Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 31.05.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192805318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280531
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280531
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-05
- Tag 1928-05-31
-
Monat
1928-05
-
Jahr
1928
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1 W. Lesehalle zieht nichts zur Schundliteratur hin. dieser schönen Welt lebt ein Mensch, der auf diese Fragen mit einem Kopfschütteln antworten könnte. Das ist etwa Wickelkind, bitte, auch keine bettlägerige Greisin, sondern sonst hübsches, gescheites Mädchen von 17 Jahren. Stellen nur kein ei« Sie werden müssen, di« jschon gekostet hat. s Dis Liste dieser hundert Jahren sind Es ist wünschenswert, daß sich jede Schule eine Lesehalle an- t gliedert und sie als notwendigen organischen Bestandteil be trachtet. Das ist 5. V. in Leipzig durchgeführt. Trotzdem fall man sie nicht nur als eine Ausweitung der Schule, sondern auch als einen Ersatz für die vielen Großstadtkindcrn fohlende Mutterstube ansehen. Die literarische Erziehung durch die Mutter, die Kinderreim und -lied, Märchen, Sagen und Ge schichten an das junge Geschlecht weitergibt, kann nur in einer freien Bildungseinrichtung wie der Lesehalle halbwegs nach gebildet werden. Nicht zuletzt denke man an den oft gepredigten Kampf gegen den Schmutz und Schund. Den Besucher der Opfer ist gewaltig. Allein in den letzten schätzungsweise tausend Menschenleben ver- der Eroberung der Leiden Pole, auch Ein Kaffeehaus auf Sem NorSkap. Die Insel Magerö ist das Ziel der Reisenden, die von denh berühmten Plateau des Nordkaps aus das wunderbare Schau», spiel der Mitternachtssonne genießen wollen. Das Nordkap ist ein gewaltiges Küstengebirge aus schwarzem Granit, da« sich dreihundert Meter über dem Meeresspiegel erhebt u»Ä> da» man allgemein als den nördlichsten Punkt Europas bezeichnet^ obwohl das Vorgebirge von Kniofljoerodde sich einige Meter weiter nordwärts erstreckt. Bisher war das Plateau des Nord kaps eine kahle Stelle, auf der es nichts gab, was die Fläche bemerkenswert gemacht hätte. Nun wird das anders. Bald wird hier ein Kaffeehaus errichtet werden. Englische Unter nehmer haben diesen Plan gefaßt. Es wird also das nörtckichst« Kaffeehaus der Welt werden. Eine Gaststätte, in der es kernst Polizeistunde gibt. Im Lokal wird stets ein großes Buch aus», liegen, in den: die Gäste sich einschreiben können, wenn sie da» Bedürfnis fühlen, einen schriftlichen Beweis zu liefern, daß fist bis zur Mitternachtssonne vorgedrungen sind. Da es verböte» ist, in die Felsen des Plateaus Namen eingukratzcn, wird da» Buch wohl oft in Anspruch genommen werden. Eine Ansicht»- harte vom nördlichsten Kaffeehaus der Welt wird dann wohH als seltsamstes Liebhaberprvjekt manches Album zieren . , Tragööke in öer Wüste. Sie hatten sich in der Wüste verirrt. Pilger, die von Bagdad nach Beirut reisten, von wo sie sich nach Melita einfchisfe^ wollten. Aber Beirut war weit. Und die Wüste lag grenzen-s los vor ihnen. Die Sonne brannte. Ihre Kehlen waren ver». trocknet, die Wasservorräte längst aufgcbraucht, da man den Weg in der Wüst« verfehlt hatte. Man war von