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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 09.05.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192805090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280509
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280509
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-05
- Tag 1928-05-09
-
Monat
1928-05
-
Jahr
1928
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— dle Anrechnung der im Wartestand verbracht«» Zeit auf die ruhegehaltsfähige Dienstzeit im Sinne der v^Ien Anrechmmg diefer Zeit gesetzlich », regeln. Der Forderung auf Gewährung des Wohnungsgeldzuschusses an Warte- und Nuhe- staudsbeämt« in voller Hd'n nach dem jeweiligen Wohnort mutz endlich entsprochen werden. Vor allem ist der Grundsatz festzulegen, daß bei jeder Besoldungsneuregelung auch die Bezüge der Der- sorgungsberechtigten entsprechend geändert werden müssen. Die Mimst des Reichsbanners Zu der Mitteilung, hast die Demokraten in Zittau aus dem Orisverein de« Reichsbanner« Schwarz» Not-Gold ausgetreten sind, weil er sich entgegen einem Aorstandsbeschluh an der sozialdemokratischen Maifeier beteiligt hat, bringt die sozialdemokratische Volkszeitung für das Vogtland folgenden Kom- mentar: »Das Verhalten der Zittauer Demokraten ist be- zeichnend. Wo das Reichsbanner, das dach zu neun Zehnteln aus Proletariern besteht, sich in ausgesprochen proletarischem Sinne betätigt, da treten die bürgerlichen Mitglieder zum Protest aus. Wir begrüßen diese Entwicklung und mosten wün schen und hoffen, daß sich überall die Proletarier im Reichsbanner so rücksichtslos und kompromißlos durch'eken wie In Zlttuu. Dann wird auch der Augenblick komme», wo an die Stelle der bür gerlichen schwarzrotgoldenen Fahne die prole tarische rote Fahne al« Symbol der proletarischen Kampftruppe tritt!- (!!) Politische Nachrichten Stresemann 50 Jahre. Geboren am 18. Mai 1878 in Berlin, studierte er an den Universitäten Berlin und Leipzig Geschichte und Staatswissen schaft. Von 1902 und 1918 war er Syndikus des Verbandes Sächsischer Industrieller und von 1914 bi» 1923 geichäUsführendes Prästdialmliglied des Deutsch-Amerikanischen Wtrtichastsverbandes. Am 13. August 1923 wurde er Reichskanzler und Außen minister zugleich, seit dem 30. November 1923 führt er die auswärtige Politik de« Deutschen Reiches. Schrott Aussnhrvsrbot. Entgegen anders lau tenden Meldungen erfahren wir von zuständiger Stelle, daß das Reichswirtschaftsministerium nicht daran denkt, das Schrott-Ausfuhrverbot auf zuheben, da die anderen Länder ebenfalls kerne entsprechenden Maßnahmen getroffen haben. Auch die Erhöhung des Ausfuhrkontinents von 5000 Tonnen kommt nicht in Frage. Ebenso wenig trifft es zu, daß die maßgebenden Firmen der Schrottindustrie zu einer Konferenz nach Berlin eingeladen worden sind. Bor der Entscheiduna über dl« Wiederaufnahme der deutsch-polnischen Verhandlungen? Im pol nischen Außenministerium ist eine Mitteilung der deutschen Regierung in der Frage der Wiederauf nahme der deustch-polnischen Verhandlungen ein- gegangen. Diele Mitteilung behandelt eine Anzahl der auf der Wiener Besprechung zwischen den beider seitigen Berhandlungsführern Kermes und Twar dowski berührten Fragen und stellt die Möglichkeit der Wiederaufnahme oer Verhandlungen fest. Polen geht vor den Völkerbund. Die pol nische Regierung beabsichtigt, den