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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 26.11.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192711265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19271126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19271126
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-11
- Tag 1927-11-26
-
Monat
1927-11
-
Jahr
1927
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Beilage zun» Frankenberger Tageblatt Nr. S75 Sonnabend, den 2S November l»27 Jahrgang Var MoentsW Im Stablein zand' ein Licht Dir an, Da« von der »Weihnacht" reden kann. Was aber nützt das hellste Lich», Wenn'» selbst nicht aus dem Herzen bricht, Dies als ein Toter liegt im Sarg, Weil'« llch vor der Erkenntnis barg: Christ ist erschienen!! Joh. Lutz. Dresdner Plaudereien N» den Advent! — Mit Anton Kanther am Vier- «sch. — Die Erhöhung des Schillerprciscs. — Ger hart Hauptmann in Dresden. — Debüt des Dres dener Vokalterzetts. — Nervenstarke Männer. — »«Parlamentarisches". — Ein humorbegabter Hand werksmeister. (Nachdruck verboten.) Ein neues christliches Kirchenjahr hat begon- mon. In unserer gegenwärtigen Zeit werden da, Wiele gar nicht gemerkt haben. Aber aus der Schulzeit her könnte man noch wissen, daß mit sdem Totensonntag ein Kirchenjahr sein Ende sin ket. Heutzutage gibt man hieraus weniger acht. Der Busstag wird als nicht gerade unwillkom mener Nuhetag angesehen und die mit ihm ver bundenen gesetzlichen Bestimmungen finden viel- jfach mir unvollkommene Beachtung. MehrEin- Kruck macht schon der Totensonntag, denn im Laufe des zu Ende gehenden Jahres hat doch (hier und da der Sensenmann an die Pforte ge- Nopft und wohl auch länger noch als nur ein Jahr wird der Heimgang eine- lieben Menschen cheklagt, den man gerne noch im trauten Familien kreise wissen möchte. Und außerdem: in fernen Landen ragen aus fremder Erde Tausende und Abertausende schlichter Holzkreuze, über Tausen den aber, die man irgendwo schnell hinabbet- >tete, fehlt auch diese- Zeichen christlichen Glau bens und Trostes. Hell strahlte die Sonne an /diesem letzten, ernstem Gedenken gerveihten Sonn- Hage des Kirchenjahres auf die weiten Aecker "Gottes und am folgenden Tage schon boten sie lein noch friedlicheres Bild; eine weiche weihe 'Schneedecke verhüllte die letzten Zeichen der Liebe. Das winterliche Naturbild mag ältere Leute .ernst stimmen und an die Vergänglichkeit alles Schönen gemahnen, der Jugend aber ist es ein Quell fröhlicher Hoffnung auf mancherlei Freu- Lei« in der Natur. Schneeschuhe und Rodel wer ken vom Dachboden heruntergeholt unk nun zieht's, sobald es Zeit und Umstände erlauben, chinaus ins Freie, in die Berge zu gesundheitför dernden sportlichem Treiben. Eine Wonne, über die schneebedeckten Hänge binabzugleiten und ein mal nicht an Weg und Steg gebunden zu sein. Und noch ein Anderes ist diesen Wochen eigen, sie liegen in der vorweihnachtlichen Zeit, in der Advsntszeit! Besteht vielleicht hier und da stoch der schöne Brauch, das; die Mutter daheim sin der warmen Stube ihren Kindern nun all- Möchentlich einen Tannonzweig an der Wand be festigt, den Adventszweig? Viermal gcschiehts, bis endlich der langersehnte Christbaum ins Zim mer gebracht und festlich geschmückt wird. Köstlich diese vorweihnachtliche«« Wochen mit ihren süßen Geheimnissen, der Freude