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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 28.12.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192712284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19271228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19271228
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-12
- Tag 1927-12-28
-
Monat
1927-12
-
Jahr
1927
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Ms Keimst Md VaMcmd Frankenberg, 26. Dezember 1927. * Melt-Panorama. Mitten im kalten Winter «eüit uns die dieswöchentliche Serie im beliebten Panorama auf der Humboldistraße die Freuden des Sommers in den bekannten Nordseebädern. Wohl den Glücklichen, welche sich schon jetzt mit den Gedanken tragen können, im Sommer einige Wochen dortlelbst von des Miags Sorgen und Mützen ausspannen zu können. Es ist dies ja heut« nicht mehr ein Vorrecht der Begüterten allein, die soziale Fürsorge hat auch auf diesen Nordleeinseln für Ausnahme der Minderbcgülerten gesorgt, wie uns di« schönen Ausnahmen von Lehrerinnenhelm, Kinderheimen zeigen. Und dann beim luftigen Treiben im Familienbad oder Sonnenbad schwin den alle sozialen Unterschiede, Reich wie Arm finden hier Erholuna und Kräftigung, um neu gestärkt In des Alltags Tretmühle zurückkehren zu können. s Behobene Eisenbahnbetrlebsstörungsn. Die aus die W'nterwitterung und die unzulänglichen Berhältnisse aus dem Chemnitzer Hauptbahnhof zu- rückzusührenden empfindlichen Störungen d«s an- kommenden und abgehenden Zugverkehrs, die zu Verspätungen bis zu 4 und 5 Stunden in den letzten Borweihnachtstaoen geführt hatten, konnten dank dein energischen Zugreifen aller beteiligten Dienststellen nunmehr beseitigt werden, jvdaß am 1. Feiertage »unr ersten Male wieder die Züge ohne jede Verspätung verkehren konnten. — Chemnitz. Zw«k Brüder im Alter von 74 vnd 27 Jahren gerieten in einem Bailokal in der Ostvorstadt wegen «Ine« Mädchens In Streit, den sie auf der Straß« fortsetz en. Ein Polizelbeamter, der di« beiden feindlichen Brüder trennen wollte, wurde von ihnen niederaebo.rt. Erst nach Ein- ireffen von polizeilichen Verstärkungen war ihr« Verhaftung möglich. — Neukirchen bei Chemnitz. Infolge starken Nebels mutzte am Dienstag mittag gegen 12 Uhr «in Flugzeug der Deutschen Lufthansa, da« erst kur» zuvor von dem Chemnitzer Flugplatz zu einer Fahrt nach Bremen aufgestie-en war, auf einem hiesigen Aller niedergeben. Wahrend Pilot und Insassen unversehrt blieben, wurden am Flugzeug Propeller und Tragflächen beschädigt, Io daß «e vbmontiert und mittels Kraftwagens nach Chemnitz zurückgebracht werden mutzte. — Neudorf i. E. Am Mittwoch abend Vs6 Uhr geriet ein größerer Schuppen in unmittel- ganz stärk bet» Mud war er der bescheidene Angestellte, während er geplant. Da aber di- El.-führuna dieser Klassen nachts einen sehr kostspieligen Lebenswandel ^Lben obwal enden Umst^ :u>„ " schule nicht« In den Weg. DI« Vorlage wurde d'e.bel 'hm eingehenden Mitglrederbeitrage sowie einstimmig angenommen. Die Realschule erfordert I freiwillige Beitrage zu unterschlagen. jährlich einen Zuschutz von 48OM Mark. dränten zugefroren waren. Aufheben! Ausschneiden! barer Nähe des früheren Erbgcrichtes, der zur Aufbewahrung verschiedener Sachen diente, auf noch unaufgeklärte Welse in Brand. Durch Alarm — Dresden. Sicherem Vernehmen nach dürste Superintendent Ficker in Oelsnitz i. V. als Nach folger des unlängst verstorbenen Obrrkonststorialrat« D. Dr. Költzsch »nm Superintendenten für den Kirchenamtsbezlrk Dresden I berufen werden. — Pirna. Das von Vogelgesang bis zum Königsteiner Haken stebsneebttebene Ms der Elbs WterWiMM der Ausländsdeutschen Berlin, 27. 