Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 22.06.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192806224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280622
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280622
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-06
- Tag 1928-06-22
-
Monat
1928-06
-
Jahr
1928
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
mall» aa sei»« WShler 21. 6. D«r elsässische Abgeordnete Dr. Rlckttn, dessen Freilassung die Kvlmarer An- Aagekammer verweigert hat, erläßt im „Kal marer Kurier" eine» Aufruf an seine Lvähler, in dem es n. a. heitzt: „Ihr und ich, wir sind wieder um eine Erfahrung und eine Enttäuschung reicher geworden. Mein an die Anklagekammer des Kolmarer Appellation-Hofes gerichietss Ge such um vorläufige Infreiheitsetzung ist gegen Eure und des ganzen Landes Erwartung abge schlagen worden. Dieses Urteil ist ebenso sehr gegen Euch, meine treuen Wähler, gerichtet, als gegen mich. Ihr werdet den Euch dadurch an getanen Schimpf nicht vergessen. Laszt Euch aber nie zu unbedachten Handlungen Hinreisen." Politische Nachrichten Kegen den Landeslehrplan. Im Sächsischen Landtag ist von der sozialdemokratischen Frak tion der Antrag eingebracht worden, die Re gierung zu ersuchen, ihren Landcslehrplan zurück zuziehen und einen neuen auszuarbeiten, der den Forderungen der Arbeitsschulpädagogik und den sozialen Verhältnissen der sächsischen Bevölkerung entspricht. Die Bayerische Volkspartei gegen den 11. August als Nationalfeiertag. Die Reichstags- korrcspondent der Bayerischen Dolkspartei wendet sich gegen die in einigen Zeitungen aufgetauchte Nachricht, nach der die Partei den 11. August als Nationalfeiertag zugestimmt haben soll. Sie stellt fest, daß die Bayerische Dolkspartei sich nicht hat entschließen können, ihre Zustimmung zur Erhebung des 11. August zum Nationalfeier tag zu geben. Neue Blüten des polnischen Chauvinismus. In Hohenbirken wurde ein Deutscher auf Veranlassung des Gemeindevorstehers aus der dortigen Feuer wehr, der er jahrelang angehört und der er der einzige ausgebildete Krankenpfleger war, aus geschlossen, weil er seine Kinder zur Minder heitenschule angemeldet hat. Außerdem wurde dem Großvater derselben Kinder, vom Schul leiter mit Entziehung der Pension, Ungültig machung eines mit der Kirchengemeinde bestehen den Pachtvertrages und sonstigen wirtschaftlichen Schikanen gedroht, wenn er nicht verhindere, daß seine Enkelkinder die deutsche Schule besuchen. Peking wird umbenannt. Die Nanlingregierung hat beschlossen, Nanking als Hauptstadt beizubc- behalten. Peking wird einfacher Provinzhaupt- vrt. Sein Name wird in Peping, d. y. „Stadt des Friedens" abgeändert werden. Aas Heimat and Vaterland Frankenberg, 22. Juni 1928. Lage der Rosen „Noch ist die blühende, goldene Zeit; noch find die Tage der Rosen!" singt der Dichter und fordert uns damit auf, uns der LebenSsteude hinzugeben. Was könnte uns dazu auch mehr anregen als die Tage der Rosen! Der Juni, der Rosenmond, lockt uns unwiderstehlich hinaus in die Natur, um uns an ihrer vollen Pracht zu erfreuen. Der Frühling hat wohl seine Stufen, und ein« ganze Schar von Blumen verkündet jeden weiteren Schritt. Wenn das Schneeglöckchen ihn leise uns erst einläutet, daS Veilchen den ersten Anbruch kund