Bagdad aus mit einem Auto, das von einem belgischen Chauffeur gesteuert wurde, aufgebrochen und irrte nun schon Tage in der Verlassen- heit der Wüste herum, ohne Heraussinden zu können. Der Chauffeur hatte während der Fahrt, da er sehr müde war, da» Steuer einem mitfahrenden armenischen Mechaniker LLerMben, war eingeschlafen, und als er wieder erwachte, mußt« er die Entdeckung machen, daß der Armenier vom Wege abgewichen war. Alle Bemühungen des Chauffeurs, die richtige Straße herauszufinden, blieben erfolglos. z Endlos dehnte sich die Wüste. Erbarmungslos brannte die Sonne. Durst streckte seine Krallen nach den Pilgern. Sie lechzten nach Wasser. Aber sie hatten nur noch Benzin. Danach schrie der Motor. „Gebt mir meinen Trank, icher ich mache nicht mehr mit!" So brummte der Motor. Und die verdurstenden Männer gaben ihm, wonach er brüllte. Sie saßen im Wagen und hofften, daß das Auto sie zu Menschen, -n Quellen bringen würde. Fata morgana. Der Motor trank und trank. Aber er verhöhnte sie nur. Weit war Rettung. Da hielten die Pilger an,- sie ließen den Motor schreien, bis er verstummte, sie tran ken selber, die Verdurstenden, sie tränke« selber das Benzin. Dann taumelten sie weiter, mit brenenden Eingeweide«, das Auto blieb zurück, und manchmal, hier und da, nach hundert Metern fiel einer hin und stand nicht mehr auf. Der Armenier war der erste, den der Tod sich holte. Mühselig schleppten sich die anderen weiter, in eine fata morgana. Da schwebte am Himmel ein großer, silberner Vogel. Fata morgana. Es sah aus wie ein Flugzeug. Es sah aus, als winkten Menschen her»' aus. Fata morgana. Phantasien Verdurstender. Aber, da . seht .... der silberne Vogel kommt näher und näher, tiefes streckt sich zum Elcitflug, summt heran, Lei Allah, es ist «» Flugzeug ' Man war in Beirut über das Ausbleiben der Pilger schon sehr unruhig geworden und halte schließlich ein Flugzeug nach ihnen ansgeschickt. Der Pilot entdeckte in der Wüste das ver lassene Anto und bald darauf auch die Pilger. Vorsorglich hatte er Wasser mitgenommen. So waren die Verirrten gerettet. Der Flieger stieg dann wieder auf und holte aus Beirut zwei Automobil« herbei, die die gestrandeten Wüstenfahrer auf nahmen und in das Spital in Amman brachk. sich das vor: ein Mädel von 17 Jahren hat noch nie ein Auto, noch niemals einen Film gesehen, weiß weder von Lippenstift noch von Bembcrgseide, ja, dieses sonst hübsche, gescheite Mädel von 17 Jahren hat noch nie vom Banin der Erkenntnis gegessen, Verzeihung, wollte sagen, hat noch niemals einen Baum gesehen. Rahel Gilies heißt die Einzige, wohnt auf der Insel St.' Kilda, di« 15g Kilometer von der schottischen Küste entfernt ist.' Kilda wird von 40 Personen bewohnt und hat nur eine sehr spärliche Vegetation. Auf der ganzen Insel gibt es keinen ein zigen Baum. 17 Jahre also bracht« Rahel Gilies hier zu, ohire «inen Baum zu sehen. Vor einiger Zeit aber macht« sie ihren erst«n Besuch auf d«m britischen Festlande. Da sah sie denn zum ersten Male einen Daum. Und Telegraphenstangn, Autos, Pferde, sogar einen Film. Natürlich kaum sic aus dem Staunen nicht heraus. Fortwährend überschüttete sie ihre Bekannten mit Fragen in gebrochenem Englisch, denn auf der Insel wird nur gälisch gesprochen: „Ah, ist das ein Baum? Wie schön, wie süßh Ist das eine Telegraphenstangc, ah, ein Auto, ah, wie inter essant!" Sie lachte hell auf über die Uniform «iu-o Schutz mannes und war ganz verdutzt, als ein Straßenbahnwagen sich ohne ein sichtbares Zugmittel vor ihren Angor hrrtbewegt«. Telephon und Kino, waren für st« besondere SeusEsnen Kie hat noch nie einen Saum gesehen... „Haben Sic schon einmal eine Telegraphenstange gesehen? LAier ein Auto, ein Pferd, ein Telephon, wie? Sie schlagen als zivilisierter Mitteleuropäer eine schallende Lache an": „Welche Fragen. Sind Sie aus Dalldorf?" Und doch, Verehrtester, auf lorengegangen bei .. die Jahrhunderte vorher sind reich an erschütternden Tragödien,' die sich im Eismeer abgespielt und vielen braven, wagemutigen, Forschern das Leben gekostet haben. Ein geheimnisvolles Drama beispielsweise begab sich mit dem berühmten Forscher Hudson, dem Engländer, dem die Welt die t^itdcckung des Hudsonflusses und, im Jahre 1610, der Hudsonvai verdankt. remitier ungewisser wird das Schicksal der „Italia , die von ihrem Polflug, der an und für sich geglückt war, nicht mehr zurückaekehrt ist — immer pessimistischer urteilen die Fachleute — das geophysikalische Institut in Tromsö ist zu den besorgnis- erregendsten Feststellungen gekommen und läßt eigentlich kaum noch Hoffnung; zwar nimmt man an, daß — im günstigsten Fall — die Besatzung bei einer Sturmkatastrophe noch ihr Leben hat retten können, daß sie aber wohl kaum Zeit gehabt haben wird die nötige Ausrüstung, wie Lebensmittel, Zelte, Schlitten, Jagdausrüstungen und dergleichen mitzunchmcn, um weiterhin ihr Dasein zu fristen. Jedenfalls müßte di« Hilfe sehr schnell kommen — ob das aber möglich ist, steht zumindest noch sehr dahin, obgleich sich bereits in fast allen Ländern Komitees zur Rettung Nobiles und seiner Begleiter gebildet haben. Man tut also gut, seine Hoffnungen nicht mehr allzu hoch zu spannen. Es muß leider angenommen werden, daß die Leut« von der „Italia" fortan mit zu den Opfern gerechnet derNordpol im Laufe der Jahrhunderte Er drang zwischen Spitzbergen und Nowaja Semlja nach Nor den vor, wurde aber vom Winter in der St.-Jamcs-Bncht auf- gehalten und hatte mit seinen Begleitern unsagbare Strapatzen zu erdulden. Als der Winter sich schon seinem Ende zuncigte, «erkoren sein« Matrosen den letzen Akut; sic machten vor allem Hudson, ihren Führer, für di« Qualen verantwortlich, die sie zu erdulden hatten, meuterten und setzten Hudson mitsamt 'einigen Offizieren aus. Die Ausgesetzten verschwanden spur los; man hat niemals wieder etwas von ihnen gesehen noch gehört. — Die nächste bedeutsame Katastrophe auf der Jagd mach dem hohen Norden, nach dem Scheitelpunkt der Erde, ge schah im Jahre 1741. Schon im Jahre' 1728 war Vitus Bering,' «in Däne in russischen Diensten, von Kamtschatka aus an der asiatischen Küste entlang nordwärts gesegelt, im Jahre 1741 ging er dann nochmals von Ochotsk aus nach Norden; er unter suchte zunächst die nördliche amerikanisch« Küste, erlitt aber an der nach ihm benannten Veringinsel Schiffbruch. Auch er! mußte überwintern; Mangel an Lebensmitteln und Strapazen aller Art setzten ihm so zu, daß er endlich an Skorbut starb.! Seine Begleiter, unter denen