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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 25.11.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192711256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19271125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19271125
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-11
- Tag 1927-11-25
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Monat
1927-11
-
Jahr
1927
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« 4 4 « 4 4 »- m 7. Vellage zni« Frankenberger Tageblatt Freitag, den 25. November 1827 Nr. 274 8«. Jahrgang Deutscher Reichstag Berkin, 24. 11. Präsident Löbe eröffnet bk« Sitzung um 2 Uhr nachmittags. In allen drei Lesungen wird der Gesetzentwurf zur Aenderung des Telegraphengesetzes angenom- tnen. Der Entwurf bezweckt, das Funkwesen in das deutsche Telegraphenrecht hincinzuarbeiten. Es folgt der Entwurf eines , deutschen Auslieferungsgesetzes Danach kann ein Ausländer, der von der Be hörde eines ausländischen Staates wegen einer strafbaren Handlung verfolgt wird oder verurteilt Worden ist, der Regierung dieses Staates auf Ersuchen einer zuständigen Behörde zur Straf verfolgung oder Strafvollstreckung ausgeliefert werden. Die Auslieferung ist nur wegen einer Tat zulässig, die nach deutschem Recht ein Verbrechen oder Vergehen ist. Reichsjustkzminister Hergt hebt die Nativen« digkert der geschlichen Regelung des Auslieferungs mesens hervor. Auslieferungsverträge von deut schen Einzelländern sind nur noch mit Frank reich vorhanden. Diese Verträge mutzten nun durch den Abschluß von Reichserträgen dem neuen Recht angepaßt werden. Die Vorlage geht an den Rechtsausschuß. Es folgt die erste Lesung des Gesetzentwurfes über den Neichswirtschaftsrat Reichswirtschastsminister Dr. Curtius er klärt, eine Reform des vorläufigen Reichswirt- schaftsrats sei unumgänglich notwendig gewesen. Bei dem bisherigen System waren zwei Drittel ber Mitglieder des Reichswirtschaftsrats von der praktischen Mitarbeit ausgeschlossen. Der end- Uültige Neichswirtschaftsrat soll den Charakter seiner Eutachterkörperschaft beibehalten. Auch das volle Initiativrecht wird ihm gewährt. Eine !engere Verbindung zwischen Reichswirtschaftsrat Nnd den gesetzgebenden Körperschaften soll her- Bestellt werden. Eine Verkleinerung der Mit- Aiederzähl war notwendig. Sie ist von allen Preisen der Wirtschaft gefordert worden. Der Minister gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Vorlage bald verabschiedet werden möge. Ms MIzelgesetz vor dem Landtage Dresden, 24. 41. Der Landtag - beschäf tigte sich in seiner heutigen Sitzung mit dem Entwurf eines Polizeibeamtengesetzes und den dazu vorliegenden sozialdemokratischen Anträgen über die Auswahl der Lehrkräfte für die Lan despolizei. Zur Begründung des Polizeibemnteem-setzent- wurfes führt Innenminister Dr. Apelt, Nachdem er auf die Geschichte des Entwurfes Lingegangon war, aus: Die Verhältnisse der Polizei stehen noch unter dem Druck der Anordnungen der Sisgerstaaten, and was wir vorlegen, entspricht den Forderungen der Botschafterkonferenz zu den sogenannten Nest- -punkten. Der Sinn der neuen Regelung ist der, daß die Polyeibeamten in ihrem Beruf ihre Lebensbetätigung finden sollen. Die Ausbildung, auch die der Offiziere, soll in der Polizeischule