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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 08.02.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192802089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19280208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19280208
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-02
- Tag 1928-02-08
-
Monat
1928-02
-
Jahr
1928
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Die -Ilse für Mreotzen Berlin, 7. 2. Amtlich wird mttg«1etlt: Mit Rückficht auf dir durch die Friekensverträge ge schaffene eiryigartige wirtschaftliche Notlage Ost preußens war i» der unter den, Vorsitz des Reichs- Präsidenten End« Dezember vorige» Jahres ab- gel-altenen gemeinsamen Sitzung des Reichsmini steriums und des preußischen Stantsministerrums die Notwendigkeit von Hilfsmaßnahmen für diese Provinz grundsätzlich anerkannt worden. Ueber die Durchführung dieser Hilfsmaßnahmen sind in der Zwischenzeit eingehende Beratungen unter den Ressorts mit den Vertretern der ostpreußischrn Wirtschaft kn Königsberg und Berlin gepflogen worden. Das Ergebnis dieser Verhandlungen bil dete beute den Gegenstand erneuter gemeinschaft licher Beratungen der beiden Kabinette unter dem Vorsitz des Reichspräsidenten. Dabei wurde ein volles Einverständnis über die Hilfsaktion enielt. Diese zerfällt in ein System von einzelnen Maß nahmen, zn denen insbesondere auch die Erleich terung der Aufnahme einer größeren Anleihe ge hört. Aus Mitteln des Reiches und Preußens wird für das laufende Jahr ein Betrag von 75 Millionen Reichsmark vorgesehen, von denen 60 Millionen vom Reiche und 15 Millionen von Preußen bereitgestellt werden sollen. Die Wege, die zur Herbeiführung der Gesundung der ost preußischen Wirtschaft beschritten werden sollen: „Die Eröffnung eines erststelligen Realkredits zu günstigen Bedingungen, die Umwandlung der drückenden hohen Personalschnlden der Landwirt schaft in einen langfristigen zweitstelligen Hypo thekenkredit, besondere Kreditmasmahmen für klein bäuerliche Besitzer, Pächter, Siedler usw. und weitere Maßnahmen zur Erhaltung des Besitzes, sowie zur Stützung der ostpreußischcn Industrie" fanden allseitige Billigung. Zur Senkung der öffentlichen Lasten wird das Reich durch Ent gegenkommen bei den Reichssteuern und andere Entlastungsmaßnabmen Preußens durch Erleich terung der Schullasten und realen Steuern bei tragen. Schließlich wurden die Vorschläge für ein« besondere Berücksichtigung Ostpreußens auf dem Gebiete des Eisenbahn-Güterverkehrs geprüft und anerkannt. Die Hilfsmaßnahmen werden un verzüglich verwirklicht werden. MMWimdaMW der thüringischen Landwirte Rudolstadt,?. 2. In Rudolstadt, dem Sitz- des thüringischen Landesfinanzamtes, fand heute eine Massenkundgebung des thüringischen Landbundes statt, zu der 35 000 Personen er schienen waren. 20 Sonderzüge halten aus allen Teilen Thüringen; Demonstranten nach Rudol stadt gebracht. Landtaqsabgeordneter Höfer, der thüringische Landbundführer, wandte sich mit äußerst scharfen Worten gegen Parlamentaris mus und Parteiwirtschaft, die beide von der Not der Landwirtschaft nichts wissen wollten. Nach der Versammlung zogen die Demonstranten am Lau- Kesfinanzamt vorüber. Eine Delegation übergab im Amt die schriftlich formulierten "Forderungen der Versammlung. Dar neue griechische Kabinett London, 8. 