sich die Deutschen Steller und' Gmelin befanden, gelangten nach unsäglichen Anstrengungen! glücklich nach Kamtschatka. Eine Epedition, die ebenfalls durch ihr tragisches End« ' von weittragend«r Bedcutur^ wurde, segelte im Jahre .1845 unter Sir John Franklin und Francis Richard Crozier mit den erprobten Schiffen Erebus und Terror aus. Als man bis zu Ende des Jahres 1847 keinerlei Nachrichten von ihnen i erhielt, entsandte England drei Expeditionen: Moor« und^ . Mellett nach, der Veringstraße, Richardson und Rae über Land' ! von der Mackenziemündung aus, James Rob und Bird mitj der Entreprise und dem Jnvestigator nach der Barrowstraße. All« Expeditnoen waren rcsultatlos. Da setzte 1850 die eng ¬ lische Regierung 20 000 und Lady Franklin 3000 Pfund Ster^ ling für di« Rettung der etwaigen Ueberlcbenden aus. Darauf hin gingen Collinson und MacClure nach dec Beringftraßei Penny und Stewart nach dem Wellingtonkanal, de Haven und Griffin nach der Barrowstraße, ebendahin segelten auch John' Noß und Phillips — aber alles war vergeblich; nur Penny fand den Ort, an welchem Franklin 1845 bis 1846 überwintert hatte, jedoch keinerlei weiteren Aufschluß über den Verbleib der Ex pedition. Nunmehr suchte man Franklin in den höheren Breiten. 1852 gingen von Eiltzland aus Belcher, Austin, Ommaaney und Osborn nach dem Wellingtonkanal, Kellett und MacClintock nach der Melville-Insel, Pullen zur Beechey-Insel, Jngliefield nach dem Smithsund. Aber die große englische Expedition mußte fünf Schiffe im Eise zurücklassen, und bezüglich Franklins wurden keinerlei Resultate erzielt. Die englische Regierung er klärte daraufhin Franklin und seine Leute für tot, was jedoch nicht hinderte, daß immer wieder neuen Expeditionen zur Er-, forschung des Schicksals von Franklin und seiner Begleiter sich aufmachten. Es gelang zuerst Rae, der im Auftrag der Hudson- Laikoinpagnie Vermessungen vornahm, 1854 von Eskimos Nach richten über die Vermißten nach Europa zu bringen. Infolge dessen wurden Anderson und Stewart nach dem Großen Fisch-' fluß gesandt; diese fanden, daß wirklich ein Teil von Franklins Leuten bis dahin gelangt, dann aber dem Hunger und der Kälte erlegen sei. Zwei Jahre darauf rüsteten Lady Franklin und einige ihrer Freunde den kleinen Dampfer Fox mit Mac Clintock als Führer aus. Vom Eise Lis 1858 in der Vaffinbar zurückgehalten, kam er 1859 auf Schlittenreisen nach King- Williams-Land und konnte so an der Unglücksstätte selbst die' einzelnen Forschungen vornehmen und durch Auffindung eines kurzen schriftlichen Berichts Franklins Schicksal entschleiern.' Danach hat Franklin schon am 11. Juni des Jahres 1847 im Packeis mit mehreren Begleitern sein Ende gefunden. Ueber das Schicksal des schwedischen Polarforschers Andrs und seiner beiden Begleiter Strindberg und Fränkel, die im' Juli 1897 den Nordpol in einem Ballon zu erreichen suchten, ist noch heute tiefes Dunkel gebreitet. Bojen, die vom Ballon ab- gcworfen worden waren, wurden aufgefunden, Nachrichten von der Entdeckung eines zerschmetterten Ballons kamen aus Sibirien und aus dem Polarkreis an. Geschichten wurden von Eskimos erzählt, sie hätten „ein Haus vom Himmel fallen" sehen. Aber trotz all dieser Berichte ist Bestimmtes über das Schicksal