12. Wie ein Berliner Blatt meldet, ist der 34 Jahre alte Franz Kagel mann, der Kassierer beim Bund der Auslands!» deutschen war, vor einiger Zeit nach Unters schlagung von etwa 3Ö000 Mark geflohen. Kagelmann hat die Vertrauensstellung, die er bei dem Bund innehatte, mißbraucht. Anfang Dezember wurde durch Zufall entdeckt, daß diS Kasse Fehlbeträge aufwies. Kagelmann wurdq zur Rede gestellt und versprach, sofort die Büchet herbeizuschäffen. Er betonte, daß es sich um einen Irrtum handele. Dann verschwand er und ist seit jener Zeit unauffindbar. Reichsaußemmni'ter Dr. Stresemann und Gouverneur a. D. Schnee, die im Bunde hohe Ehrenämter bekleiden, lei teten die Untersuchung persönlich. Als die Ver- fehlunoen feststanden, wurde Anzeige bei der Polizei erstattet. Diese soll ermittelt haben, daß Kagelmann ein Doppelleben führte. Am Tage AeuerlalenLer sSr Ronat Mittelung der Mlttelstands-Vereinigung e. B. 8. Mietzins-, Feuerschutz-, Grund-, Handel- und Gewerb-siener, Steuerabzug überweisen. IO. Einkommen- und KSrperschaflsfteuervorauszah- lunoen ('/« Jahrerrate). Umsatzstenerooranmeldung, Schonfrilt 16.1. >4. Letzter Anmeldetaa von Popiermark-Anleihen. 16. Letzter Tag für Umsatzsteuervoranmeldung und Vorauszahlung. 20. Steuerabzug überweisen. eis führte, steht am hiesigen Strmnpegel auf 1,25 Meter unter Normal. — Oppach. Al« der Fabrikant Israel am Don nerstag dem Begräbnisse einer Fabrikbesitzerswitme beiwohnte, erlitt er plötzlich einen Gehirnschlag, der seinen baldigen Tod zur Folge hatte. veMssGuliäO: In jedem -mit bauptmonnschast- lichen B«brk und in den Grotzftädten (Dresden, Letvzig, Chemnitz) darf nur 1 Stell« bestehen. Staat»1h«ater: Di« Rtesenauswendungen D««den <üb«r 2 Millionen) gekürzt w«rd«n. — Leisnig. Di« Stadtverordnetenversammlung befaßte sich mit dem Ausbau der Realschule zur, Oberrealschule. Das Bolksbildungsministerium Hais aber zurzeit dl« Zustimmung versagt, dagegen die Einführung eines 7. Schuljahre» genehmigt. Di«! sozialdemokratische Fraktion hatte ursprünglich an Stelle de« Ausbaues der Realschule die Einrichtung eine« 9. und 10. Schuljahres an der Volksschule geplant. Da aber di« El >führuna dieser Klassen Die Einziehkisgen Im einz«Inen schlägt Präsident Schieck folgende Einziehungen von Behörden vor: Kreisbauptmannschasten: Zwickau, Bauden; selbst die vereintaten Krelshauvtmannschasien stehen im Flächeninhalt hinter den mittleren Verwaltungs bezirken Preußens und Bayern« zurück. Amtshauptmannlchasten: mindesten« vier, welche, bedarf noch eingehender Prüfung. Das Zwrigomt Sayda ist aufzubeben. Amtsgerichte: 27 Stellen, und zwar: Bernstadt, Herrnhut, Reichenau. Stolpin, Jöhstadt, Ober- Wiesenthal. Altenberg. Königstein. Lommatzsch, Rade burg. M'Isdruff, Lengefeld, Tharandt, Zöblitz, Colditz, Frohburg, Geithain, Mügeln, Tauchau, Elsterberg, Pausa, Schöneck, Johanngeorgenstadt, Hortenstein, Lötznltz, Waldenburg und Wildenfels. Ueberall wird die Vereinigung mit benachbarten Amtsgerichten vorgeschlagen. Landgerichte: Das kleine Landgericht in Freiberg. Gefanaenenanstalten: Zwickau l. Dresden 1l und, Leipzig H S'aatsbouichulen: Zittau und Plauen. I Bezieher leien »orwieaend sächsisch« Staat«» und Gemeindebehörden und sonstige amtliche Stell«». Wetter könne di« Zahl der Amtsgerichte um 27 v«rrina«rt. da« Stenographisch« Landesamt mtt dem Landtogrbüro verschmolzen, die Staatspolizei- Verwaltung aufgelöst, die Zahl der Landtag»abga- ordneten nach dem Vorbild anderer Länder