2. (Funkspruch.) Das neue grie chische Kabinett wird nach Abschluß der Verhand- lungen über die Verteilung der Portefeuilles und der verschiedenen Arbeiten heute den Eid auf die Verfassung leisten. Die neue Regierung rechnet mit einer Mehrheit von 22 Stimmen in der Kammer, die sie in die Lage versetzen soll, solange im Amt zu bleiben, bis das Gesetz über vie Errichtung der neuen Notenbank und das ge samte Stabilisierungswerk durchgeführt ist. Nach Erledigung dieser Arbeiten wird nach Auffassung fast aller politischen Kreise die Zeit für die Durch führung von Neuwahlen reif sein. Die Lage in Kreta ist nach in Athen einge gangenen Berichten wieder günstiger. Die Re gierung hat versprochen, daß sie alles tun wird, um dle Steuerlast für di« Bewohner Kretas zu vermindern. Ein MMüWenqMeist für die englische Staatslasse London, 7. 2. Schatzkanzler Churchill hat gestern von einem Anbekannten die ansehnliche Summe von 500 000 Pfund mit dein Bankver merk erhalten, daß dieses Geld zur Abdeckung der englischen Kriegsschulden verwandt werden soll. Nach einer Erklärung Churchills vom 9. Dezember 1927 waren bk dahin bereits von Privntseite für die Schuldenabdeckung insaesamt 1078 000 Pfund gestiftet worden. Eine Spende von 120 000 Pfund war, wie später fettgcstellt werden konnte, von Baldwin, der zur Zeit dieser Stiftung Finmysekretär beim Schatzamt war, gekommen. Frankreich ae« ein spanisches Delmoaopal London, 8. 2. (Funkspruch.) Die französische Negierung hat in Madrid gegen die Schaffung eines Oelmonopols durch die spanische Regierung protestiert, durch das die französischen, britischen und amerikanischen Oelverkaufsorganisationen schwer betroffen würden. Ein entsprechender amerikanischer Schritt wird, wie der Korrespondent des „Daily Telegraph" hört, folgen, während die britische Negierung die Frage gegenwärtig noch prüft. Die spanische Regierung betont, daß die Schaffung eines Monovols eine rein spanische Frage lei, daß aber das Recht der ausländischen Gesellschaften auf Kompensationen anerkannt wird. Sächsischer Landtag Dresden, 7. 2. In der heutigen Sitzung wurden zunächst die in der letzten Sitzung ver schobenen Abstimmungen vorgenominen. Ein kom munistischer Antrag zum Mieterschutzgesstz wurde an den Rechtsausschuß verwiesen. Ein An trag der Volksrechtspartei auf Verlängerung des Mieterschutz- und des Reichsmietenaesetzes findet in der Fassung des Ausschusses Annahme. So zialdemokratische und kommunistische Anträge zur Wohnungdangswirtschaft wurden abgelehnt, da gegen fanden drei demokratische Anträge zu dem selben Gegenstände, die besonders einen Ausbau des Schiedsgerichtsverfahrens in Mietangelegen heiten verlangten, Annahme. Dann wurde über zwei kommunistische Anträge zum Arbeltszebnotgrsttzentwurf beraten und nach kurzer aber lebhafter Aussprache zwischen Vertretern der beiden Linksparteien be schlossen, die Regierung zu beauftragen, beim Reich dafür cinzutreten, daß in 8 8 des Arbeitszeit notgesetzes bestimmt wird, daß unter Tage in jedem Falk nur bis zu 7 Stunden gearbeitet wer den darf. Zu kommunistischen Anträgen, die sich mit den letzten Lohnkämpfen im mitttkdentschm Braunkohlen bergbau, insbesondere bei den Sächsischen Werken, beschäf tigten. erklärte der Finanzminister, der den Streik beendende Schiedsspruch sei hinsichtlich der Löhne und der Arbeitszeit den Forderungen der Gewerkschaften so weit entgegengekommen, daß dadurch andere kleinere Betriebe in schwere Be drängnis gekommen seien. Schließlich rechtfertigte der Minister den Einsatz der Technischen Nothilfe, durch den Störungen der öffentlichen Ordnung durch Stillstand von Straßenbahnlinien und von Fabrik- und