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I. Beilage znin Fra«kenl»evger Tageblatt Nr. 105 Sonnabend, den 8. Mai 1928 87. Jahrgang Von Drinnen Berlin, Anfang Mat 1928. beinahe hätte ich vergessen — die Freud« Aber den Ozeanflug und die Ehrungen silr die Wieger dort drüben bringen mich ganz durch einander— beinahe hätte ich vergessen, mich Auch 'Iber den Herrn Minister des Innern (preu- Asch) zu freuen. Der hat's jetzt mit den Um- Langsfornrsn. Di« müssen gebessert werden, Amt er. Zunächst bei der Polizei, meint er. ^Achtung", soll nicht mehr gerufen werden, ver- prdnet er. Nämlich, wenn ein Vorgesetzter den Naum betritt. Alles sitzen bleiben, wünscht er. Uufstehen ist entwürdigend (was hab' ich gesagt, PI der Untergrundbahn die Jüngelchen wissen schon, das. Aufstehen entwürdigend ist und richten «ich danach, wenn alte Damen stehend, sich an vsn Deckenriemen haltend, hm und her bau- mein.) Ja, und mit „Herr" muh der Vorgesetzte den Untergebenen — ja, so „Untergebene" gibt Is auch nicht mehr — must er also den Nach geordneten anreden. Und die Schupo und die Kipo muh, wenn sie festnimmt und verhaftet »vermutlich auch, wenn sie den Gummiknüppel «üäsn muh) stets höflich vorgehen, immer Höf- «ich. Famos! Wir werden bald durch unsere outen Formen berühmt werden. Mit Stern im Wädecker. Ein Freund von mir — ich weih nicht, vb er immer so ganz 'bei der Wahrheit bleibt, über ein EewolmheitMgner ist er nicht — hat sich jüngst, just als er dm neuen Erlah über die neuen Umgangsformen las, enttäuscht und ent rüstet geäußert: Jüngst kam ich so von einem „Amte", Ta gab es lieblichen Empfang — Mein Herz und meine Wange flammte Dor Aerger mir noch stundenlang. Bian hat mich wie 'nen schlechten Taler Behandelt und herumgeschickt. Ich Lin ja nur ein Steuerzahler, Den jeder, wie er Lust hat, zwickt. Ja, wär ich erst ein Schwerverbrecher, Wie angenehm wär' dann mein Los! Tie Schergen und des Rechtes Rächer, Dis wurden langst mit „Knigge" groh. Da fehlt es keinem mehr am Schliffe, Ter Ton ist höflich schmeichelhaft; Das harte Wort, die Üblen Griffe Von einst sind gründlich abgeschafft. Ja, wär' ich erst ein Schwerverbrecher, Mein Leben führ' so .sanft dahin. Mair reichte mir den Labungsbscher Mit Anmut, wenn ich durstig bin. Man brächte mich in saubre Räume, Mein Läuten würde prompt gehört. Man sorgt' dafür, dah meine Träume Kein Lärm auf Korridoren stört. Da ist nichts weiter zu erinnern, Man sorgt' für mich fast väterlich. Der Herr Minister (der des Innern) Hält schützend seine Hand auf mich. Das „Amt" bedeutet Dir Bedrängnis, Dort brüllt man, wenn man Dich „belehrt"; Hingegen wirst Du im Gefängnis Durchaus als „Geirtleman" geehrt... Sv ist es eigentlich, «obschon er keine Wahl propaganda treiben darf, auch Staatsgelder darf vr selbstverständlich dafür nicht ausgeben — und Draußen aber wo geschieht den» so etwas! — aber ich wollt« sagen: so ist eigentlich der Minister des Inneren daran schuld^ wenn das malerisch nicht unwirksame Wahlplakat der KPD., das den Arm des Gefesselten aus Gefängnismauern ge reckt und Wahlhilfe herbeiwinkend zeigt, unwirk sam geworden ist. Die Höflichkeit triumphiert. Und ich will in diesem Falle nicht (mit Börne) anmerken, daß Höflichkeit ein Staatspapier des Herzens D, das oft um so größere Zinsen trägt, je unsicherer das Kapital ist. Nein, ich will schlicht mit Mephisto sagen: „Cure Höflichkeit erfreut mich sehr." Und ich wollte, ich könnte dem ungeschliffenen Pack, das, gut von Kleidern und schlecht von Manieren, sich bei allen Fest lichkeiten drängt und stößt und rücksichtslos