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Nr. M IM Mittwoch, dos 28. Dezember Copyright 1927 by Karl Köhler L Co., Berlin-Zehlendorf. Nachdruck verboten 24 nun Dann schüttelten sich auch die beiden Freunde herzlich die ände, nachdem Direktor Reinhard Dorit die Hand geküßt nur haben wo De. Gonda sah eines Tages einem solchen Erperiment ihres Sohnes von der Veranda aus zu, und als der Direktor ihr dann nach einer Weile Bernd auslieferte, sagte sie lächelnd: „Sie verwöhnen Bernd zu viel, Herr Direktor." Der hübsche, stattliche Mann sah lächelnd zu ihr auf. Seine Augen umfingen die blühende Frau mit brennenden Blicken. „Das beruht auf Gegenseitigkeit, gnädige Frau, Bernd verwöhnt mich auch." „Womit denn, wenn ich fragen darf?" „Mit allerlei Liebesbeweisen. Eben hat er sein Näschen an meine Wange gedrückt und mir versichert, ich sei das feinste Hopplapferd, auf dem sich am tollsten reiten liehe und des halb habe er mich „furchtig lieb" und werde mir seine Peitsche schenken." „Haba auch — haba Onkel Direktor furchtig lieb, Mann," bestätigte Bernd und kletterte waghalsig an der Veranda abrüstung entlang, so daß. seine Mutter ihn festhalten muhte. „Dann sind Sie allerdings fürstlich belohnt, Herr Direk tor," scherzte Gonda. Er sah zu ihr auf und dachte, datz er durch ihr Lächeln noch viel fürstlicher belohnt werde. In diesem Moment ertönte eine Autohupe. Bernd spitzte die Ohren und jauchzte auf: „Tante Doritje! Onkel Frank!" j Gonda spähte nach dem Walde hinüber, s „Ja, das sind Herolds," sagte sie lächelnd. Ausdauer hin. Seine Mutter begrüßte inzwischen Doritje und Frank mit großer Herzlichkeit. Direktor Reinhard drehte sich um und sah auch nach dem Walde hinüber. Und gleich darauf erschien ein Auto, das Bernd mit einem Jubelschrei begrüßte. Zwei Minuten später fuhr das Auto am Wohnhause vor. Frank und Doritje sprangen heraus. Zuerst wurde von beiden der kleine Betnd geherzt und geküßt, was dieser aber nicht ohne energischen Protest geschehen ließ. Von Küssen und Liebkosungen war er nur Liebhaber, wenn sie von Mama ausgingen. Von ihr ließ er sich, wenn er gnädig gestimmt war, sehr gern hätscheln. Aber sonst war er mehr für mannhaften Betrieb. Autofahren war zum Beispiel neben dem Reiten sein Haupt vergnügen. Und mit der Hupe allerlei Notschreie ausstoßen, das war noch schöner. Diesem Vergnügen gab er sich auch auf Direktor Reinhards Armen mit Leidenschaft und für sich in Anspruch nahm, übergab Gonda ihn Katje Aer- moolen, mit der er auch nach einigem Widerstreben gehorsam abzog. „Ich hatte euch heute nicht erwartet, freue mich aber natür lich um so mehr, daß ihr gekommen seid," sagte Gonda. „Wir haben uns auch ganz kurz entschlossen. Fran! hat notwendig mit Direktor Reinhard über Geschäfte zu sprechen, weil wir nun endlich unsere Reisepläne wahr inachen wollen, Gonda. Heut in vier Wochen wollen wir mit der „Limburg«" nach Amsterdam reisen. Und wir wollen wisse«, vb du mit uns kommst." Gonda nickte lächelnd.- „Das war doch ausgemacht, vorausgesetzt, es ist euch nicht leid geworden, mich und Bernd ins Schlepptau zu nehmen. Bernd hat sich ja, gottlob prächtig entwickel^ aber der ArM meint doch, es sei gut, wenn er für längre Zeit nach Europa kommt. Kinder im zarten Alter sollen seiner Meinung nach wir auch hier die beste Luft haben, so möchte ich doch nichts versäumen, was Bernds Gesundheit zuträglich ist. Ich habe schon auf euren Entschluß gewartet, wollte euch aber nicht drängen. Es wird wohl besser sein für das Kind, wenn O mindestens einige