der Forscher nicht in Erfahrung gebcracht worden. Man nimmt an, daß sie den Tod von der Hand der Eskimos gefunden haben. Im Jahre 1900 brach die russische Expedition des Barons von Toll nach dem Polarkreis auf. Auch sic endete tragisch. Die letzten Nachrichten trafen im November 1902 ein; eine Hilfs- expedition fand dann im Jahre 1905 auf der Bcnett-Jnsel einen Brief des Polarforschers, in dem er mitteilte, daß er und feine Gesellschaft „weiter vorwärts" gingen, obwohl sie nur noch für achtzehn Tage Nahrungsmittel besaßen. Sie sind dann alle im Eis zugrunde gegangen. Zu erwähnen wäre ferner noch die amerikanische Expedition unter Leutnant Greely. Sie fuhr schon im Jahre 1881 aus und vollbracht« einen Rekord, indem sie dem Pol bis auf sieben hundert Kilometer nahckam. Dann verscholl auch sie.' Immer hin vermochte später ein Hilfsschiff noch den Leutnant Greely und sechs Leute lebend anzutresfen; die übrigen achtzehn Teil-' nehmer waren tot. Ein Volk, -as keine alten Jungfern kenSt. Der dänische Lehrer Therkel Mathiassen hielt in der Viborger Kathedral-Schul« unter seinen Schüler» gerade «ine Prüfung über das Thema „Die Zähne der Raubtiere" ab, al» d«r be kannte Eskimosorscher Knud Rasmussen «i»trat und den Lehr« aufforderte, ihn auf einer seiner weltberühmt gewordenen Peditionen zu begleiten. So ging Mathiassen denn mit Rar», muffen auf di« 5. Thule-Expedition. Er berichtet jetzt über ihre Ergebnisse in seinem Buch „Mit Knud Rasmussen bei den amerH kanischen Eskimos" (Brockhaus, Leipzig). Dieses WerkchM» »Held" Ist das ganze abseitige Volk der Eskimos. j Eine harte Natur zwingt den Eskimos einen steten KamH ums Dasein auf. der sie nicht gerade feinfühlig macht. Komm« ein kleiner Eskimo zur Welt, verbringt er seine erste Lebens^» splitternackt auf dem Grund« der Rückentasche seiner Mutter. Die weiten Schultern des Pelzes ermöglichen es, die Kinder an Die Brust zu legen, ohne daß sie an di« frische Luft gebracht werden müssen; sogar ein „kleines Geschäft" müssen st« Mutters Rücken besorgen. Wenn sie allmählich etwas grüß« ^werden, so daß sie sitzen und den Kopf ab und zu aus dech! Mückcnsack herausstecken können, erhalten sie eine kleine JackÄ und Kapuze aus Rcnntierkalbfell. Die Mutter weiß erstaunlich' sicher, wann sie besorgt werden müssen, nimmt sie eilends heraus" und hält sie ab, selbst bei 40 Grad Kälte. An diese Kälte werdest jste von Kindheit an gewöhnt. Gewaschen werden die Kleinen mie; wenn's hoch kommt, werden sie mit einem Stück Renntier- sfell getrocknet oder von der Mutter beleckt. t Das erste, was ein Mann machen muß, wenn seine Frau Dinen Sohn bekommen hat, ist, ein« Frau für diesen zu beschaffest) Aine Frau ist ja in diesen Gegenden für den Mann durchaus notwendig. Er muß seine Kleider genäht bekommen und je»! manden haben, der die Lampe in seinem Haus besorgt und ihn?" kKinder zur Welt bringt, die für ihn sorgen, wenn er alt g«? worden ist und nicht mehr selbst auf den Fang gehen kann. Fü? ^eine Bratpfanne, ein Mester oder was man sonst entbehren kann, kauft der Vater eine Frau für seinen Sohn. AA Wenn nun aber diese Brant als Kind stirbt, ist der jung« 'Mann übel dran; denn die andern Mädchen sind im voraus ver-i igeben; nur durch einen Todesfall