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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 12.04.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192804128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280412
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-04
- Tag 1928-04-12
-
Monat
1928-04
-
Jahr
1928
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LMXarnvr Ilrhederrechtsschutz durch Verlag Oskar Meister, Werdau (Sa.) 48 Nachdruck verboten. „Und was ist da für uns die letzte Konsequenz, Mister Tonell?" Wieder trafen sich die Augen, und Marim Doneil, der graste Abenteurer, erschauerte zum ersten Male in seinem Leben. „Tie letzte Konsequenz? Karner fostfetzen, sich seiner bemächtigen." Er sprach es, und wusste dach, dah sein Gegen über anders dachte. Ihn graute. „Tas — genügt nicht! Herr Karner darf Genf nicht — lebend verlassen!" „Mord?" „Ja!" „Gemeiner, erbärmlicher Mord?" Toneils Gegenüber zuckte zusammen und presste vie Lippen hart aufeinander. „Sie — wollen nicht, Mister Tonell?" „Nein!" Hart und unerbittlich kam es her aus. „Nein! Tas tut Marim D-onell nicht. Meine Hände sind bis heute rein von Mut geblieben — und sie werden es bleiben. Ich glaube, Sie tarieren falsch. Ich bin kein Verbrecher — ich bin nur ein Abenteurer. Das ist ein Unterschied." Ter fremde wurde heftig. „Wissen Sie, um was es geht, Donell? Sie kennen doch Karner! Sie wissen, welch ungeheure Macht er ist. Sollen um eines eiirzelnsn willen Weltreiche zerschlagen werden?^ „Tas Weltreich, das den Mord braucht, um sich zu erhalten, ist matsch bis in die Knochen. Ta mache ich nicht mit! Ich warne Sie!" SM war es im Raum. Ter Fremde schien zu überlegen. „Ich sehe," begann Tonell wredes. „die Situ ation überhaupt nicht so hoffnungslos wie Sie. Eewist war die Bekanntgabe der Bedingungen ein Schlag Karners, dem Sie zunächst nichts ent gegensetzen können. Tas graste Mort wird Ihre Fremdvölkor aufrütteln. Ich weist, dast manche Schwierigkeit auftauchon wird. Aber — noch ist nichts verspielt." „Wollen Sie handeln?" „Ja und nein! Ich habe eine Bedingung." „Und die wäre?" „Ich will Herrn Karner auf einem englischen Kriegsschiff festsehen, wenn mir die Garantie ge geben wird, dast Karners Person unantastbar ist, dast er nicht eines Tages spurlos verschwindet." „Warum bestehen Sie auf dieser Garantie?" „Weil ich Herm Karner hoch achte, Sir. Weil ich mich fast schäme, etwas gegen ihn zu unter nehmen. Ich würde es auch nicht tun, wenn ich nickst der Abenteurer Marim Tonell wäre, und wenn ich nicht hoffte, der Welt damit doch einen Dienst zu leisten." „Ich will Ihnen — das versprechen, Mister Donell." * Kavner fuhr nach Genf und wurde dort be geistert empfangen. Ter Empfang überraschte ihn. An sich hatte er zu der Schweiz, als der ältesten Demokratie der Welt, ein starkes Vertrauen, aber das spontane Elistreten des Schweizervolkes für ihn und seine Idee hatte er doch nicht erwartet. Seine Fahrt nach dem Hotel glich einem Tri umphzug. Der Stadtrat von Gens stellte ihm eigens ein« Luruslimousine zur Verfügung. Nm nächsten Tag fuhr Karner in Annes Be gleitung nach dem Völkerbundspalast, wo der Weltwirtschaftskongrest tagte. Als Kari,er unter stärkster Anteilnahme der Be völkerung den Magen verliest, wurde er vom Re präsentanten des Kongresses, dem Belgier Lec- rm'r, «mpfangan und ehrfurchtsvoll begrüstt. Lecroir begleitete Karner in den Saal, vmhrond Anne gebeten wurde, im Vvrranme Platz zu Amerika». Angebot an Deutschland Barkin, 11.4. Der amerikanische Botschafter «Schürmann wird im Auftrage seiner Regierung noch heute nachmittag oder rm Laufe des Donnerstag vormittag dem Reichsaustenminister den Tert des zwischen Staatssekretär Kellog und Austsnminister Briand über den Abschluß eines Weltfriedenspaktes ausgearbeiteten Entwurfs Überreichen. In einer beigefügten Note wird die Neichsregierung aufgefordert werden, ihre Stel- kuugnähme zu einem gemeinsamen Abkommen zwi schen Amerika, Deutschland, England, Frankreich, Italien und Japan über die llngesetzlichkeitser- Mrung des Krieges zum Ausdruck zu bringen. Aehnliche Schritte werden auch die diplomatischen Vertreter der Vereinigten Staaten in den übrigen »Hauptstädten der genannten Länder unternehmen. Die Anstotz erregenden Verlade rampen im Rheinland Berlin, 11. 4. Wie verlautet ist der ableh- inende Standpunkt der deutschen Regierung in der; Frage der von der Rheinlandkommission erneut angeordneten Vernichtung der Berlade-Rampen tin der Reichsbahndirektton Trier, die in der Zeitz chon 1914 bis 1918 zur Verladung von Truppen gedient haben, unverändert. Sowohl bei der Rheinlandkommission als auch durch die deutsche Botschaft in Pans ist das Ansinnen der Kommis- fion im Laufe der nunmehr 2 Jahre währenden Auseinandersetzung wiederholt zurückgewiesen wor den. Auch das letzte Schreiben der Rheinland- Evmmission dürfte an der deutschen Auffassung, die umso berechtigter ist als die Angelegenheit 10 Jahre zurückliegt, nichts ändern. Die tkntwlaluns der Sozial demokratie An Stelle der früheren Parteitagsberichte er scheint jetzt regelmässig ein Jahrbuch der 'Sozialdemokratie. Aus dem soeben er schienenen Jahrbuch für 1927 geht hervor, dast die Organisation der Partei während des letzten Iay- ires gewachsen ist. Die Mitgliederzahk ist gestiegen, sie beträgt jetzt 866 671 gegenüber L23 520 bzw. 806 268 in den beiden Vorjahren. Davon sind Frauen 181 514 (im Vorjahr 165492) Männer 686130 (im Vorjahr 658 028). Parallel damit verzog sich ein Ausbreiten des Organi sationsnetzes durch Hinzutreten von 232 neuen Ortsgruppen (jetzt insgesamt 8462). Nach einer Statistik über das Verhältnis der sozialdemo kratischen Wähler zu den Parteimitglis- de rn sind km Rekchsdurchschnitt 11,01 v. Hl der sozialdemokratischen Wähler in der Partei organisiert. Am günstigsten liegen die Verhält nisse in Schleswig-Holstein (21,2 v. H.), dann folgt Hamburg (20,5 v. H.), an dritter Stelle steht Leipzig (14,9 v. H.) Unter dem Durch schnitt hegen ani tiefsten Pommern (3,9 v. H.) und Ostpreußen (4,4 v. H.) Auch die Finanz verhältnisse zeigen eine Kräftigung (Kassenbestän- Le der Bezirke am 1. Januar 1928 : 746 000 NMd' bei einem Gesamtetat von 7,6 Millionen.) Hand ßn Hand mit der Ausbreitung der Organisation hing die Entwicklung der Parteipresse. Die Zahl der festen Bezieher hat sich gegenüber dem Vor fahr um 6,8 v. H. aus 1188 400 erhöht. Den Kern des Jahrbuchs bilden sehr aus führliche Berichte über die Politik der Sozial demokratie im Reich und in den Ländern während des Jahres 1927, die durch eine Reihe allgemein gehaltener Beiträge über die aktuellen Problems fn Politik und Wirtschaft ergänzt sind. Neben Darlegungen über die Entwicklung der verwandten Zweige der freien Arbeiterbewegung (Gewerk-, schäften, Konsumgenossenschaften, Arbeitersport, Volksfürsorge, Arbeiterbank usw.) beschäftigen sie sich mit der wirtschaftlich« Lage, der Landwirt- schaftslrise, den Problemen der Kommunalpolitik, dem Einheitsstaat und der Struktur der „Bür- gerblockparteien" unter Fixierung des sozialdemo kratischen