Meißen erfolgen. Stach dieser Vorbereitungszeit komme ein Jahr Dienst in der Bereitschaft und dann die Ueberführung in den Einzeldienst. Auf die geschlossenen Bereitschaften kann zur Zeit noch nicht verzichtet werden, ebenso nicht auf die militärische Ausbildung. Jedem Beamten soll es ermöglicht werden, Offizier zu werden. (Zu ruf von links: Theorie!) Abg. Liebmann (Soz.) bemerkt, in dem Entwurf sei nichts enthalten, was darauf schließen lasse, daß an dem gegenwärtigen System grund legende Aenderungen vorgenommen werden soll ten. Alles solle beim alten bleiben. Der mili tärische Charakter der Polizei müsse beseitigt werden und deshalb seien die Bereitschaften auf zulösen. Abg. Siegert (Dntl.) erklärt, der Entwurf bedinge eine wesentliche Besserstellung der ge samten Polizeibeamtenschaft und stelle eine wich tige Grundlage zum Ausbau einer Einheitspoli zei dar. Die Besserstellung liege in der Verein heitlichung sämtlicher Beamtengruppon, in der einheitlichen Regelung der Laufbahn sämtlicher Vollzugsbeamten, in der Ordnung der Anstel- lungs- und Kündigungsverhältnisse der Offiziere und Mannschaften. Abg. Bethke (Mtsoz.) spricht sein Bedauern über die Angriffe Liebmanns auf höhere Polizei beamte aus. Die Vorlage bringe zweifellos einen Fortschritt. Hinsichtlich der Ausbildung der Polizeibeamten und -affinere hätten seine Freunde verschiedene Wünsche, die sie im Ausschuß ver treten würden. Die Strafmaßnahmen dürften nicht den Offizieren übertragen werden. Damit schließt die Aussprache. Die Vorlage und der sozialdemokratische Antrag gehen an den Rechtsausschuß. Nächste Sitzung Mittwoch, den 30. November, 1 Uhr. Linkssozialistische Anträge und Anfragen. Die MMen Gastwirte beim Flnanzminister Lieber Beim iächs. Finan,Minister fand eine Beratung der Vertreter de, Sächsischen Gaftwirtrverbandes und de« Sächlis^-n Saalinhaberverbandes mll dem Finanzminilter Weber statt, die sich mit wichtigen Fragen de« Gastwirts- und Gärungrgewerbes bs- schädigte. Gegenstand der Auslvrache war die Miet- zinrbruer. welche aus dem Gastwirts-, Hotel, und Gärung,gewerbe schwer lastet und zahlreiche Eri- stenzen gefährdet. Dem Finanzminister wurde dar- gelegt, welchen Schaden d°e Mietpnsstener ausübt. Die Dinge könnten so nicht m-hr wriiergeben. Flnanzminister Weber nahm die Wünsche der Ver treter des Gastwirts- und Gärungsgewerbe» ent gegen und verlprach eine wohlwollende Prüfung. Bemerkt sei noch, daß auch die Gewerbekammer Chemnitz als Vorort der sächsischen Gewerbekammern in einem Bericht zum Ausdruck gebracht hat, daß es sehr begrüßenswert sei, wenn die Behörden sich vor Erteilung der Lo-zesßonen m't den Wirlschasts- vsrbnnden des Gastwirts- und Hotelgewerbes in Verbindung setzen würden. Der Bericht der säch sischen Gewerbekammern schloßt mit den Worten: „Soll das Gastwirts- und Gärungsgewerbe auf der Höhe bleiben, dann ist es allerhöchste Zeit, daß man Ihm Erleichterung verschaff'." Belgiens Mstige AuhenpvliM! Paris, 25. 