herab gesetzt werden u a. m. Zulammenfallend wird in der Denkschrift b«- boupiet. datz di« Zahl der Staatsdienststellen von KM auf 372, also um 288, die Zahl der Staats kassen von 297 auf 210, also nm V7, vermindert werden. — Glauchau. Nm l. Januar 1928 sind 50 Jahre verflossen, seitdem die heutige Reichseisenbahnstr» cke Glauchau-Gößnitz-Gera in den Besitz des alten sächsischen Staates überging und eine Linie der früheren königlich sächsischen Staatseisenbahn wurde. Mau hatte die Bahn meist als Verbindungsbahn »wischen Gößnitz und Gera durch eine Privatetsen- bahngesellichast erbauen lasten. DI« Gesamtlänge der Linie Gößnitz—Gera, die von einer Miengesell- schäft kapitalisiert wurde, betrug 34,65 Kilometer, wovon 28,064 Klm. auf herzoglich Altenburgischem und 6,496 Klm. auf Reuß-Geraischem Gebiet lagen. Die Eröffnung der 12 Jahr« lang als Privatbahn betriebenen Linie Gößnitz-Gera erfolgte am 28. De zember 1865, di« Uebernahme in den Besitz de« läGsifGen Staate« vollzog sich mit dem 1. Januar 1878. Diese Bahnlinie hieß Im Glauchauer Volks münd lange Zeit nur „Die Saloneisrnbahn", weil früher auf ihr mehrere Salonwagen regelmäßig in den Zügen liefen, meistens freilich keer, da sie In der Hauptsache nur von Dlrektionsmitgliedern oder Ak- nonären benutzt wurden, obwohl sie ursprünglich für die Mitglieder der verschiedenen thüringischen Fürstenhöse bestimmt gewesen waren, die freilich nur in seltenen Fällen von der ihnen von der Bahndirekiion wiederholt anaetraoenen Vergünfti- gung einer Fr«ifahrt in diesen Salonwagen Ge brauch mochten. — Zwickau. Der Bezirksausschuß bei der Amts- hauptmanuschaft Zwickau Hai beschlossen, wegen Mangel» eines Bedürfnisses bis auf weiteres keine Konzessionen zur Errichtung neuer Gastwirtschaften und neuer Branntwein-Kleinhandlungen zu erteilen. — Oelsnitz i. V. In der letzten Sitzung der Stadtverordneten wurde u. a. gegen die Stimmen der Rechten auch ein Antrag angenommen, dem zufolge die Stadtgemeinde mit einer Stammeinlage von 30 NM. von nun an Konsumverein-mitglied lange standhalten. Das Wasser des Llbsiromes, j das noch im Laufe des Montag mäßiges Treib und Stürmen konnten genügend hilfsbereite Kräfte beschafft werden, denen es jedoch nur mit Mibe gelang, Wasser zu bekommen, da sämtliche Hy-1 '' - Tvotzdem wurde 'ein § bat sich infolge der eingetretenen linden Witterung Yeners verbittet und 'losgelöst und in der Nacht zum zweiten Feiertag die hiesige Elbstrecke bei normalem Verlaus pas- weiteres Umsichgreifen des F- dasselbe auf seinen Herd beschränkt. „ ... -Dörnthal. Wegen zahlreicher Erkrankungen an Ziegenpeter mußten hier und in Heidersdorf -^en noch fest, doch es dürfte aber, wenn das- die unteren Sckulklosstn noch vor Beginn der Weih- gelinde Wetter werter anhält, auch nicht mehr. nachtsferien geschlossen werden. lange standhalten. Das Wasser des Elbstromes,! ist und bei Verlorg.tng uädttsch«« Institut« mtt Leben«mitikln usw. auch den Konsumverein mit konkurrieren lasten muß. — Selen«. Auf der Straß« nach Weißbach geriet der Personenkraftwagen eine« hiesigen Lin- wohner« In Brand und wurde völlig vernichtet. — Schwarzenberg. In der Nacht vom 1. zum r Feiertag fubr kurz vor 11 Uhr da« auf der Heimfahrt von Johanngeorgenstadt befindliche Auto d«s Kaufmann« Wendler aus Aue oberhalb des Dorfe« Erla, nachdem e« eben erst in schneller Fahrt einen Kraftradfahrer überholt hatte, gegen da« Geländ«r einer Brücke und stürzt« seitlich etwa 6 Meter tief in da« Schwarzwaster. Dabei über schlug sich der offene Wagen. Sein Führer, der 24 jährige Kaufmann Wendler, wurde