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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 26.11.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192711265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19271126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19271126
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-11
- Tag 1927-11-26
-
Monat
1927-11
-
Jahr
1927
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dieser anonymen Gesellschaft in Wahrheit stecken Zeit" handeln, und gern'diesem Geist" die Nich- könndL ... ! zum Ideal miedergeben möchten. Das hat den Fridricus-Marsch spielt, dann ist gleich eine „Friedens-Gesellschaft" wolle He drei Frie dens-Minister zur weiteren Befriedigung und Be friedung der Welt ihren Burgern zeigen. Aber ich habe so meinen eigenen Gedanken, wer hinter genau weiß, wohin er eigentlich führt. Ta helfen alle schönen Reden nichts, die vom „Geist der schon der gute alte Vater Arndt versucht, als er vom Geiste seiner Zeit schrieb: „Nichtig ist alles und bleibt alles was der Mensch anfaßt und worin er wirkt, wenn er es nicht mit Geist und Kraft ergreift. Tut er aber dies, dann ist seine Tat ebenso herrlich als sein Werk, sein einzeln verschwindender Schritt durch die Welt ebenso göttlich als sein ewig leuchtender Standpunkt auf einem der vielen Parnasse des Ruhms. Tenn Ideal ist alles, wo der Mensch sich in dem All gemeinen ergießt und zu einem innig mitfühlen den Teil der Welt und der Gottheit wird." Kämen solche Gefühle und solche Ideale wieder, dann gäbe es vielleicht auch wieder die großen Wer aus Inserate verzichtet. schadet seiner Sache und sich ersten Meilenstein auf dem Wege zur Zivilisation bezeichnet hat, so darf man, weih Gott, begierig sein auf den letzten Meilenstein auf diesem Wege, von dem jeder gern redet, und keiner Kabinettswechsel in Belgien. — Einigung mit Freiheits-Statue und die Niagara-Fälle mutz man Polen. — Wintersession des Reichstages.' — c gesehen haben. Und wenn einer Glück hat und Kino und Theater. gar bis in die Schweiz. Und hübsche Prospekte, die den Himmel auf Erden in der „Krone" in Dingskirchen oder im „Wilden Schwein" in Din gelshausen versprachen, lagen auf des Vaters Tisch und bildeten eine Lieblingslektüre der ganzen Eile Int also not. Denn es blasen die Trom peten — zwar durchaus nicht; und mit „Husaren heraus"! ist überhaupt heutzutage nichts mehr zu machen. Das sind Kriegs-Spätzchen aus der lieben Postkutschen-Zeit. Dahingegen lassen über all Warner und ernste Mahner ihre nicht zu überhörenden Stimmen ertönen. „Mehr als je zuvor sind wir heute an den Zuständen im Aus land interessiert, denn aus unserem Lande er gießt sich ein ständiger Strom unseres ersparten Vermögens in alle Teile der Welt, wo das Geld in den Dienst des Wiederaufbaus und der Entwicklung gestellt wird" . . . erinnert der gute Präsident Coolidge beim Festbankett und Die Politik der Wolke (Von unserem politischen Mitarbeiter.) Elbestadt zu gedenken, der im Ortsblatt gegen „getreue Nachbarn und desgleichen" eine recht humorvolle Erklärung losgelässen hat. Er ladet sie Mle, die sich darum kümmern, wann und wie viel er arbeitet, ein, ihn in seiner Werkstatt mit Dampfbetrieb zu besuchen. Dort will er ihnen kostenlos nach Wunsch eine — Nase, spitz oder kötkolbenartig, drehen. Dieser wackere Meister imponiert E m j h Man kann zu dem „Noblem Hugen- stchen, wie man will, die Nuseinander ¬ sten künstlerischen Stand erreicht, den sie je ge habt hat, und hat es mit Glück verstanden, zu dem politischen Tagesstreit Distanz zu