11. (Funkspruch.) Der „Petit Parisien" veröffentlicht eine Unterredung seines Brüsseler Berichterstatters mit dem neuen belgi- gischen Außenminister Hymans über die Frage der Militärdienstzeit und Belgiens künftiger Außenpolitik. Die Kabinettskrise, so meint Hy mans u. a. sei darauf zurückzuführen, daß die Sozialdemokratische Partei sich auf die Formel einer bmonatigen Dienstzeit festgelegt habe, die dann als Grundlage für eine Neuorganisation des Heeres hätte dienen sollen. Die neue Re- gierung sei aber der Auffassung, daß die Frage der Militärdienstzeit nur gleichzeitig mit der Heeresreform zu lösen sei. Belgien bleibe auch weiterhin der ergebene und freudige Mitarbei ter an der Befriedigung und Stabilisierung Europas unter der Aegide des Völkerbundes und der Verträge von Locarno. Die Möglichkeit eines Krieges bleibe aber vorläufig noch bestehen, so daß Belgien bereit sein müsse. Heber die aus wärtige Politik erklärte der Minister, die neue Negierung werde die engen Bemühungen zu den früheren Kriegsalliierten aufrechterhalten. Sie werde sich ferner bemühen, Belgiens Handels verkehr zu fördern. Wenn die französisch-belgi schen Wirtschaftsverhandlungen nicht zum Ziele führen würden, würden sie gleicherweise politische und wirtschaftliche Rückwirkungen zur Folge haben. Am Schluß betonte Hymans seine Anhänglichkeit an den Völkerbund, wobei er hervorhob, daß dessen Autorität nur in einer Atmosphäre des Vertrauens zunehmen könne; dies setze aber bei jeder Nation eine Evolution der Geister voraus, die sich nur schrittweise vollziehen könne. Wie das deutsche M« spart Aus Berlin wird uns gemeldet: Dem volkswirtschaftlichen Ausschuß des Reichs tages liegen interessante Zahlen über die Ent wicklung der Spartätigkeit nach der Inflation vor, die bewiesen, daß in Deutschland ein eiserner Sparwille vorhanden ist. Es ist natürlich selbst verständlich, daß die Einlagen in den Sparkassen bei weitem nicht an den Vorkriegsstand heran reichen. Ende 1913 bezifferten sich die gesamten Einlagen der deutschen Sparkassen auf 18 967,9 Millionen Mark, was im Durchschnitt 325 Mark für den Einwohner ausmachte. Während in den Jnskationssahren die Spartätigkeit fast völlig unterbunden wurde, wuchs nach Stabilisierung der Verhältnisse das Vertrauen zur Währung wieder, und die Spargelder flossen schneller in die Kassen. Ende 1924 betrug die Gesamtsumme der Spareinlagen noch 608 Millionen Mark (pro Kopf der Bevölkerung 9,8 Mark), stieg bis zum Winter 1925 um mehr als das Doppelte auf 1629,1 Millionen Mark und erreichte Mitte des Jahres 1927 eine Höhe von 4022,7 Millionen Mark, was auf den Kopf der Bevölkerung ein Sparguthaben von 64,55 Mark bedeutet. Von den deutschen Ländern weist die größte Spar tätigkeit Lübeck auf, wo (Mitte 1927) die Spar einlagen pro Kopf der Bevölkerung 168,6 Mark betrugen. An zweiter Stelle marschiert Schaum burg-Lippe (120 Mark). Es folgen Hamburg mit 117,6 Mark, Lippe-Detmold mit 99,7 und Waldeck mit 97,3 Mark. In Preußen betrugen die Spareinlagen im Durchschnitt pro Kopf 65,5 Mark, während die geringste Spartätigkeit Meck» lenburg-Strehlitz mit 15,1 Mark aufweist. Dl« AiWstellteiwerslcherims»- wahlen in SOK Bezirken Berlin, 23. 