ob des Kommenden, erfüllt von einer Poesie, die nur dem Deutschen eigen ist. Solch vorweihnachtliche Stimmung erfüllte auch den Plauderer, als er jüngst in einer vielbesuch te«, Dresdner Gastwirtschaft sah. Ihm gegenüber befand sich ein schlichter, schon ein bihchen „ange jahrter" Mann in grüner Wanderjoppe, aus deren Innentasche die unvermeidliche Tabakspfeife her vorragte. Anton Günther aus Gottesgab, der liederfrohe Doler-Hans-Ton'l war's. Vor einer halben Stunde noch hatte er in« groszen Ver einshaussaale vor vielen Hunderten gestanden und im Heimatschutz zur Laute seine schlichten, aus tief stem Herzen kommenden Weisen gesungen, die er selbst verfasste und in Musik setzte. Es ist etwas ei genes unr diesen begabten Mann, der es ohne ei genes absichtliches Dazutun zu einer in ganz Deutschland wahrhaft volkstümlichen Persönlichkeit gebracht hat, von dessen sinnigen Liedern viele Ge meingut aller Volksschichten gewordon sind. Toni hat's früher nie geahnt, das; er einmal als Rhap sode durch die Lande ziehen und ungezählten Tau senden erbauliche Stunden bereiten würde. Unsere gemeinsamen Erinnerungen reichen ziemlich lange zurück. Von Prag erzählte er, wo er als junger Lithograph gearbeitet und wo ihn das Heimweh so gewaltig gepackt hatte, das; er nachts droben in« Kämmerchen seine Lieder von der „Hamet", die man nie vergessen soll, und vom „Vaterhaus" ver fasste und komponierte. Und dann weiter, wie er seine ersten selbstontmorfenen Bildpostkarten mit engebirgischen Landschaften und Versen in die Welt schickte, wie man schliesstich auf ihn aufmerksam wurde und er an die Gründung eines eigenen Haus standes gehen konnte, in dem später auch der Kin dersegen nicht ausblieb. Manch liebe Erinnerung ward aufgefrisckst und schließlich setzte er auch das „Pfeif'l" in Vxand und wurde nun ein lebendiger „Näuchermaa", wie sie nur im Erzgebirge so schön geschnitzt werden. Auch der Toni ist aus gu tem und gesunden Holze, engste Verbundenheit mit der erzgebirqischen Scholle, tiefes Gemüt und heiße Liebe zur Heimat und zum deutschen Vater land sind ihm eigen. Wenn man wieder einmal irgendwo Dichter prämiert, sollte man auch Leute solchen Schlages mit auswählen. lieber Dichterprämierung ist übrigens aus Dres den etwas recht Erfreuliches in die Welt hinaus gedrungen. Bekanntlich gibts in Deutschland ei nen Schillerpreis. Er beträgt 7000 NM. und ist in diesem Jahre an drei namhafte Schriftsteller zu gleiche«« Teilen verabfolgt worden. Das wären pro Mam« 2333 NM., also immerhin ein ganz „schöner Pfäng Geld", wie man zu sagen pflegt. Aber die Aktiengesellschaft Lingner-Werke (ihr Gründer war der geniale „Hygiene-Lingner") hat aus eigener Entschließung der Deutschen Schiller- Stiftung 10000 NM. zur Erhöhung des Schiller preises zur Verfügung gestellt, so das; jeder Preis ¬ träger in diesem Jahre nunmehr insgesamt 5666, Reichsmark erhält. Die Lingnerwerke erklärten hierbei, daß sie mit dieser Gabe im Sinne ihres verstorbenen Gründers handelten. Das stimmt, denn Lingner war in jeder Beziehung großzügig und hat Kunst und Wissenschaft in reichem Maße gefördert. Die Spender haben aber auch anderen, die ähnlich handeln könnten, ein nachahmenswer tes Beispiel gegeben. Vielleicht geschiehts. Hoff nung läßt nichts zu Schanden werden. Deutschlands bedeutendster Dichter, Gerhart Hauptmann, der für sein Schaffen viel ernten konnte und dessen Verleger, die seine Werke druck ten, auch nichts zuzusehsn brauchten, hatte seinen 65. Geburtstag vor wenigen Tagen in Dresden gefeiert. Mit der sächsischen Landeshauptstadt ver binden den Dichter vielfache Erinnerungen. Von seinen dramatischen Schöpfungen sind viele ain einstigen Dresdner Hoftheater und am heutigen Staatliche«, Schauspielhaus erstmalig in Szene gegangen und haben von hier aus ihren Sieges lauf über die Bühnen des In- und Auslandes augetreten. Mit einer Reihe hervorragender Per sönlichkeiten Dresdens aus Kunst und Wissenschaft sieht Gerhart Hauptmann seit langem in enger Fühlung und so bot sein 65. Geburtstag Gelegen heit zu einen« freudigen Wiedersehen. Das Staat liche Schauspielhaus führte in glänzender Darstel lung, wie man sie an dieser Bühne gewöhnt ist, Hauptmanns lustiges Spiel „Die Jungfern von Bischofsberg" auf und die Vorstellung trug das Gepräge eines bedeutenden Abends. Stürmisch wurde der Dichter auf die Bühne gejubelt und immer und iminer wieder mußte er sich der Fest gemeinde zeigen. Im Konzertleben herrscht gegenwärtig Hochbetrieb und die armen Kritiker möchten sich jetzt allabendlich zerteilen, um überall dabei ge wesen zu sein. Wohl jenen Konzertgebern, die etwas Rechtes können und nicht nötig haben, am andere«« Morgen mit Zittern und Zagen in der Zeitung die „Besprechung" suchen zu müssen. Non ontschiedenem Mut zeugt es aber, wenn zu den vie le«, Instrumental- und Gesangssoliston, die am Kunsthimmel bereits große, mittlere und kleinere Sterne bedeuten, sich noch neue gesellen und uni die Palme des Erfolges ringen. Dieses Wagnis unternahm mit Erfolg das neue Dresdner Vokal- Terzett, bestehend aus den Damen Susanne Michel, Marie Piek und Irina Schröder v!on der Linde. Jin gutbesetzten Palmengartensaal erledigte das anmutige Trio ein sehr gewähltes Programm mit Schöpfungen von Lend vai. Brahms und Trunk und überdies hörte man einige Lieder der Dresdner Komponistin Ingeburg Hartmann. Die Sängerinnen boten auch Einzel gaben, wobei Susanne Michel, die in vielen Städ ten Sachsens durch ihre Heimatschutz-Liederabcnde rühmlichst bekannt ist, ihre Kolleginnen stimmlich wie auch in der Kunst des Vortrage; weit über ragte. Aber auch vom Zusammenklang de; Trios ist Erfreuliches zu «neiden und iin weiteren gemein samen Wirken wird sich noch Manches glätten und abrunden, so das; man dann gut ausgeglichenen künstlerischen Leistungen g eg enüb ersteht. Das Dresdner Vokal-Terzett fand eine überaus freund liche Aufnahme, die wohlverdient war und die ihm auch anderwärts zu wünschen ist. In die Fülle winterlicher Darbietungen in Kon- / zert- und Vortragssälen schleicht sich natürlich auch ! allerhand Kurioses mit ein. Da werden mir j bombastischem Wortschwulst Redner angekündigt, . die für hohes Eintrittsgeld wahre Wunder von ! Keistesoffenbarungen verheißen. So vermessen sich Leute, einen ganzen Abend über dei« bekannten „Fall von Konnersreuth" aufklärend zu reden, ohne daß sie die nunmehr schon berühmt gewor dene Resi selbst einmal gesehen haben. Was tuts? Die Hauptsache ist doch, daß die Wiß begierigen kommen und zahlen. Dann fehlt in einem Konzertwinter fast niemals der „garan tiert echte Wundcr-Pogi, der die Geheimnisse Indiens zeigt und durch grausame Selbstver- wundungei« sein sensationslüsternes Publikum in s Staunen setzt und ihn« das Gruseln