tut, Primel und Maiblume die immer steigende Köstlichkeit versinnbild lichen, so hat sich die volle Frühlingsherrlichkeit doch erst entfaltet, wenn die Königin der Blumen glüht. Unsere Zeit ist fast zu ernst, als dass wir von Tagen der Rosen sprechen könnten. Aber die duftige Blume ist und bleibt nicht nur das Sinnbild der Liebe und der Anmut, sondern auch der Lebensfreude, wie sie da durch di« Jahrhunderte hindurch gewesen ist, so daß wir d«r Losung de- Dichter- folgen dürfen: Noch sind di« Tag- der Rostul Aber wie dir Lieb« und der Nachtigallenaesaug und der Frühling selbst mit all seinen Wonnen, so hat auch die Rose nicht minder wohl auch einen leistu, schwer mütigen Ton für tiefere Gemüter, weil unser Herz zu klein ist, uni das alles zu begreifen und voll in sich zu fasten, und weil das Köstlichste als doch Vergängliches, an dem wir mit unserem Lebensgenuß nur vorüber- streifen, bloß ein schöner Traum für uns ist. Es kommt uns aus dem Frühling und den Tagen der Rosen auch die aus allem Irdisch-Schönen daS Herz durchzitternde Erkenntnis, daß unser Irdisches Leben eine Dissonanz ist, die sich nicht lösen will und kann. Die Königin der Blumen ist ein vielbesungenes Sion- bild und sie verbirgt etwas Geheimnisvolles in sich, so daß der Dichter Siecht hat, wenn er mit Bewunderung ausruft: „So süßer Dust, so Helle Flamme kann nicht für irdisch gelten, du prangst am stolzen Rosenstamme verpflanzt aus andern Welten!" * Eommerhoffnungsn Im Rosenmonat nimmt kalendervoischrifts- mäßig der Sommer fernen Nrrfang. Mit dem Wort verbindet sich unwillkürlich alles das, was man im Winter entbehren mußte, in reichster Er- füllungsmögiichkeit. Sommer ist jauchzendes Leben, ist Höhepunkt eines rätselvollen Geschehsns, dessen letzte Ursachen dem forschenden Auge ent zogen bleiben, dessen Anblick aber dazu zwingt, ein vernunftgemäßes Walten von Kräften als ein Erlebnis 'zu spüren, das mehr ist als es aller materielle Erfolg je zu sein vermag. Der Sommer als straffste und gestrafsteste Lebcns- energie ist die Krönung alles Entwicklungsfähigen und strahlt neue Schaffensfreude aus. Gewohnheitsmäßig und nebensächlich, wie der Mensch von heute alles abtut, was jenseits von Muskeln und Bilanz liegt, nimmt man seinen, für den Sommer traditionell gewordenen Ur laub. Urlaub, sagt man sich, flüchtet mit Koffern und Köfferchen, glaubt sich von Bindendem zu lösen, reist in unbekannte Gegenden, will endlich einmal Zwiesprache mit sich selbst hakten können, hofft Haut und Hirn stärken zu können und macht die Wahrnehmung, daß überall, wo Menschen sind, sich sofort das Altzumenschliche in den Vordergrund drängt. Man knüpft „neue Beziehungen" an, man unterhält sich „blendend" über Gesprächsstoffs, die höch stens mundartlich sich von den Themen unter scheiden, die man täglich im Klub- oder Büro sessel breitzuwalzen gewohnt ist. Man soll von allem nicht mehr erwarten, als man selbst hiueinzukegen imstande ist. Schwirr ende Falter, summende Bienen und zirpende Grillen sind nur Begleiterscheinungen, sind Um schreibungen des Leitmotive; von „der Gewalt die in Sternennähe thronet". 