sofort getütet. Di« übrigen'Insassen wurden schwer verletzt und! sind noch nicht vernehmungefähia. Die Mutter des Toten erlitt eine schwere MlrbelsSulenverletzung. Ein anderer Insasse wollt« sich durch ein«n Sprung au» dem Wag«n retten, zög sich aber s«hr schwer« Prellungen zu. Der Wagen wurde vollständig zertrümmert. Erwerbslose im Arbeitsnachweis-Bezirk Frankenberg 24.12.1927 Unterstützte Erwerbslose ohne Noistandsarbefter Zuschlags- «mpfänger männl. weibl. zus. Stadt 182 24 206 277 Land 62 6 68 98 Sa.: 244 30 274 375 krftauMrms von ««rrzoltzs „Das »Mer »er -eil«»«" Aus Chemnitz wird uns geschrieben: Als zweite deutsche Bühn« brachte die Chenr- iiitzer Oper während der Weihnachtsfeiertag« nach Hamburg und Wien Kovngolds «eueste- Werk „Das Wunder der Heilande" nach einem Tert von H. Kaltneker heraus. Das Mysterium, das überladen ist mit Tyrannsygeschrei auf der einen und christlichen Heilslthren ans d«r anderen Seite, zeigt gegenüber der „Tötest Stadt" keine wesentlichen Fortschritte mehr und ermangelt der persönlichen, ursprünglichen Schaf, fenskraft, weshalb man musikalisch immer wieder und zu oft auf Bekanntes stößt. Mizuerkmmon ist nur die sichere Behandlung des großen Orchesters und der Chöre, wie Korngolds fabelhafte Satz technik. Unglücklicherweise enthält das Tertbuch neben zahlreichen unbeholfenen Versen auch all zuviel Breiten, die den Zuhörer ermüden müssen, so daß der erzielte Erfolg lediglich auf das Konto der Regie und der Darsteller zu buchest war, die ihn ehrlich verdienten. Die Chemnitz et Aufführung war von einen, Gusse. Oberregisseur Diener hatte mit seinen drei gotischen Bühnen- bildern einen glänzenden Nahmen geschaffen. Das Orchester holte unter Egelkrauts Leitung das Letzte heraus, und die Besetzung der führenden Nollen wie des Chores war ausgezeichnet. - Korngold wird mit der Chemnitzer LeistuM sehr zufrieden sein müssen, aber auch sie wird seins „Heliands" nicht vor der Vergessenheit bewahrest können, zu der sie ganz offensichtlich verurteilt ist! Das «sie deutsche Eisenbahn- ftachWS Vor etwas über 100 Jahren, im Jahre 1625, wurde in England die erste Eisenbahn für den« Personenverkehr durch Stephenson eröffnet. Die erste Eisenbahn in Deutschland, die kurze, etwa 6 Kilometer lange Strecke Nürnberg—Fürth, wurde bekanntlich erst 10 Jahre später in Betrieb gesetzt. Wenn man heute unser Eisenbahnwesen betrachtet und sieht, daß die Güterbeförderung den Personenverkehr weit übersteigt, so will css einem nur schwer einleuchten, daß es einmal galt, viele Schwierigkeiten zu überwinden, den Fracht verkehr überhaupt einzurichten. Schon bei des Nürnberg—Fürther Bahn, der Ludwigs-Bahn, die zunächst den Personenverkehr zwischen den bei den Industriestädten vermitteln sollte, hatte mast zunächst auch an die Güterbeförderung gedacht, doch ließ man diesen Gedanken bald wieder fallen, Die Schwierigkeiten, die sich in der ersten Zeit dem Frachtverkehr entgegenstellten, waren groß, und ein noch erhaltenes amtliches Schriftstück vonil 17. April 1838 beleuchtet grell, daß es den „maß gebenden Stetten" zunächst fast unmöglich erschien, Güter mit der Eisenbahn zu befördern. Ein ge wisser Andreas Iakob Hartmann stellte nämlich den Antrag auf Benutzung der Ludwugsbahst zum Waren- und Gütertransport. Das Direk torium der Bahn aber gab ihm folgenden Be- scheid, der zugleich zeigt, wie oft Behörden auch dort unüberwindliche Hindernisse sehen, die gar nicht vorhanden oder leicht zu beseitigen sind: „Erst wenn die erforderliche Anzahl von Personenwagen vor- Händen ist, möchte die Möglichkeit gegeben