Standpunktes. Stellungnahme der sSWsche» Richter M «erwaltmgrresorm Durch die Presse sind über eine Aussprache im Bezirks- Verein Dresden des Beceins Sächsischer Richter und Staatsanwälte e. B. über das Schteck'sche Gutachten zu einer sächsischen Verwaltungsresorm teilweise derart falsche Nachrichten gegangen, daß ihnen gegenüber folgendes festqestellt werden muß: Niemand von den sächsischen Richtern und Staatsan wälten hat erklärt, daß in Sachsen unbedingt an der vorhandenen Zahl der Gericht« und der bisherigen Ein teilung der Gerichtsbezirke festgehalten werden muß. ES ist vielmehr allgemein anerkannt worden, daß die Mög lichkeit besteht, einige klein« Amtsgerichte einzuziehen. Die sächsischen Richter und Staatsanwälte stehen aber auf dem Standpunkte, daß schon mit Rücksicht auf die unbedingt damit verbundenen Schädigungen der wirt schaftlichen Verhältnisse der betreffenden Stadt eine Ein ziehung von Gerichten nur in Frage kommen kann, wenn dadurch wirkliche Ersparnisse erreicht werden und die Arbeit des anfzuhebenden Gerichts von anderen ohne nennenswerte Vermehrung der vorhandenen Arbeits- kräste geleistet werden kann. Diese Voraussetzungen liegen aber nach llcberzeugung der in diesen Fragen wohl einigermaßen sachkundigen sächsischen Richter und Staatsanwälte nur bei einem Teil der für Aushebung in Aussicht genommenen 27 Amtsgerichte vor, jedenfalls nicht, bei dem Landgericht Freiberg, das nach dem Schieck'schen Gutachten auch fallen soll. Dieses Gericht ist im Verhältnis fast genau so stark belastet, wie die anderen Landgerichte Sachsens, bei denen die Dinge so liege», daß die Richter schon seit längerer Zeit über lastet sind und die Zahl der Prozesse wächst. Schon ost, wenn auch leider vergeblich, ist aus diese unhaltbaren Zustände hingewiesen worden. Vor allem muß aber betont werden, daß man mit Statistik allein nie den Umfang und den Wert der Arbeit eines Richters er messen kann. Gerade an kleinen Amtsgerichten wird der Richter ost zum Berater der Bevölkerung, mit der er viel mehr verwächst, als der Richter der Großstadt. Die auf diesem Gebiete geleistete ost umfangreiche Arbeit kann zahlenmäßig nicht ersaßt werden, ist aber außer- ordentlich wichtig für das so nötige Bertrauensverbält- nis zwischen den Rechtsuchenden und dem Richter, dem die dabei gesammelten Erfahrungen auch wertvoll bleiben für seine spätere Tätigkeit an großen Gerichten. Auch die ungeheure Ausdehnung der verschiedenen RcchtS- gcbicte stellt gerade an den Richter kleiner Gerichte große Anforderungen. Alles dies wird von den zumeist nicht sachkundigen Kritikern nur zu leicht übersehen. Die sächsischen Richter und Staatsanwälte stehen auf dem Standpunkt, daß zwar eine wesentliche Herab setzung der Zahl der Richter und Beamten zu erstreben ist, daß diese aber ohne Schädigung der Rechtspflege nur dadurch zu erreichen ist, daß durch großzügige Um gestaltung des gesamten Prozeßweseus für Verminderung der Arbeitslast gesorgt wird. Die Rechtspflege kann und muß vereinfacht werden. Hier sollte in erster Linie der Hebel angesetzt werden. DaS ist aber Sache des Reiches. Politische Nachrichten Frankreich verlangt von der Schwei; Auslie ferung des Faschiftenmördrrs. Dem „Matin" zu folge hat die französische Regierung von dem Schweizer Bundesrat die Auslieferung des mut- matzlichsn Mörders des italienischen Faschisten Savorolli, Pavan, verlangt. Der Bundesrat wird sich darüber schlüssig werden, ob es sich um einen politischen Mord handelt. Amerikareise des Königs von Aegypten. Wie die Abendblätter aus Washington berichten, soll König Fuad von Aegypten beabsichtigen, dem nächst die Vereinigten Staaten zu besuchen. Sein Empfang durch die amerikanische Regierung werde sich überaus prunkvoll gestalten. Frankreich gibt der Hankauregierung nach. Wie aus Schanghai gemeldet wird, ist der französisch-chinesische Zwischenfall in Hankau nun mehr beigelegt. Die beiden chinesischen Frauen, die sich in die französische Konzession flüchteten und dadurch den Zwischenfall hervorriefen, wur den den fokalen Behörden übergeben, nachdem diese dm Bewek für die Schuft» der Frauen «bracht Hatten. Der portugiesische Iasttzurtatsier -f. Einer Lissabon« Meldung zufolge ist der portugiesische Iusttzmitttster Rodrigez gestorben. Wahlniederlage des Bürgermeisters von Chi- ea-o. Nach einer Meikdung der Abendblätter aus Chicago haben die Erstwahlon in Chicago, bei denen es zu schweren Ausschreitungen und Zusamt menstösien kam, mit einer NiedeMge der Partei des Bürgermeisters Thonrpsorr geendet. Einschließ lich der Polizei waren etwa 25 000 Personen mit der Aeberwachung der Wahlen beschäftigt. Ein Negeranwalt, ein politischer Gegner Thompsons, wurde von sechs Männern in einem Automobil verfolgt und erschossen. Mr -eimat md Vaterland Frankenberg, 12. April 1928. ' Nur 84 rage... Neulich las ich irgendwo, dast es nn ver gangenen Jahrs nur 34 ausgesprochene Sommer tage gegeben habe. Die übrigen Tage des Jahres hätten einen mehr oder weniger herbst lichen oder winterlichon Charakter gehabt. An dieser Tatsache will ich nicht zweifeln, denn wenn es die Statistiker behaupten, wird es wohl stimmen, und gefährlich ist's, gegen den amtlichen Stachel zu lecken. Aber etwas anderes ist A, was mich veranlasst, auf diese Mitteilung zurück zukommen. Aks jch sie nämlich las, dachte ich — ohne das; ich es recht wollte — über das menschliche Leben im allgemeinen nach, und da mutzte ich denken, dah es eigentlich doch ganz gut wäre, wenn mich jeder einzelne Mensch eine gewissenhafte Statistik über die Sommertage feines Lebens führte. Ein Sommertag ist doch so ein Tag, der nichts weiter sieht als Sonnen schein, an dem der Himmel rein ist von trüben Wolken und kein Sturm in den Kronen der Bäume rüttelt, er ist ein Tag, an dem die Welt sich freut und das Leben, das lachende, glückliche Leben seine Triumphe feiert. Wenn wir Menschen über die Sommertage, die uns unser Leben vergönnt, auch solch eine Statistik führten — wieviel solcher echter Som mertage würden zprr wohl buchen können? Wie unterschiedlich würden wohl die Statistiken aus- fallsn? Ter eine würde viele solcher Sommertage registrieren können, der andere weniger, und der dritte vielleicht nur einige. Es ist nun leider so, das; das Leben des modernen Menschen die Sonne ungetrübter Daseinsfreude meist hinter die Sorgenwolksn des Alttags versteckt. Der Mensch, im Daseinskampf nicht mehr als eine Maschine, äks ein gutgehendes Uhrwerk mit ein bttzchen Ver stand geworden, ist abgestumpft, unempfindlich geworden gegen die Reize des Lebens. Er kennt nur seine Pflicht, nur seinen Kampf ums Dasein. Seine Aufgaben, die dieser Kampf ihm stellt, gehm ihm über alles, erfüllen ihn ganz und lassen keinen Platz mehr in seiner Seele für die köstlichen Gaben, deren die Welt so unendlich viele hat und die sie auch ihm bietet. Diesem Mensche» möchte ich raten, über jeden feiner durchlebten Tag« einmal eine Statistik anzulegen, ein Konto für die Tage, die im ge wohnten Gleichschritt dahingingen, ein Konto für die trüben Tage und ein Konto für die Sonnen tage, für die Sommertage. Vielleicht, dah dann sein Auge stutzt und er sich sagt: O, ich armer, einfältiger Mensch, der ich dem Alltag versklavt bin, dem grauen Alltag ohne Sonne und Freude! O, ich will meine Statistik anders gestalten, ich will wieder Freude empfinden über die Wunder werke Gottes, ich will wieder ein Mensch werden, ein Mensch, in dessen Seele der Schöpfer wie in eine goldene Schale das Verstchsn nütt Er kennen sei,»er Werke träufelte. Jch wöl Sommertage schaffen, mehr äk bisher. Ich will nach freuen des Lebens und anderen Freud« be reiten, Ich Ml stärker sein als der Alltag —h dann werde ich wohl durchs Leben gehen rotz' durch einen ewigen Sommer! Gerade in der Osterzett werden manchem wohl diese Gedanken gekommen sein, wenn die Natur sich mit den Zeichen des neu erwachenden Lobens) schmückt und dos Winters Macht urid Fnstteruis endgültig gebrochen sind. Loben! will rrns die Osterzeit lehren! Müder, komm, wir wollen diese Lehre verstehen.' Bon der SkvttpflW der WM- Versammlungen 2m Hinblick auf den in Aussicht stehenden Wahh kampf wird wiederholt die Frage wichtig, ob Wahh Versammlungen, in denen neben Reden politischen Inhalt« musikalische, theatralilche, kinematographisch« u. a. Vorführungen dargeboten werden, der Ver gnügungssteuer unterliegen. Mit dieser Frag« hat sich u. a. das Preutz. O. V. G. besaht. In dem feiner Entscheidung zugrunde liegenden Falle (UrteG v. 20.10.1925 II. Sen. C. Nr. 17/35) waren m dex von einer Partei einberufenen Versammlung mehrere volitische Redner aufgetreten. Außerdem hatten, in! der Absicht, werbend zu wirken, Darbietungen ge sanglicher und sportlicher Art »ur Unterhaltung deß Abends beigetragen. Für die Frage, ob „eine steuer« pflichtige Vergnügung" vorliegt — führt das O. V. Äh au« —, ist entscheidend, ob die Veranstaltung ich wesentlichen der Ergötzung und Unterhaltung der Teilnehmer zu dienen bestimmt ist und geeignet war. Wenn die politischen Vorträge der (g) Redner, das Wesentliche der einen Teil des Wahlkampfes bildenden Veranstaltungen bilden und di« dargebo tenen Gesänge, Rezitationen und sportlichen Vor führungen gegenüber dem politischen Inhalt der Veranstaltung in Hintergrund treten, liegt keine steuerliche Vergnügung vor. Kin Walddrand, der sehr leicht größeren Umfang hätte annehmon können, war am gestrigen Mittwoch Nachmittag in der vierten Stunde auf dem auf Nieder- und Oberlichtenauer Flur stehenden sog. Ottendorfer Wald" entstanden. Das Gehölz ist vom Fabrikan ten Ernst Becker, Chemnitz, als Jagdgebiet ge pachtet. Anscheinend haben spielende Kinder einen, Erasbrand verursacht, den der um diese Zeit herrschende Wind bis an das Gehölz herantrieb dem dann etwa 4 Acker kleiner Wakdbestand zum Opfer fielen. Die herbeigeholten Wehren aus Nieder- und Oberlichtenau und auN Ottendorf gingen dem Feuer energisch zu Leibe, warfen Gräben aus und liehen nichts un versucht, die angrenzenden Waldbestände vor den Flammen zu schützen. Nach vierstündiger, har ter Arbeit war das Feuer erstickt und alle Ge fahren einer Ausdehnung des Brandes beseitigt. Ter Vorfall mahnt erneut zu vorsichtigem Um gang mit brennenden Streichhölzern, Zigaretten und Zigarren in unseren Wäldern. ' Wöhriges DlenftjubNSum Der Leiter de; hiesigen Postamtes, Herr Plost- direktor Schmidt, tonnte am 2. Oster feiertag die Feier seines 40jährigen Dienstjubi läums begehen. Aus diesem Anlaß hatte sich das gesamte Personal des Postamtes zu einer schlichten Feier im Postamt erngefumdsn, der auch der Leiter der Oberpostdirektion, Herr Präsident Grallerts Lin schönes Orttkrir wirrst verehrt! Drum tvcrsc5>6 Deins mit Aeckßnk^srvt HtscksnpfentLHeiA » üde^kk LU haben nehmen. Zu den Tribünen konnte kein Mensch mehr hinauf." Sie waren überfüllt. , Als Karner in den Saal eintrat, wurde mit einem Male Ruhe, und die Delegierte» er- f hoben sich von ihren Plätzen. Von irgendeinem begeisterten Delegierten war es ausgegangen, und die anderen fotzten, wie von einem inneren Zwang getrieben. Viele hundert Augenpaare ruhten auf dem schlanken Mann, dessen absolute Ruhe und Abge klärtheit, dessen durchgeistigtes Gesicht den tiefsten Eindruck auf alle ausübte. Der Führer der deutschen Delegation, der frühere Wirtschaftsminister von Men, hatte sich erhoben und begrüßte Kavner mit Handschlag. Dann nahm Karner bei der deutschen Dele gation Platz. Ter Vorsitzende des Weltwirtschaftskongresses, der ttalioinsche Ackerbauminister d'Acosti, be grüßte Herrn Karner in einer begeisterten An sprache, die eine rethorische Meisterleistnng dar stellte. Karner dantte für den Willkommengrutz und bat, die Konferenz pvogrammätzig zu führen, er! werde gern die Meinungen und Beschlüsse der fähigsten Köpfe der Weltwirtschaft hören und stehe gegebenenfalls zu einer Aussprache zurVer« fügung. Tie Konferenz begann. Karner lvar ein aufmerksamer Zuhörer. Aber seine undurchdringliche Miene lieh nichts er kennen, wie er den behandelnden Problemen gegenüberstand. Ter erste Tag verlief ereignislos. Ebenso der zweite Tag. Karner gefiel sich in der diolle des passiven Zuhörers. Sein Schweigen hielt auch an, als ihn im Hotel die Berichterstatter aller Welt bestürmten. Kavner bedauerte höflich^ aber bestinrmt. Anne, die die Mahlzeiten mit ihm teilte, ihn nach den Sitzungen auf leinen Spaziergängen be- glettete stellte fest, das; Karner verschlossener, schweigsamer war als sonst. Am Abend des zweiten Sitzungstages besuchte ihn der chinesische Delegierte Su O'San. ! Ter kleine Chinese, ein sehr ernsthafter, gr- , brldeter Mann mit einem Gesicht, das im Schnitt eigentlich von der nwngolischen Rasse abwich, schilderte Kavner die Nöte seiner Heimat. Im reinsten Englisch entwarf er ein erschüt terndes Bild der furchtbaren Not des chinesischen Volkes. Karner hörte ihm aufmerksam zu und stellte dann Fragen, die Su O'San in Verwunderung! brachten, die ihm zeigten, datz Karner alles sehr; genau wusste. Karner bemerkt« das Erstaunen und sagte dann erklärend: „Man unterrichtet mich sehr gut,; mein Herr." Dann kam der chinesische Diplomat auf Kar«/ ners Wort von der Freiheit der Mell zu sprechens Karner unterbrach ihn: „Lassen Sie uns heut« davon schweigen. Ich stehe am Anfang meiner Mission. Mein Weg ist klar und geht geradeaus Lassen Sie das für heute genügen. Ich werd« handeln. Wenn meine Zeit da rst, dann komme > ich von selbst. Ich null Ihnen heute nichts ver- sprechen. Versprechen haben schon oft der besten« Sache das Genick gebrochen. Glauben Sie a» meinen festen Willen, zu helfen." Ta fragte Su O'San nicht weiter. Ms er Karner verließ, bestürmten ihn die Journalisten, ltlber Su O'San lächelte uner-^ gründlich. * Am uächstsn, am dritten Tag, ergriff Lord Bellock von der englischen Delegation dasWortt Und damit begann die sensationelle, dramatische Tagung des Weltwirtfchaftskongresses. Lord Bellock schildert« das Werk Kavners und seine Auswirkung auf das deutsch« Wirtschafts, leben. Seine Ausführungen zeigten, das; erz Kavners Ersindmur die allergrößte Bedeutung beimatz. (Fortsetzung fotzt.)
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