11. Da» vom Hauptwahlbüro de» HauptanMmPs auf Grund der amtlichen Feftstel- lungen ermittelte bisherige G-samteraebnIs der Vertrauensmännermadlen zur Angestelltenversiche» rung in 500 Wahlbezirken ergibt nachstehende Sitze- und Stimmenverteilung: Deutschnation. Handiungsgehillenverband 16806S E«immen.735VerIrauensmLnn'r,1157 Eriatzmänner; Gewerkschaftsbund der Angesteiben 150341 Stim men, 384 Vertrauensmänner, 752 Eriatzmänner; Verband der weiblichen Handels- und Büro- angestellten 59893 Stimmen, 54 Vertrauensmänner, 153 Ersatzmänner: Sonstige Ausschußverbänds 43586 Stimmen, 97 Vertrauensmänner, 255 Ersatzmänner; die 14 Verbände des Allgemeinen freien An- geltelltenbundes 184261 Stimmen, 294 Vertrauens- männer, 779 Eriatzmänner; Wilde Lilien 2201 Stimmen, 16 Vertrauensmän ner, 49 Ersatzmänner. In einem Teile der Wahlbezirke brauchte ein« Wahl nicht stattzufinden, well nur eine Liste von den Verbänden des Hauptausschuffes elngereichi war und die darin Norgeschlagenen nach der Wahl ordnung als gewählt gelten. Sozialpolitische Wochenschau Der Kampf in der Zigarre.imdustrie — Wirt« chaftskrifis in England — Vom Reichsarbeits» gericht. Nach wie vor steht der Kampf in der Zigarrenindustrie im Vordergrund allen ozialpolitischen Interesses. Sowohl die sozial istischen wie die christlichen Eewerkschaftsverbänd« haben zu Sammlungen für die ausgesperrten Tabakarbeiter ausgerufen. Die Hartnäckigkeit, mit der auf beiden Seiten gekämpft wird und di« Erklärung des Reichsarbeitsministeriums über di« Unmöglichkeit seines Eingreifens in diesen Kampf haben eine Situation geschaffen, wie fie bisher bei wirtschaftlichen Kämpfen in Deutschland noch nicht da war. Ls ist natürlich unmöglich, im Nahmen einer kurzen Wochenbetrachtung auf all das einzugehen, was im Verlaufe dieses Kampfes von beiden Seiten geschrieben wird. Es erscheint uns aber höchst bedenklich, dasz selbst die rein bürgerlich eingestellte Presse des Deutschen Ee- tverkschaftsbundes in ihren Tages- und Fach- zeitungen ost davon spricht, „daß hier der Kampf gegen eine der wirtschaftlich schwächsten wllkt Lvlott und bibl sommelvveicken leint 5cflacftleln ru 20. SO. 60. ,20 Pl Duden ru 60 und lOO Pf. Oegen spröde Hsut: krkämpktes Nück Ich will Rolf wieder haben, und da ihn mir Ich kann nicht, Onkel! Hier, wo ich ihn Unterdrückten und begann Staat und Negierung anzugreifen, was ihm eine Landesverweisung eintrug. Während dieser Zeit muß er sich ver heiratet haben, denn ec machte mir davon Mit teilung. Kaum begnadigt, kam er wieder zurück. Und das war sein Verhängnis. Die Sache begann sofort wieder von Neuem. Von bösen Ahnungen geplagt, fuhr ich öfter zu ihm, nm ihn zu warnen. Er war sonst fügsam wie ein Kind, aber in diesem Punkte vermochten weder seine Frau noch ich etwas auszurichten. Eines Tages bekam ich das Telegramm, daß man ihn abgefaßt und ins Gefängnis gewor- Aber so viel er auch seine Unschuld beteuerte, man glaubte ihm nicht. Unglückselige Umstände trugen das ihre dazu bei, daß sich die Beweise für feine Täterschaft verdichteten. Es kam wie es kommen mußte. Man machte ihm den Prozeß. Sein junges Weib — sie wären kaum acht Monate verheiratet — war gesegnet. Mit auf gehobenen Händen bat sie mich, Fürsprache für ihn einzulegen. Ich besaß viele einflußreiche Freunde und verfügte gleich ihm über größere Geldmittel. Es war alles zwecklos. Zuletzt tat ich, was ich noch für keinen getan hatte, ich fuhr nach Wien zum Kaiser und machte einen Fuß fall und flehte um das Leben meines Freundes. Ich konnte ihn nicht mehr retten. Das Urteil lautete auf Tod durch den Strang. Er nahm es vollkommen ruhig auf und bat nur um die Vergünstigung, durch Erschießen aus dem Leben zu scheiden, und daß ich ihn auf seinem letzten Gange begleiten dürfe. In der Nacht, die seiner Hinrichtung voraus ging, war ich mehr als einmal m Begriffe, auf und davonzulaufen, so gräßlich war die Auf regung, in der ich mich befand. Dann drückte er mich liebevoll auf sein Eisenbett und reichte mir sein Glas Wein, das man ihm in die Zelle gestellt hatte. Erst gegen morgen wurde er un ruhig und begann hin und her zu gehen. Ms gegen vier Uhr früh der Geistliche kam, drückte er die Hände gegen das Gesicht und weinte. Der alte Pfarrer wartete geduldig, bis feine Arme herabfielen und nahm die zuckenden Finger zwischen seine alten zitternden. „Ich bin unschuldig, Hochwürden!" Ganz von Sinnen stürzte ich aus der Zelle und grub draußen im Gange meine Nägel in in den weißen Kalk der Wände. Ich hörte Schritte hinter mir und gewählte die junge Frau Raimunds, die von einem der Gefängnisbeamten am Arm gestützt, herzumankte. Wie eine schreitende Leiche kam sie daherge schwankt. Eine Glocke bimmelte in die Stille, ich werde den wilden, nervenaufpeitschenden Schrei, mit welchem sie nach der Zelle stürzte, nie mehr vergessen. Sie mochte geglaubt haben, es wäre bereits das Armesünderglöcklein. (Fortsetzung folgt.) Drinnen in seinem Zimmer aber stand der Abt feiner Nichte gegenüber und mahnte: „Um Rolfs Frieden willst du beten und trägst den Haß Im Herzen. Du wünschest, daß seine Seele ruhen Möge und reißt sie immer wieder unbarmherzig zurück auf diese Erde mit deiner Unversöhnlich- leit und deinem Nichtvergebvnkönnsn!" „Ich will ja alles für sie tun, Onkel. Ich will ihnen Brot verschaffen und um ein Obdach für sie sorgen, aber dann will ich nichts mehr mit ihnen zu schassen habenI" „Und damit glaubst du deiner Pflicht zu ge lingen? Und was wird aus diesen Menschen?" „Onkel, was kümmert mich das? Haben sie gefragt, was ans mir wird, wenn sie mein Loben zertrümmo^n?" „Man darf niestufls Gleiches mit Gleichem ver- 49 Nachdruck verbo en. niemand mehr geben kann, will ich selbst gehen Die außergewöhnliche Kälte des Februar hatte und ihn mir wieder holen!" die Riesenfenster in den Korridoren der Abtei i ------ -- - ----- - - smit grotesken Eisgebilden überzogen. Langsüßige Seekrabben ' ' Praschma, den man vor sechsundzwanzig Iah- ren zu Prag erschoß." Dio Wirkung dieser Worte auf den Abt war eine ungeheure. Er mußte nach der Kante des Tisches fasten, um einen Halt zu finden. „Marla — wer sagte dir, daß es so ist?" „Der alte Machatizka selbst und dann seine Mutter, dis vor Tagen aus Amerika herüber- kam, ihn zu holen, sie hat ihn nicht mehr ge- sehen." Sie deutete seine ganze Bewegung falsch. „Onkel, du mußt ihn deswegen nicht verachten I Er war ja gut! Du weißt es doch! Du hättest ihn sonst nicht geliebt!" Und als er noch immer vollkommen schwieg, lief sie auf ihn zu, und was sio noch nie gewagt hatte, ihre Arme legten sich um' Guntrams Schultern. Weinend drückte mir sofort Urlau flo das Gesicht dagegen. „Onkel!" fen halt«. Ein Abgeordneter der Linken war tot vor seiner Eartentüre aufgefundcn worden, und man beschuldigte Praschma dieser Tat. Ich nahm ..... sofort Urlaub und bat um dis Genehmi-- ! gung, ihn besuchen zu dürfen. Er war ganz guten , Mutes, sagte, daß er Nie geglaubt hätte, dasz jOriginalroman von I. S ch n e i d e r-F o er st l. Urheber-Rechtsschutz durch Verlag Osk. Meister, f^m<m Sinn mehr dafür, Onkel, für nichts mehr. Werdau. - - - Nichts als das Ticken der kleinen Uhr auf dem Ebenholzsockel