wahren. Wenn man von Politisierung der Kunst spricht, sollte man sich aber etwas näher mit dem Mann beschäftigen, der mitten in Berlin ein bolsche wistisches Theater eingerichtet hat. Es ist natür lich 'das gute Recht des Piscators, in seinem Theater zu zeigen, was ihm beliebt. Ein öffent licher Skandal aber ist es, daß bürgerliches Publi kum aus Berlin WW., der Kurfürstendamm an der Spitze, allabendlich das Haus füllt und so überhaupt diesem Theater die Eristen; ermöglicht, denn Arbeiter könnten die keinesweg proletarischen Eintrittspreise beim besten Willen nicht be zahlen. Die kriegen stark ermäßigte Kassenpreise zugebilliqt, damit sie „aufgeklärt" und für die bolschewistischen Lehren reif gemacht werden können. Auf Kosten des Kurfürstendamm-Publi- lums, das sich so selbst sein Grab schaufelt. Spotten ihrer selbst und wissen garnicht wie! Die „Note Fahne" schrieb in ihrer Premieren- besprechung „Und während das bürgerliche Pub- kum entsetzt hinanssticb, braust die Inter nationale durch das Theater". Das „bürgerliche Publikum" hat noch nicht einmal auf diesen Fuß tritt reagiert. Wo wird es denn! Das sind ja dieselben lieben Bolschewisten, die von einem Teil der Berliner Asphaltpresse, dis in Wahrheit links vom „Vorwärts" steht, jeden Tag gestreichelt werden. Die dürfen ruhig „Nieder mit der Bourgeoisie" brüllen, aber wenn ein Filmorchester kich Fridericus Rer, 1. bis 4. Teil oder ähnliche „nationalistische Filme" spielen würden. In Wahrheit hat gerade die Ufa jn letzter Zeit bei der Auswahl ihrer Filme die denkbar größte Objektivität bewiesen und Werke über die Lein wand rollen lassen, die zu den schönsten ge hören, die man je in deutschen Lichtspielhäusern, gesehen hat. Filme wie „Chang", „Casa nova", Napoleon" und Heimweh" werden jedem, der sie gesehen hat, unvergeßlich sein. Die Ufa des Herrn Hugenberg hat einen Pazifisten Film wie „Stacheldraht" gespielt und hat sich vor allem dadurch unvergängliche Dienste erworben, daß sie deutsche Lustsnielfilme herausgebracht hat anstatt des amerikanischen Kitsches, mit dem der sonstige deutsche Filmmarkt überschwemmt ist. Berlin, 25. November. Das Kabinett Ja spar ist überraschend zurückgetreten. An der Spitze der Regierung, die wiedergekommen ist, steht aber wieder Jasper rind wenn man näher hinsieht, kann man feststel- len, daß nur der Außenminister Vanderoelde aus- gcbootet worden ist. Hymans ist an seine Stelle getreten, sonst ist alles beim Alten geblieben, auch Graf Brogueville kann nach wie vor in der schimmernden Wehr des Krieasminifters seine Re den gegen Deutschland halten. Also ein Ruck nach rechts? An sich gewiß, er braucht uns aber nicht zu kümmern, denn ob Hymans oder Vandervelde, dah Belgien uns nicht freundlich gesinnt ist, wissen wir, und es bleibt sich ziemlich gleich, ob die Noten von einem sozialdemokratischen oder einem liberalen Außenminister unterschrieben sind. Der alte Vanderoelde konnte nichts Gutes mehr wirken, nkchls Böses verhindern. Er war ein Schau stück für die Genfer Völkerbundsbühne, mit dem man in Brüssel wenig anzufangen wußte. Sein Ausscheiden aus dem Kabinett hätte längst erfol gen müssen, nachdem seine sämtlichen Kollegen ihn in der Frage der Untersuchungskommission über den Franktireurkricg einfach desavouiert hat ten. Er hat es nicht verstanden, sich einen guten Abgang zu machen, sondern abgewartet, bis man ihn hinausgesetzt hat, weil man ihn und seine Partei nicht mehr braucht. Wir Deutsche werden von diesem Vorgang kaum berührt. Umso stärker müssen uns die Verhandlungen interessieren, die jetzt mit Polen