beibringt. Selbstverständlich geht auch hier alles mit natür lichen Dingen zu und auf Vogelschießen und Jahr märkten sieht mai« das Gleiche, wenn auch in weniger guter Aufmachung. Ein solcher Pogi war auch kürzlich in Dresden zu Gaste. Er kannte seine Leute richtig, denn in den Ankündigungen warnte er Nervenschwache vor dem Besuch seiner Darbietungen. Dementsprechend war auch der Saal von Männlein und Weiblein dicht be setzt, die verinutlich alle ihre so empfindsamen Großstadtnerven verleugneten. Ei«« Erperiment ließ der gebrochen Deutsch sprechende Wunder mann nach dem andern folgen und maßloses j Staunen herrschte im Saal. Als er aber sein« Heldenbrust entblößte und einen spitzigen Stahk- haken sich ins Fleisch stieß, ohne mit einer Wim per zu zucken, wars mit den Nerven von zwei kräftigen germanischen Männer«« aus. Total aus! Denn die beiden fielen in eine herrliche Ohn macht, um die sie jene junge Ehefrau, die das gewünschte teuere Kleid nicht bekommen sollte, nur hätte beneiden können. Ja, was sind wir Männer von heute doch für ein starkes Geschlecht! Ueberhaupt, manchmal weiß man nicht mehr, was inan von gewissen „Herren der Schöpfung" denken soll. War da kürziich in einem der grüß- ten Säle der Stadt eine öffentliche Versamm lung angesetzt, in der ein Medizinalrat aus Wilhelmshaven über das Thema „Die medi- zinische Wissenschaft als Kulturfaktor" sprechen sollte. Nun kann Jeder hierüber denken, was er will, aber aus jede«« Fall muß man auch eine gegenteilige Meinung erst mal ruhig an hören können. Als nun der Redner gegen das Kurpfuschertum zu Felde zog, gabs einen Heiden, krach und für die nachfolgende Aussprache mel deten sich nicht weniger als 19 Redner zum Warst Da jeder Sprecher nur 5 Minuten Redezeit zu gebilligt erhalten konnte, denn sonst würde die Versammlung bis weit in den nächsten Tag hin ein gedauert haben, erhob sich ein solch wüster Lärm, Vas; die Polizei einschreiten und der Versamrnluilgsleiter die Veranstaltung schließen AsM8«ng! issiobtigen 8io »not« bitts unsors lisr werden 8io dio ltlrrwnqrimKO mstor Halität8lübrikoQ vorLndon. --2 Das unstreitig pinMo, iva paiEU Dootsokon Roiokv mlt an erster 8tslle ntsbondo Kpexinl- Oasabiitt kür sekts LlmkiwtaUs in Lkomnitr bat seinen V/niknsvkRs-VsnIksuk bereits erötknet. Lvkiss ist naob «vis vor «las sckönste Wmkaaobtsqosohonk. Wenn 8is d«rin sins ^.uswabl ssbsn «vollen, wie 8ie sie weder in Obemnitr« noab in der paaren weiten und breiten Umgebung; von Obemnits ein Zweites Kal Loden werden, dann 8«s direkt ru uns kommen. ämlZordom: der Nams kivktv bür^t kür Is. Liustikätsri. — Krislsüksu« fiekls, LkmMr, MiMf. 38 u. liMsE 1K. Lrkämpftes Stück ^Originalroman von I. S ch n e i d e r-F o er st l. Mrheber-Ncchtsschuh durch Verlag Osk. Meister, Werdau. 50 Nachdruck verboten. Der Geistliche kam heraus und legte den Arn« Mm ihren haltlosen Körper. Auf seinen bittenden !Wlick trat ich auf die andere Seite und half sie «stützen. Mehr von «ms getragen als auf ihren eigenen Füßen gehend, gelangte sie in den Naum. Raimunds Gesicht war ganz voll Frieden. Aber «als er nun sein junges, fassungsloses Weib vor sich '-sah, drohte er zusammenzubrechen. Nur mein rasches Hinzuspringen bewahrte ihn vor dem Sturze. Zehn Minuten gönnte man den Beiden, uin voneinander Abschied zu nehmen. Ich ver lließ mit den« Pfarrer die Zelle und sah noch, «wie