31 Georq Hager, der erste Stadtschreiber Frankenbergs, und seine Zeit. (Mit urkundlichen Belegen im Anhänge.) Von Mar Kästner. Im Jahre 1457 hatte Frankenberg mit Erlaubnis seiner obersten Eerichtsherrn, der Herren von Schönberg auf Sachsenburg, eine neue Stadtverwaltung bekommen. Bisher hatte die Leitung der städtischen Angelegenheiten in den Händen des Erbrichters oder Schultheißen gelegen. Nunmehr ging sie an einen „E. E. (Einen Ehrbaren) Rath" über. Dieser bestand aus einem „Borgermcnsier", 11 „Radttmhannen" und „vieren vonn der gemeyn" (Urk. 1, 1 a u. 1 b)^). Bahn berichtet in seiner Chronik (S. 87), anfangs habe es an einem öffent lichen Rathause gefehlt; die Ratsversammlung wäre „über dem Schwibbogen auf des Kirchhofs Thor-Hause" abgehalten worden, „darauf der Bürgermeister und die Raths-Herren durch die Schule gehen und zusammen kommen mustcn". Erst im Jahre 1510 wäre ein eigenes Haus gekauft worden „und dahin das Rath-Hauß transkeriret". Ich habe diesem Bericht bisher Glauben geschenkt und ihn sowohl im 4./5. Jahrgang der „Heimat" S. 87 als auch in meinem Buch über die Frankenberger Anspännergüter S. 47 unverändert angeführt. Durch eine neuerdings aufgefundene Niederschrift im Stadtbuch von 1527 (Ikrk. 2), die uns noch mehrfach beschäftigen wird, gewinnt die Sache aber ein etwas verändertes Ansehen. Darnach lag das Torhaus des Kirchhofs (im Jahre 1562) zwischen der Schule und dem Hause des Kantors Ioannis Höpner?). Die Angabe Bahns, daß man zu dem Raume über dem Schwibbogen des Torhauses nur durch die Schule gelangen konnte, wird dadurch bestätigt. — Nun sagt aber die Nieder schrift weiter, daß das Torhaus zum „weylandt alten Radthause" gehört habe, und daß Ioannis Höpners Haus auf dem Ort dieses alten Rathauses erbaut worden sei. Daraus ergibt sich ohne Zweifel, daß Frankenberg bereits vor 1510 ein Rathaus besaß, das gegenüber der Schule lag und mit dieser durch ein Torhaus verbunden war. Da die Schule an der Stelle der sog. „alten Eantorei" stand ^), so müssen wir das älteste Rathaus dort suchen, wo heute die frühere Ortskranken kasse, das ehemaligeDiakonat siebt. Das Torhaus überbrückte die heutige Gasse „An der Kirche". Wir dürfen es wohl für gewiß nehmen, daß das älteste Ratbaus der StadtleLung schon vom Jahre 1457 an als Versammlungsort gedient hat. Die Bahnsche Angabe werden wir so zu verstehen haben, daß ein Raum des alten Rathauses, der Sitzungs saal, über dem Schwibbogen des Torhauses lag. Indessen, das alte Rathaus erwies sich, nachdem es ein halbes Jahrbundert seiner Bestimmung gedient hatte, als zu eng. Im Jahre 1510 kaufte daher Bürger meister Lodichen mit Zustimmung des Rats und der ganzen Gemeinde das Gut eines gewissen Schulze, der wegen Wagendiebstahls mit dem Strange vom Leben zum Tode gebracht worden mar. Das Gut war nach Schulzens Tode kurze Zeit in den Händen eines Zugezoqencn, namens Niel van Sczschassen. atmeten. Dieser fühlte sich offenbar in Frankenberg nicht wohl, schlug sein junges Besitztum an den Rat los und wandte sich nach Wolkenstein Z. Das Schulzengut wurde zum neuen Rathaus. Heute steht an seiner Stelle die Reichsseidelei. Aber nicht nur die alten Räume hatten sich als unzulänglich erwiesen; auch die bisherige Zusammensetzung des Rates war nicht mehr zeitgemäß. Die Natspersonen r) Siehe den Anbang! ») lieber die Person Johan Höpners (I) finden sich einige Angaben in meinem Buche über die Frankenberger Anspännergüter S. 13. ") Fr. Anspännergüter S.95. ) Aursabrliche? darüber in Fr. Anspännergüter S. 45—52.