'In dem Sommer wird das Verlangen am drängendsten, mit irgend welchen Mitteln sein sonst meist vernachlässigtes Ich zum Mittelpunkt der eigenen Personakpoki- tik zu machen. Wenn es fach- und vernunft gemäß geschieht, ist die schönste Hoffnung er füllt, die man an den Sommer stellen kann. * Aus dem Stadtparlameut Eine Richtigstellung Zu unserem Bericht über den Verlauf der letzten Stadtverordneten-Sitzung macht sich eine Richtigstellung nötig. Stv. Pezold sprach in seiner Behandlung der Häuser de; Bau- und Sparvereins nicht von dem „großen Eck haus in der Ziegelstraße", sondern führte aus: „Man sehe sich nur eimnal das Eckhaus, da; im Vorjahre erbaut worden ist und das oben stehende, dem Baumeister Franke gehörige an, und auch dem Laim muß es in die Augen springen, daß bei den Zwischenbauten die Gelder in der schlimmsten Weise verwüstet werden." — Die Kritik des Redners bezog sich also auf die z. Zt. im Bau befindlichen Zwischenbauten, nicht aus das Eckhaus. Sinhellloszert des Leipziger llvioersitöls- MchenAores Noch einmal machen wir unsere Leser auf das morgen, Sonnabend, stattfindende Kirchm- konyert des Leipziger llnivcrfttäts-Kirchenchores in unserer Stabtkirche aufmerksam, das sich alle Freunde edler geistlicher Musik nicht entgehen lassen dürften. Der Leidiger Thor hat das- sslbs Programm, des er hier ausführt, im Rahmen der Leipziger Universitätswoche oNan dm vielen Fremden geboten, die zu dieser glänzend verlaufenen akademischen Vortragswoch« nach Lehmig gekommen waren. Am Schlüsse des Konzertes erschien Se. Magnificonz der Rektor der Universität Herr Geheimrat Prof. Dr. Bethe auf dem Chore und dankte dein Chor und dm Solisten im Namen des Arbeitsaus schusses herzlich für gebotenen erles-nm Genuß. Das Konzert beginnt 8^ Uhr. Karten dazu sind auch abends an der Kirchentür zu haben. Nachrichten aus den TetriekSMerken Di» Betriebswerke veranstalten in diesen Tagen Spezialvorträge, verbunden mit praktischen Kochvorfllhrungen mit dem besten« oewährisn Elektro-Oekonom, der bereits zu den „Tage der Hausfrau" im Eltwerk gezeigt winde. Die Vor träge sind für abend« 8 Uhr wie folgt angesetzt: in „Weises Gasthof", Ottendorf bei Mittweida, am 23. Juni, in „Lippolds Gasthof", Garnsdorf, am 24. Juni, Im „Gasthof Sachsenburg" am 25. Juni und im „Hotel Noß' in Frankenberg am 36. Juni- nach mittags 3 Uhr und abends 8 Uhr. Keine Abnehmer elektrischen Stromes sollten es ver säumen, diese interessanten Kochvorträge zu besuchen. Es werden neue, billige Sparmethodrn gezeigt, für unsere Hausfrauen sehr wichtig! Der Eintritt ist frei, außerdem werden Kostproben verabreicht. Auch nehmen die Besucher an den Gratisverlosungen teil. Man beachte die Anzeigen im „Tageblatt". f Die Johannisfeier auf dem Friedhöfe findet In diesem Jahre Sonntag abend 8 Uhr unter Be teiligung des Sängerbundes und eines Bläser- quarlclts des Sladtorchesters statt. Die Ansprache hält Oberpfarrcr Ludwig. f Eine „Milchstraße" konnte man heute vormit tag in der Lerchenstraße erleben. Dort brach die Hinterachse eines größeren Milchwagens, wodurch der Wagen umstürzle und die Milch zu einem guten Teil auf die Straße stoß; auch eine Anzahl Eier konnten den Stoß nicht abhalten und liefen uus. f Von Krampfen befallen wurde heute morgen in der siebenten Stunde vor dem hiesigen Postamt ein Postaushelfer. Hilfsbereite Leute schafften den Mann ins Postamt, von wo aus er durch einen Krankenwagen in leine Wohnung gebracht und ein Arzt geruken wurde. f Für Bücherelkeiter. In