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IMS zu komm««", sagt« si« warm. «Er wird dein Schweigen sicher mtschuLtzen!^ „Nein, Ich schreibe ihm nicht.'" sagte Karsten erregt. „Er soll mich v«gess«n, wie ich ihn vergessen hab«. Besser, er hat tetneis Kr«md, als einen solchen, wie ich bin!" Der Himmel schwamm in den rosigsten Wölkchen. Don den Wiesen her kam der Geruch von frischem Heu. Tie brritästige Linde, die sich an der Rückwand des Doktor- haus« wölbte, ergötz ihren betäubenden Dust durch Flur und Zimmer. Die Fenster standen weit offen. Luft, Licht und Sonu«, da» ii«dt« Elisabeth Karsten, so sehr wie ihr Mann. vorn Fluss« her kam ein frischer Wind und machte sie fröstelnd in ihrem leichten, Hellen Doileüeid. „Ich friere, Rolf'. Wollen wir nicht ins Haus gehen?" ,Za! Geh' nur mein Kind! Ich komme gleich" nach!" „Sie ging rasch nach dem offenen Flur und trat in das dttmnrhe Wohnzimmer, mit den schweren, wuchtigen Eichen« möbekn. Quer in der Ecke am Fenster stand Helbings Truhe. Elisabeth hatte sie mit Iungmädchenkram gefüllt. Lauter Dinge au» der Kinder« und Backfi chzeit, an denen ihr Herz hing und die sie des hak» mit in ihre Ehe genommen hatte. Sie öffnet« de» Deckel und vor der offenen Truhe nieder kniend, nahm sie einig« der Bilder und verwelkten Blumen heran». Er waren Blüten, die ihr Roll während ihrer kurzen Brautzeit gHchaüt hatte. Liebkosend pregte si« Lie» selben an di« Wangen. Da legte sich ein schwerer Druck um ihr« Schläfe ein Gefühl des Schwindels überkam sie, ein Würg« peg in dm Hals. Schon gestern und die letzten Tag« war es «banal dagewesen und rasch wieder vergan gen. Roll dürfte nichts willen davon, auch Len« nicht, die würdm sich ängstigen und Rolf war ohnehin so überhäuft mit Arbeit dm ganzen Tag. Sie war so namenlos glück lich und muht« plötzlich das Gesicht gegen den angelehnten Decket der Truhe ktgen und weinen, so bitter, jo hsrz- zerörechend, wie noch nie in ihrem Leben. Karsten kam durch den Flur und trat in die offene Türe. Er wurde fahl bis in die Lippen. „Elisabeth", schrie er und noch einmal „Elisabeth". Sie schrak auf, wie bei einem Verbrechen ertappt. Ab- »«hread streckte sie dm Arm gegen ihn aus. Di« Zäh»« zusammeugepregt, die Finger ineinandergeballt, stand er vor ihr. ,Marum kniest du hier vor Helbings Truhe und weinst?" frug er HZ«r, sich mühsam beherrschend. »Ich will wissen, warum du weinst!" fragte er hartnäckig, al» sie keine Antwort fand. Sie schüttelte verzweifelt dm Kopf. — Was sollte sie ^gen? „Ich weih es nicht", stammelte sie mit gesenktem Ateh' auf, Elisabeth." Sie erhob sich sofort. „Du weiht nicht, warum du weinst?" fragte er kühl. Sie schüttelt« stumm das Haupt und wagte nicht, ihn an zusehen. Er wollt« sagen: ,T>u lügst!" aber er besann sich Nein, st« sprach die Wahrheit. Sie wugte es nicht — fetzt noch nicht. Vielleicht heute nacht oder morgen würde ihr die Erkenntnis kommen? Und dann? Wehr« und waffenlos kam er sich vor, wie einen ahnungslosen Wanderqr eine Pan ther katze anfpringt, so trat das Verhängnis an ihn heran. iSeitt WÄ liebte einen andern — und der andere, es war sein