sein, Warentransporte von größeren Quantitäten ver- suchswelse anzustellen, obschon fast im voraus zu ent nehmen ist, daß dieselben bei den niedrigen Fracht preisen und bei den Auslagen, welche der Transport der Warm zur Bahn und von dieser nach dem Hause des Empfängers verursacht, wofür die Boten drei Kronen per Zentner im ganzen er halten, kein befriedigendes Resultat geben wer den. Der Transport von Paketen, Schachteln und Briefen aber bleibt auch für die Zukunft eine unausführliche Idee, da der Verwirklichung MrberMM Urhederrechtsschutz durch Verlag Oskar Meister in Werdau. 3 Nachdruck verboten. Nein, das war -nichts für ihn. Für ihn gab es weder Glück noch Hoffnung, noch Zufall. Er wartet« nicht m«hr und erwartete nichts. Rücksichtslos schob er sich durch das Menschen gewühl. Wer nicht wich, bekam einen Puff. Da — dort, ihn: gegenüber das Geschäftshaus! Auf seinem First prangte ein Firmenschild von echt Berliner Dimensionen. „Zechlin" stand in riesigen Lettern darauf. Ueber diesen Nonien stolperte Sohr förmlich. Einen Zech'in hatte er auch gekannt. War ein großer Mann. War Staatsbeamter und saß ganz oben. War eine Leuchte und doch ein Wort brüchiger! Gerade der hatte das Maß der Enttäuschungen voll gemacht. Mtt der Faust schlug Sohr durch die Luft. Das tat er gern. Ls befreite. Verflucht! Daß man von der Vergangenheit nicht los tonnte. In ihm wühlte es, wie dicke Strähnen standen die Falten in der Stirn und was da drinnen wühlte, wollte raus. Im nächsten Moment schon hatte er denn auch das unvermeidliche Nenlontre mtt einem Passan im und als nach fünf Minuten liebevollem Hin- und Herreden unter gütiger Assistenz eines SGu- pobeamtm die beiden Rauhbeine voneinander liehen, dachte Sohr: „Schade, daß in solchen Füllen immer Unschuldige leiden müssen für das, was andere verbrockt haben. Zechlin wär« mir lieber gewesen." Endlich hatte Sohr den Platz überauert. Einen Augenblick verschnaufte er und hielt Ausschau. Hier war doch das Eldorado der Versatzämter und Eelegenheitsgeschäste. Hier mußte er finden, was er suchte. Richtig! Nicht weit vom Polizeipräsidium winkle ein Schaufenster mit der Aufschrift: „Geld für jede Wertsache." In diesen Laden ging er. Lin Israelit saß auf einem Dreibein an einem Stehpult, hatte die Arme aufgestüht und wendete dem Eintretenden dm Kopf zu. Er blieb ruhig auf seinem Stühlchen sitzen. „Tag, mein Herr," sagte Sohr, und als der Alte schwieg, fuhr er fort: „Ich bin zu einem ehrlichen Manne gekommen und möchte rin Ge schäft mit ihm machen." „Ehrlicher Mann, wie heißt," sagte der Jude, „un e Geschäft! Was for e Geschäft?" „Lin Tauschgeschäft mtt Auszahlung." „Was Ham Se ze tauschen?" „Mich!" sagte Sohr. „Nebbich!" sagte der Jude. „Oder vielmehr, was ich da auf dem Leibe trage," ergänzte Sohr, und der Jude stieg lang sam von sein ein Throne herunter. Er tarierte und sagte: „Dreh'» Se sich um," dann prüfte er Sohrs Kehrseite. „Was woll'n Se Ham for das Anzügle?" Und Sohr trug ihm seine Wünsche vor. „Diesen Anzug und die Schuhe — beides ist neu — gebe ich Ihnen. Dafür verlange ich einen Manchesteranzug rin Paar derbe Arbeitsschuhe, ein Paar Wickel- oder Ledergamaschen, drei Hemden und eine Windjacke." „Weiter ittr?" sagte der Juds. „Warten Sie ab. Dann können Sie diesen Lederkoffer haben mtt denn was darin ist." Er öffnete ihn und kegle den Inhalt auf die Ladcn- tafel. „Nur dfe Wäsche, das Necessaire und dies« Hof« behalte ich. Für alles zusammen verlang« ich fünfzig Marl." „Packm Sr ein!" schri« der Jude. „Packen Se ein! Hab' ich gesehen noch nie fünfzig Mark, wie soll