Handwerksbetrieben vermieden wor ¬ den seien. Di« beiden Anträge wurden abgelehnt bis auf di« Forderung, di« Arbeitszeit aus 8 Stunden herochiusetzen. Ein sozialdemokratischer Antrag verlangte Vor legung eines Gesetzentwürfe; über die Einfüh- rung non Grubenkommissionen, ein kommunisti scher Maßnahmen zur Verhütuna von Unfällen im Bergbau und ein aktsozialistischer die An- stellung von Bergarbeitern als Grubenkon- trokkeur«. Ein Regierungsvertreter erklärte, daß die in den Anträgen vorgebrachten Wünsche teils be reits erfüllt, teils in Erwägung gezogen seien. Nach längerer Aussvrache, an der sich nur Ver treter der beiden Linksparteien beteiligten, wur den die Anträge an den Ausschuß zurückverwiesen. Eine längere Geschäftsordnungsdebatte zeitigte die Bekanntgabe der Tagesordnung der nächsten Sitzung, die am Donnerstag, den 9. Februar nachmittags 1 Ahr stattfinden soll. Die Koaliti onsparteien verlangten, daß die an erster Stelle stehenden sozialdemokratischen und kommunistischen Anträge auf Aenderung des sächsischen Wahlge setzes abgesetzt würden, bi; die Entscheidung des Staatsgerichtshofe; gefallen sei. Die Linkspar teien wünschten die Beratung der beiden An träge, mußten sich aber damit bescheiden, daß die Absetzung der beiden Punkte mit 45 gegen 43 Stimmen beschlossen wurde. Der Abstimmung blieben die Demokraten bis auf die Abg. Dr. Dehne und Dr. Kastner fern. Die übrigen 5 Punkte wurden von der Tagesordung abgesetzt und sollen in der nächsten Sitzung an erster Stelle behandelt werden. PolMche Nackmchten Verlauf eines deutschen Gutes an di« Polin. Aus Bromberg berichtet der „Lokalanzeiger": Die Herrschaft Runowo ist vor einigen Tagen an eine polnische Bank verkauft worden. Der Eigentümer Joachim v. Bethmann-Hollweg läßt in der „Deutschen Rundschau" eine Erklärung veröffent lichen, in der er den Verkauf durch Schwierigkeiten bezüglich einer Kreditaufnahme und infolge der Agrarreform zu rechtfertigen sucht. Demgegenüber wird aber nach dem genannten Blatte von Ken nern der Sachlage bestritten, daß v. Bethmann- Hollweg diesen aus nationalen Gründen völlig unverständlichen Verkauf tätigen mußte und er klärt, andere Gutsbesitzer hätten unter schwie rigeren Verhältnissen dem Geschick Trotz geboten. Graf Luckner wirk nicht Amerikaner. Graf Luckner erklärte, die Meldung, dermfolge er ge sagt haben soll, er wolle Amerikaner werden, beruhe auf einem Mißverständnis. Er habe ledig lich seinen Dank für die ausgezeichnete Aufnahme in Amerika ausgesprochen und geäußert, daß er den Besuch in Amerika gern wiederholen wolle. Poincar^ mr B kokdnna der Staatsbeamten. Auf eine Anfrage erklärte Ministerpräsident Poin- care in der Kammerfitzuno. daß er an die Staats beamten nur unter der Bedingung eine rückwir kende Auszahlung der Gchaliszuschüsle voin 1. April 1927 ab bewirken könne, wenn sich aus den Budgeteinkünften des abgelaufenen Jahres ein Aeberschuß ergeben sollte. Gegen die Mobilisierung der Frauen im Kriegs« fall«. Nus Paris wird gemeldcr: Am Schlüsse der Scnatssitzung über die Mobilisierung der Na tion im Kriegsfälle brachte der Senator Fran- cois-Caint-Maur Bedenken gegen die Mobilisie rung der Frauen zum Ausdruck. Ganz abgesehen von Mißbräuchen müsse man daran denken, daß der Schütz der Familie untrennbar mit der Ver teidigung des Staates verbunden sei. Keine Auslieferung des Prinzen Ferdinand von Bourbon. Die Pariser Nnklaaekamm« hat den Antrag der Schweizer Regierung, den Prinzen Bourbon wegen verschiedener in der Schweiz be gangener