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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 08.03.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192803086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280308
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280308
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-03
- Tag 1928-03-08
-
Monat
1928-03
-
Jahr
1928
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Beilage zunr Frankenberger Tageblatt . Rr. S8 Donnerstag, den 8. März 1NL« 87. Jahrgang ^SVVSS«—EMSMSS—SSSSM^-WW——SS——V—VS——M—————WM. . . I. Die Eisenbahn als Reparationsträger von G«h. Rat Dr. R. G. Qu nah, M. d. R. DU Eisenbahn ist der wichtigste Reparatlonsträgsr. MI« bringt fast -10v> der deutschen Tribute auf. Sie «st daher am Dawesplan an erster Stelle interessiert. Der Dawesplan ist der Versuch einer Ausführung de» Versailler Vertrages. Er bezeichnet sich selbst als Wrovlsorium, als tlebergang zu einer Endlösung. Mit ßftecht sieht der Reparationsagent Parker Gilbert eine Endlösung nur für möglich au, wenn die Gesamt summe fest begrenzt ist und in voller Freiheit bezahlt Kolrd. Welche Summ« kann Deutschland übernehme»? Der Dawesplan basiert auf der Annahme, daß die deutsche Wirtschaft Ueberschüss« abwerfen werde. Die Wirklichkeit ist anders gelaufen. Deutschlands Kandels- und Zahlungsbilanz ist um hnehrer« Milliarden passiv. Der Fehl- Letrag dellt sich ungeflihr mit der Mchrcinfuhr an Debensmitteln. Mit anderen Worten: Wir führen Für J> - bis 4 Milliarden Getreide, Fleisch, Obst, Wemüse, Mein usw. ein und bleiben den Betrag dafür schuldig. Heute fehlt es also überhaupt an Ueberschüssen der deutschen Wirtschaft, aus denen die für die Tribute Notwendigen Devisen gekauft werden könnten. Denn Frankreich kann keine Mark gebrauchen, es will Fran ken, England Pfunde usw. als Tribute. Ferner müs sen wir die Zinsen für unsere Auslandsschulden natür lich in Devisen, nicht in Mark zahlen. Devisen erhält jnran für Warenlieferungen oder andere Leistungen. Was wir darin leisten können, reicht, wie eben gezeigt, «licht einmal zur Bezahlung der Einfuhr Heute ist Deutschland also überhaupt nicht leistungsfähig. Kann Deutschland leistungsfähig gemacht werden? , Das ist möglich! Auf welchem Wege? ' Kann Deutschland durch Mehr aus fuhr seine tZahlungsbllanz ausgielchen und aus dem Ausfuhr-- gewinn außerdem noch die Devisen für die Tribut« ' serzielen? Das würde ein austerordentliches Vordringen Deutschlands ans dem Weltmärkte voraussrhen. Einem solchen Vordringen aber würde- der Widerstand der i janderen Judustrievölker entgegenstehen. Fast alle In- ^usirievölker leiden darunter, dast sie das Gleichgewicht Zwischen Industrie und Landwirtschaft nicht Herstellen Können. Daher der Kampf um den Absah. Zudeni ist die Bedeutung Europas im Welthandel stark zurück- jgegangen. Er betrügt rund 88v/o der Friedcnssummc. Deutschland ist besonders zurückgegcmgcn. Seine Aus fuhr beträgt etwa 70"/» der Friedcnsausfuhr. Auf dem Wege des Exportes wird Deutschland also nicht .die Mittel für die Tribute aufbrmgen, wenn cs nicht hnnerlich erstarkt. Deutschland must sich auf dem inneren Markt cr- sholen. Ohne Stärkung des inneren Marktes ist auch sein Aufschwung der Ausfuhr auf die Dauer undenk bar. Die Schwierigkeit liegt darin, dast die Agrar basis, dis schon vor dem Kriege kaum hinrcichie, durch den Versailler Frieden im Osten stark vcrstüm- smslt worden ist. Im Nordosten und Osten aber liegen Idie Ueberschuhgebiete Deutschlands, Am schlimmsten wirkt der Verlust von Westpreusten, weil hierdurch »gleichzeitig Ostpreusteu vom deutschen Wirtschaftskörper Vbgeschnürt worden ist. Soll Deutschland so leistungsfähig gemacht werden, hast es auf jeden Währnngsschuh (Transfer) verzichten kann, so ist die Voraussetzung die Wiederherstellung seiner Agrarbasis. Wir müssen wieder dahin kommen, bah wir den Hauptteil unserer Nahrung im Inland« erzeugen. Mit verstümmelter Agrarbasis ist Deutschland nicht in der Lage, ein »rohes und in seiner Wirkung nicht ohne weiteres übersehbares Risiko zu übernehmen. Die Uebernahme einer festen Tributsumme auf eignes Risiko und durch freiwilligen Vertragsschlust bedeutet für Deutschland ein hohes Spiel. Man darf nicht vergessen, dast es heute Mark schuldet. Die Umwandlung von Mark in Devisen darf nur insoweit erfolgen, als dadurch unsere Währung nicht erschüttert wird (Transferschuh). Nach dem Vorschläge des Re- paratioiisagenten würde es in Dollar, Pfund, Fran ken usw. zu zahlen haben, d. h. er beseitigt den Trans- ferschutz. Das Risiko für die Währung ist also ungleich schwerer. Deutschland seht damit nicht nur Vermögen nnd Volkskraft, sondern auch seine poli tische Ehre und seinen kommerziellen Kredit ein. Was es auf diesem Wege übernimmt, must unter allen Uniständen geleistet werden, gleichgültig, wie sich die wirtschaftliche Lage gestaltet. Es ist klar, dast die Tributsumme bei solcher Risiko- Uebcrnahme durch das deutsche Volk nur einen Bruch teil der 2603 Millionen, die nach dein Dawesplan zu zahlen sind, betragen könnte. Ebenso klar ist, dast Deutschland und die deutsche Volkswirtschaft von allen Kontrollen und Zwangsmastnahmen, wie sie auch heiße» mögen, zu befreien wäre. Für die Eisenbahn würde der Vorteil entstehen, dast sie in ihrer Finanzwirischast wieder »olle Re- wegungsfreiheit erhalten würde. Welche Bedeutung das haben würde, sei durch einige Zahlen erläutert. Wir können für das Eisenbahnjahr 1928 mit einer Gesamt-innahme von etwa 5009 Millionen Mark rech nen. Legt man die Erfahrungen des Friedens zu Grunde, so erfordert die Vorsorge für die Entwicklung des Unternehmens, dast man für Bauten und Beschaffungen jährlich etwa Mv/o dieser Summe an Kapital neu HIncinsteckt. Das wären jährlich 1000 Millionen. Berücksichtigt man die heutigen ungünstigen Verhältnisse, so könnt« man allenfalls etwa 5—600 MiTenen Mark noch als ausreichend bezeichnen. Tat sächlich aber, wird der E'ssnbahn wahrscheinlich nicht, viel mehr als die Hälfte der Summe — ca. 400 Millionen Mark — zur Verfügung stehen und auch das nur, weil das Reich wieder einspringt! Wie kommt es, dast ein so gewaltiges und gesundes Unter nehmen dermasten trocken gelegt worden ist? Der Grund liegt in einein Konstruktionsfehler des Dawcsplans. Der Dawesplan hat das Pferd gezäumt. Man hat, um die Cifenbahntribute zu sichern, di« „Sicher heiten" dermastöu gehäuft, dast man den Tributpflichtigen, die Eisenbahn, selbst gelähmt hat. Am schlimmsten in der Wirkung sind die sogen. Eisenbahnobligationei! von 11 Milliar den Mark. Man wird einwenden, sie seien in Wirk lichkeit ja gar nicht ausgcgebcn. Nichtig! Solange aber die Ausgabe droht, ist der Status der Eisenbahn überlastet, ohne dast der Reparationsagent einen Vor teil davon hat. Solange ist auch eine verständige Finanzwirtschaft bei der Eisenbahn unmöglich, weil sie ihre legitimen und normalen Kapitalbedürfnisse nicht auf dem Anleihemarkt befriedigen kann und darauf angewiesen ist, dem schon überlasteten deutschen Reich und dein aufs äußerste bedrückten deutschen Steuer zahler auf der Tasche zu liege». Dies ist auch der Grund, weshalb der deutschen Wirtschaft wieder