Jahre nach Europa gehe, so leid es mir tun würde, euch allein zurückkehren lassen zu müssen." irrende Heeren Vor» Hedwig Conrths-Mahler Zwei Jahre waren reichlich vergangen seit der Geburt des kleinen Bernd. Er war jetzt schon ein strammer Bursche, der auf seinen drallen Beinchen fest im Leben stand und sich, trotz des javanischen Klimas prachtvoll entwickelt hatte. Gonda war in ihrem Mutterglück aufgeblüht wie eine Blume, die man in das rechte Erdreich verpflanzt hatte. Sie hing mit unbeschreiblicher Liebe'an ihrem Sohne. Bernds war ein drolliger kleiner Mann. Er lieh sich schon vvn> Direktor Reinhard aus dessen Reitpferd heben und rüttelte so lange an den Zügeln, kitt das Pferd unruhig wurde. Dann lachte er über dias ganze Gesicht und rief mit seinem Hellen Sümmchen: ,Loppla! Hoppla! Bernd will noch toller Hoppla machen." Gonda sah nicht, daß sich das frische Gesicht DireKo-r Reinhards verfärbte. Aber Dorit sah es. Man besprach nun Gondas und die allgemeinen Pkäne, und die gemeinsame Abreise wurde festgesetzt. Danach gingen die beiden Herren hinüber nach dem Haufe des Direktors, um dort über geschäftliche Angelegenheiten zu sprechen. Dorit sah ihnen eine Welle schweigend wach. Gaitz gegen ihre Gewohnheit war sie etwas nachdäcklich. Gonda sah sie forschend an. „Nun Doritje, weshalb so nachdenklich?" Diese sah die Freundin mir ernsten Augen cm. „Gonda, weißt du, daß Direktor Reinkmrd sein Herz cm dich verloren hat?" ! Gonda erschrak sichtlich. Eine Helle Röte stieg in ihr Gesicht „Um Gottes willen, Doritje, das ist doch nicht dein Ernst?" „Doch Gonda. Hast du das wirklich noch nicht bemerkt?" Gonda zog die Stirn wie im Schmerz zusammen. „Du mußt dich irren Doritje. Er ist immer sehr gut uM» ritterlich zu mir und — Bernd vergöttert ihn gsadezu, weil er sich immer so nett mit ihm beschäftigt. Aber — das tut doch dein Mann schließlich auch — du wirst doch nicht recht haben, Doritje?" „Doch Gonda, ich habe recht." Mit unsicheren Händen strich Gonda ein paar lose Löckchen hinter das Haar. „Du erschreckst mich! Dann — dann wäre es allerdings die höchste Zeit, daß ich von Djoba fortkomme. Ich möchte um alles nicht, daß er sich Hoffnungen macht." „Du könntest also seine Gefühle nicht erwidern?" Gonda schüttelte den Kopf und sah Dorit groß und ernst in die Augen. „Du weißt doch, wem mein Herz gehört." „Also immer noch?" Gonda preßte die Hände auf das Heitz. „Bis in den Tod," sagte sie leise, aber mit einer In brunst, die Doritje die Tränen in die Augen trieb. Sie faßte Gondas Hand. „Und willst allem Liebesglück, allem Frauenglück entsagen, willst immer allein bleiben wegen dieses Mannes?" „Ich habe meinen Sohn, Doritje. Kannst du mich nicht Frankenberg« Erz Wer Unterhaltungsbeilage Mm FrarSenherger Tageblatt Dann schüttelten sich auch die beiden Freunde herzlich die begreifen? Und merkst du nicht, wie Bernd seinem Vater Hände, nachdem Direktor Reinhard Dorit die Hand geküßt j von Tag zu Tag ähnlicher wird? Ach nein, das kannst du hatte. Man erfrischte sich und ließ sich dann auf der Veranda nicht so herausfinden. Oft durchzuckt es mich, wie ein Schlag, «, Schatten nieder. Da Bernd die gesamte AutznerkstyLkeit wenn Bernd dm Kops Mückwirtz, wenn ex i« Stsm krau» Aber das gestattete man ihm natürlich nicht. Direktor Rein- i „ , ... hard, der das dralle Kerlchen sehr in sein Herz geschlossen ! nicht dauernd dem heißen Klima ausgese^ werden und wenn hatte, nahm ihn dann vom Pferde und setzte ihn auf seine Schultern. Dann wurde Hoppla gemacht, so toll es Bernd