Raimund die Arme ausbreitete und seine «Fra«« darin hineinsank. Genau um sechs Uhr zehn Minuten wimmerte bas Armssünderglöcklein durch den Frühmorgen. „Gott sei ihm gnädig," sagte der Geistliche. ,,Er stirbt wie ein Held im Bewußtsein seiner Schuldlosigkeit." Ich brachte keinen Don über die Lippen. Erst nach Minuten hatte ich mich soweit gefaßt, um reden zu können. „Ich kann «nicht mit ihm gehen! Ich kann -nicht!" wehrte sch mich verzweifelt, al» einer der Beamten aus Mich zutrat und mich fragte, ob ich bereit sei, mit nach dem Hofe zu kommen, wo das Urteil vollstreckt werden sollte. Da öffnete sich die Zellentüre." Abt Guntram legte die Hand ikber die Augen, ehe er weiter «sprach. „Die junge Frau lag auf dein Boden -und hielt die Knie ihre» Mannes umklammert. Einer der Gefäng-nisbeamten wollte sie empor- Heben, aber sie krampfte sich um Raimunds Schenkel fest und war nicht davon loszubringen. Sie bat! Cie flehte! Sie wimmerte wie ein Tier, man möchte ihn ihr lassen. Niemand hätte «in Recht, ihn ihr zu nehmen. Sie werd« zum Kaiser gehen — sie werde nach Non« zum Papste wallfahrten und ihn um seine Vermitt lung bitten. Ich sah, das; Raimund ain Ende seiner Kraft war, beugte mich nieder und wollte die junge Frau in die Arine heben. Da fiel sie von selbst zur Seite, sie war ohnmächtig geworden. Sein Blick hing noch an ihr, bis sich die Zellentür hinter ihm schloß. Dann ging ein Schütter«« durch seinen Kör per. „Nasch, bitte, rasch!" Aber es war noch nicht genug. Den Gang herauf kam sein alter Vater. Haar und Bart vollständig ergraut, dis Augen vom Weinen beinahe erblindet. Er hatte nur dieses einzige Kind, das jetzt zum Tode ging. Ich weiß nicht, wie er es fertig brachte, so ruhig und gefaßt mit seinem Sohne zu reden, wie er es in dieser Stunde getan hat. Vielleicht fühlte er, wie rasch er ihn Wiedersehen würde, denn kann« Zwei Tage später machte ein Schlagan fall seinem Leben ein Ende. Maria!" Das Gesicht des Abtes war so weis; wie der Schnee, der draußen aus dem Simse leuchtete. „Erlaß mir das andere. Eine Salve krachte! Neide Arine weit ausgestreckt, fiel Rai- münd gegen die Mauer in seinem Rücken. Ich warf mich über seinen leblosen Körper und bettete ihn an meine Brust. Sein Blut rieselte über meine Uniform, daß sie ganz davon durch tränkt wurde. Jemand forderte mich auf zu gehen und wartete, bis ich die Leiche aus meinen Händen gleiten ließ. Der Direktor de; Gefängnisses sprach auf mich ein. Der greise Pfarrer sprach etwas von der Nichtigkeit des Menschenlebens und von der Ver gänglichkeit aller irdischen Dinge. Dis Worte hallten in mir nach: Stunden, Tage, Wochen. Ich fühlte, wie lächerlich alles Rennsn und Hetzen nm Erdsnbesitz war. Nach vier Wochen zog ich die Uniform aus und bat um Aufnahme in St. Georgen. Ich war damals eimmddreißig Jahr«. Drei Sommer später er- sich von ihr ,Es wollte und erwartete nichts mehr vom Leben. kone und Fenster weit geöffnet. Auf den großen Menschen, in eine andere Umgebung, in andere Vorschläge einverstanden erklärte. Nur den Blick, mit welchem er dir Unterkunft in einer guten Pension in der Schweiz. Ich habe dort Beziehungen." Sie wehrte. Nein, sie wollte nicht fort, sie konnte jetzt keine fremden Menschen sehen und «nit ihnen über Alltägliche; reden. „Es ist auch nicht nötig, Maria. Aber du wirst sehen, wie beruhigend es wirkt, wen«« man