurde. Mit der durch die falsche Auffassung derber Abrüstung vorausgehenden Sicherheit ge- schaffenen Zweideutigkeit muß gebrochen werden, da sie jede positive Verwirklichung der Abrüstung verzögert. Die Sicherheit ergibt sich aus dem Schiedsspruch und der kontrollierten Abrüstung. Cyromski fordert dann Schritte der Internatio nalen in den, Sinne, einen Plan für die all- gsmeme Abrüstung aufzustellen, der kn mehreren Abständen mit Beschleunigung verwirklicht wer- den könnte. Der Völkerbund interessiere die so zialistische Aktion nur insofern, als er unter