Freund. Warum läge sie sonst weinend vor seiner Truhe? Wie Nebel legte es sich um seine Augen. Sie erschrak vor seinem leeren Blick. ,Molf!" sagt« si« bittend und wollte ihre Arme um ihn legen. „Lah!" Er streifte sie hastig ab. ,Mas habe ich dir getan?" fragte sie leise. Da lachte er auf, unheimlich, schneidend. Sie fragte noch, was sie ihm getan halt«. Sollte er ihr sagen: „Die Seele hast du mir entzwei gerissen, mitten ins Herz hast du mir einen Keil getrieben?" Er fuhr über die Stirne, sah sie noch einmal forschend an und ging dann mit schweren Schritten aus dem Zimmer. Elisabeth staub regungslos, ohne einen Laut von sich zu -«den. ,Lüa» war da» gewesen? " Si« sah in die brennende Lohe, di« zum Fenster herein« floh. Ein Vogel piepst« leise im Gerank« d«r Rosen. Er mvte wohl fein Zunge» zur Ruh'. Sie kam sich vor, wie losgelöst von d« Erd«, ab» wäre sie niemals Elisabeth Bill mann gewesen; als sei sie nicht die Frau des Doktors Kar sten. AujgaUst Äült« Ü« üch tu «iu Nichts» Lene kant und fragte, ob sie Licht mach«« dürft. „Nein, danke Lens, ich bin noch gerne ein wenig im Dämmer. Da schloh sich die Türe wieder. Ein Wagen fuhr draußen vorüber, eine Peitsche knallt«, sie hörte, wie Lene den schmalen Kiesweg nach der Strahe ging. Dann war es wieder grabesstilk. Nun schlug die Glocke im Hausflur an. Ein Mann stand vor dem Eingang. Im Ludwigstaler Hüttenwerk war ein Arbeiter in das Triebwerk gekommen, ob der Herr Doktor zu Hause sek. „Mein Mann kommt sofort", sagte sie freundlich. Er entfernte sich dankend. Elisabeth war, als trügen dir Führ sie nicht mehr. Sie Kat« in sein Studierzimmer, aber er war nicht da, auch sonst nirgends im Hause. „Rolf!" rief sie in den Garten. ,Za! — Was willst du?" kam es frostig zurück. Sie ging nach der Richtung, aus welcher der Ruf ge kommen war und richtete ihm den Auftrag des Arbei ters aus. Ohne ein Wort zu sagen, schritt er an ihr vorüber Nach Hause und ;ief den Chauffeur. Aks sie den Flur wieder betrat, stand er bereits in Hut und Mantel, die Verbands tasche in der Hand. ,^katz mich mitfahren", sagte sie schüchtern. Vielleicht kam es unterwegs zu einer Aussprache und er sagte ihr, was ihn erzürnt hatte. „Nein!" Es klang rauher, als es gemeint war. Gr sah, wie sie Lusammenzuckte, und Tränen in ihre Augen treten ,Zch kann dich nicht mitnehmsn, Elisabeth. Es ist zu kühl fetzt abends. Ausserdem mutz ich eilen und ich komme viel leicht auch nicht so bald zurück." Sie sah ihn wie abwesend an. ,Lene ist auch nicht da", wandte sie seichtem ein. „Ich fürchte mich, Rolf!" Er sah ihr mit einem durchdringend forschenden Blick in die Augen. „Man fürchtet sich nur, wenn man ein schlechtes Gewiss«« hat!" sagte er kühl. Elisabeth starrte mit weitgeöffneten Augen in die Stinen. Ihre Lippen, die sich zum sprechen aufgetan hatten, schlossen sich tonlos wieder. Sie begriff ihn nicht. ,Ich werde sehen, Katz ich so schnell als möglich wieder zurück bin. Eine Stunde ist es immer noch hell. Wenn du dich fürchtest, dann mache dir Licht oder geh« für «inen Sprung ins Pfarrhaus. Ich habe lein« Zett mehr. Güte Nacht!" (Fortsetzung folgt.)