unterbrach die Stille. „Soll ich gehen?" fragte Maria erschüttert. „Nein! Du mußt Geduld haben, Maria. Es kam zu unerwartet. Ich will dir alles sagen, du darfst es ja wissen, denn du hast ja seinen Sohn geliebt. Ich habe Rolfs Vater auf seinem letzten Gang begleitet." Ihre Äugen flehten ihn an, weiter zu sprechen. Er willfahrte ihr. Aber seine Stimme hatte keine Färbung, als er zu reden begann: „Wir waren Jugendfreunde. Ms Ulanenofsizier ver kehrte ich viel im Hause seiner Eltern in Dresden. Obwohl sie böhmischer Nationalität waren, hatie» sie dort ein fürstliches Heim. Wir hatten zu sammen die Kadettenschule besucht, aber er ließ sich nicht ins Heer einreihen, sondern widmete sich der Diplomatie seine; Vaterlandes. So kam er nach Prag. Er hatte manchmal so verworrene Ideen, daß ich ihn öfters warnte, dieselben frei zu bekennen. Sonst war er der beste Mensch. Rolf war in allem sein Ebenbild. Auch seelisch. § Er verirrte sich immer tiefer in seine. Men schenliebe, focht für die vermeintlichen Rechte der Er konnte nicht sprechen. Nur mit der Hand s Mute», sagte, daß er Nie geglaubt hätte, dasz machte er eine unbestimmte Bewegung nach der man ihn eines Mordes fähig halte. Wenn er Türe. Seine Augen baten sie zu gehen. Aber auch ein Gegner des Toten gewesen sei, so wäre sie gehorchte nicht, griff nur nach seinen Hän- es ihm doch nie in den Sinn gekommen, ihn den und drückte ihre Lippen darauf. j deswegen meuchlings niederzustechen. > gelten, Maria, und einen Schlag, den man emp- - fangen hat, zurückgeben! Dulden und verzeihen sind die Grundpfeiler des Christentums." Sie wehrte schwach mit der Linken. „Ich habe „Kind," sein Gesicht bekam einen milden Aus- , druck, der mit Furcht gemischt war. „Es ist »en tummelten sich zwischen Blattwerk, zu viel auf einmal über dich hereingebrochon. das nur in afrikanischen Zschungeln Fuß zu fassen Ich will gar nicht gehört haben, was du ge- vermochte. Zartblumige Rispen hingen an hauch- sprachen hast. In einigen Wochen denkst du 'dünnen Stilen und nickten über zackige Ufer- ruhiger." Er schob seinen Arm unter den Ihren Länder. Feingliedrige Spinnen und seidendünne und führte sie nach einem Stuhl. „Bleibe hier Tausendfüßler krochen in Karawanen über den bei uns in St. Georgen. Das Kloster steht glitzernden Belag der Scheiben. ! dir offen so lange du willst. Der Frieden und Nur dort, wo Än sehnsüchtiger Knabenmund , die Ruhe werden dir gut tun." seinen Hauch verströmt hatte, machte sich eine > „Ich kann nicht, Onkel! Hier, wo ich ihn Lücke bemerkbar, die wie ein häßlicher Flecken immer vor mir habe! Glaubst du an Ver- in der weißen Herrlichkeit erschien. i geltung?" Aus dem Zimmer des Abtes kam dessen, „Wie meinst du das, Maria? Ich verstehe Stimme. Die Türe schien nicht eingeklappt zu ; nicht!" sein, denn als Pater Hubertus mit müden, lang-! „Nolf war nicht der, für den ihn alle ge- samen Schritten den Gang zurackkam, klaffte ein halten haben: der Sohn meines Glasbläsers Prefter Spalt, den er mit einer behutsamen Be- - Machatizka. Er war das Kind des Barons wegung schloß, indem er die Klinke einschnappen " ließ. Rolfs Name klang auf. Da flüchtete der Pater und drückte die Hand über die Augen. War es Sünde, so zu lieben, wie er diesen jungen, edlen Menschen geliebt hatte?
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