be nimmt, den preußischen Minister des Inneren als direkten Vorgesetzten geben, der in solchen Fällen nach seinem eigenen Rezept und Erlaß zu den Nachgeordneten sagt: „Meine liebon und hochverehrten Herren, wenn Sie nicht die große Gnade haben, sich hier Ihrer ausgezeichneten Erziehung und verehrungswürdigen Stellung in der Gesellschaft gütigst zu erinnern und anständig betragen zu wollen, werde ich zu meinen« tiefsten Bedauern gezwungen sein, Ihnen bei allem Re spekt durch Einschlagen einiger Ihrer wohlge bauten Rippen vorübergehend körperlichen Scha den zu tun!" Und so herrlich die Wahrheit ist, die uns das liebe Lied verkündet „Der Mai ist gekommen! Die Bäume schlagen aus...", was "jetzt z. B. um sich von dec Nichtigkeit dieses lieben Liedes zu überzeugen, die Vlütensahrt nach Werder macht — gleichviel, ob das auf überfüllten Danmfern oder in der zum Platzen vollen Balm geschieht — das wird auch reich lich von dieser ministeriellen Anrede Gebrauch machen können. Besonders auf genußreicher Heim fahrt. Tenn das Mütsmvun^er vollzieht sich mit Finer erstaunlichen Geschwindigkeit. Mit verBe- sichtiaung blühender Bäume und dem ruppigen Abreißen blühender Aeste fängt's liebenswürdig an und — eine Stunde später endigt's mit dem Genuß des köstlichen „Obstweins", der aus den Früchten die'er Blüten gewonnen wird. Und die ser Obstwein hat's in sich! Zunächst legt er leichte Lieder auf schwere Zungen — was «nicht so schön anzuhörsn i't, wie die Festoorstellungm lm neueröffneten ehemaligen Königlichen Opern haus. Dann benebelt er das Gehirn in einer Weise, daß — damit verglichen, — die Fahrt der „Bremen" durch den Nebel über Labrador eine muntre und durchsichtige Angelegenheit ge- nmmt werden kann. Und dann' — ja dann läßt er Revolutionen in den Gedärmen aus- brechsn, mit deren Hefti zkeit verglichen, die allighrlichen Revolutionen in Portugal ein Vogel- schießen sind. Kurz gesagt, ich persönlich mache mir nichts aus einer Blütenfahrt im Mai nach Werder, da ich sie mir nicht gönnen kann in der Form, wie sich der Bayernkönig seine Hof- theatervorstellungen gönnte. Und wenn ich schon wandern müßte, liefe ich lieber mit den beiden Kellnern, die ein'au^endfünfhun^ert Ki'ometerch n von Berlin nach Genf machen, um die Grüße der deutschen Gastwirtsangestellten zum inter nationalen Kongreß dort zu überbrmven. Bloß auf die „Berufskleidung", in der die beiden los marschiert sind, ließe ich mich nicht ein. Denn diese Berufskleidung ist der Frack. Und wir sind nach mäßigen Jahren allmählich schon bald wie der so ideit, daß der Frack auch dis abendliche Berufskleidung der Gesellschaftsmenschen gewor den ist. Jedenfalls, ich habe ihn jetzt satt, ich muß mal was anders; anzkehsn. Badetrikot meinetwegen oder Eisbärenjacke, um ein bißchen über den Nordpol zu fliegen... SSngerbriefe Vergangen es undGegenwärtiges von Markmillian. Seltschan b. Tabor, d. 4. 3... Werter Herr Martin Büchner! Ein lieber, prächtiger Mensch sind Sie. Aks Ihr Brief anlangte, war ich schon in froher Stim- i mung. Finden Sie doch immer solch' ruhige, wohltuende Worte. Und so waren mir diesmal Ihre Zeilen wie ein Jungbrunnen, aus dem ich mit vollen Händen geschöpft habe. Vor allen Dingen freu« ich mich sehr, dah Sie all' das nun hinter sich haben, und wieder frisch und gesund sind — also meinen Glückwunsch. Ihren lieben Brief zu beantworten, würde sehr lang dauern. Nun wollte ich Ihnen aber selbst etwas «zählen. Was macht man nun? Aber ich werde doch wohl erst berichten — einverstanden? Sie ' glauben gar nicht, wie ich alles beherzige, was Sie