begonnen und "überraschend schnell wenigstens zu einem vor läufigen Abschluß geführt haben. Es ist eine altbekannte Tatsache, daß auch die geschicktesten Unterhändler nichts erreichen können, wenn die Zeit für einen Vertrag noch nicht reif ist. Gerade in der Politik muß man abwarten können. „Je länger ein Braten schmort, desto knuspriger wird er," hat Fürst Bismarck einmal gesagt. Auch diesmal bat sich dieses Rezept bestens bewährt. Polen ist von seinem hohen Pferd herunterge stiegen, und ganz offensichtlich verhandlungswillig. So ist es zu erklären, dah schon die ersten Vor besprechungen zu einem ganz annehmbaren Er gebnis geführt haben, und daß man den wei teren Verhandlungen mit Vertrauen entgegensehen kann. Mit weniger Vertrauen kann man den Ver- Handlungen des Deutschen Reichstages entgegensehen, der in dieser Wpche seine gastlichen Tore wieder eröffnet hat. Für vier Tage, dann war Schluß der Debatte und man hat sich wieder auf eine Woche vertagt, um den Ausschüssen, in denen Hochbetrieb herrscht, Gelegenheit zur Ar beit zu geben. Das ist auch ganz richtig so. So lange die wirklich wichtigen Vorlagen nicht reif für die Plenarberatungen sind, hält das vereheliche Parlament doch nur Verlegenheiis- sitzungen ab. Die sind ihm gern geschenkt. Man kann nur hoffen, daß die Ausschüsse nun wirklich mit ihren Arbeiten vorankommen und endlich etwas Zug in die Geschichte kommt. Die Be soldungsreform mutz jetzt fertig werden; der Haus- haltplan für 1928 soll nach dem Willen des Aeltestenrates noch vor Weihnachten an die Reihe kommen. Wie denkt man sich das eigentlich? Das zu schaffen, müßte das Plenum vom frühen Morgen bis in die Nacht tagen und das kann es es gar nicht, weil daneben noch Schulgesetz und Strafrechtsreform in den betreffenden Kommissio nen durchberaten werden müssen. Es ist gewiß gut und tapfer, alle diese wichtigen Probleme m Angriff zu nehmen, aber es scheint, daß der Reichstag sich hier etwas zugemutet hat, was seine Arbeitskraft doch erheblich übersteigt. Hinzu kommt, daß alle Arbeiten unter hydraulischem Truck stehen, weil der Mahltermin näher und näher rückt. Während im Parlament fieberhaft berg" stehen, wie man will, die Nuseinander- sebung, die der Jungdeutsche Orden in dieser Woche mit ihm begonnen hat, wird ja hoffentlich Klarheit bringen. Recht mutz aber Recht bleiben: Die Ufa hat unter Leitung Hugenbergs den höch „ . . „ das bürgerliche Publikum endlich anfangen, sich „Berliner Tageblatt" nach, und man wird finden, auf sich selbst zu besinnen? Wir haben nicht daß beide Kritiker weniger vom künstlerischen als mehr viel Güter zu verlieren. Unsere Kultur vom Nassestandpunkt ausgegangen sind. So ist aber lassen wir uns nicht auch noch in den Schmutz es überall. Welch ein Geschrei ist laut gewor- ziehen. Und deshalb gilt es, mit allen Mitteln den, als Huaenberg an die Spitze der Ufa trat, für ihre Erhaltung zu kämpfen, auch auf Man dachte, daß nun sämtliche Ufatheater ledig- Bühne und Leinwand. Familie. Vis dann der Entschluß gefaßt war — Heute —? Geld ist zwar keins da. Angeblich und in Wirklichkeit. Aber reisen — gereist wird immerzu! Frühlahr: Riviera oder Dalmatien. Sommer: Engadin oder nordische Fjorde. Herbst: Baden-Baden oder Südfrank- ! reich. Winter: Bobrennen durch Thüringen oder I Skilauf auf dem Sankt Gotthard. Und dann ' natürlich — Amerika! Amerika wird irgendwo l „dazwischen geschoben". Die Wolkenkratzer, die gearbeitet wird, ist der Wahlkampf im- Land schon in vollem Gange. Mit allen möglichen Mitteln wird er geführt, denn diesmal sollen nicht nur Redner