Volltext Seite (XML)
Namens, sein drei Fichten enthaltendes Wappen und die Jahreszahl 1555 eingemeigelt waren. Dieser Schlußstein wurde i. I. 1894 auf der Außenseite der Kirche links neben der Sakristei eingefügt ^). Die Jahreszahl ist schwarz nachgemalt und daher noch gut zu lesen; an Stelle der drei Fichtenbäume sieht man nur noch undeutliche Vertiefungen; die Buchstaben Q und bi links und rechts davon kann man noch erfühlen. Georg Hager erfreute sich bis in sein Alter einer festen Gesundheit. Noch 1554, drei Jahre vor seinem Tode, sagt er von sich, er sei „bcy guter witz vnd vornunfft, auch wolmogenden gesundem leybe zw kirchenn, marckt, wege vnd siege zw gehen geschicktt" (Urf. 8 Z. 7 f.; vergl. auch Urk. 4 Z. 14!). In seinem Amte als Stadtschreiber zeichnete er sich aus durch Pflichttreue, Besonnenheit, Gerechtigkeit und MilHe. Die Pflichttreue wird ihm im Testament von 1548 bestätigt: „... seyn getrewer vleys gemeyner Stadt zw nutz vnd gedeyhen (ist) alle zceit am (--- an) pme wirklichen vnd mit erzceygter tadtt scheynlichen bfunden worden, so das wyr (der Rat) yme des alles guthen danck nachsagen" (Urk. 4 Z. 18 ff.). Bei aller Pflichttreue war aber Georg Hager kein Jtipfler, wie es Leute seines Berufs oft sind. Das ergibt sich deutlich, wenn man die von ihm benutzten Blätter des Stadtbuchs, des Gerichtsbuchs und des Verzichtbuchs mit denen vergleicht, die sein Nachfolger Balten Helbig d. I. beschrieben hats). Helbig schreibt wie gestochen, zierlich, klar, die Zeilen scharf getrennt, leicht lesbar; Hager kräftig, schwungvoll, mit langen Buchstabenhörnern und -schwänzen oft in die benachbarten Zeilen fahrend, schwer leserlich. Auf der letzten Seitenzeile sind die Schwünge und Abstriche manchmal 4 cm lang. Helbig verwendet fast keine Abkürzungen; bei Hager finden sie sich in Menge, sogar Personennamen kürzt er unbedenklich. Helbig schreibt die so häufige Endsilbe „en" mit der schwerfälligen Verdoppelung des „n" stets gewissenhaft ans; Hager ersetzt sie gewöhnlich durch einen kräftigen Schwung. Oft verwendet Hager statt der Buchstabenverdoppelung die Eselsbrücke; Helbig nie. Helbig unterscheidet peinlich „u" und „ü"; „u" wird wie „ü" geschrieben, „ü" durch ein „u" mit 2 übercinanderstehenden Punkten (:) darüber dargestellt; dasselbe Zeichen verwendet er beim „ü". Hager wendet den Doppel punkt über „ö" nur selten an; manchmal ersetzt er ihn durch ein kleines „e", das über dem „o" steht; dagegen kann man oft „n", „u", „nn" und „mi" nicht unter scheiden; „t" schreibt er so klein, daß es leicht mit „c" zu verwechseln ist oder nach zwei Grundstrichen für einen dritten gehalten werden kann; „s" und „st" sind nur schwer auseinanderzuhalten. Helbig verwendet eine Unsumme von Trennungs strichen; Hager ist im Gebrauch solcher Zeichen, die bei ihm mehr wie unsre Kommas aussehen, sehr sorglos. Helbig schreibt alle Eigennamen groß; bei Hager herrscht in dieser Beziehung die größte Willkür. Helbig behält die Schreibung eines Eigennamens durch ein Schriftstück hindurch bei; Hager bringt es fertig, aus einer Seite zwei- oder dreimal mit der Schreibung zu wechseln (Eckartt, Eckardt, Eckardtt; Sacharias, Zacharias). Hager läßt häufig Wörter aus. Er bringt auf freigebliebenen Seitenteilen nachträglich Niederschriften aus späterer Zeit unter, so daß die zeitliche Ordnung dei Einträge erheblich gestört wird. Im Eerichtsbuch folgt auf Blatt rir (19) gleich Blatt nr (30). Bei Helbig findet man solche kleine Flüchtigkeiten nicht oder doch nur spärlich im Alter. Als einen besonnenen Mann kennzeichnet GeorgHager sich selbst durch seinen Wahlspruch, den er auf das Titelblatt des Stadtbuchs setzt: k<e quick nimis^)! In keiner Sache zu viel! (Urk. 1.) Denselben Spruch schreibt er i. I. 1532 unter eine» Eintrag, nachdem ein „grosser czwiespaltt" „czwischenn Nadtt vnnd gemeynn" „des >) „Heimat", 2. Jahrg. S. 27. ') Vergl. z. B. die Urkunden 145 (Hager) und 148 (Helbig) in Fr. Anspännergüter S. 66f. und 6g! ') Tiner der 7 Weirbe'tssprüchc im Tempel zu Delphi; di« lateinische Form von Terenz.