Schwindeleien auszuliefern, abgelehnt und seine provisorische Freilassung verfügt. Der Beschluß der Nnklagekg.mmer bedarf noch der Be stätigung durch den Iustizminister. M» Heimat M Saterland Frankenberg, 8. Februar 1V2S. W-lttlei «We Eine Anzahl sozial täiia-r Geistlicher der Reich«» banvtstadt au« den verschiedensten politischen und kirchenpolitischen Lagern wendet sich ona-stcht« der beginnenden Faschingszeit an die Oefsevtlichkit mit einem Aufruf, in dem »« u. a. Heitz'- .Man durch tanzt und durch,echt Räch'« und Nächt» und in denselben Nächten liegen aus kaltem Fußboden, auf Lumpen gebettet, betilnse Men'chen zusammen, heim lose Menschen, .vom Gwck enterbt", unser« Brüder und unsere Schwestern! Tausende unserer Gemeinde- schuslink-r baßen kein Hemd auf dem Leib, bringen kein Frühstück »ur Schule mit. — Wir Berliner Pastoren, di« wirst« unseren Gemeinden da« furcht bare Elend tagtäglich schauen, die wir die Ver bitterung in wetten Kreisen unsere« Volkes voll verstehen können, wir kühlen uns in unserem G«. misten aezmunaen, laut hinein,«rufen in unler Volk: Mehr Brüderlichkeit! Mehr Achtung vor der Armut! Schränkt di- Vergnügungen ein! Denkt daran, daß d-r Arme 'ein traurige«, entsagungsvolle« Los durch euren Luxus nur umso bitterer empfindet! vernt verzichten, um dafür den Brüdern und Schwestern zu Hessen, ass Men'chen zu leben!" * s Welt-Panorama. Erinnerungen an den keg- reichen Vormarsch von 19'4 ruft die dieswöcheni- siche Serie ,U-ber Luxemburg nach Belgien" wach. D'e ersten Kriegsbandlunaen. Einmarsch durch Luxemburg, Einnahme undGroberung von Longwy find im Bilde k-sta-balten. Außerdem eine Auslese der schönsten belgischen Städt-anfichten, Dünkirchen, Lüttich, Antwerv»n u. a. Der ost in den Lüften aukkanchende Zeppelinkreuzer dokumentiert auch dies- Bilder ak Krieasavlnabmen. Alle, die dabei waren bei dem Vormarsch durch Belgien, werden Kiess Erinnerungen willkommen heißen und noch mehr die erst In späteren Kriegesahren nach Belgien kamen werden bekannte Stätten Wiedersehen. — Ein Besuch ist wärmsten« zu emvksßlen. f Zmn Fall Het». Der Chef der Leidiger Kriminalpost-ei hat im Anschluß an eine Betrach tung des Falles Hern gefordert, daß die Krimi- nälpolizei eine hellere Bewaffnung erhalte, und daß auch sonst Orqanisatwnsänderunzsn inner halb der Post-ei vorgonommen würden, die für eine bellere Leistung unerläßlich seien. Nicht ge sagt bat er, daß Polizei und Publikum eine Hauptforderung haben und das ist die nach viel schwererer Bestrafung des unbefugten Schuß waffenbesitzes. als das bisher entsprechend den bestehenden Gesetzen geschehen kennte. Man sollte nicht immer erst warten, bis einer oder gar drei pflichttreue Beamte von MSrderhand den Tod gefunden haben, sondern man sollte einmal rück sichtslos nach verbotenen Waffen suchen und die , Träger solcher Waffen auch zur Bestrafung bringen. Es ist anzunehmen, daß die Polizei ffhre Vögel kennt und daß bei einer solchen Suche wenia FehDrift- verkämen. tz Warnt eure Kinder! Aus Flöha wird ge« m-'det: Am Montan nachmittag in der fünften Stand-- wurde ein im Nackbarart Plaue-Bern,- >orf wobneude« 1'jäbrlges Mädchen von dem Führer eine« K'-'nau'o« in seinem Wagen mit nach den- nahen S'rutdwasd genommen. Hier hat fick d-r Fremd- ass Artt ansg-geben und an dem unschuldigen Kinde unfittstch« Handlungen vorge nommen. Zum Gstick war man inzwischen auf da- Verschwinden des Ki"b»s aufmerksam geworden und >ie V-nfolgung dr« Täter« durch die Polizei mittels Kraftwagen« und