Ueberfall einer ^Versammlung der polnischen Minderheit durch Leuts des oberschlesischsn Selbstschutzes, dis am Montag ihrs gerichtliche Sühne fand, vem Völ kerbund zu unterbreiten. Von deutscher Sette Ist darauf hinzuweisen, daß die Polizei den Störenfrieden sofort das Handwerk gelegt hat, «nd das Gericht zu Beuthen den Ueberfall durch schwere Strafen geahndet hat. Südamerika reif« des früheren Könige von Sachsen. Emer Einladung der Hamburg-Süd- vmerika-Linie folgend, hat sich König Friedrich August heute in Hamburg nach Rio de Janeiro eingeschifft. Er gedenkt Santos, Rio Grande do Suk, Porto Allegro und deutsche Ansiedlungen zu besuchen und am 5. Juli nach Deutschland zurückzukehren. Rar der Wahlbewegung Sächsische« Landoolk. Für die Kandidawnllften Sächsische« Landvolk in den drei sächsischen Reich»- tag«wahlkeil«n ist eine eigene NeichsUft« vom R«ichs- wahlleiter ««gelassen worden. Diese eigen« Reich»- Wahlliste soll dem Zwecke dienen, die auf die Liste Sächsticht, Landvolk abgegebenen Stimmen zu- aunsten einer Vertretung de« platten Lande, und der kleinen Städte im Reichstag besser auezunüden. Die Kandidaten vieler Lifte haben sich verpflichtet, für den Fall ihrer Wahl der deutschnationalen Frak tion al« Mitglied beizutreten. Der Mite deutsche W-West-zlug Abflug in etwa elner Woche geplant Berlin, 8. v. So reibungslos und glatt di« Vorverhandlungen zu dem »Bremen'-Fluge zwi schen den Beteiligten verlauien sind, so schwierig aeftallen sie sich bei dem Projekt der zweiten Ozean- Überquerung. Im schrillen Gegensatz dazu stand auch das Drum und Dran zu beiden Flügen, von denen der Flug der „Europa' bi« zur Stund« noch nicht Wirklichkeit geworden ist. Al« vor 14 Tagen Frau Dil lenz, die Wiener Schauspielerin, auf den Plan trat mtt der Kunde von dem unmittelbar bemrrstehenden Start de« Schmefterflugzeuges der „Bremen", da waren in Wirklichkeit nur unverbind liche Verhandlungen mit den Junker«werken, die da« Flunzeug liefern sollten, getroffen worden. Oesterreichische Banlkreise sollten da» Unternehmen finanzieren. Nun weiß aber beute jedermann, daß die Geldbeschaffung In Kem erforderlichen Ausmaß ohne Sicherheiten eine schwierige Sache ist. Man hörte einige Tage nickt« mehr von Kem Plane, bis auf einmal von Rudolstadt die Kund« kam, daß der Start von dort aus unmittelbar bevorstche. Ala zweiter Pilot wurde Kerr Bader genannt, i der, wie es beißt, weder navigieren, noch kunken, noch veilen kann. Kerr Nbtstz, der als Führer des Flugzeuge« in Aussicht genommen worden war, war über diese Wendung der Dinge nicht wenig erstaunt und lehnte dieses Ansinnen ab. Inzwischen trat der bekannte amerikanische Jour nalist Mister Knickerbocker an Herrn Risticz heran mit dem Angebot, gemeinsam mit Ihm den Owan- flug zu unternehmen. Knickerbocker vertritt übrigens nicht mehr die Hearstpr-ste In Berlin, sondern ein anderes amerikanisches Unternehmen. Die Paarung Nisttcz-Knickerbocker, oder Deutschland-Amerika wäre sicherlich die glücklichste gewesen, die man sich hätte denken können. Leider wurde daraus nichts, und zwar au« finanziellen Gründen. Inzwischen Ist es, wie zuverlässig verlautet, Frau Dilleuz gelungen, das erforderliche beträchtliche Kapital zur Stelle zu bringen, so daß doch noch ihr Flug über den Ozean Wirklichkeit werden dürste. Im Geaensak zu anderen Meldungen erfahren wir au« Rudolstadt, daß man dort nach wie vor annimmt, daß nur Rudolstadt als Startori in Frage käme. Man kann der Meinung sein, daß die Wahl des Startplatzes, wenn die flugtechnischen Bedingungen vorliegen, ziemlich gleichgültig ist. Viel wichtiger ist, daß alle» getan wird swie es im Falle Köbl- Hünefeld geschehen ist), um dem neuen Ozeanflug den Tharatter eine« Hasardspiele« zu nehmen. Er- folg Hai bei einem Ozeanflug nicht nur der, dem da« Glück hold ist, sonder» der, der da« Menschen mögliche getan hat, um olle technischen Sicherungen und Vorbereitungen zu erfüllen. NM Zwischenfälle Im Mmaror Prozeß Kolmar, 8. 5. Im Kokmarer Autonomisten- prozeß kam es am Dienstagvormittag zu erneu ten Auseinandersetzungen zwischen Verteidigung und Vorsitzendem. Zu Beginn der Vormittags- sktzung kegle Angeklagter Rosse dein Gericht sog. „Eonelusions" (Schlußfolgerungen) vor und zwar rm Anschluß an ein Schreiben eines Zeugen Bardo ur, der vor einiger Zeit im „Temps" einen Artikel über den bewaffneten Autonomismus veröffentlicht hat und Verbindungen zwischen dem Autonomismus im Elsaß und deutschen Frontkämpfer« organisationen festgestelkt zu haben behauptete. Dieser Zeug« hat sein Erscheinen in Kolmar abgesagt. Der Angeklagte Rosst btttet jedoch, ihn wenigstens kommissarisch zu vernehmen über die Quellen, au4 denen er dieses ungeheuerliche Material geschöpft haben soll. Es handelt sich hier in der Haupt- fach, um den Vorwurf, daß deutsche Frontkämpfer- organisationen, vor allem der Stahlhelm, Waffenlieferungen für die elsässischen Autonomksten vermittelt hätten. Der Vorsitzende, nimmt diese „Tonclusions" zur Kenntnis und ruft den am Montag schon vernommenen Zeugen, Polizeikommissar Bauer, zur Fqrtsetzung seines Verhörs vor die Zeugenfchranle. Di« Ausführungen Bauers sind von dem nur allzu offensichtlichen Bestreben getragen, die An geklagten als Separatisten, wütende Franzosen- feinde und Staatsverräter darzustellen und find infolgedessen stark tendenziös. Der Zeuge Bauer beschäftigt sich in seinen Ausführungen u. a. mit einem elsässisch-lothringischen Film, den für Deutschland und einige andere Staaten die „Phöbus"-Verleihgesellschast übernehmen sollte. Rechtsanwalt Berthon bemerkt ironisch, daß der Colmarer Prozeß allmählich in das Gebiet internationaler politischer Verwicklungen hinüber-- spiele. Es wird nun lebhaft. Der Angeklagte Köhler springt bei den Schilderungen Bauers auf und ruft ihm zu: „Dagegen protestiere ich, das ist der größte Schwindel!" Bauer versteht anscheinend lein Wort deutsch. Er seht seine Ausführungen fort und stellt immer wieder fest, daß ihm alles klar fei. Als er vom Vorsitzenden ausgesordert wird, verschiedene von ihm erwähnte Dokumente vorzulegen, erhebt sich statt seiner der Generalstaatsanwatt und über- reicht dem Vorsitzenden eine gelbe Mappe, gefüllt mit Dokumenten und beantragt, dies« Dokumente zu den Akten zu legen. Mie ein Mann erhebt sich die Verteidigung und bestürmt den Vorsitzenden mit der Frage, woher plötzlich diese Dokumente kommen und wie die eigenartige Zusammenarbeit zwischen Staatsanwalt und Zeugen zustandekommt. Der Vorsitzende erklärt, daß, auch er diese Do kumente bisher nicht gesehen habe. Nochtscmwatt Jaegle apostrophiert den GeneraMaatsanwalt und ruft: „Ist das die Ueberraschung, Herr Generalstaatsanwalt?" Der Generalstaatsanwalt nickt und lächelt ironisch. Nechtswnwatt Berthon: „Ich stelle fest, daß der Eeneralstaaisanwatt