ich zahlen können jo viel?" „Auch gut," erwiderte Sohr, „denn nich'," und heute an aber wagte er keine Einwendungen mehr legte die Sachen in den Koffer zurück. § gegen diese Erkenntnis. Der alte Isaak Salo- Der Trödler sah ihm schweigend zu. mon, der ihn zwar begaunert, ihm aber auch „Der nächste Ladm ist wohl gleich nebenan?"' geholfen hatte, war ihm lieber wie mancher Eeld- erkundigte sich Sohr und schickte sich zum Gehen an.' mann vergangener Tage, der das erster« zwar Er hatte den Drücker gerade in der Hand, da auch, das letztere aber nie getan hatte. stotterte es hinter ihm: s Jetzt konnte er wenigstens aufatmen und konnte „Herr, ä fünfundzwanzig Mark un der Schlag mit dreißig einzelnen Markstücken in der Tasche soll mer treffen, wenn ich daran verdien' auch klinrpern. nur e Mark." i Und jetzt konnte er auch an Essen denken. „Fünfzig!" sagte Sohr und blieb an der Tür' Vor einem Gemüsekelker standen Körbe mit stehen. s Eemüseleichen, womit in den Städten das hun- „Kann ich nich'! Kann niemand, Herr, Geld gernde Volk gefüttert wird und die ein Gärtner! is rar. Niemand hat Geld. Wer kann kaufen, oder Bauer, als von ihm gezogen beim besten Herr? Keiner! Is unser Geschäft e mieses Gc- Witten nicht wieder erkclnnt hätte. schäft, Herr, e sehr e mieses Geschäft! Will ich- Sohr besah sich das Schlachtfeld. Ihn in- zulegen e Mark. Herr — sechsundzwanzig!" j teressierten die Radieschen, die aus Aerger über „Und ich will fünf Nachlassen, also: fünf- die ihnen seit mindestens vierzehn Tagen be- undvierzig!" I kündete Nichtachtung bleich geworden und di« ,/Js e Wort, Herr! Werden mache» das Ge- Rettiche, die ans dem gleichen Grunde blau an- schäft. Aber was steh'» Se auf der Straß, gelaufen waren. Herr, was brauchen Se sehen die Leit, wenn mer Es war ein liebliches Bild segensreiche» gärt- yandeln?" s nerischon Schaffens, das man da an der Amis- Sohr stand gar nicht auf der Straße, war wand aufgestapelt hatte. Trauben aus dem immer noch im Laden, stand mir an der Tür. - Süden, die im Straßenstaub Berliu-O's ihr« „Setzen Se sich, Herr. Müssen S« doch sehen sonnigen Tage beschlosst», waren auch dabei. Si« meine Sachen, nrüssen So anprobon meine Schuh," j sahen vor allem -noch am genießbarsten aus. und mit einer Behendigkeit, die seinen stetig- „He, schöne Frau," rief er die Treppe Hin- Jahren Ehre machte, hantierte d«r Alte herum.' unter, „was kostet der Wein?" Und eine Stimme, Er war unermüdlich im Vorlegen und Emp- ranzig wie Schmierseife, antwortete von unten, fehlen. „Komm Se man runter, Mäm, ecken, det da Und als Sohr nach «mer guten halben Stunde oben ist mm, bloß Auslage, ich kann nich sut im braunen Manchesteranzug und mit einem Ruck- fort." lack auf dem Rücken den Laden verließ, war- Da stolperte Sohr die Stufen hinunter und der zähe Alte um vier Mark höher gegangen stand unten mit offenem Mimöe vor einer un- und hatte sich mtt Lohr auf dreißig geeinigt. : glaublich dicken Frau still. „Uebers Ohr gehauen hat mich der Nebbich Die sah sei» entgeistertes Gesicht und fühtt« » «i hat wenigstens g«--. sich zur Entschuldigung verpflichtet. Mas hätte ich machen sollen -ohne ihn?"' „Was, det flob'n Se woll nu, von wejen Trödelläden sind Oasen im Elend der Großstadt dem Nichtfortkommen?" und mindest ans so wichtig wie Kirchen, das l>atte „Ja, da« glaube ich! Madameken sollten -noch Sol r zwar bisber nicht Wort haben wollen wie Manenbad gehcn, sind 'n bißchen sehr rund, mle gut angezogenen und satten Menschen, von Dort wird man leichter." Goris. folgt.)
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