mir Vorschläge». Und so bin ich wirklich hinaus in die Welt geflogen, wenn auch nur auf kurze Zeit. Die Schlansky's, meine Guts nachbarn, baten mich, doch auf ein paar Tage mit nach Karlsbad zu fahren. Ich habe es nicht bereut, und das danke ich Ihnen. — — dllso wir gehen ganz gemütlich die Sprudellollonadei hinunter — ich ganz in Gedanken versunken — da bleibt Herr Schkansky stehen und winkt einem Herrn. Er wird mir als Herr Jyrosch, alter Studienfreund und jetziger Zollkommissarius in Tabor, vorgestellt. Wir sinid dann nach Pupp's Kaffeesalon gegangen, um ein Stündchen aus zuruhen und zu plaudern. Es wurde nun von diesem und jenem, und so auch vom Krieg ge sprochen. So streute auch ich einige Worte mit ein. Auf einmal horcht Herr Jyrosch auf — wie war das, gnädige Frau? In Albanien habe» Sie Ihren Mann verloren? Ja, und weih nicht wo, entgegnete ich traurig. Herr Jyrosch sah mich emst und forschend an, eh' er zögernd sagte: Ich habe selbst in Lech in Albanien krank ge legen — Malaria — und mein übernächster Bett nachbar war ein Valentin Mühlen, k. und k. Oberleutnant d. R. Er lag bleich und ruhig, nur die müden Augen gingen, als wenn er etwas Liebes suche. Nach zwei weitere» Tagen ist er dann gestorben, das Fieber hatte ihm zu sehr gerüttelt.» Werter Harr Büchner, ich war für oen Augenblick fassungslos. All das Schwere brach noch einmal mit aller Gewalt Aber mich herein, und doch war ich so glücklich innerlich, dah mir endlich Gewißheit wurde, nach all' den Jahren des Hoffens und des Zweifelns. Wie hellst es doch im Vale carissima? — dem seligstes Leid geschah — so muhte das wohl auch sein. Herr Jyrosch muhte mir nun alles, auch das Kleinste erzählen. And ich hab in leidvollem Schmerz gelauscht und das dumme Herz, das hat so stark geschlagen, dah alle; wie im Nebel um mich lag. Und wie aus ewiter Ferne hörte ich die ernste Stimme des Herrn Jyrosch, ist Ihnen nicht wohl gnädige Frau? Dann haben sie mich in meine Pension gebracht und erst in der Ein samkeitfand ich mich wieder. Werter Herr Büch ner, wie leidooll war das Alles, und doch wie dankbar war ich, dah ich Gewißheit fand. In den Straßen Karlsbad's flutete das Leben ab, still und dunkel lag dieses schöne Stück Erde. Ich musste die Hände falten und Hinaufschauen zum Firmament, wo Tausende von Sternlein blinkten und Gott danken für das — was er mir heut' geschenkt — de» Frieden meiner Seele. Wuch tig und weihevoll klang mir Curtis „Hoch empor" im Herzen wieder: Hoch empor am Himmelsbogen, Sind die Sterne aufgezogen. tlrheberrechtsschutz durch Verlag Oskar Meister, Werdau (Sa.) 64 Nachdruck verboten. Doch Karma schüttelte den Kops. „Es geht Picht, Fräulein Walthaus," sagte er dann herz licher, al» man es ihm zugerraut hätte. „Wie geht es ihm, Herr Karma?" Karma warf dem Arzt einen fragenden Blick zu. Abade «nickte. „Sie brauche» um sein Leben keine Sorge mehr Pi haben." Anne nickte glückselig, dann aber kani di« Angst wieder. „And — und wird «r wieder — ganz gesund «erden, wie er früher war?" Wieder fragte Karmas Mick den Arzt, ustd «ieder nickte Abade. „Es ist anzunehmon, daß Herr Karner sein« M« Gesundheit wievererlangt. Heute ist er Noch gelähmt — aber Bruder Abad« hofft, daß rr nach seiner Behandlung bald seine Glied- Maßen wieder gebrauchen kann. Bis zur vollen Gesundung — wird es vielleicht sehr, sehr lang« dauern." Da überwältigte di« Freude Anne so heftia, daß sie in ein heftiges Schluchzen ausbrach. Sie Vermochte nicht, den Tränen Einhalt zu gebieten. AK sie sich endlich wieder gefaßt hatte, trafm fk di« ernsten Augen Karmas. „Sie — lieben Bruder Karner?" Sis erschrak unter dieser Frage, aber sie ver mochte «nicht zu lügen und stammelte hilflos: „Ich - liebe ihn!" Härter schienen des Inders Züge zu werden. ^Werden Sie stark genug sei», um zu verzichte», Anne Walthaus?" Sie hörte das Wort wie i» halber Betäubung. Hart schlug es an ihr Ohr: Verzichten! „Das Werk des großen Karners ist noch nicht vollendet. Sie dürfen ihm nicht in den Arm fallen, Anne Walthaus." Da richtet« das jung« Mädchen die leuchtenden Augen auf den Inder und sagte fest: „Ich will dienen! Nur dienen, damit er sein großes Werk vollends." Heiliger, ehener Wille war in dem schlicht gesprochenen Wort, denr aller Pathos fehlte, so daß der Inder dankbar ihre Hand nahm und sie drückte. „Anne Walthaus!" sagte er sehr ernst: „Sie tragen da» Härteste! Aber ihre Augen sind stark wk« di« unseres Bruders Karner. Ich will glau ben, daß Sie das Größte vermögen." Dann war Anne allein. Ms Hallendach, der draußen mit dem Arzte Abade «noch ein paar Wort« gewechselt hatte, wieder vor ihr stand, hatte sis ihre Fassung wiedergefunden. „Jetzt ist uns beiden wohler, Fräulein Anne!" sagte Hallonbach herzlich. „Gott sei Dank! Mir ist ein Stein vom Herzen. Jetzt macht es mir wieder Freude zu schaffen. Gottlob!" St« nickt« noch ganz verwirrt und strich das Braunhaar aus dem freudeverklärten Gesicht. „Wenn ich ihn pflegen dürfte!" sagte sie in brünstig. Hallenbach schüttelte den Kopf. „Da; hat Karma verboten. Frau Heys« versorgt Herrn Karner. Der Arzt hat ihr selbst alle Anwei- fungm gegeben. In den nächsten acht Tagen werden wir alle Herr» Karner nicht sehen. Nur Frau Heyse darf zu ihm." „Haben Sie — Karner gesehen?" fragte Anne leise. „Ja! Und ich werde das Entsetzen darüber nicht «los. Danken Sie Gott, daß Ihne» dieser furchtbare Anblick, der auch Frau Heys« erst fassungslos gemacht hat, erspart geblieben ist." Daim verabschiedete sich Anne imd suchte Frau Heyse aus. Die war in der Küche beschäftigt und gab ge rade dem indische» Dienstmädchen verschiedene Aufträge. Als sie Anne sah, begrüßte sie das junge Mädchen mütterlich. „Sie waren gewiß bei Herrn Hallendach, Fräu lein Anne?" Das Mädchen nickte. „Das seh« ich Ihnen an, daß Sie die Sorge um Herr» Karner nicht kn Ruhe ließ. Ich habe ja auch die ganze Nacht nicht geschlafen. Doch jetzt bin ich wieder froher!" Die Worte taten wohl. Leise und schüchtern fragte Anne: „Wie geht es Herrn Karner?" ..Besser, Fräulein Anne. Der Arzt hat eine Blutüberführung vorgertommen, und das furcht bare Aussehen des Herrn Karner ist damit wie oerschnmnden. Herr Karner sah wie eine Mumie aus, zusammengeschrumpft und verbrannt. Jetzt, nach der Blutüberführung — Herr Hallenbnch hat sich zur Verfügung gestellt — sieht er wie der viel besser laus." Anne hörte dankbar die beruhigenden Morts der Frau. Weich' ekn heilig' stiller Chor. Daß das Herz dir größer werde, Blicke von der kleinen Erde, Zu dem ew'gen Glanz empor. Welcher Trost und welche Tiefe doch in solchem Chor liegt. Wohl dem, der solche Lieder kennt, und singen kann. All das danke lch Ihnen. — Wir sind dann in den nächsten Tagen zurückge fahren in Begleitung unseres neuen Bekannten, So hatten wir keine Langeweile, denn Herr Jyrosch verstand angenehm zu unterhalten. Gr war mir recht sympathisch geworden. Ich hab' ihn gebeten, mich bei Gelegenheit mit auszutz suchen — um dann noch alles Nähere zu be sprechen. Denn sobald es die Zeit erlaubt, fahr« ich hinunter nach Albanien. Herr Jyrosch will alles nach Möglichkeit ordnen und ich bin so froh darüber. Es kommt also wieder auf Ihre Rede, kleine