Fortführung der bi», her In den verschiedenen Bezirken abgehobenen Fachzulammenkünlle veranstaltet die Amtliche Säch- silche Kreisberatungrstelle für das volkstümliche Bücherelwescn am Sonnabeno, den 3D. Juni, nachmittags 4 Uhr im Sladlverordneten-Sibungs- laal des Rathauses zu Hainichen eine Fachzulammen- kunst. Zu dieser sind die Vüchereileiter der Amts hauptmannschaft Döbeln und Rochlitz sowie alle an der Bildungsarbcit Interessierten ringelnden. Die Tagesordnung weist folgende Punkte auf: 1. Bericht über die Entwicklung des volkstümlichen Büchereiwesms in: Jahre 1927; 2. Zur Frage der Kataloge für die Leser; 3. Verschiedenes. Es ist beabsichtigt, tn der Aussprache vor allem auch aus die Voraussetzungen und Methoden der Vildunas- arbeit auf dem Lande einzugehon. Wettere Aus kunft erteilt die Krrisberatungsftelle, Leipzig N. 22, Richterftraße 8. ch Ermäßigung der Gebühr für die Ausstellung von Pässen. Aus Berlin wird folgendes ge meldet: Auf Grund von Verhandlungen zwischen der Reichsregierung und den Länderregierungen . -l. —'N, A)e? Hckorrkeri-Klars erKbskrt § "Versuch es mak mit j AeekenpksntSveA » öcheraff ra. haben S ist eine Einigung dahin erzielt worden, die'-H«^. bühr für die Ausstellung von Pässen om 5 Lwr« auf 3 Mark herabzusetzen. Dies« Gebühr afir sowohl für Einzelpässe wie für Familkenpäffest in die die Ehefrau und die noch nicht ILjähvtzen. Kinder des Paßinhabers mit eingetragen weA>en? Die Geltungsdauer der Pässe beträgt regel,nüßig. 5 Jahre. Die Neuregelung tritt bereits am 1.s Joli 1928 in Kraft. f Baden unmittelbar nach dem Esse« ist ge«* fährlich. Jahr für Jahr ereignen sich sehr vieH Unglücksfälle dadurch, daß man alsbald nach den Mahlzeit baden geht. Das kann unter Unds ständen außerordentlich gefährlich werden, da der. starke Wasserdruck auf den Magen Erbrechen, zu» verursachen pflegt. Stellt sich aber unter der! Wasseroberfläche Erbrechen rin, dann ist das , der/ erste Anlaß zum Ertrinken, weil sich auf Vies» Weise die Luftröhre verstopft und dem mit beim Tode Ringenden meistens nicht mehr rasch genug» Hilfe gebracht werden kann. Stellt sich Erbrechens ein, wenn der Kopf noch über der Wafferober< fläche ist, dann kann auch da, und zwar durL plötzlich auftretendes Schwindelgefühl, die LagZ für den Badenden gefährlich werden. Auf alkä Fälle muß auf Bäder unmittelbar nach der Mahles zeit verzichtet werden, denn wer mit der Gefahr spielt, kommt darin um. f Vorsicht beim Kochen mit Spiritus! Aus' Wilsdruff wird gemeldet: Eine verhängnisvoll^ Explosion ereignkte sich Mittwoch nachmittag ist, der Wohnung des Schornsteinfegerqehikf»» Wissok lovsky im „Schützenhaus". Als Wessolovsly dem Spirituskocher, der im geheizten Ofen gestanden, hat!-, wobei sich offenbar ^ase entwickelt Hattens anzünden wollte, explodierte der Ballon und der) orennende Spiritus ergoß sich über den Oberkörper; des Mannes. Er erlitt schwer« Verbrennungen, die seine sofortige Ueberführung in» Krankenhaus nach Meißen notwendig machten. Auch sein« Frmp wurde an den Händen und im Gesicht verletzt. s Di« unentgeltlich» Mütterderatungsstuudri für Säuglinge und K'einkmder findet in Ni»d«k-s lichtenau, zugleich für di« Orte Gunner»dori, M«rz< darf, Oberlichtenau und Ortelsdorf, am Dienstass den 36. Juni, nachm. Uhr in der Schul« statu — Eppendorf. Belm