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98 - 27 — „In dem Amtssäßigen Städtchen Frankenberg ist am 3O.sten März d. I. gegen 5 Uhr in des dasigen Zeugmacher Hillmanns Hause Feuer aus- gekommen, welches wahrscheinlich durch Verwahrlosung einer zur Miethe darinnen wohnenden Tischlers Frau, der verehelichten Wohlrabin, entstanden ist, indem selbige den Abend vor Ausbruch des Feuers über Hobelspänen Laffee gebrannt hat, wovon die gespulte Feuer Esse^) zum Glimmen gekommen und hernach der größere Theil des Hauses vom Feuer ergriffen worden. Die Glut ist ohne daß vorher von einem verhaltenen Feuer etwas ist bemerkt worden, aus einmal so heftig ausgebrochen, daß die Wohlrabin nur mit Mühe sich retten können und nunmehr an einem Falle gestorben, deren Mann aber mit vcrbranndt ist. Ob nun wohl die in Hillmanns Hause wohnenden Leute gleich Feuer Lärmen gemacht und auch die nechst anwohnenden Nackbarn beim Ausbruch des Feuers zum Löschen herbeigeeilet, die Einwohner der Stadt, worinnen die Feueranstalten den gnädigsten Mandaten gemäß eingerichtet sind, zur Dämpfung des Feuers alle Mühe anwendeten, und von mir, dem Stadt magistrate und Garnison die nöthigen Verfügungen getroffen worden, um dem Feuer Einhalt zu thun, so konnte doch, weil das Feuer gleich ein starke» Stroh Magazin und einen großen Holz Vorrath eines dasigen Branntwein brenners ergriff, auch sich nach 3. Seiten auf einmal ausbreitete, und die hölzernen Hintergebäude anzündete, wozu wegen Enge des Raumes nicht zu gelangen war und keine Spritze hingebracht werden konnte, nicht verhindert werden, daß nicht der 3te Teil der meist hölzern gebauten Stadt in Flammen aufging." Im Berichte des Chronisten heißt es weiter: Was nun aber besonders bey diesem heurigen Zeitpunkt merkwürdig ist, ist dieß, daß es die ganzen Rathspersonen bis auf einen und dem Herrn Stadtschreiber'), der aber vor 2 Jahren mit abbrannte, mit betroffen hat's. . > W Ferner ist merkwürdig, daß die grimmige Flamme allenthalben über der Bach lein Hauß ergriffen und versehret hatte, wiewohl sie doch derselben sehr nahe waren. — Er hieß hier vom Herrn: bis hierher und nicht weiter. Merkwürdig ist auch, aber auch bedenklich, daß die zwo Feuersbrünste, die erste (1786) an einem Feyertage und die zweyte an einem Sonntage kam, und eine so greulich Verwüstung in dieser Stadt anrichtete. Was soll man dazu sagen? Die Entheiligung des Sabbaths: ist und wäre ein R e f I e r i o n s t e r t — man reflectire — Auch ist erinnerlich und nie zu vergessen, die überaus große Wohlthat, daß sogleich an dem neml. Tage, da noch alles in Flammen stand, die Städte Chemnitz und Oederan, desgl. die Herren Amtsoerwalter Wolf und Petzsch zu Chemnitz und Sachsenburg, einige Fuder Brod, Bier und andrer Victualien überschickten; denn es war Nachmittags weder für Abgebrannte, noch andere löschende Personen, in dem noch stehenden Theile der Stadt Brod zu haben, und selbst das trinkbare Wasser war rar, sodaß sonst erstere sowohl, als letztere, für Hunger und Durst hätten ver schmachten müssen. Ach! die Noth war groß, ich kann's bezeugen, das es wahr sey, denn uns hat- mit betroffen^). Auch verdient hiermit vorzüglich die hohe Wohltat bemerkt zu werden, womit Ihro Lhurfürstl. Durchlauchtigkeit zu Sachsen, unser gnädigster Herr, vom innersten Gefühl des zärtlichsten Mitlcidens durchdrungen, das durch den Brand verunglückte Frankenberg begnadigt und erfreuet zu haben. Sie bestand in 2000 Thlr. aus dem Finanz Collegium an die Abgebrannten der Zeug- und Leinweber vor Stühle ') Die neue Feuerordnung, die man nach dem großen Brande im Jahre 1712 geschaffen hatte, forderte „steinerne Feuermauern" (Essen) und erlaubte nur bei größter Armut Feuer mauern, die „In- und auswendig tüchtig" mit Lehm beklebt, mit Kalk beworfen und getüncht waren. Die einzelnen eingesetzten Bretter oder Schwarten diesessFachwerkes nannte man Spulen. -) Vergl. „Heimat" 6. Jahrg. Heft 1/3 Seite 23. ') Bürgermeister war Christian Friedrich Jeschke, sein Haus, Kirchgassc 3 (heute Tuch- Händler Böger, vorher Oberl. Seichelsgbrannte auch nieder und wurde am'27. Mai 1789 gehoben. ') Verfasser der Fortsetzung von der Bahnschen Chronik war demnach der Sohn de» Leine weber» Christian Dovid Vogelsang in der Freyberger Gasse. Vergl. auch „Heimat" g. Jahrg. 1/3 Seite 23