kann er nun eine Frau Kommen und muß oft mit einer alten Witwe vorliebnehmen, bsp fich bessere Aussichten bieten. Bei den westlichen Eskimos, den Netstiikern, welche di«- Jglutikcr übrigens tief verachten, besteht die Sitte, daß Mädchens die nicht gleich bei der Geburt verlobt worden find, totgeschlngsif werden. Alte Jungfern kann man hier nicht brauchen! Oj-fev des Nordpols Zur , Italia"-Aatastrophe Kin-erksehallen. Die Lesehallen sind Organ« der freien Volksbildung, wie bi« Schulen Organe der gebundenen Volksbildung. Freie und gebundene Volksbildung sind polare Gegensätze. Das eine hebt das andere nicht auf, sondern je intensiver wir den schulischen Bildungserwerb gestalten, desto stärker wird auch der Trieb nach freiem Bildungscrwerb entfacht werden. Beides wächst ^stammen und beides gehört auch zusammen. Darum sind Kinderlesehallen die notwendig« Ergänzung der Schule. Jede Schule setzt als Gegenstück ganz von selbst mit organischer Not- twendigkit eine Kinderlesehalle. Die Kinderlcschalle gehört als «in organischer Teil zur Schule. » Schon der Schulanfänger, der noch gar nichts gelernt hat, läßt sich gern« Geschichten erzählen. Er weiß, nicht bloß der Lehrer und die Mutter können das, auch das Bilderbuch. So kommt er zur Lesehalle, um sich vom Bilderbuch etivas erzählen zu lassen. Hat er Lesen gelernt, kommt er zum Buche, um mit seiner Fertigkeit Entdeckungen zu machen. Seine Zeichenkunst übt er im Abzcichnen. Aeltere Kinder wollen sich in ihrem besonderen Interessengebiet umtun. Jedes Kind kommt mit einem individuellen Motiv zur Lesehalle. Dieses individuelle !Interesse zu befriedigen, ist der Sinn der Lesehalle. Hier hört aller Zwang auf. Der Besuch ist frei. Die Zeit des Kommens und Gehens ist in jedes Belieben gestellt. Jeder Besucher wählt sich selbst sein Buch. Der Leiter hat weiter nichts zu tun, als cs bereit zu stellen. Es darf uns auch nicht einsallen, für die Lesehalle ein Ziel ouizustellen. Jedes Kind treibt in ihr feinem eigenen und unbekannten Ziele zu. Nach einer jahrzehntelangen Beobachtung hat sich gezeigt, daß di« meisten Kinder Bilderbücher verlangen. Die Besucher zahl der Bilderbücherhallc ist sechsmal so groß als die der Lese- Lüchcrhalle. Eine Lesehalle kann deshalb nur mit einer großen Zahl von Bilderbüchern eröffnet werden. Für die Auswahl der Lesebücher sind die typischen Neigungen der Altersklassen zu berücksichtigen. Märchen, Abenteuer- und Heldcngcschichten haben den größten Raum cinzunehmen. Die Besucher, die Bilderbücher ansehcn wollen, sind zu trennen von denen, die lesen wollen. Dort gibt cs Unterhaltung, laute Heiterkeit, hier Ruhe und Sammlung. Ebenso sind Knaben und Mädchen zu trennen. Beide bilden lcsctechnisch ein ganz verschiedenes Publikum. Eine Kinderlesehalle sollte also mindestens drei Räume uni- fasicn, wozu ein Vorraum für di« Kleiderablage mit Wasch- gelegcnheit kommt. Die Zimmer sind so ausznstatten, daß sie schon in chrer Raumwirkung zu einer feierlichen Stimmung und inneren Sammlung einladen. Für Büchcranschaffungcn müssen Per der Einrichtung der Halle großer« Geldmittel (6 bis 60g Mark), zur laufende« Unterhaltung jährlich 1 bis 200 Mark bueitsestellt werden.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite