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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 15.06.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192806150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280615
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280615
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-06
- Tag 1928-06-15
-
Monat
1928-06
-
Jahr
1928
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«eine LcmdlagsauflSslmg la Sachsen Di« Anlragsttlltr fahr«« sich i« di« Haar« Dresden, 14. 6. Haus und Tribünen waren vollbesetzt. Bor Eintritt m die Tagesordnung teilte Vizepräsident Dr. Eckardt nnt, daß der sozialdemokratische Mo. Arzt sein Mandat ni«- dergelegt habe imd für ihn der Gewerkschafts- bemnte Tempel in den Landtag eingetreton sei. Den ersten Punkt der Tagesordnung bildete der kommunistische Antrag auf Auflösung des Landtags, der vom Abg. Böttcher in der bekannten Weise begründet wurde. Neu war nur sein Hinweis auf den Rückgang der bürgerlichen Stim men bei der letzten Reichstagswahl und auf den Zusammenbruch der Mtsozialistischen Partei. Scharf rechnete er auch mit der Sozialdemokratie ab wegen ihrer Neigung für die große Koalition. Der sozialdemokratische Redner, Mg. Edel, wandte sich zunächst gegen die Konmnmisten — ein Schauspiel für Gütter! Die beiden Gegner der Regierung, die eine Auflösung des Land tags und den Rücktritt der Negierung wünschen, hatten nichts Gescheites zu sagen, sondern be dachten sich gegenseitig mit Grobheiten. Als der Redner sagte, die Sozialdemokraten schämten sich sicher Kampfgenossen, wie es die Kommunisten eien, die selbst vor einem Morde nicht zurück- cheuten, erhob sich ein minutenlang andauerndes Lärmen und Schreien bei de» Kommunisten, in das einzelne Tribünenbesucher einstimmten. Eine halbe Stunde lang sagte der Redner kein Wort zu dem kommunistischen Auflösungsantrage und seiner Unterstützung durch die Sozialdemo kratie. Dann erst erkürte er, es fei selbstver ständlich, das; seine Partei den Auslösungsantrag unterstützen werde. Die Schlußworte Böttchers, die sich wieder gegen die Sozialdemokraten richteten, wurden von diesen niedergeschrien. Dann wurde der Auflösungsantrag in einfacher Abstimmung gegen die Stimmen der Kommunisten und Sozial demokraten abgelehnt. Auf Anfragen der Demokraten und Kommu nisten wegen der von den in Radebeul! lagern den Phosgengasen drohenden Gefahren gab die Regierung eine beruhigende Antwort. Es seien alle Sicherhettsvorlehrungon getroffen und über die kriegsmäßige Verwendung von Phosgen lägen dem Arbeits- und Wohlfahrtsministerium keine Angaben vor. Das Etatkapitel Elfterbad brachte eine längere Aussprache. Die Kominu- nisten verlangten Umwandlung des Staatsbades in ein Volksbad und lehnten das ganze Kapitel ab. Bei mehreren anderen Etatkaptteln wurden antragsgemäß die Einstellungen ohne Aussprache genehmigt. Die nächste Sitzung findet Dienstag, den 19. Juni, -nachmittags 1 Uhr statt. Me Lage la Wim Neue Kämpfe bei Tientsin London, 15. 6. (Funtspruch.) Rach Mel dungen aus Tientsin kam es am Donnerstag vor mittag in der Eingeborenenstadt zu neuen Kämp fen zwischen einzelnen Abteilungen der Süd- truppsn, dis einander feindlich gesinnt sind. Das Arsenal ist in die Luft gesprengt worden. Es war -nicht festzustellen, von welcher Seite der Anschlag ausginz. Wie weiter gemeldet wird, hat THchiangkaischek seinen Erholungsurlaub an- getreten, den er in seiner Heimat verbringen will. Bor feiner Abreise hat er den Befehl gegeben, das Hauptquartier van Sutschaufu nach Nan king zu verlogen. Auf einer Führorbosprechung in Peking ist beschlossen worden, starke Streit kräfte ebyusetzen, um das Gebiet zwischen Tientsin und der großen Mauer von den versprengten Teilen der lltordarmee zu säubern. Berichte aus Peking besagen, daß die Nankingrogierung de» Beschluß gefaßt hat, die Salzverwaltung, die aus Grund eines internationalen Abkommen; ein gerichtet war, auszuheben. Der Bezirks Inspektor in Tientsin ist bereits angewiesen worden, alle Eingänge in chinesischen Banken an die Nanking- regieru-ng abzuführen. Der Generaldirektor des Postwesens in Peking ist von der Nankingregio- rung abgesetzt worden. Die Postverwaltung soll nach Schanghai verlegt werden, ebenso die Zoll verwaltung. TschungWm dsch nsch am Leben? London, 16. 6. (Funkspruch.) Ein japanischer Bericht aus Mulden besagt, daß Tschangtsolin offenbar doch noch am Leben sei. Tschangtsolin habe den Führer seiner ihm verbliebenen Trup penteile unterrichtet, daß seine Verletzungen nicht so ernsthaft seien wie berichtet würde. Die Mit teilung füge hinzu, daß sich sein Gesundheitszu stand gradweise verbessere. Tschangtsolin fordere seine Armee auf, ihre Pflichten zu erfüllen, ohne den Meldungen über seinen Zustand irgendwelche Beachtungen zu schenken, da sie falsch seien. Aus Keimt lmd BaterliNd Frankenberg, 15. Juni 1928. Mer 10000 Personen «m „Mwerk" 7150 Gewinnscheine ausgegeben Die Pforten der Ausstellungsräume im Nahmen der Veranstaltung „Tage der Hausfrau" in den Stadt. Betriebswerken sind gelchlossen. Wie groß das Interest« hieran in allen Schichten der Bevöl kerung war, zeigt die über Erwarten hohe Besucher zahl von über 10600 Versonen bei Abgabe von 7150 Gewinascheinen. Diese Zahlen und die reqen Aussprachen während des Besuches orücken der Ver anstaltung den Stempel „sehr gelungen" auf. Um nun denjenigen, die ernste Kaufabsichten ha ben, nochmals Gelegenheit zur Besichtigung der ausgestellten Gebrauchsgegenstände zu geben, bat sich, wie uns mitgeteilt wird, die Leitung der Be triebswerke bereiterklärt, die Ausstellungsräume hier für noch bis Sonnabend, den 23. Juni, wochentags täglich von 2'/. bis 6 Uhr geöffnet zu halten und auch die Ausstellungs-Verkaus preise bis dahin gellen zu lassen. Es sollen auch, um den Hausfrauen erschöpsendere Erläuterungen für alle Gebiete ihrer Hauswirtschaft« lichen Tätigkeit geben zu können, in nächster Zeit Sondervorträge abgehalten werden, über die in, Frankenberger Tageblatt und im Nachrichten blatt der Betriebswerke nähere Angaben erfolgen. Auch hieraus sehen wir das Bestreben der Lei tung der Betriebswerke, aufllärend zu wirken, was im Interesse aller Beteiligten nur zu begrüben ist. Di« Gewinnliste ist an anderer Stelle dieses Blattes zu ersehen,- mögen diejenigen, denen ein Gewinn nicht zugefallen ist, sich auf später trösten. 4 Die Spareinlagen m Sachsen. Bei den öffentlichen Sparkassen Sachsens stiegen im Monat April die Spareinlagen um rund 15,6 Millionen NM. (März 15,9) auf insgesamt 364L Millionen. Die Einlagen auf Kontokorrent, Scheck- und Giro- Konto im sächsischen Gironetz stiegen Im gleichen Zeitraum um 6,6 Millionen RM. (März 6,9) auf 291,9 Millionen RM. Im April 1927 hatten die Spareinlagen um 14L Millionen und die Giro- usw. -Einlagen um 1,8 Millionen zug«nommen. -f Ein weiblicher Schulleiter. Das Ministerium hat die Gewerbelehrerin Fräulein Anna Winkler als Leiterin der Greizer Mädchenberufsschule be stätigt. Fräulein Winkler ist geborene Greizerin und wird die Nachfolgerin de« um da« Fortbll- dungsschulweien verdienten, vor kurzem verstorbenen Schulleiters Otto Günther. ypfer des Verkehrs Oelsnitz i. Erz«. 2n der Nähe de» Bahnhose» Neuölsnitz wurd« ein lljährlaer Knabe vom Zug erfaßt und aus der Stesse getötet. Rodewisch. Am Dienstag abend lief auf der Lengenselder Straße etn 10jährige« Mädchen beim Ueberqueren der Straß« in einen Personenkraft, wagen hinein, wurde überfahren und so schwer verletzt, daß e« bald darauf starb. Sin tapferer Zunge Riesa. Wie erst jetzt bekannt wird, bat sich am vergangenen Sonnabend eine schöne Tat jugend licher Opferbereitschast und kindlichen Leidenmute« hier an der Elbe ereignet. Dort war beim Spielen die 7jährige Tochter eines Werkmeister« von den Wellen in den Strom gezogen worden und dem Ertrinken nahe. Da stürzte sich der 14 Jahre alte Kurt Schmidt, der sich zufällig in der Nähe befand, in den Strom und es gelang ihm nach heldenhafter Anstrengung, das kleine Mädchen wieder an» Land zu bringen, obwohl dieses in seiner Todesangst immer wieder den Retter umklammerte und in die Tiefe riß. f Niederwiesa. Am Mittwoch feierte der Guts- aurzügler Friedrich Moritz Lesch und seine Ehefrau Anna Emilie, geb. Otto, in voller Frische inmitten eines großen Familienkreises die goldene Hochzeit. Die Einsegnung fand in der Kirche statt, im An schluß daran wurde dem Jubelpaar im Auftrag des Landeskonsistoriums eine Glückwunschadresse überreicht. — Ehemnltz. Als am Donnerstag vormittag ein Msähriger Zimmermann bei Ausführung von Vau- arbeiten eine Leiter besteigen wollte, verlor er das Gleichgewicht und stürzte aus einem Fenster des 1. Stockes in den Hof hinab. Er erlitt außer inneren Verletzungen eine schwere Mlrbelsäulenverletzung und mußte dem Krankenhaus zugeführt werden. — Wie in der am Donnerstag abend abgehaltenen Stadt- verordnetensitzung erörtert wurde, befindet sich dis Feuermcldeanlage der Chemnitzer Berufsfeuerwehr in einem unhaltbaren Zustand. Die technische Ein richtung ist veraltet und entspricht nicht mehr den modernen technischen Anforderungen. Infolgedessen geschieht es jetzt täglich, daß Feueralarme bei der Zaupffeuerwawe nicht eingehen oder verstümmelt ankommen, so daß die Feuerlöschzüge nach einem falschen Orte abfahren und unverrichteter Sache wieder umkehren müssen, während an dem wirk lichen Brandort der Löschzug nicht eintrifft. Das Stadtparlament bewilligte deshalb 121000 Mark zur alsbaldigen Instandsetzung und Erneuerung der städtischen Feuermeldeanlage. — Limbach Unter einigen Dresdener, Leipziger und Chemnitzer Architekten war ein Wettbewerb ausgeschrieben worden zur Erlangung geeigneter städtebaulicher Entwürfe für das Zentrum der Stadt Limbach, dessen Preisgericht u. a. Oberregierungs- baurat Rohleder von der Chemnitzer Kreishaupt- Mannschaft, Professor Mussmann von der Dres dener Technischen Hochschule, Negierungsbaurat Krüger (Dresden) und Oberstadibaumeifter Haupt (Limbach) angehörten. Der 1. Preis wurde dem Chemnitzer Architekten Amtsbaurat a. D. Wagner« Polltrock. der 2. Preis der Landessiedelungsgesell- schaft „Sächsisches Heim" zuerkannt, während der 3. und 4. Preis geteilt und Prof. Oswin Hempel (Dresden), Landmesser Seifert und Dr.-Jng. Partzsch (Chemnitz) zuerkannt wurden. — Annaberg. Die im Jahre 1923 in Annaberg eingesührte kostenlose Toienbestattung hat zu offen sichtlichen Mißständen und zu einer fühlbaren Be lastung der Stadikasse geführt. Die wirtschaftlichen Verhältnisse, die im Jahre 1923 Veranlassung zur Einführung gaben, haben sich leitdem grundlegend zum Besseren gewendet. Der Nctt hat deshalb mit dem Finanzausschuß beschlossen, die kostenlose Toten bestattung im Interesse der unbedingt gebotenen Sparsamkeit und zugleich zur Behebung von wie derholt ausgetretenen Mißständen wesentlich einzu- schränken und nur noch beim Vorltegen von Be dürftigkeit zu gewähren. — Niederdorf. Beim Baden im diesigen Natur bad versank plötzlich der 29jährige Strumpfwirker Benedikt an einer tiefen Stelle und ertrank, ehe Hilfe zur Stelle mar. Der so jäh aus dem Leben Gerissene hinterläßt Frau und Kind. - Lichtenstein-Callnberg. Ein Kegelklub, dH den Namen eine» Meirungeheuer« trägt und dek, neben d«m gesunden Sport auch guten Humor- pflegt, unternahm, wie der „Oelmitzrr Volksbote', berichtet, vor einigen Tagen einen Ausflug, der in seiner Eigenart nicht unerwähnt bleiben möchte i „Wer langsam sährt, kommt auch zum Ziel", sagt? man sich, spannte am Mittwoch abend die Dampf-, walz« vor und fuhr auf «In«m Anhänger d«r Obst? rvelnschänke zu. Vorzüge der Fahrt waren ruhiger! Naturgenuß. Einhaltung der von Vielen gewünschten Kilometerzahl und Vermeidung von störende»« Pannen. Der Vorgang wurde herzlich belacht. I — Schletta«. Non 560 Wahlberechtigten übtenj am Sonntag bei öer hier statt«efundenen Eltern ratewahl 102 ihr Wahlrecht au«, zwei Vorschlags? listen waren eingeqangen. Der Wahlvorschkag r (christliche Elternvertreter) erhielt 83 Stimmen, MaM Vorschlag 2 (Vertreter der weltlichen Schul«) 19 Stim men. Es entfielen demnach 10 Sitze auf Wahlvor» schlag 1, auf Wahloorschlag 2 zwei Sitze. — Werda«. Bei etner im Brühl bier wohn haften Familie ereignete sich in der Nacht mnv Dienstag ein Vorfall, der noch der genaueren Auf klärung durch die Kriminalpolizei bedarf. In denü Schlafzimmer der Eheleute stehen zwei Betten neben-, einander. In einem derselben schlief die Mutter und das «/«jährige Kind und im anderen der Vaters Während der Nacht ist das Kind nun angeblich' vom Bett der Mutier in da« des Vaters gekrochen.. In der vierten Morgenstunde fand es dieser mit über den Kopf gezogenem Deckbetts erstickt vorl Well sich an der kleinen Leiche verdächtige Merk? male gezeigt haben, wurde diese von der hiesigen Kriminalpolizei beschlagnahmt, damit sie seziert werden kann. — Planen. Am Donnerstag vormittag wurde auf dem Bahnhof Ruppertsgrün der Malergehilf« Nudolph im Abteil eines Zuge« schwer verletzt aufgefunden, der früh 6 Uhr Plauen verlassen hatte. N. wurde In» Krankenhaus nach Plauer? gebracht. Er ist noch nicht vernehmungsfähig. — Leipzig. In dem großen Vergnügung»-! etablissement „Waldmeister" in dem Leipziger Vor ort Böhlitz-Ehrenberg ist am Donnerstag nachmittags aus noch nicht geklärter Ursache Feuer ausgebrochrn? Das Etablissement wurde vernichtet. Das Feuer) griff auf die landwirtschaftlichen Gebäude eine« be nachbarten Rittergutes über, das ebenfalls nieder-/ brannte. Ebenso sind die Fournierwerke der Schlo-, bach-G.m.b.H. in Mitleidenschaft gezogen und schwer, beschädigt worden. Der Gesamischaden kann noch nicht beziffert werden, ist aber sehr hoch. ' Tagungen Sächsischer Behördcnangestelltentag in Meißen. Der Gewerlschaftsbund der Miqestcllten, Gau fachgruppe der Angestellten bei Reichs-, Staats-, und Gemeindebehörden veranstaltete in Meißen seine 9. Eautagung. Der Besuch der Tagung^ am der Mgeordnete aus allen Teilen Sachsens testnahmen, war sehr gut. In einer öffentliches Kundgebung im Stadtverordneiensaal zu Meißen, an der auch Vertreter vom Behörden terlnahmeG sprach der Reichssachgruppenfeiter Rudolf MaßH mann, Berlin, über das Thema: ,,Der Be^ hördsnangsstellte als Staatsbürger und Arbeit nehmer". Der Redner beschäftigte sich insbesan-' dere mit den arbeitsrechtlichen Verhältnissen deg Verwaltungsangestellten und wies an Hand vci^ verschiedenen Beispielen nach, daß sich in dieses Beziehung die Angestellten bei dest Behörden' sehr im Nachteil befinden. Ebenso wandte sich der Redner gegen verschiedene Verordnungen und Verfügungen, die für den Verwaltungs angestellten den Grundsatz: „Freie Bahn den« Tüchtigen" illusorisch machen. In besonderen Fachreferaten wurde Stellung genommen zu drN Fragen der Reichs-, Staats-, Kommunal- und Arbeitsam tsangostellten. G aufachg ruppenierter Schimpf, Leipzig, konnte in seinem Tätigkeits bericht Nachweis führen, daß oer Gecvorkschafts- bund der Angestellten bei allen im Gebiete d^ Freistaates Sachsen Anfang diese; Jahres statt gefundenen Bezirks- und Häuptbetriebsratswachlen die weitaus größte Zahl aller Angsstelltenstimmen auf seine Vorschlagsliste vereinigen konnte. , Oer ^tsnn, cksn ckie Veli nicht rsk Ein Roman vvn Traum und Sein von Hanns Marschall. Oop^rigttt Novissima-Verlag, Benin. 17 Nachdruck verboten. Vom Fenster her erklang ein Lachen. Inge von Vrogade hatte sich erhoben und sah den Polizeidirektor an. „Es fehlte nur noch, daß der Ausnahmezustand über Dänemark erklärt und verhängt wird! — And alles wegen eines ein zelnen Mannes — alles wegen Herm Carlson! — Ich muß gestehen, daß mir der Mann immer mehr gefällt!" Sie lachte laut auf und wandte sich zu Ruth Bryon, die unbeweglich und ohne etwas zu äußern im Stuhl gesessen hatte. „Du bist mir doch nicht böse, Lieb, daß ich das sage?" Ruth sah die Freundin an und schüttelte schwei gend den Kops. „Komm wir gehe» in mein Zimmer hinüber, die Herren der Schöpfung sind noch nicht MM Entschluß gekommen. Vielleicht kömim sie besser überlegen, wenn sie allein sind! — Pa hat ja vorhin auch sehr richtig bemerkt, daß wir Frauen nur — zeitweilig güte Ideen haben!" Lachend zog sie die Freundin vom Sitz und die beiven Damen gingen in das andere Zimmer hinüber. Lanis Carlson erhob sich gleichfalls und stand einen Moment unschlüssig, ob er ihnen fol gen, oder der internen Verhandlung der Herren weiter beiwohnen sollte Er hatte sich schnell ent schlossen und trat vorsichtig durch die halboffene Tür in den anderen Raum. Hinter ihm her klangen die Worte des Mini sters: „Sie dürfen bei allen, nicht vergessen, daß dieser Herr Carlson kein dänischer Staats- angefchnger ist Er ist, wie wir wissem in Schwe den geboren, hat lange Jahre in Nordamerika gelebt und wohnt nun seit einigen Jahren hier in Kopenhagen!" ,^aß ims in mein Boudoir gehen, Ruth!" sagte Inge von Brogade. Sie schritt voran und öffnete die Tür. Ein Druck auf den Knopf und ein blasses Lila-Licht ergoß sich durch den Naum. Lanis Carlson nagte nervös an der Unter lippe. Durch die Tür sah er kleine entzückende Klubsessel um einen Rauchtisch, und im Hinter grund« einen breiten Diwan, über den sich wie ein Himmel von der Decke herab ein zartes Eebausch von echten Spitzen ergoß. Eine Am pel schimmerte hoch oben an der Decke, durch den Tüll und die Spitzen halb verborgen. Das alles sah Lanis Carlson und sein Herz schlug bis Mm Halse hinauf. Sollte er bis in oieses geheimste Gemach einer Fran vordringen? In diesem Raum standen die letzten unaus gesprochenen Wünsche einer Frauenscele wie klare Worte in der schwülen, duftschweren Luft ver- gezeichnet. So mochten einst die Zimmer aus- gesehen haben, die Louis XIV., der unverbesser liche Liebhaber des anderen Geschlechtes, seinen Frauen eingerichtet hatte. So mochten die Sa lons der Liebchen eines Casanovas eingerichtet gewesen sein. Und doch — gerade als Ruth Bryon nach der Tür greifen wollte, um sie zu schließen, schlüpf te Lanis Carlson hinein. Alle Bedenken schob er beiseite. War es vielleicht anständig, daß er überhaupt in fremde Häuser ging? Wenn er scbon vorn im Saloon den Gesprächen der an deren gelauscht hatte, warum sollte er es sich ver sagen, bis hierhin vorzudringen? — Und wo zu hätte er eigentlich die Tarnkappe erst er finden sollen? Die Tür fiel zu. Die beiden Frauen ließen sich nieder. Ruth mit ernstem Gesicht auf dem breiten Diwan, und Inge von Vrogade in einen ttefen Klubsessel, in dem sie fast versank. Dann warf sie mit einem Jauchzer die Beine hoch über dir L^hn« und lachte zu Ruth hinüber. Erschrocken blickte Lanis Carlson auf zwei ent zückende Beine. Herrgott! Konnten Ministertöchter so uner laubt schöne Beine haben, ging es ihm durch den Sinn. Und sein Blick wanderte zu Ruth Bryon hinüber, die mit »rüdem Lächeln auf die Freundin sah. „Gottseidank! — Jetzt sind wir unter uns!" lachte Inge. „Es ist gräßlich, so unanständig vor nehin dasitzen zu müssen, wenn Pa Besuch hat, findest du nicht auch?" „Müde bin ich, Nebe Inge, sonst nichts! Ich habe Angst vor jedem neuen Tag von heute an. And dmm habe -ich das Gefühl, daß ich Lanis Carlson auf lange, lange Zett nicht mehr wieder- sehon werde!" „Unsinn!" Inge von Brogade strampelte mit den Beinen, daß der kurze Nock sich noch ein Stück höher hinaufschob und Lanis Carlson un willkürlich fortsah. „Warum solltest du ihn rächt Wiedersehen? Er kann ja schließlich nicht spur los verschwinden, der gute Lanis!" Der Lauscher an der Türe schob den Kopf vor. Was hatte sie da eben gesagt? „Der gute Lains?" Sieh mal einer an. „Er muß ja wieder austauchen. Die Harle- kinade muß eines Tages ein Ende haben. Wenn er Hunger hat, oder wenn er schlafen will, muß er seinen steifen, schwarzen Hut abschon und dann steht er wieder allen sichtbar in der Wett. Man kennt ihn, weiß, wie er aussieht, und wird isn ergreifen!" Aha! — Also so weit war es schon! Dais hatte mail sich schon vorgenoinmen. Und den steifen, fchwarzen Hut kannte man auch schon! „Und weißt du, wenn ich die Wahrheit sagen soll — ich selbst bin einmal neugierig, diesen Hut aufzusetzen cmd ungesehen überall hingehen zu können. Ich stelle es mir jedenfalls riesig romantisch vor. Bist du nie auf den Gedanken gekommen, vor ihn hinzutreten und zu sagen: „Lanis, mache gleich bitte zwei solche Hüt«, da mit wir gemeinsam durch die Lvelt wandern und Mäuschen spielen können?" Inge lachte ausgel lassen. „Wie würde er jetzt Augen machen, wenn er hier wäre und uns hier sitzen sehen und plau dern hören könnte. Es ist ja nicht ausMdenkenl — Ob so ein Mann nie die Vorstellung von un seren Sehnsüchten hat? Ob er nie spürt, wie entsetzlich Mes dieses Formelle rmd Zeremonielles für uns ist? Ob er nie daran denkt, daß man am! liebsten auch den Mund aufmachen möchte und, reden, wie man denkt? —" Sie war plötzlich sehr ernst geworden, die Toch ter Se. Erzellenz von Brogade und betrachtet« nachdenklich ihre Fußsnitzen. „Es ist rielleicht gut so, Vie es ist!" sagte REH Bryon leise. „Ich hätte ihn dir bestimmt nicht weggenom men, Ruth!" klang Inges Stimme ernst durch den Raum. Lanis Carlson horchte aus. Was war das? — „Du weißt, was ich dir gestern gesagt yabe"^ fuhr sie fort. „Ich habe nicht die Absicht, Fra« Carlson zu werden. — An so etwas dentt mach oft nicht, wenn die Männer schon daran denkens glaube ich. Man weiß das ja nie. Ich will dm auch nicht wehe tun damit!" „Du tust mir nicht weh!" Ruths Augen glänz«, teil, als sie die Freundin ansah. „Du darfst ess ruhig sagen, daß du ihn liebst! Ich freue mich darüber! Und wenn alles anders läge, lieb« Inge, wenn Lanis heute zu mir kommen würd« und sagen: „Ich liebe Inge von Brogade!*» — ich würde ihm auch dann nicht böse sein!" - Die beiden Frauen schwiegen und sahen nacht deutlich durch das Zimmer, und eine ganze zeit» lang war es Carlson, als wenn Inge von Bro gade ihn erkannt hätte. Das Herz klopfte ihm zum Zerspringen. Und immer noch war ihr Blich fest auf die Tür gerichtet, vor der er stand una über ihrer Nase, senkrecht auf der Stirn, stan» eine ganz feine Faste. j Und dann vermeinte er zu hören, wie si« leise, wie «in Hauch, flüstert«: „Ich hebe Lani»! Carls«»!" (Fortfetzuirg folgt.)
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