und Flugschriften, sondern Kino und Theater in seinen Dienst gestellt werden. Es ist nicht ein-usehen, warum davon so entsetzlich viel Aufhebens gemacht wird. Film und Bühne sind , ... , doch zumindest in den Großstädten längst politi- Holland in Not! Wir haben es am Totensonn- fiert. Ter harmloseste Klassiker wird zur Ten- tag erleben müssen, in welch liebreicher Weise dcnzaufführung. Man lese einmal eine Bsspre- man allen Theatern, die die blödsinnigsten Ope- chung über Shakespeare's: „Kaufmann von retten spielen, entgegengckvmmen ist. Wann wird Venedig" in der „Deutschen Zeitung" und im d"- r--—— . _ . . , jährigen Bruder nicht erhalten konnte von den ein bißchen was ist, dann kommt er bestimmt fünsundsechzig Mark monatlich, die ihr eine splen- als Indianer-Häuptling, mit dem Federschmuck, dide Berliner Färberei-Firma für ihre volle und dem Kriegsbeil im Koffer, zurück. Jetzt! Tagesarbeit zahlte mit der einzigen Auflage: liest man: die drei Außenminister von Locarnoo daß sie stets besonders gut gekleidet sein mußte. — Stresemann, Chamberlain und Briand — Es ist eben die alte Geschichte: wo der Mensch haben eine „Einladung" bekommen nach Amerika, mit dem Gelde zu tun bekommt — und gar mit Zunächst nach Washington. Aber natürlich, - dem vielen Geld wie die kleine Filialleiterin —, wenn sie erst mal dort sind, werden sie durchs da treten alle Schwächen seiner Natur ans Licht. Land geschleppt und vermutlich gegen Entree ge- Und wenn einer die Erfindung des Geldes als den zeigt. Wer die Einladung eigentlich ergehen lieh ----- - - - — ...... — man weiß nicht recht. Schüchtern verlautet: mutzt«. Die zum Redner stehenden Besucher enk l fernten sich und feine Gegner „tagten" dann! allein weiter. Ebenso unverständlich war da» Früher — ganz früher — als wir Kinder »erhalten der meisten Besucher einer Versamm-' waren, da gab es eine richtige „Reise-Zeit"" kung, in der inan sich mit den sonderbaren Ge-! xje fiel so ungefähr mit unseren großen Ferien schäften des sattsam bekannten Aufwertungs- zusammen. Da überlegten die Elten, schon Apostels Winter, letzt unbekannten Ausentha ts, monatelang vorher - wen» sie es konnten; das beschäftigte, Trotzdem von ihm und durch ihn h^, .Merkegen" konnten sie schon aber ob nichts zu erwarten ist, stand man doch treu und st« „reisen" konnten, das war die Frage - über unentwegt zu diesem Zeitgenossen. ! legten, ob's diesmal in den Schwarzwald gehen Zum Schluß möchte ich nicht unterlassen, eines sollte für vier Wochen oder in die Rhön oder humorvollen Drechslermeisters in einer kleinen gar bis in die Schweiz. Und hübsche Prospekte, und Draußen läßt durchblicken, daß ein Krieg, wie er aus dem ewigen Wettrüsten entstehen könnte, diese Gelder für die daheim Einfach kein Platz mehr war, in böse Gefahr bringen könnte. Und der englische Minister, der das blödsinnige Wunderwerk des Versailler Friedens mit all seinen Fußangeln mit gebaut hat, zeigt sich in seinen letzten Reden überzeugt davon, daß in Europa Überall die Pulverfässer nur so herumstehen und auf die Lunte in der Hand eines Verbrechers oder Blöd sinnigen warten. Und Mussolini nimmt Paraden ab und spricht vom Mittelmeer, als ob das eigent lich bloß der fünfte der Oberitakienischenn Seen wäre. Und wo Mehrheiten sind, da benehmen sie sich ruppig; und wo Minderheiten sind, da stöhnen sie über den Terror. Und die einzige Freudenbotschaft die man hört, ist die Kunde — vom herrlichen Stand unserer Finanzen, die in den ersten sieben Monaten des Etat-Jahres sünfhunderdfünfundsechzig Millionen Ueberschuß gebucht