einmal das Gespenst der T'a r! ferhöhung droht und das gerade wieder in einer Zeit sinkender Kon junktur nnd völligen Darniederliegens der Landwirt schaft! Ist nun eine vernünftige und gerechte Endlösung des Tributproblems so bald zu erwarten, daß man die jetzige Notlage der Eisenbahn als vorüber gehende Erscheinung betrachten kann? Es wär« wohl vermessen, das zu behaupten. Man wird also verständigerwcise mit einem weiteren Provisorium zu rechnen haben. Kann dies nun Verbesserungen bringe»? Das must ein bestimmtes Ja sein. Der erste Schritt könnte und müßte auch in einem Provisorium die Befreiung der Reichs bahn sein. Di« Reichsbahn ist Reichsvermögen. Wel chen Sinn hat es, diesen Teil des Neichsvermögens besonders zu belasten? Auch ohne besondere Fesseln haftet das gesamt« Neichsvermög«» für die Tribute. Dadurch, daß man der Reichsbahn den Weg zum Anleihemarkt verschließt, schwächt man ihr« Leistungs fähigkeit, ohne dafür irgend etwas zu gewinnen. Es ist eine völlig nutzlose Fesselung. Der Dawesplan gab dem Eiseubahnpferd enorme Lasten zu ziehen und schmiedete ihm gleichzeitig Kugeln an die Füße. Wäre es nicht für alle besser, wenn wir Geld im Inland« oder Auslände ausnehmen könnten, um unsere Eisenbahn auf der Höhr zu halten, als Anleihen für unsere unsinnig gesteigerten Koinmunalausgaben, für Verwaltungsgebäude, Ausstellungen usw. zu machen? Die Eisenbahnanlcihen müßten also selbstverständlich die Priorität in dem Sinne haben, daß ihnen gegenüber die Wünsche der Kommune» und Länder nach An leihen zurückzutreten hätten. Nicht produktiv« An leihen sind eine Versündigung an der kommenden Generation. Hoffentlich zeigt der Reparationsagent und zeige» die gegnerischen Mächte ein Einsehen. Man macht also viele Wort« über „Verständigung". Hier wär« eine Tat leicht, wenn der Wille da ist. Die Bim«! «e»en die Wohnungsnot Merkblatt des Bunde? Deutscher Francnvcrcine Der Bund Deutscher Froucuvereine, dem 77 Verbände mit rund einer Million Mitgliedern angchören, hat ein Merkblatt über die Bekämpfung der Wohnungs not heransgegebcn. Das Merkblatt begnügt sich nicht mit einem Nebcrblick über die gegenwärtige Lage der Wohnungsnot, sondern cS erteilt an di« Frauen klare Vorschläge zur praktischen Mitarbeit an der Lösung der schwebenden Fragen. „Die in den weitesten Kreisen unseres Volkes herrschende Wohnungsnot", so heißt es nach der Wohlfahrts-Korrespondenz am Beginne dcS Merkblattes, „trifft die Frau an den Wurzeln ihres Seins nnd bedroht die Familie mit Zerstörung. Dieses Blatt soll dazu dienen, das Gewissen der Frau gegen über dieser ihr ureigensten Not zn schärfen, es soll zugleich die Zusammenhänge klären und die zu be schreitenden Wege kür tatkräftige« Handeln weisen." In treffender Kurze werden die verschiedenen Seiten des Problems gezeigt: Die Beschaffung der Hypotheken, die Verantwortung der Gemeinden für die Aufbringung der Mittel, die Frage des Kl ein wohn ungs bans und des Flachbaus, der als normale Bausorm grundsätzlich anerkannt wird, die Bemessung der Mieten nsw. Auf allen diesen Gebieten kann di« Fran, so betont das .Merkblatt, von den verschiedensten Gesichtspunkten ans Mitwirken. Ais Wählerin nnd Steuerzahlerin kann sie politischen Einfluß geltend machen. Als Haus frau kann sie aus den Erfahrungen des Hauses, als ehrenamtlich oder im Berufe tätige Frau aus den Erfahrungen ihres Arbeitskreises — z. B. als Armen- Pflegerin, Acrztin, Lehrerin, Fürsorgerin — heraus s immer wieder das öffentliche Gewiffcn auf die in ihrer Gemeinde herrschenden Wohnungszuständc und die daraus fließenden Gefahren Hinweisen. Dabei darf neben den Bedürfnissen der Familie auch der Wohn- bcdarf der ledigen Berufstätigen, der alleinstehenden Alten oder der fami lien losen Jugend nicht über sehen werden. In allen gemeindlichen Ausschüssen, die sich mit dem Wohnungswesen befassen, sollten Frane» Mit wirken, nm abgesehen von der energischen Vertretung der großen Ziele bei der Ausgestaltung der Grundrisse, sowie den Fragen der Wohnnngsrcsorm ihre Er fahrungen zur Geltung zu bringen. Anch wo diese Forderung noch nicht erfüllt ist, empfiehlt «S sich, daß die Stadt verbände oder Vereine eine oder mehrer« Frauen mit deni eingehenden Studium der Wohnungs frage unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse beauftragen. Vom fürsorge rischen Standpunkt sollten die Frauen sich besonders um das Schicksal der Familie bekümmern, die als „Exmittierte" in Notquartieren nntergebracht sind. Privatwlrtschaftlich sollte jeder danach trachten, etwaige Ersparnisse so anzulegen, daß sic dem Wohnungsbau zugute kommen, also z. B bei er probten, dem Kl ein Wohnungswesen dienenden Bau vereinen oder bei Sparkaffen, die ihre Gelder für ge meinnützige Bauzwecke ansleihen Unmittelbar wirksam ist schließlich die Beibringung eines Bausteins durch eigenes, praktisches Handeln, z. B. die Errichtung von Heime» süc Rentner und ledig« berufstätige Frauen, durch deren Ausnahme in das Heim nach dem Beispiel München Familienwohunngen frei werden. Die Schriftführerin des Blindes Deutscher Frauenver- cine, Frau Alice Bensheimer in Mannheim L. 12,18, gibt das Merkblatt den zuständigen Stellen und Ver einen und jeder Frau gern in die Hand. Der Einzel preis beträgt nur 10 Pfg. zuzüglich Porto, von 100 Exemplare» an 8 Pfg. Soziales Wozu die Gelder der Versicherten nicht verwendet werden. . Wir erhalten folgende Zuschrift: Unter dieser Ueberschrift sind im Tageblatt vom 25. 2. 28 einige Ausführungen erschienen, die nicht den Tatsachen entsprechen dürften. Es gibt keinen „Sozialistischen Hauptvcrband Deutscher Kranken kassen"!!! (Wirklich nicht? Warum ist da ein den christlichen Gewerkschaften angeschloffener Krankenkassen- verbaNd gegründet worden? Warum ist man so empfindlich, wenn das Kind beim richtigen Namen ge nannt wird?? Di« Schristl.) Die von dem Verband ringerichtete Verwaltungsschule in Berlin bezweckt die Aus- und Weiterbildung von Angestellten der Kranken kassen. Es ist dies eine gleiche Einrichtung, wie sie schon längst z. B. für die Kemeindebeamten besteht, nur mit dem Unterschiede, daß die Beamtenanwärter der Gemeinden ihre Schule 1/4 Jahr lang auf Kosten der Gemeinde besuchen, während die Krankenkassen- cmgestellten, die die Aerwaltungsschule besuchen wol len, die Kosten des Besuches für alle 6 Wochen einschl. Reisegeld zum größteii Teil selbst zu tragen haben. Es ist also nicht richtig, daß die Krankenkassen di« Kosten tragen. Ich persönlich habe an meiner Weiter bildung und meinem weiteren Fortkommen so reges Interesse, daß ich mich unter Auferlegung größter Be schränkungen entschlossen habe, die Verwaltungsschul« zu besuchen. Ich muß dabei neben einem Teil des Schulgeldes den Lebensunterhalt in Berlin selbst be streiten, der ja bekanntlich in Berlin nicht billig ist. Letzten Endes liegt es aber doch auch im Interesse der Krankenkasse, wenn sie gut ausgebildete Angestellte zur Verfügung hat. Wer das von der Verwaltungsschule aufgestellte Lehrprogramm kennt, muß sagen, daß es mit Stärkung der „Sozialistischen Weltanschauung" absolut nichts zu tun hat. Weshalb also derartige Hetzartikel? (Seit wann nennt man die Wahrheit „Hetze"? Die Schristl.) Arno Salomon, z. Zt. Hörer an der Verw.-Schule Deutscher Krankenkassen, Berlin. jUtheberreMsschutz durch Verlag Ostar Meister, Werdau (Sa.) «M8s« 17 Nachdruck verboten. ! AnfMgs gaben sie sich sehr zurückhaltend, aber nach einer Stunde waren sie bereits gut Freund Mkt der „Tante". Und al- Kallenbach mittags chm zwölf Uhr plötzlich erschien, hatte Anne beide sauf vom Schoß. Sie war beim Anblick des Eoneralbsvoll- intächtigten Kallenbach etwas rot geworden, aber ier üb«brLckts ihre Befangenheit sofort mit ein paar herMhon Worten. z „Das freut mich aufrichtig! Guten Tag, MäuMn Walthans. Wirklich, das freut mich, »atz Ms sich so gut in die -neue Situation ge- ssundsn haben. Ich glaube, Sie werden sich bei tuns wohlfllhlon." i Herzhaft schüttelte er ihr dis Hand, s „Haben Sie gut geschlafen?" > „Ganz ausgezeichnet, Herr Hallonbach! Mit jdiessr Wohnung machen Sie mir eine wirklich -große Freude. Ich weiß -nicht, -ob meine Kräfte Musreichsn werden, um das zu verdienen." „Sie werden ausretchon. Herr Karner wird Achon froh sein, wenn ich ihm sage, daß Sie sich AM dm, Kindern so gut verstehe». Sie liegen Khm -nämlich sehr am Herzen. Herr Karner ist großer Kinderfreund, und dann ist ihm der gute Water Trainer unentbehrlich. Er ist sein Haus- musiker und — das fühle ich total unmusika lischer Mensch — er verdient diese Wertschätzung. Nun. er wird auch Ihnen manchen Ohrenschmaus bereiten. Also, ich komme — teils aus eigenem Antrieb,; teils gesandt von Herrn Karner um mich zu erkundige», ob Sie besondere Wünsche haben. Die Möblierung wird -noch heute «r- solgsn. Herrn Kavner werden Sk« in Echtz er nicht oft sehen, er steht Ihnen aber auch plr Verfügung, wenn es nötig ist. Wein, es aber j geht, dann kommen Sie zu mir. Ich bin für Sie I jederzeit zu sprechen." Anne nickte froh und sagte: „Ich weiß, Kerr Kallenbach, wie Sie und Herr Karner von der großen Aufgabe in Anspruch genommen weiden. Ich will Sio nicht ohne Not bitten, mir Ihre Zeit zu scheirkon. Nur im Anfang will ich mir, wenn es scii« mutz, Nat von Ihnen holen." „Gern! Komme» Sie nur! Auf Wiedersehen, Fräulein Walthaus. Wiedersehen, Kinder?" Und schon war er wieder in Bewegung, der Kerr Kallenbach. Er haßte nichts mehr als Stillstand. Am Abend saß Anne im Wohnzimmer des alte» Musikers. Sie hatte eben die Kinder zur Rube gebracht, und der Alte war ihr dankbar dafür. Er hatte das — so seltsam es klingt — solange er in Kavnerstadt weilte, immer selber getan, hatte keilten anderen Menschen an die Kinder herangelassen, aber Anne überließ er die Kinder gern. Beim Auskleiden hatte sie gesehen, daß es mit der Wäsche und der Garderobe der Kleinen in manchem haperte. Sie beschloß, auch hier tat kräftig einzugrsifon. Sie konnte nicht viel, hatte sich mit Nähe» und andereit Frauenarbeiten -noch herzlich wenig beschäftigt, doch sie traute sich zu, auch darin bald etwas Brauchbares zu leisten. Sie war hvffmmgsfvoh und erfüllt von Heiligem Willen. Die Kinder sprachen ihr Nachtgebet und schliefen dann sehr rasch eilt. Anns aber unterhielt sich -noch lange mit Cra mer. Der alte Mann war glücklich, sich einmal ausfprechen zu kämt«», und entrollte vor Anne das Bikd seines Lebens. Sie war tief ergriffen vor soviel Leid. „Sie werden mich verstehen, Fräulein Walt hans," sagte der Musiker, „wem, ich außer meinen Enkolkinoevn bisher nur noch einsn Menschen kannte: do» Karner, de» großen Kavner. Ich sag' so, denn er ist groß als Mensch uns als Ersinder. Sie werden «; auch noch sage». Ich weiß es bestimmt." I „Spielen Sie ihm oft vor, Herr Cramer?" fragte Anne nach einer Pause. „Jeden Tag! Mal bloß ein paar Minuten, inal stundenlang. Immer aber darf ich ihm meine Kunst offenbaren. Den Beethoven und den Bach, die beiden liebt er am meisten. Und die Lieder! Einfache, schöne Lieder darf ich ihm spielen. Es ist mein Sonntag, wenn ich Stunden bei ihm bin." „Hoffentlich findet Herr Kanner auch jetzt -noch die Zeit, sich an Ihrer Kunst zu erfreue». Der alte Musiker sah sie verständnislos an, dann überlegte er und begriff. „Weil er den Strom eingeschaltet hat, meinen Sie? Da wird freilich viel Arbeit auf ihn warten. Aber er Hai ja den Kallenbach. Nein, -nein, ich sarg' mich nicht! Der große Kavner braucht von alten Cramer." „Ich glaube es, er wird die Freude an den große» Meistern und an Ihrer Kunst nicht missen wollen." Das Wort gefiel dem Alton. Dann brachte er einen Stoß Zeitungen. „Haben Sie eigentlich schon mal in die Zei tungen geguckt? Es hat wie eine Bombe cingc- schlagan, daß Herr Karircr den Strom eingeschaltet hat! Das müssen Sie lesen!" Anne bat sich die Zeitungen aus und nahm sie mit in ihr Stübchen, wo alles bereits einfach, aber licht und freundlich eingerichtet war. Bis tief in dis Nacht hinein las sie, und Be- j geisterung ergriff sie, als sie erfuhr, wie in Berlin, Leipzig und Halle in dem Augenblick, da der - Strom vom Karncrwerk eingeschaltet wurde, für! Minuten alles still stand, wie die Menge Herrn s Kavner begeistert feierte. Wie ein Freudonrausch s war es über die Menschen gekommen. tk-nd sie las, welch' ungeheuren Eindruck der - Beginn der Aera Karner im Ausland gemacht - hatte. Die Bergmagimten der ganze» Welt, die bis zum letzten Augenblick noch skeptisch gewesen waren, mußten sich jetzt aufs Schärfste bestürzt. mit der Tatsache abfinden. Die Börse hatte über Nacht ein ganz anderes Gesicht bekommen. Verschiedene Werte erlitten mn ungeheueren Kurssturz, während ander« apiere, besonders die der Elektroindustrie, klet» cton. Das elektrische Zeitalter hatte begonnen. Die Ehrfurcht in Aimes Seele wurde immer stärker. Am nächste» Morgen. Hallonbach saß an seinem Arbeitstisch. Vor ihm stand der Werkmeister Klingler, ein Mann Mitte Dreißig, den aber der kurzgeschmttene Voll bart älter erscheinen ließ. Er hatte sich in der kurzen Zeit, da er im Kavnerwerk tätig war, als äußerst tüchtig erwiesen, und das Auge Hallen- 1 bachs hatte es wohl bemerkt. ! Er hatte ihn darum für heute zu sich bestellt und übertrug ihm die Personalkontrolle. Klingler dankte Hallonbach ergeben und herz lich. Er schien sehr bewegt über den Vertrauens beweis, rind versprach, all' seine Kraft in den Dienst des Karnerwerks zu stellen. Hallonbach freute sich über do» Mann. Er ge fiel i hm. Seine bescheidene Art machte Eindruck. „Ich hoffe, wir werde» lange zusammon- arbciton, Herr Klingler," sagte ec warm. „Jetzt danken Sie einmal darüber »ach, wie wir es am besten machen. Und morgen erwarte ich von Ihnen Vorschläge. Auf Wicderfehon, Herr Klingler." Er reichte ihm die Hand, und der Werkmeister > schickte sich an, das Zimmer zu verlassen. Da trat Karner ein. Er war heiter und froh gestimmt, elastisch war sein Gang. „Guien Morgen, meine Herren!" grüßte er und reichte Hallonbach die Hand. „Ich habe ebon Herrn Klingler mit der Per- fonalkontrolle betraut, ich halte ihn für geeignet", erklärte Hallonbach. Karner sah don Werkmeister prüfend an und mckie zustimmend. Sagte freundlich: „Natürlich! Wir brauchen zuverlässige Leute. Disponieren Sie nur ganz nach Wunsch, Herr Hallonbach." Ein Wink! Der Werkmeister verbeugte sich grüßend und verließ das Zimmer. (Fortsetzung folgt.)
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