Umbauen in einer ScbcunH kam der Zimmermann Schmidt mit der Starr-l firomleitung in Berührung und erlitt so schw«rch Verletzungen, daß sein Tod sofort eintrat. — Chemnitz. Der tägliche Wasserverbrauch in) Chemnitz, der vor dem Kriege sich noch auf 2000V Kubikmeter beschränkte und bi» 1923 nur auf »Iwas 23000 Kubikmeter stieg, hat sich gegenwärtig «Uh 25-—38000 Kubikmet-r täglich erhöht, Dav find, 38 Millionen Liter Wasser, so daß auf den Kopf der Bevölkerung täglich 100 Liter kommen. Aller-, dings entfällt der Hanptverbrauch nicht auf die Be-i dürfnisse der Bevölkerung, sondern der Industries Di« stündig wachsende Zahl der Kraftwagen, die. zum Reinigen sehr viel Master verbrauchen, dürste ebenso dabei ins Gewicht fallen, wie der jetzt immer? mehr aufkommende Brauch, Bäder in die Woh» nungen elnzubauen. — Vor dem Straßenbahnhof in der Annaberger Straße stieß ein Straßenbahn», zug mit einem Rangierwagen zusammen. Dover wurde der Mäklige Schaffner des Rangisrwagen»' gegen die Tür geworfen und durch Glassplitkr so schwer verletzt, daß er Ausnahme im Krankenhaus finden mußte. — Luga«. Der aus Ursprung gebürtige Berg; arbelter Brunner wurde im Schacht von einem) Kohlenstoß gegen einen Stempel gedrückt. Del Unglückliche erlitt schwere Quetschungen an BrM und Rücken und mußte den, Krankenhaus zugefährft werden. — Bad Schandau. Am Sonnlag nachmittag kippte auf der Elbe infolge einer unverhofft «M ; setzenden Böe «in Faltboot mit Segel und gerier ' unter ein am Ufer liegendes Floß. Mit MÄH« , konnten sich die Insassen, ein Herr und eine Dam« aus da« Floß retten. Dar Boot versank. Schobert aus Heimstboden (Zur Wiener Schubert-Jahrhundert-Nusstcllung.) Von vr. Ludwig Halla-Wien. In breiter Woge sendet das Schubertjahr tausend Lobsprüche ührr den Erdkreis, sachlich klärende und fesselnd fabelnde. Vielleicht aber wurzelt das beglückende Wunder- werk der unerschöpslichen Lyrik des FrühdahingeMedenen so tief in seiner österreichischen Heimatserde, im Lebens gefühl dieses Wiener Bodens, daß es erst ein Wandern über di« Rebenhügel unseres verträumten Kahlenberges völlig begreifen lehrt. Ein Hauch südlicher Sinnlichkeit von lindem Mütendufte durchtränkt schwebt über den Hügeln, die In weichem Flusse der Linien sich wellen. SM^raulich wie einst ducken sich in den Gräben die Winzerdörfcr. Spinnevcrwcble Geruhsamkeit schillert silberig über ihren altväterlichen Schindeldächern. Buchen wälder stehen steil und borchend ans den Kuppen. Wolken ziehen in schläfriger Stille ihren Weg durch di« glas blaue Unendlichkeit. Tief unten wartet die Wicnerstadt im Sonnendnnst. Nm schwülen Junitage klettern Rosen ranken, duften betäubend die Linden. Leise dämmertS wie «inst, als In Schuberts strömendem Rieseln der Romantik mählich die opalenc Nacht hernieder sank. Flutwellen Schubcrtschcr Melodien rauschen in leise ge töntem, aber tiefem Glück, Stimmungslage der Mensch heit in Moll transponiert. Erwacht da nicht das echt deutsche, romantische Schweben durch die Dinge? Klingend, wiegend, flatternd trägt Schuberts Geige ihn, empor aus der farblosen Enge seines Kleinbürgertums: l Schwermut und Heiterkeit, leidendes Mücksgenishen, dies Seele Wiens in blühender Klangwirkung und über- quelleiider Macht Einer sonnigen Kindheit und den Sängcrknaben- Konfiktjahren, wo Schubert, zwöfljährig, zu komponieren begann, folgte ein äußerlich ercignisarmes, bis zum Schlüsse ungesichert darbendes üünsilerdafein, das freilich Schaffensdrang und die erwärmenden Strahlen der Freundschaft beglückten. D«r Rvssinitaumel, der die Wiener Gesellschaft ergriffen hatte und sogar einen Beethoven In den Schatten rückte, wirkte sich auch feindlich gegen den im Leben etwas unbeholfenen Schubert aus. Lichtblicke brachten Wochen sommerlicher Gastfreundschaft etwa beim Bischof von St. Pölten, In Ungarn bei Fürst Tstcrhaztz und beim Aatrizer Koller mit leinen reizenden Töchtern in Stadt Steyr, einem österreichischen Rothenburg, wo das Forellenquintett entstand. Das Forellenquintctt mit seinem Rauschen und Bogelzwitschcrn voll Klangseligkeiten. Die unbegreifliche Leichtigkeit seines Schassens, der Uebcrschwang, der ihn in solchen Stunden unwiderstehlich erfüllte, uuttete die Freunde wie hellseherische Gewalt an. Und doch: welch' Ringen bi- zur Vollendung seiner Es-dur Messe mit dem feurigen Gottcsbrand des SanctuS und der Hosicmnahfug«! Aber erst Jahrzehnte nach seinem Tode festigte sich Schuberts Weltruhm, für den Liszt sich so mächtig ein- setztc. Liszt fand wohl auch die schönsten Worte für den himmlischen Schullehrersohn: „Wohlklang und Frische, Anmut, Träumerei, Leidenschaft, Besänftigung, Tränen und Flammen entströnwn Dir ans Herzens Tiefen und Höhen, und fast läßt Du die Größe Deiner Meisterschaft vergessen ob dem Zauber Deines Gemütes." Wi;n, daS Heuer die Sängerwelt zu den Junisesten entbietet, hat dem Unsterblichen eine glänzende Jahr hundert-Ausstellung gewidmet, elf Säle und kleinere Räume. In elliptischer Festhalte entsteigt Schuberts Niejenbüst« einem Haine herrlicher Azaleen. Arianas Altwicner Farbenstiche entführen nus alsbald tn die buntere joscphinifche Kaiscrstadt von 1779. Dann weilen wir mitten in Schubeffs EltcrnkreiS, lesen in ver schnörkelt altväterischen Briesen von Angehörigen, Freun den, Verlegern. Säuberlich gestochen liegt die Einladung zu Schuberts einzigem öffentlichen Konzerte — 1820 — da. Ja man hat leibhaftig den längst niedergerissenen > Apollosaal, in dem die Ausführung stattsand, mit seinen Goldtnaussäulcn und dem hellenisierendcn JigurenfricS wieder ausgcbaut. Wir schreiten weiter, Befreundet« Hausantlitze und Höfe aus der stillen Biedermeierzeit grüßen von den Wänden. Leicht getönte Bleistiftskizzen von Franzls Malcrsreunden hängen umher. Wiener Hauskonzcrte. und Schubertiaden, jene feuchtfröhlichen Ausflüge im überfüllten Zciserlwagen zu den Buschenschcuken des Wiener Waldes schlingen sich zu Rosenketten von Lust- gesahlen. In den folgenden Raumen hat man eine ganze zeit genössische Gemäldegalerie versamm-lt vom akademischen Füger zu dem srommen Kupelwieser und Führich. Moritz von Schwinds Romantik verströmt in seinem Mrlusinrnrcigen. Danhausers, dieses prachtvollen Sinn«-- menschen muntere Farbigkeit leuchtet aus etwas rühr seligen Familicnauftritten wie dem „Augenarzt", der dem geheilten Blinden die Binde löst. Mngcllöckerln quellen aus den Kapotthütchen, rieseln aus anmutigen Spitzen- Häubchen. Einen feierlich himmelblauen Empir« - Musik salon hat man aufgebaut; dort wieder BiedenncierhauS- rat aus Hellem Kirschholz, grüngestreifte Sessel auf großblumige Teppiche gestellt. Ein breiter gestickter