erklärt hat, daß in die sem Prozeß noch unbekanntes Aktenmaterial nicht zum Vorschein kommen werde, und daß er trotz dieser feierlichen Erklänmg mm vSn sich aus Dokumente in die Debatte wirft, die nicht einmal der Vorsitzende kennst und das in offensichtlich getreuer Zusammenarbeit mit dein Zeugen Bauer, der diese eigenartige Rolle im Kalmarer Prozeß spielen dürfe." Es darf se'tgestellt werden, daß vie'sr Zwischenfall selbst bei der französischen Presse einige Verlegenheit heroorrief. * Die Verteidigung teilt zu Beginn der heutigen Nachmitta-rssitzung dem Gerichtshöfe mit, daß sie eins Beschwerde unmittelbar beim Justizminister gegen die bisherige Handhabung der Prozeß- führung durch den Vorsitzenden rmd den Gene ralstaatsanwalt eingeleitet habe. Im Namm sämtlicher acht Verteidiger legt Rechtsanwalt Fournier dem Gerichtshof in der vorgeschie- benon üblichen Weise einen Antrag vor, der so fort km Wortlaut telegraphisch dem Justiz minister übermittelt worden ist. * Französische Llnksblatter über den Kalmarer Brozesi Paris, S. 5. (Funkspruch.) Die Aussagen des Polizekrommissars Bauer vor dem Kriegs gertcht in Kolmar oeranlassen KI« „Volonte^ »u der Feststellung, daß sich der Kokmarer Ge richtshof merkwürdiger. Methoden bediene. D» Ausführungen Bauers enthielten im übrigen üb«r? wiegend mehr eigene Betrachtungen al« Beweis» material. Die „Humanitä" spricht von dens „Roman" de» Polhsikommifsars, während „Oeuvre" meint, daß im Kokmarer Prozeß bli Selbstgespräche den Rekord geschlagen hätten. Aos -eimat md Aaterlmd Frankenberg, 9. Mai 1928. «mH. Mitteilungen aas den Ratssitzungen 23. April und 2. Mai 1925 Der Nat 1. erhält Kenntnis a) davon, daß das Wirtschrftsministerium zur Beschaffung von Webstühleu für die Han dels-, Gewerbe- und Fachschule für TertH industrie eine Staatsbekhilfe von 6094 NM. bewilligt hat, b) vom Abschluß der Sparkassonrechnung für 1927. Ter Reingewinn in Höhe von 9371.78 RM. soll der km Vorjahr gebil deten Sicherheitsrücklage zugesührt werden; S. beschließt a) außer den ständigen städtischen Arbeitern bis 30. September 1928 noch 7 Hilfs arbeiter bei der Stadtbauverwaltung zu beschäftigen, b) der Anregung der Stadtverordneten, die Polkzeioevordnttng über Herabminderung der Fahrgeschwindigkeit von der Chemnitzes Str. bis zur Hainichener Str. aufzuheben und eine Polizeivevordnung über den Ba derberg als Straße I. Ordnung zu er lassen, nicht stattzugeben, c) dein Beschluß der Stadtverordnete», in der neuen Ortsverkehrsordnung eine Vor schrift über das Aushängen des Verbotes, das Mitbringen von Hunden in Nahrungs- mittellädon bett-, beizutrelen, cl) die Bsschleusung der Mettigstraße aus Millen des aufzunehmenden Darlehens, e) den Verkauf eines Geländestreifen» an der Ziegelstraße für Jndustrlezwecke, l) die Tilgungszett in den Bedingungen übe» Gewährung von Darlehen aus dem Miet- ausgleichstock von 6 Jahre auf 3 Jahrs herabzusetz sn, dem Beschluß der Stadtverordneten, für das Nechmings!ah" 1928/29 den Gemeinde- zuschlag zur Grund- und Gewerbesteuer, nur nach 100 o/o in den Haushaltplan em- zustellsn, beizutreten, h) daß auch bis auf weiteres alle Beschlüsse über Ausgaben der Entschließung des Finanzdezernonten unterliegen, i) bei der Landeskulturrentenbank ein Dar lehen in Höhe von 77 MO NM. und bei der Sächsischen Bauvereinsbank einen Zwischonkredit in Höhe von 134 MO RM, für die vom Spar- und Bauverekn