haben! Fünfhundertfünfundsechzig Milli onen — da freut sich gewiß die kleine Berliner Filialleiterin, die kürzlich in der Hohenstaufen- straße so ungeschickt einen Raubüberfall fingierte, weil sie sich und ihre Mutter und einen minder HMMiHe WvchematzNSnge Frankenberg, 36. November 1927 In der Advcntszeit — Schneefälle und Schnee stürme — Allerhand Wochen. Nun sind sie wieder da, dis Wochen der ge heimnisvollen Vorfreude, der stillen Vorberei tungen und frohen Erwartungen: die verkün dungsvollen Adventswochen! Nach dem Tage der Klage um unsere lieben Toten klingen "die Glocken helltönig durch das Land und verkünden des Jahres glanzinnigste; Fest. Auch der Er wachsene kann sich dem Zauber dieser Wochen nicht erwehren, da das Licht der Verheissung durch Nebel dringt und liebe Erinnerungen aus dem Kinderland auftauchen. Die aus Tannengrün ge flochtene Adventskrone über dem Familientisch mit ihrem bescheidenen Kerzenschein läßt unsere Gedanken auf Wochen vorauseilen und erfüllt die Herzen mit Glückseligkeit. Warum es doch so viele Menschen gibt, die sich solch reiner Freude verschließen? Arme Kinder, deren Eltern es nicht verstehen, in diesen Tagen sich an dem Glanz eurer Augen zu erfreuen und die mit euch trotz aller Härte des Daseins nicht fröhlich werden! So arm ist niemand, daß in diesen Wochen sein Herz nicht mitempfinden könnte, was alle Welt bewegt und was alle Welt erlöst. „Wehe dem, der zu sterben ging, und keine Liebe geschenkt hat, Wehe dem Becher, der in Scherben ging und keinen Durstigen getränkt hat" . . Mutter Natur hat sich in der vergangenen Woche freilich wenig um die Poesie der Advents zeit gekümmert. Wo sie friedlich und fröhlich Frau Holle zum weißen Flockentanz ausforderte, sei dieses Zeichen liebevoller Fürsorge dankbar anerkannt. Hei, wie flogen da Schlitten und Schihölzer heraus und wie lustig tollte unsere Jugend sich auf den weißen Flächen. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Gar bald gab es vereiste Straßen, spiegelglatt« Fußwege und als Folge davon Unfälle über Unfälle. Wie in jedem Jahre, wurde auch diesmal die Streupflicht d<r dafür verantwortlichen Personen zunächst etwas nebensächlich behandelt. Es müssen immer erst einige Unfälle mit ihren mitunter recht lang wierigen Folgen eingetrelen sein, ehe die Saum Hymnen- und Oden-Dichter. Und mit «itlÄH neuen Klopstock bräche vielleicht auch «kn neu« Frühling der deutschen Dichtkunst an. Aber M wo sind heute die Objekte für Oden oder Hymnest» Hakt —l Man sott nicht vorschnell und ungereM sein. Unter den schrecklich vielen — meist Höch ff überflüssigen — Frauenbildern in unser,« illustrierten Zeitschriften fand ich in den kotztest Tagen immer wieder eine hübsche schlanke BlonS dine und darunter die erfreulich erklärende UnteÄ. schrift: „Die junge deutsche Florett-Fechterin Frft Helene Mayer, Offenbach, besiegte beim Fecht«' Turnier in London alle aus den meisten europchs ischen Ländern entsandten Fechterinnen ohne eins einzige Niederlage." — Die.- Welt kennt Offenbach' aus seinen Lederwaren, seinen Seifen und Pfeffer^ Nüssen, die älteren Gebissen zu hart sind. Nun plötzlich strahlt olympischer Ruhm von diesen, etwas nüchternen Städtchen aus, das bisher voß dem nahen Frankfurt ungebührlich verdunkelt wurde. Noch vor acht Tagen hätte ich gelächelt); wenn mir einer gesagt hätte, daß ich ausge rechnet in Offenbach am Main Stoff für ein» „Ode" finden würde. Und jetzt — jetzt hab' ich ihn! Die Lieder, so die Zeit durchschwingen, Die wissen nur von Müh' und Plag': Es ist, weiß Gott, zum Hymnen-singen Noch nicht