Motorrad veranlaßt. Während da« Kind in der ZmUG-mzett wieder daheim rin- traf, knnMe von d-r Polizei auf Leubsdorf« Flur ein verdächtiger Krafimaaenkübrer gestellt werden, in dem man den Sittfichkeitsverbrecher entlarven zu könne» hoff«. s Sachsenbnra. Auf die morgen in Irbersdors ktatifindende Hauptversammlung des Obst- und Gartenbauverein« wird wegen der wichtigen Tages ordnung nochmals hingewieten. * Langenftriegi». Die Mütterberatungsstunk. findet Freitag, den 1V. ds». Mts., mittag« 1 Uhr in d« Schule statt. — Shemnltz. In einer an der Krsnenftraß« as- legenen Bäckerei explodierte au» unbekannt« Ur sache ein Backofen DI« herbeiaeeilte Feuerwehr K0l^k , Urheberrechtsschutz Lu.^ Verlag Os'ar Meister in Werdau. 38 Nachdruck v«bo'«r. Da lächelte der Alte und Sohr strich ihm üb« das faltige Gesicht. „Na also! Nun scheint ja die liebe Sonne wieder. Und kiek, Hannjörg, uns« East lacht auch und schau was er für glänzende Augen hat." „Soll ich nicht? Sie verstehen ja so prächtig die Menschen einzulullen. Große und kleine." „Andere verstehen das auch, Herr Kaden. Warten Sie morgen ab. Da werde ich eingelullt. Da ruht der Sohr — mit Rosen bedacht, von Engleiu bewacht — auf hölzerner Staatspritsche von seinen Taten aus. Soll ich den Schwindel ernst nehmen? Soll ich. he? Auch noch! Wenn ich das «st tue, kann ich mich einsargen lassen. Der eine weint, der andere säuft, der dritte lacht, der vierte gar stiert nur vertattsrt vor sich hin, und am Ende? Da torkeln wir alle, alle ohne Ausnahme, nackend und bloß, so wie wir ge kommen sind, in das graue Nichts hinüber. Dumm, die nickst scherzen lönnen! Größenwahn sinnig. die da glauben mehr zu sein als — nichts. Ich habe gescherzt, als ich durchs Gramen plumpste, ich habe gescherzt, als die Kugeln pfiffen, ich habe gescherzt, als mich ein baum langer Schotte vor Pp«n an Ker Kehle hatte, ick, habe gescherzt zu jedem blöden Mißgeschick, das mich betraf, und immer ist mir's gut ge gangen. Nur einmal, Herrsckaftsn, ein einziges Mal in meinem sechsunddreißig Jahren hab' ich nicht gescherzt, hab' ich etwas ernst genommen, wirklich ernst, bitter ernst. Und was tat dieses Etwas, mit dem ich nicht scherzte? Es scherzte mit mir! Als ich zur Besinnung kam, fand ich mich in der Charitö wieder. Prosit, meine Herren, auf daß ich das Scherzen nicht verlerne." „So glaube» Sie auch, Sohr, daß — daß Kaden stockte, da vollendete Sohr den Satz: die Herren Moabit« ein sehr erhebliches Interesse an mir nehmen? Natürlich glaube ich das. Sie nrüsson ja, sie können garnicht anders. Die Korpus delicti sind am Tatort gefunden morden. Vorläufig bin ich das Karnickel. Ich höre den Herrn Staatsanwalt schon fragen: „Vermögen?" — Keins! „Alsdann müssen wir Sie hi« behalten." „Ich stelle Kaution," «bot sich Kaden. „Das wallcm Sie, bitte, nicht tun." „Geschehen mutz ab« doch etwas." „Soll auch, Herr Kaden. So mir nichts dir nichts strecke ich die Waffen nicht. Sie sehen ja, ich mache schon Bilanz. Seit Stunden rechne ich." „Worum das? Ich stelze Ihnen dock) mit jedem Betrage zur Verfügung." „Sehr lieb, Herr Kaden, ab« ich habe nicht gern Verbindlichketten, die ich vielleicht nie lösen kann. Ein Prozeß ist immer ein Lotteriespiel." „Donn kann ich a so wird« heimwärts wandern. Ich bin nicht gekommen, Ihren Kognak zu trin ken. Ich dachte, Sie hätten mich nötig." „Mein lieb«, gut« Herr Kaden, dringend habe ich Sie nötig. Wie die Saat den Regen, so nötig habe ich Sie!" „Und lehnen meine Hilse ab?" „Dle geldlich« ja, die persönliche