ge planten Wolmhausbauton an der Ziegel- straße aufzunehmen, k) die Aufnahme eines Darlehens von RM« 70000 aus dem Reichszwischenkredit zur Förderung des Kleinwohuungsbaues; 3. bewilligt nach: u) 4824.99 RM. zum Ausbau der südlichen Straße der Reichsheimstätte, b) 365.25 NM. für Einbau eines Sickerrohres am Schleusenbau des Stadtgärtnereigrund stückes, c) 404.37 NM. für Instandsetzung der Fuß. bahn der Sominarstraße, 6) 410.43 RM. für Neuherstellung der ver längerten Melherstraße, e) 64.25 NM. zur Instandsetzung der Teich straße. WEKarnsr Urheberrechtsschutz durch Verlag Oskar Meister, Werdau (Sa.) 67 Nachdruck verboten. Als am nächsten Tage das Scheitern der Verhandlungen bekannt wurde, nahm die Prelle, die eigentlich inimer zu Kanter gestanden Hane, mit einem Male in leidenschaftlichen Artikeln gegen Karners Standpunkt Stellung und be kämpft« ihn. In London aber hatte Doneil eine Ausein andersetzung mit Kellogg und reiste mit neuen Aufträgen nach Deutschland. Am Tage darauf überreichte die deutsche Re gierung dem englischen Botschafter eins Note, die das Scheitern der Verhandlungen offiziell zugab und bedauerte. Die Welt zitterte vor Spannung. Mas stand bevor? Schon eine Mache danach traf in Berkin das Ultimatum der alliierten Mächte ein, das ver langte, Deutschland solle binnen acht Tagen die Zusicherung geben, daß Karners Erfindung auch in den anderen Staaten eingeführt würde. Im anderen Falle würde der angedroht« Wirt schaftsboykott eintreten müssen. Karners Erfin- vung sei von so eminenter Bedeutung für die Weltwirtschaft wie noch keine Sache je zuvor, und sie brächte die Weltwirtschaft tn die größt« Eefayr, wenn sie nicht gleichmäßig allen Völkern diene. Di« Note wurde, obwohl inan unter der Be einflussung von Presse und Versammlungen gegen Karners Gedanken war, rntt Empörung ausgenommen. „Wo bleibt der Völkerbund?" io schrie man. Der Völkerbund? Die Einsichtigen lachten höhnisch. „Was soll uns diese Interessengemein schaft der Alliierten helfen können?" Als die Arbeiter im Kavnerwerk erfuhren, daß Karner auf dem Wege der Besserung war, herrschte ehrliche Freude unter ihnen. Ter ernste Mann, der für alles Verständnis hatte, der mit seinen mustergültigen Arbeits bedingungen dem Arbeiter praktisch half, war wirklich von allen geliebt und geschätzt. Ms dann die Nachricht von dem Ultimatum der Alliierten im Karnerwerk bekannt wurde, wallte Empörung unter ihnen auf. Hallendach begab sich, als er von dem Ulti matum erfuhr, unverzüglich zu Karner. Der Hausmeister Seifert wollte ihn nicht zu ihm lassen, aber Hallendach schob den getreuen Wächter zur Seite und trat ein. Karner saß im Lehnstuhl wie immer und schlief. Ganz sachte trat Hallenbach heran und be trachtete das Antlitz des Schlafenden. Man sah es Karner an, daß er gesundete. Das Ge sicht hatte sich wieder gerundet. Ein sehnsüchtiger Zug verschönte das ernste Antlitz. Kavner erwacht«. Hallendach zuckte unter den tiefernsten Augen zusammen. Kavner reichte ihm die Hand und sagt«: „Ich habe geschlafen. Es hat mir qutgetan. Ich fühle mich sehr wohl. Aber — Sie haben keine gute Nachricht?" „Nein! Das befürchtete Ultimatum der Alli ierten ist in Berlin eingetroffen." Karner schien davon nicht berührt. „Ich Habs es erwartet!" „Ja! Aber cs kommt so rasch und hat darum eins starke Bestürzung hervorgeruson." „Ich habe noch Vertrauen zum deutschen Volk, Herr Hallendach," sagte Karner stark. „Ich nicht minder! Aber wäre «s jetzt nicht günstig, wenn Sie dem deutschen Volle erzählten, was Ihnen nach dem Wältmirischaftslongreß widerfahren ist?'! Karner überlegte. „Sie haben recht! Ich will sie den Satz selber ab, lesen Sie ihn selber« dem deutschen Volle die Wahrheit sagen. Ich Lassen Sie keinen ran! Kein Wort darf diq bin bereit, einem Journalisten einen Bericht Konkurrenz erfahren, bis es nicht gedruckt in über meine Erlebnisse in englischer Gefangen-, rmscrer Zeitung steyt! Verstanden?'^ schäft zu geben." Hallendach war hocherfreut und erhob sich. „Ich werde sofort Herrn Holling aus Hotel Kavnerstadt herbeizitieren. Dieser unermüdlichste aller Berichterstatter soll es hören." „Tun Sie es, Herr Hallendach! Ueber das Weitere wollen wir morgen reden." Holling rafte zu Herrn Karner u-nd nahm den langen Bericht auf. Dann eilte er nach Berlin. Als er plötzlich in der Redaktion der „Groß- deutschen Zeitung" erschien, gab es eine Sen sation. Er schrie durch den ganzen Rsdaktionssaal: „Habe eben Herrn Karner interviewt. Ich habe seinen Bericht über seine englische Gefangenschaft." Die Redakteure liefen zusammen. Donnerwetter, Holling, der Teufelskerl, brachte zusammen, was keinem gelang! Spannung kribbelte in allen. Ani aufgeregtesten war der Chefredakteur, der Holling sofort tn sein Arbeitszimmer zog. Holling warf sich auf einen Stuhl mro holte seinen Bericht heraus. Der Chefredakteur nahm die Papiere und la». Dann nahm er den Bericht und knallte ihn auf den Tisch. „Tas ist eine Räubergeschichte —! Sie wollen mich auf den Vosen laden!" Holling lachte schallend auf. „Da» ist auch eine Räubergaschichte. Das Traurig« ist nur, daß sie wahr fit." Noch einmal sah Doktor Schneider den Be richterstatter scharf an, dann klirr gelt« er die Druckerei an und ließ den Faktor der Setzerei kommen. „Hier ist ein Manuskript, Herr Hom! Da» ist nicht mit Gold aufzuwiegen. Stellen Sie sich neben die Maschine, wenn es gesetzt wird, ziehen I Punkt drei Uhr brüllten die Zeitungsoerkäufer mis dem Potsdamer Platz: „Gvoße Sensation? Herr Karner berichtet über leine Erlebnisse in englischer Gefangenschaft auf dem Panzerkreuzer „Queen Elisabeth"." Man riß ihnen dis Blätter aus der KaNd. Im Volle wuchs eine wilde Empörung gegen England. An dem Abend demonstrierten Tarr- ssnde vor der englischen Botschaft. Die Polizei hatte alle Mühe, die Massen in Ordnung Pt halten. Lady Ramsay kümmerte sich nicht um di« poli tischen Ereignisse. Der Zufall spielte ihr abep das Blatt, das Karners Bericht enthielt, kn dl- Hände. Und sie las, wie England mtt Kavner umge- sprungeu war. Sie empfand körperliche Schmer« ! zsn nach dem Lesen des Berichts. Ihr Kops ! brannte, und das Herz schlug heftig. Da dacht« sie daran, daß sie eins Deutschs war. Ihr Gatte, der Botschafter, überraschte sie über dem Zeitungsblatt. „So hat — England mtt Kavner verfahren, Alfred?" Er zuckte die Achseln. „England? Ich bezweifle daß di« englische Regierung etwas davon weiß. Es ist sicher eine Eigenmächtigkeit Lord Velkocks." „Hast du davon gewußt, Alfred?" Er zögerte mit der Antwort imd sagte dann heftig: „Ja! Lord Bestock hatte es mir anae- deutet!" Gemma antwortete nicht daraus. Aber in die- ism Augenblick war jedes Band der Lieb«, det Feindschaft zwischen ihr rmd dem Gatten zer- (Kortsttzung folgt.)
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