die Stunde, nicht der Tag! Und mählich kam es aus der Mode, Das;, wie ein Kränzlein rejchbeblümt, Im Schwung der Rhythmen eine Ode Die Jugend oder Schönheit rühmt. Mit einmal ändert sich die Szene! Ein deutsches Mädel blond und nett, Steht — dreimal Siegerin! — Helene, Den weißen Handschuh am Florett; Blauäugig und von frohen Sinnen, Vom Kampfe noch die Wangen rot, Die ganz Europas Fechterinnen Die Spitze ihres Degens bot. Der Neu-Zeit weibliche Geschöpfs Besiegt sie schlicht im Sportgewand Und, denkt Euch, sie trägt — blonde Zöpfe! Und schlingt darum ein weißes Band. Ein blaues Äug', ein deutscher Schädel, Ter Jugend Anmut im Gesicht, Ein gut gewachsen' rheinisch' Mädel — Und ficht, als wie der Teufel ficht! Halb Amazone, halb Sirene, Modern — und doch voll Weiblichkeit — Gegrüßt sei und bedankt, Helene, Ten Eichenkranz halt' ich bereit! Und wenn auch alter Haß zerbrochen, Und sich der müde Groll verkroch — Daß du die Britin abgestochen Und die Französin — freut mich doch! Diogenes. ! seligen eines Besseren belehrt werden. Während I in Mitteldeutschland der Schnee ruhig und heiter zur Erde fiel, ging es im Norden weniger ge mütlich zu. Dort brauste ein mächtiger Sturm übers Land und darüber hinaus aufs Meer und wurde allem, was nicht niet- und nagelfest war zum Verhängnis. Gestrandete und vermißte Dampfer zeugen ovn seiner Gewalt, die sich wenig kümmert um die herzerquickende Adventsstimmung, Und während wir in Deutschland die Pelz mütze über die Ohren zogen, seufzte man in Argentinien über die Qualen einer Hitzewelle, die die Temperatur bis zur Unerträglichkeit in die Höhe trieb. Auf den Güterwagen unserer Reichsbahn rollen bereits die ersten Weihnachtsbäume aus den wald reichen Gegenden nach den Großstädten. Jn den ! Liefergebietcn, im Harz, in Thüringen und in ! Bayern ist in den letzten Tagen eifrig geschlagen ! worden. Wie vom Verein der Weihnachtr- baumhändler der Presse mitgeteilt wird, soll die , Zufuhr aus diesen Gebieten diesmal nicht allzu - reichlich sein, da es angeblich an guten Bäumen mangelt. Der erfahrene Zeitungsleser dürfte aus dieser Bemerkung etwas heraus'esen. was am Ende der erwähnten Mitteilung auch offen angekün digt wird: „Die Preise für die Bäume werden etwas höher als im Vorjahre sein! . . . Im ganzen Reiche stand die vergangene Woche im Zeichen des Porzellans; mir haben eine „Reichsporzellanwoche" erlebt, die vor allen Din gen die lieben Hausfrauen auf die gediegenen Produkte der 'Porzellanindustrie aufmerksam machen sollte. Daß man diese Veranstaltung gerade jetzt in die Wege geleitet hatte, dürfte nicht ohne besonderen Grund geschehen sein. Zum lieben Weihnachtsfeste kann da mancher Wunsch, der Gattin erfüllt und somit das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden werden. Der Ge danke solcher „Wochenveranstattungen" stammt aus Amerika, dort hat das Publikum in diesem Jahre nicht weniger als 135 verschiedene „Wochen" über sich ergehen lassen imissen, da- runter die sonderbarsten Sachen: eine „Natio nale Apfelwoche", eine „Konservenwoche", eine „Woche für besseres Sprechen", eine „Selbstver- leugnungswoche", eine „Anstandswoche" und der gleichen mehr. Manche von ihnen wären auch bei uns nicht unangebracht, wir denken vor allem an die „Nnstandswoche" ... K. Lgt. SNark 14 5« 1 Paar SKI«« mit Bindung für ANar» » LS 1 P. rrkneerekuk« m. Bindung s. Haselstöck« mit Rohrteller „ 2.25 Bambusstöcke mit Rohrteller „ 2.7b Ski-Stiefel, zwiegenäht von 22.50 an Norwegerhosrn „ „ 17.00 „ SportyauS N.m.d.h.
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