Ursache», grosse Wirkungen. Wenn ich uichst nach Karlsbad fuhr, dann wüßte ich nichts. — — In meinem Selischa» erschien mir auf einmal alles viel schöner und ich schaue mit frohem Herzen in die Zukunft. All' das Leid der letzten Jahre ist mir von lieben Menschen, aber ganz besonders von Ihnen, umhüllt worden von duf tigen Blüten und darüber schweben Ihre Lieder. Sehen Sie, da kommt auch die Sonne wieder, weich und warm lächelt sie mich an. Ein klin gendes Frühlingsrauschen ist in mir. Dieses Sehnen und Hoffen, das alle Menschen jedes Jahr neu erfaßt, wenn unsere Mutter Erde Auf- erstehung feiert. Frühlingsgkaube nennt es llh- land — und Tschirch hat dieses Lied so schön vertont. Die linden Lüfte sind erwacht, Sie säusel'n und weben Tag ünd Nacht. Sie schaffen an allen Enden. O', neuer Klang! Nun sei nicht bang. Nun muß sich alles, alles wenden. Wenn Sie mich vor 20 Jahren gekannt hätten, was für ein fröhliches junges Ding ich war. Sia würden sagen, das kann Hermine Mühlen nicht sein — und doch — wir Menschen sind eben immer Opfer der Verhältnisse in denen wir leben. Gewöhnlich heißt es doch, die Zeiten än dern sich. Die Zeit bleibt sich ewig gleich, nur die Menschen und die Umwelt ändert sich. Sie sehe» also, Herr Büchner, sogar aufs philoso phieren versteh' ich mich, bin doch zu Ihnen in die Lehre gegangen. Und nun genug für heut« — ach so — noch eins — daß man die Haupt sachen immer vergißt. Sie fahren doch sicher nach Wien zum Sängerfest. Eigentlich brauch' ich ja da gar nicht erst anzufragen. Und nun meine Bitte — kommen Sie über Prag — und besuchen Sie mich mit. Von Tabor ist es ja nur ein Sprung nach Selischau. Dann musiziere» wir zusammen. Eine ganz stimmungsvolle "Schn- bertfeier. Ich freue mich recht darauf. Sind doch nun schon so viele Jahre vergangen, wo wir uns am See zum ersten Mal begegneten. Aber nun nicht eitel werden, Herr Marlin Büch- ner, nur weil das so am Wege liegt, müssen Sie mir guten Tag sagen. Und nun leben Sie wohl für heute. Ich bkn gesund und wohl, der schönste Schatz, den es gibt. Auch auf meinem Besitz geht alles am Schnürchen, da ich jetzt einen tüchtigen Verwalter habe. Na, und für meine Behaglichkeit sorgt ja in mütterlicher Weise meine Tante und An standsdame. Ist also alles in schönster Ordnung. Und dann vergessen Sie nicht Ihren Sänge» abend, von dem Sie erzählen wollten. Aber recht bald, bitte. Es freut sich schon darauf Ihre Hermine Mühlen. „Herr Hollenbach hat mir nichts davon er zählt." „Das glaube ich! Sonst märe es auch nicht Herr Hallendach. Den kenne ich. Der schuftet für zweie, «ließe sich für Herrn Karner die Hand ab hacken, dem wäre es das Peinlichste, wenn er über das Geleistete etwas sprechen sollte." „Ich weiß es! Das leuchtet mir ei», Frau Heyse. Herr Hollenbach ist doch Herrn Karners bester Mitarbeiter." „Das wird jeder anerkennen." Eine Stunde später empfing Hallenbach die Journalisten. „Bitte, was wünschen Sie zu wissen, meine Herren? Ich stehe Ihnen für ein paar Fragen zur Verfügung." „Wie ist das Befinden des Herrn Karner?" „Gut! Es besteht keine Lebensgefahr mehr." Wie ein Aufatme» ging es durch die Journa listen. „Ist mit einer völligen Gesundung zu rechnen?" „Nach Aussage des Arztes: Ja!" „Wird es tanze dauern?" „Das weiß ich nicht!" wich Hallenbach aus. „Wer hat jetzt die Oberleitung über das Merk?" „Herr Karner hat mir alle Vollmachten erteilt!" Die Hochachtung vor dem blonden Hünen wuchs. „Mo befand sich Korner nach seinem sensa tionellen Verschwinden?" „Darüber hat sich Herr Karner noch nicht ge äußert." (Fortsetzung folgt.)