erfährt, das; auch andere eine Last auf dem Rücken tragen, und daß der Himmel hier wie dort Glück und Leid verteilt. Man findet sich hernach wieder leichter zurecht und trägt gerne wiederum sein eigenes Bündel auf dein Rücken." Sie hörte erst kaum, was er sprach, dani« hatte er sie so «veil überredet, das; sie sich mit seinem Davos lag ganz in blendende Lenzsonne ge taucht. In den großen Hotels standei« die Bal- recht und billig findest, auch wenn ich nicht mehr bin." „Ja, Kind, so ehrst du sein Erinnern am meisten. Und er wird dir drüben «roch zu danken wissen. Du selbst aber mußt in Bälde für einige Monate von Elisontal weggehen. - Zu andere«« hielt ich die Weihen. Ich hatte abgeschlossen mit dem Leben: freiwillig, ohne jeden Zwang und ohne das Gefühl eines Sehnens -oder Begel>- rens, «vas die Welt zu bieten vermag. Es ist alles Eitelkeit außer diesem einen Letzten, dem wir alle entgegsngehen." Marias Hände lagen ohne Bewegung über den Tisch gebreitet. Ihre Erregung war so stark, das; sie minutenlang nichts zu spreche«« ver mochte. Erst nach einer langen Weile hob sie das Gesicht zu dem Abte auf. „Onkel, hast du nie empfunden, das; Rolf der Sohn deines Verhältnisse. Hier würdest du -niemals dein reckeln, so «vor auch das schon ein köstlicher Ge- volles Gleichgewicht wiederfinden. Möchtest du miß. Dein« eine Welt von Schönheit und nicht für einige Zeit weggehen?" fragte er Majestät der Natur tat sich ringsum dem Blick« gütig. „Wenn du einverstanden bist, besorge ich auf. (Fortsetzung folgt.) bei den Klängen von Shimmy und Foxtrott .... ein internationales Publikum, Menschen aller Bettelstab gebracht hat, denn Rolfs letzte Worte Länder, Nassen und Religionen gäbe«« sich hier an jenen« Silvesterabend waren: Und wenn dn ein Stelldichein. Alle jene, für die Geld keine kannst, dann lasse ihnen zukommen, was du für , Nolle spielte, vergaßen hier, das; es Wochen und Maria sah gedankenverloren in das Flocken- gewirbel, das vor den Fenstern herabtanzte. — „Onkel! Ich «vill im Andenken an Rolf Elisen-«spiegelnden Eisfläche«« aber tanzte nach wie vor tal wieder aufbauen. Ich will alles tun, das!bei den Klön neu nun Sdimmn »nd n-nrirni« Fürchterliche zu mildern, das die Leute ai« dei« Rolle spielte, vergaßen hier, das; es Wochen und Monate gab, ii« denen man anderwärts von Kälte und rauhe«« Winden geplagt wurde. Hier in Davos war alles vereint: Schnee und Sonne, Eis und kosender Südwind, jede Art der Be quemlichkeit und des Sportes war hier geboten. ' Und wenn man -nichts tat, als sich faul auf einem der Liegestühle in der Frühlingssonne zu Freundes sein könnte?" „Doch, Kind! An jenem Abend, als ihn mir' Theodor das erstemal brachte, um ihn verbin-i den zu lassen, fiel mir die Aehnlichkeit so stark j in die Augen, daß ich beinahe einen Schwur verabschiedete, wußte sie nicht zu deuten: „E- geleistet hätte, daß er es sei. Als aber alles gibt noch Wunder, Maria!" sprach er und legte diese ganzen Jahre her beim Alten blieb und ihr seine Hand auf den Scheitel. er iminer wieder als Sohn Machatizkas vor mir! Aber sie hatte keinen Glauben mehr daran, stand, bekehrte ich mich zu der Annahme, es müsse sie hatte all ihr Hoffe«« begraben. Sie wünschte, eine Launs der Natur gewesen sein, die zwei — — Menschen so ähnlich geschaffen hat, wie diese beiden es waren."
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