nickt." „So — da bin ich ab« neugierig." Und Sohr begann: „Ihr Hinsein zeigt mir «freulicherweise, datz Sie an eine Schuld mei nerseits nicht Glauben mkd deshalb eben wage ich Sie um Ihre» Beistand zu bitten. Ich weiß wohl, datz es ein sehr groß« Unterschied ts( ob man jemandem tausend Mark pumpt oder ob man mit seiner Person für ihn einttitt. Das «stere braucht nur ein Geldgeschäft zu sein, das letztere aber ist immer ein Identifizieren und nur mit dem Herzem quitt zu machen." „Sie haben es schon getan." „Und werde es weiter tun müssen. Dessen sollen Sie versichert sein. Hier habe ich nun Meine Außenstände notiert." Er reichte Kaden den Bogen hin und erläuterte. „Das sink die Titel und Adressen der Zeitschriften und Zei tungen, die mir Beträge schulden. Das sind die Artikel, die ich liefette. Das ist ihr Umfang und das ist das mir zustehsnde Honorar. Summa summarum: „Neunhundertdreiundsechzig Mark." „Donnerwetter," sagte Kaden, „da haben Sie gut geackert." „Wenigstens nicht schlecht. Nun weiter! Die Redaktionen habe ich gebeten, das Honorar bis auf Albruf stehen zu lassen. Ich werde nun diese Nacht noch schreiben, die Ueberweisung an Sie vorzunehmsn. Einverstanden?" „Selbstv«stä)«dlich — nur sehe ich den Zweck nicht ein." „Kommt noch, Herr Kaden. Feuerzeug und Brieftasche sind aus Kieser Stube unk von diesem Tische weg gestohlen worden. Datz ich sie auf dem Hose verloren hätte, wie di« Finksnfchlag« annehmen und der Dieb glauben machen will, stimmt nicht. Mr mich ist der Dieb identisch mit dem Brandstifter und der wieder mit Kem, d« mein Pserk vergiften wollte." „Pferk vergiften wollte! Mas ist mm Kar mied« für eine dunkk« Geschickte?" Sohr ging zum Wandschränkchen, dem « die Brotscheibe entnahm. Sie »var inzwischen über und über grün geworden. „Mit Kupferspamhen bestreuter Brot hat Voigt in km Garten geworfen. Wenn es Hannjörg nicht gesehen imm aufgehoben hätte, hätte es Fink-Fink gefressen." i „So ein Lump, so ein ausgemachter Schuft." „Und Kies« ausgemachte Schuft ist Denunziant, Dieb und Brandstifter in einer Person. Den Beweis dafür zu «bringen. Herr Kaken, möchte ich Sie bitten mir behilflich zu sein." „Das soll mir ein wonnesames Vergnügen sei». Und wie wäre die Sache nach Ihr« Ansicht ani zweckmässigsten anzufassen?" „Sehr einfach, Herr Kaken. Wenn ich morgen Zeit haben sollte, besorge ich mir eine» Detektiv, wenn ich aber keine haben sollte, was nach mein« Ueberzeugung Ker Fall sein wirk, wär« ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie es tu» würden. Mein ganzes Geld kann drausgehmtz Hannjörg hat von mir noch vierhundert Mars kn Verwahrung." „Dann wollen wir doch gleich so verbleiben, mein lieb« Sohr, datz ich mich um Kies« Ange legenheit bekümmere. Merken Sie morgen zur Befragung geladen, fahren wir zusammen nach Berlin." „Das wäre unzweckmäßig, He« Kade», und würde schaden. Sie müssen als mein Gegner «scheinen, wenigstens Ken Finkonschlager» gegen über." „Gut! Und wie nun weiter?" „Da eine Gegenfrage zuvor: Meitz jemand von Ihrem Hiersein?" „Meine Frau und mein« Schwägerin wisse» darum, sonst Niemand." „Würden Sie mir Ihr Manneswort v«r« pfänden, datz niemand nutz« den Dame» — wer es auch immer sei, Gerichtspersonen eingeschiosso» — von ims«en Matznahmen erfährt?" „Mein Mott darauf!" „Und marken Sie Ihre Frau Schwägerin bo- wegen können, inir einen Gefallen zu tun?" „Itden, Ken Sie mögen, Sohr. Es gibt nichts, wo» sie nicht tu» würde." (Fortsetzung folgt.)
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