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26 desgl. von dem von Prinz Marmilianischen Infanterieregiment zu Themnitz abgeordneten starken Commando; denen wir nicht genug dafür danken können, gedämpfet wurde, sodah die geistl. Mahnungen nebst der Kirche u. dem Rath- hause und dem größten Theile der Stadt, wie ein Brand aus dem Feuer gerissen, und zum Preihe des göttl. Namens erhallen wurden. Aber die Güte des Herrn ist's, daß wir nicht gar aus sind! So betrübt n. traurig, so furchtsam u. schrecklich nun dieser heilige Tag des Herrn für uns war, so war es die darauf folgende Nacht nicht weniger, als der Wind stärker, als am Tage zu gehen anfing, und das noch glimmende Feuer auf den Brandstätten heftig anblies und Herumtrieb, daß wir immer den Aufgang eines neuen Feuers u. mit demselben das gänzliche Verderben u. die völlige Verwüstung der Stadt befürchten muhten. O wie betrübt u. unruhig, wie furchtbar und schrecklich war uns auch diese Nacht, in welcher wir auf dem freyen Feldte, in Gärten und Wiesen uns lagern muhten. Kaum hatten wir unsere Wohnungen, deren Dächer beym nahen Feuer auf- gedecket worden und noch offen waren, wieder bezogen, als es Tag und Nacht so stark und anhaltend zu regnen anfing, dah das Wasser auf den Oberboden wie Teiche stand, und durch dieselben in Kammern und Stuben so häufig drang, dah es uns beinahe genöthigt hätte, wieder die Flucht zu ergreifen und uns unser Leben vor ihm, wie vor dem Feuer, in Sicherheit zu setzen. Doch es wurde gesorget, dah die Dächer wieder zugedecket u. wir unbeschädigt und sicher erhalten wurden. So kamen wir in Feuer und Wasser; aber Gott hat uns herausgesühret und erquicket. Frankenberg, das gröhtentheils aus Meistern der Lein- und Zeugweber bestehet, und das durch den Verfall seiner Manufaktur und Handlung schon seit einigen Jahren in bedrängten, dürftigen und kummervollen Umständen sich befindet, ist nun leider! durch den unglücklichen Brand, welcher den Kern oder das Herz der Stadt betroffen, so geschlagen, dah es diesen Schlag aufs heftigste fühlet, und noch lange fühlen wird. Der Schade war wahrhaftig sehr groh und beträchtlich! — Wollte nun derjenige berichtet sein, der da fragen würde: ob auch Menschen verunglücket sind, bey diesem Brande, so dient zur Antwort: Einer, nemlich der Tischler Wohlrabe, so daselbst zu Hause gewesen, wo's Feuer ist ausgekommen. Dessen Frau aber ist von oben herunter gesprungen, dah sie sehr übel gefallen, und darüber auch sterben müssen am Nen Tag, ihr Kind aber, so in der Unterstube ganz allein schlief, als es auf dem Oberboden brannte, wo sein Vater geschlafen, durch Gottes Vorsehung und Vorsorge also gefügt, glücklich herausgeholet. (Vor diese Vater- und Mutterlose Waise hat ein E. E. Rath Verfügung ge troffen, daselbige ordentlich und rechtschaffen erzogen würde. Sein Name ist: Daniel Traugott Wohlrabe, sein Alter war 4 Jahr.) Die Wirthsleute waren alt, und Er blind, und haben aus der Oberstube durch einer Leiter herab ihr Leben gekettet. Des Tischlers Geselle aber ist auch von oben herunter gesprungen. Das Feuer ist aus dem mittleren Boden auskommen, aber wie's verwahrloset worden ist, weih man nicht. — Es war aber mit diesem Feuer gleich im Anfänge eine üble Sache; dich Haus, wo cs auskam, stand fest an Hintergebäuden um und um an, diese waren mit den brennbarsten Materien angefüllt, sodah die brennenden Flammen dieselben sogleich ergriffen, und dadurch soviel Macht und Nahrung be kommen, dah sie sich jn der Geschwindigkeit weit ausbreiteten, und war fast unmöglich, ihnen zu wiederstehen, oder sie zu löschen, bis sie das ausgerichtet, was ihnen der Herr, der sie gesendet, ausrichten befohlen hatte. — Jn den Akten aber Errichtung eines neuen Schulgebäudes aus dem Jahre 1857 liegt die Abschrift eines Schreibens vom 4. April 1788. Es ist unterzeichnet von dem Superintendent Dr. Gottlieb Merkel, sowie von dem Justizamtmann I. F- E. Dürisch und enthält die Anzeige, welchen Schaden das Feuer an den Gebäuden des Kirchen- und Schullehenr verursacht hat. Bon den 2020 Thlr. als Entschadigungs-Quantum erbitten sie die Hälfte der Summe als Vorauszahlung zu „der nöthigen schleunigen Erbauung des Schulgebäudes". Das Schriftstück berichtet auch über Entstehung und Gröhe der Feuersbrunst: