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87 Kuren noch andere besaß. Seiner 1. Frau Sophia vermachte er i. I. 1531 „vor aller erbtheylung" 50 Gulden „von der barschafstt" (Urk. 5 Z. 7f.). Auf Bastiann Metthers Acker hatte er 40 Gulden geliehen, und es wird als möglich hingestellt, daß diese Summe sich noch vergrößern tonnte oder daß er den Acker gegebenenfalls sogar kaufen würde (Urk. 5 Z. 11 ff.). Wie wir hörten, hat er diese Absicht bald darauf, jedenfalls vor 1534, auch ausgeführt (Urk. 12). Von den Aufwendungen, die er der Vogelschützengesellschaft zuliebe machte, war bereits die Rede. I. Jl 1546 hat er die Kirche „mit seynem Eelde bewerffen lassen" (Urk. 13). Zwei Jahre darauf stiftete er dem Rate 60 Gulden, um die lästige Abgabe der „missales", „fcwerstadt Pfennige" oder „messeheller" abzulösen. Jeder „hausgesessene wirtt" hatte „alle Jar auff Michaelen dem pfhar (genauer: dem Diakonus) vnd Schulmeyster (dem spätern Rektor)" 6 Pfennige zu entrichten. Diese Abgabe, , die jedenfalls noch aus der katholischen Zeit stammte, erregte jedesmal lauten Unwillen in der ganzen Gemeinde. Dem frommen Sinn des Stadtschreibers waren die Schmähworte, von denen die abgeführten Pfennige allenthalben begleitet wurden, zuwider, und so schaffte er die ewige Schimpferei mit einem Schlage aus der Welt, indem er die genannte Ablösungssumme beim Rate niederlegte (Urk. 4 u. 4a)^). Endlich berichtet Bahn S. 252, daß Georg Hager i. I. 1555 den Anfang gemacht habe, den (neuen) Gottesacker (jetzigen Friedenspark) mit einer Mauer zu umgeben. Auch sonst ver wendete er seinen Wohlstand zum Nutzen seiner Mitbürger. Mehreren half er aus Verlegenheit und Bedrängnis, indem er bares Geld in guter Münze hin^ab gegen Verschreibung von Erbgeldforderungen, die — nach Erbgeldsrecht — m kleinen Teilzahlungen erstattet wurden (Urk. 14). Die Wohlhabenheit des Stadtschreibers erregte freilich den Neid Mißgünstiger. Und so mußte er i. I. 1531 die kaum glaubliche Tatsache erleben, daß der Kantor ,(!) Georg Pöschel mit einigen männlichen und weiblichen Helfershelfern aus seiner Verwandtschaft, aufgehetzt durch seine Schwiegermutter Gertrude Gruneryn, in das Haus Georg Hagers einbrach und dort eine beträchtliche Summe „gelbes und goldes" raubte. Pöschel und seine Schwiegermutter wurden durch die Gebrüder Wolff und Caspar von Schönberg auf Sachsenbergk zum Tode verurteilt. Auf Fürsprache Georg Hagers aber schenkte man ihnen das Leben. Nur mußten sie „vffm schlos (Sachsenbergk) yhm thor ghenn der Sonnen auffgange" „mit munde vnd selbst aussagenden wortten, auch frey auffgeracktten fyngernn" Al frieden schwören (d. h. geloben, sich an ihren Richtern nicht zu rächen) und das Land auf ewig verlassen. Georg Pöschel hat diesen Schwur sehr bald gebrochen. Er wurde deshalb noch in demselben Jahre zu Sayda mit dem Schwert hingerichtet, wobei Georg Hager zusammen mit dem Bürgermeister Georg Gibel und dem Erbrichter Georg Matthes als „geschickte Wolffen vonn Schonbergks" zugegen sein mußte (Urk. 15 u. 16). Auch manch anderes Leid blieb dem Stadtschreiberhause nicht erspart. Das Jahr 1532 brachte eine große Teuerung. Der Preis für einen Scheffel Korn schnellte bis zu 2 Gulden hinaus und schwankte lange hin und her (Urk. 17). Gewöhnlich kostete der Scheffel Brotgetreide 10 Groschen, wie aus einer Uebersicht v. I. 1526 hervorgcht, die Georg Hager dem Stadtbuch aus der Rückseite des Titelblatts einverleibt hat und die das Gewicht des Brotes bei steigendem Kornpreis regelte (Urk. 18). — 1534 war ein großes Sterben und 1552 wütete gar die Pest in Frankenberg „und machte die Leute sehr dünne" (Bahn S. 283 n. 284). Mit unheimlicher Schnelligkeit füllte sich besonders im letzteren Jahre der Kirchhof hinter des Stadtschreibcrs Hause. Georg Hager, der danials gerade Bürgermeister war, wird es auch gewesen sein, der zur Errichtung eines neuen, größeren Friedhofes drängte,- winkte dem weißhaarig Gewordenen doch selbst schon der Tod. Und so wurde ihm zu Ehren in das Haupttor der Friedhofsmauer, das an der heutigen Humboldtstraße lag, ein Schlußstein eingefügt, auf dem die Anfangsbuchstaben seines >) 21 Jahre später, am 22. Sept. 1569, also 12 Jahre nach Georg Hagers Tod», löste der alternde Urban Kirsten auf ganz ähnliche Weis« die ebenso lästig empfundene Abgabe der „hevlig abendt Pfennige" ab, die darin bestand, daß feder haus- gesejsene Wirt aus den heiligen Weihnachtsabend 2 Pfg. an den Schulmeister abzufSheen hatte (Stadtbuch v. 1L27, Bl. 167).