Glockenzug baumelt neben dem Glaskasten, gefüllt mit allerlei umständlichen Sachen. In jedem echten Wiener schlummert ein Gefühl seelischer Verbundenheit mit Heim und AnSdruckswelt dieses Vormärz, die sich in mancher Patrizicrfamilic forterbten. Der MM der Ritter Von Tr. K. Thode, Kiek Die Gesundung der Familie als der Zelle des weiteren Gemeinwesens bleibt Voraussetzung und Grundlage für die innere Wiodererstarkung unseres Volkes. Das Schicksal der Familie aber liegt zum wesentlichen Teile bei der Hausfrau und Mutter. „Sie waltet weise im häuslichen Kreise und reget oh»' Ende die fleißigen Hände". Viel zu wenig wird meist gewürdigt, lvelche Unsumme an körperlicher und seelischer Kraft von der Mutter erfordert wird, zumal wenn sie das Hauswesen ohne Hilfskräfte zu versehen hat und kleine Kind er vorhanden sink. Für alle soll sie zu jeder Zeit da sein, für den Mann mit seinen Sorge» und seinem Berufsärger eben so wie für die großen und kleinen Kinder mit all ihren Bedürfnissen und Nöten. War bas Amt der Mutter und Hausfrau schon immer ein über aus anstrengendes, in dem das Glück, Mittel punkt der Familie zu fein, mit unausge setzten Opfern des eigenen Ich; erkauft wird, so haben sich die Schwierigkeiten in unserer Zeit der Wohnungsnot, des unzulänglichen Einkommens und der ungeheueren Zerrissen heit und Zerklüftung im Volte noch außerordent lich gesteigert, selbst wen» nickst Krankheit oder sonstig« Schickfalsschkäge aus der Familie ruyaiL Es gehört wahrhaftig Kraft mmd immer miedet Kraft dazu, akk die unendlich vielen Anforderung gen, die heute an die Mutter gestellt iverdenG zu erfüllen. Wenn aber die Frag« der GrA holun g öder Ausspannung cmftaucht,-so denlH man an die Mutier vielfach erst, wenn die ,Ml Berufe" stehenden Familienmitglieder versorgt sind. Gewiß, mit vollem Recht fordert man für die berufstätigen Jugendlichen «ine FreizesH im Jahr, aber mit demselben, ja mit viel Mn kerem Rechte mutz diese Forderung auch zugunsten der Mütter erhoben werden. Nicht nur iH ihrem eigenen, sondern mehr fast noch im Bq, lange ihrer Angehörigen, denn es hängt jq so sehr viel davon ab, datz durch eine Freizeit^ eine Ausspannung,- der Mutter äußere ukd inm-H Kraft einmal wieder aufgefrischt werbe. Es ist eine schöne Aufgabe für die Verein« der freien Wohlfahrtspflege, dem Gedanken d«H Mütter-Urlaubs Bahn brechen Zu helfen, imhs Gelder zusammenzubringen, um unbemittelten^ kinderreichen oder schwächliche» Müttern eine El» holung zu verschaffen. In Schleswig-Holstens haben seit einigen' Jahren die Vaterländische« Franenvereme, die Evangelische Frauenhikf« »E die Arbciterwohlfahrt dieses Tätigkeitsgebiet «mff genommen. Man mutz es erlebt Aden, un dankbar eine überanstrengte Mutter fürs eine solche Freizeit ist, in der sie einmal auÄz schlafen kann, einnral der Sorgen des Haus* Halts ledig, verpflegt und beköstigt wird und Zeit hat, sich einen: guten Buche zu widmen ode^ ihr Leben zu überdenken und ihre Wellanschatb »ng zu verliefen! Ein jeder, dem es seine Verhältnisse erkauj ben, eine Ferienreise zu unternehmen, PoAm die Verpflichtung empfinden, ein Scherflein daM beizvtragen, datz der Gedanke des MütteH Urlaubs auch für Unbemittelte in immer ster* gendcm Maße zur Durchführung gelang«!
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)