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Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt Nr. S1 Sonntag, den !3. November IM Woran Vir ttanlen - Woran wir kranken, Das sind Gedanken, Die immet graben — Nicht Flügel haben, Die niemals singen Zu dem Vollbringen, Die schnell erkalten Bei dem Gestalten, Die ruhlos wandern Nur zu dem Andern, Die kindlich nimmer — Nur „weise" immer Es selbst verlernten, Vor dem besternten Ewigen Reigen Sich stumm zu neigen — Still zu verwehen Im Gottgeschehen. Gustav Henkel bÄÄt SonnLagsbetrachkMg „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen." (Lukas 15, 18.) Es war einmal ein Mensch. Der wohnte in einem lichten, schönen Vaterhause. Gütige Vaterhände sorgten für ihn in nimmermüder Liebe. Aber dem Menschen behagte es nicht zuhause, sein Sinn stand in die weite Welt, die Liebe seines Vaters empfand er als Zwang. So verlieh er trotzig seine Heimat und zog ferne über Land. Aber da ging es ihm nicht gut. Anfangs ja, da kostete er alle Genüsse der grohen Welt aus. Aber gar bald war das väterliche Erbe auf gezehrt, und er sank von Stufe zu Stufe, immer tiefer in das Elend hinein. Als die Not am gröhten geworden war, als er keinen Ausweg mehr fand, da kam es ihm zum Bewuhtsein, dah über seinem Leben geschrieben stand: „Ver lorener Sohn!" Da erwachte dis Sehnsucht nach der gütigen Liebe seines Vaters, die er sich so leichtsinnig verscherzt hatte, und nach dem Frieden seine? Vaterhauses, den er so trotzig aufgegeben hatte. Da erwachten alte, liebe Erinnerungen an stilles Glück und trautes Geborgensein. Und aus dieser Not und Schnsucht wurde der Entfchluh geboren: ,Zch will mich aufmachen und zu meinem Vater geben." 5>b unser Volk wohl schon soweit ist, dah es das ganze Elend seiner Gottesferne fühlt? Am nächsten Mittwoch rufen die Glocken im ganzen deutschen Vaterland zum Buhtag. Werden wir erwarten können, dah unser Volk den Ruf zur Buhe, vernimmt und bereit ist, sich auszmnachen und zu seinem Vater zu gehen? Ob es denn noch immer nicht erkennen will, dah seine ganze Not, unter der es seufzt, die Not des verlorenen Sohnes ist? Das Vaterhaus trotzt verlassen, die Vatergüte verlacht, die Vatermahnungen in den Wind geschlagen, und nun darum verloren« Sohn! Bei. loren den Frieden, verloren die sittliche Kraft, verloren die ewige Heimat! Können wir uns wuichern, wenn es dem wirklich Einsichtigen mit erschreckend« Deutlichkeit klar wird: Mit unserem Dolle geht es bergab! D« ist die Aus wirkung fein« Gvttesferne. Nein, wir köNM« uns nicht wundern, wir können uns nur in Demut beuge« und das Gericht Gottes anerkennen. Und' wir können uns ausmachen und zu unserem Dat« gehen. Ab« ob wohl uns« Volk in sein« Gesamtheit b^eS ist, diesen Wog d« Bu^ zu gehen? Es ist wohl kaum an. zunehmen. Noch sicht es ja nicht die Tiefe seines Elends, noch wird ihm ja von gewissenlosen Verführern seine Gottes- ferne als eine grohe Errungenschaft mit blendend«! Farben vor die Augen gemalt, noch ist ihm die Ursache für alk seine Not noch nicht aufgegangen. Aber vielleicht schlägt iheg unter Gottes Beistand noch einmal die Stunde, wo es die ganze Tiefes seines Elendes erkennt und den Weg zum Vaterherzen und Vaterhause Gottes zurückfindet. So wendet sich denn der Buhtagsruf an alle die, die die Not d« Gottesferne ihres Dolles mit Bewuhtsein er- leben und daraus die Bereitschaft gewinnen, für ihr Voll den Weg der Buhe zu Gottes Thron zu gehen, die mit« diesem Erlebnis die Verantwortung fühlen, sich stÄverlreteiü» unter Gottes Gericht zu beugen "und sein Erbarmen anzn- flehen. Ihnen gilt es darum zu allererst: .Aommt, Iaht uns aufmachen und zu unserem Dat« gehen!" Ws die verlorenen Kind« wissen wir nichts als seme Gnade, als die Gottesfernen wissen wir nichts als seine Barmherzi^eL. So stehe denn über dem Buhtag ein heiliger „Ich willst Und auf dem Wege zu Gott werden wir es merken, w« aus dem ,Lch will" ein seliges „Du darfst" wird, ja d« darfst dich aufmachen und zu deinem Dat« gehen. Die Ture zum Vaterhaus steht offen, der Dat« wart« auf dich so komme du denn! Pfarr« Günther, Hohmfichte. irrende Herren Bo« Hedwig Courths-Mahler Copyright 1927 by Karl Köhler L Co., Berlin-Zehlendorf. 11 Nachdruck verboten Dorit van der Straaten war am frühen Morgen mit ihrem Vat« im Auto von seiner Besitzung Tulah nach Batavia gefahren. Sie brauchten mehr den zwei Stuben zu dieser Fahrt, aber das machte Dorit nichts aus. Sie war es gewöhnt, seit sie auf Java weilte, mit grohen Entfernungen zu rechnen. Heute hatte sie besondere Gründe, ihren Vat« zur Altstadt von Batavia zu begleiten, denn erstens kam heute Post aus Holland, das war immer ein Ereignis für sie — und zweitens war Börsentag. Und an Börsentagen pflegte Direktor Frank Herold ebenfalls in Batavia zu sein. Eine Gelegenheit, mit ihm zusammenzutreffen, lieh sich Dorit aber bestimmt nicht entgehen. Das Auto, sauste in schneller Fahrt durch all die kleinen Kambongs, die Batavia umgaben, zwischen Reis-, Tee- und Kaffeefeldern dahin, und ab und zu durch ein Stück Wald, der hi« wegen der üppigen Vegetation noch immer Urwald- charakter hatte. Zuweilen begegnete ihnen ein Ochsenkarren mit Warenhaken belade«, Ater aber Autos all« Art«!, «xu kleinsten Personenauto bis zum schwersten Lckstarklo. De« auch aus Java hatte nun längst das Auto Einzug gehalten als Verkehrsmit^k. B^ m d« abgelegenste«, stillsten Kambongs hinein sah man neben «« Wohnhüttar und den mehr oder minder stattlichen Rersscheunen der Lm- geborenen auch Garagen für dos Auto. Wer es irgend ermöglichen konnte, schaffte , sich em Auto, a« uud wem » noch so primitiv war. Dies Verk war für die Bewohner von Java noch viel wich die weiten Entfernungen, der s Transport der Waren zu den Häfen und von den Häfen lieh es sehr nötig «. scheinen. So wird das Auto überall die Kultur vorwärts bringen, dafür aber freilich auch manches Romantische «ad Bodenstädige aus der Welt verbannen. Dom van d« Straaten hätte jedenfalls nicht gewutzt, wie sie das Leben auf Java ertragen sollte, wenn ihr nicht jederzeit ein Auto zur Verfügung gestanden hätte. We war täglich stundenlang mit dem Auto >e7ost tadellos chaufsi«en, wovon sie etwas rückstä Heute fuhr