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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 14.11.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192711144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19271114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19271114
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-11
- Tag 1927-11-14
-
Monat
1927-11
-
Jahr
1927
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Beilage ZUNI Frankenberger Tageblatt Mouiag, den 14. November LVL7 Nr. S6S 8«. Jahrgang Aus den GerichtsMen der Lrtragswert, bei den umbestanten Grundstücken Gestäudeentschuldungssteuer mrd die Werterhal- schuldig befunden. Das Urteil lautete für Kon stantin Klohmann auf eineinhalb Jahr Gefängnis, für Boris Klotzmann auf 11 Monate Gesang- eignen Finanzbedarf. Die sog. Werterhaltungs steuer für bebaute Grundstücke lehnt die Reichs partei des deutschen Mittelstandes ab, denn die In dustrie mit ihrem riesigen Maschinenpark usw., die Landwirtschaft mit ihren großen Vieh- und Ma- standes, steht zielstewußt für den Grundgedanken des Gesetzes ein. Ter gut durchdachte und glänzend gebrachte Vortrag fand den vollen Beifall der Zuhörer. Ter Dank der Versammlung wurde Herrn Hent- fchsl durch den Vorsitzenden besonders ausgesprochen. 8 Betrügerische Direktoren einer A.-G. Vor dem Chemnitzer Schöffengericht hatten sich die drei aus Polen stammenden Brüder Kusiel Konstantin Klotzmann, Berko Boris Klotzmann und Micha Klotzmamr wegen des Konkurses der Peniger- Gekape-Werke und der vor und -nach diesem spie- - NbltABsltlllUllgLIR Eine wichtig« Veranstaltung findet am Mittwoch (Bußtag), den 16. d. Mts., um 8 Uhr abends im terialbeständen wird doch muh nicht zur Wert- erhaltungsstcuer herangezogen. Auch das Steueranpassungrgesetz bringt nicht die gewünschte Vereinfachung. Herr Dr. Rißmann erntete reichen Beifall. Herr Ingenieur Fischer dankte dem Redner für seinen Vortrag und bemerkte noch erläuternd, daß es Tat sache sei, daß der ganze Verwaltungsappavat im Reich, in den Ländern und Gemeinden überall auf gebläht ist und eine Verwaltungsreform unbedingt eintreten muß. Nach einer kurzen Pause erfolgte die freie Aus sprache, mr der sich die Herren Stad trat May, Stadtverordneter Neunzig, Schulleiter Schiller, Lehrer Mäusel und Lehrer Berndt beteiligten. Es ist mit Genugtuung festMstelken, daß der Verlauf der Aussprache ein sehr vornehmer war. Im Anschluß daran ergriff Herr Landtagsastge- ordneter Hentschel das Wort zu einer kurzen Schlußrede. Er erwiderte in seinen Ausführungen besonders den Herren Lehrern, daß im Kampfe nm das Neichsschulgeseh der Ausgang erwünscht sei, daß dem Nachwuchs eine christliche Erziehung zuteil wird. Wir alle seien Wegsucher und wir hoff ten und wünschten, daß unser Weg das deutsche Volk aufwärts führe. Ms zweiter Redner sprach Herr Dr. Riß mann über die neuen Steuergesetzentwürfe. Der Entwurf für die Vereinheitlichung des Steuerrechls, der Anteil der Länder und Ge meinden am sog. Finanzausgleich und dem Steuer aufkommen aus der Einkommensteuer usw. bringt neue Verhältnisse mit sich. Der endgültige Finanz ausgleich ist bis 1. April 1929 hinausgeschoben worden, so daß die Klärung um drei Jahre verzögert wird. Der Finanzausgleich wird auch für die Länder und Gemeinden keine erhöhten Zuweisungen an Kapitalien bringen, denn die neue Besoldungsreform und die 1926 und 1927 er höhten Daweslasten lassen eine erhöhte Zuwei sung nicht zu. Der Mittelstand, der jederzeit die bestehenden alten und die neu cingcführten hohen besonders drückenden Nealsteuern aufgebracht hat, sträubt sich mit aller Kraft gsgeß neue Er höhungen und die Reichspartsi de- deutschen Mit telstandes verlangt stürmisch eine Verwaltungs- reform. Die Verfassung schreibt vor, daß alle deutschen Staatsbürger nach Maßgabe ihrer wirt schaftlichen Leistung zu den öffentlichen Lasten her anzuziehen sind. Nun ist es aber Tatsache, daß es die Großaktionäre verstanden haben, die gro ßen Lasten auf den Mittelstand abzuwälzen. Ein gehend erhielten die Anwesenden Aufschluß über dis ungeheuren Summen, die für Kriegslasten usw. aufzubringon sind. Man muß leider wieder feststellen, daß die Körperschaftssteuer, d. h. die Einkommensteuer der Großunternehmen den Be trägen weit nachsteht, die der Mittelstand durch die Gewerbesteuer aufbringcn muß. Im zweiten Teil seines Vortrages brachte der Redner die, Entwürfe zu den neuen Neal steuern zur Behandlung. Bei dem Grundsteuer- rahmengesetz wird bestimmt, daß bei der Ein schätzung das Eebäudcbewertungsgesetz als Grund- läge angenommen wird. Bei Geständen ist dies Soziales 130000 Tobakarbeiter ausgesperrt. Nachdem auch die letzte» Ein<gunq»ver!uche im Neichsarbeit»» ministerium gescheitert sind, werden ab heut« Mon tag sämtliche deutschen Zigarrensabriken ftilliegen und rund 1301100 Arbeitern feiern. Gewimibeträge der großen Aktiengesellschaften viel niedriger besteuert werden als bei Kleinbetrieben. Dis Gewerbesteuer ist als Sondersteuer zu betrach ten und unsere Vertreter müssen darauf dringen, daß die Steuersumms nach der Höhe des Kapi tals und des Geschäftsertrages errechnet wird. Das Gebäudeentschuldungssteuer- gesetz gliedert sich in zwei Teils und zwar die Kirchennachrichten 2. Bußtag Frankenberg. B. 9 Nhr Predigtg mit AbendmahlSfeker, Obeivf. Ludwig. N. 6 Nhr liturgische AbendmahlSseltr, Pi. S'enz. Neudörfchen. 2 Mr Betstunde. Sep. «v.-luth. Dreieinigkeitsgem. B. ' <10 Uhr Prs- dlg'g-ttesdienst, P. Solbrig. Sachsenburg. V. 8 Nhr Beichte. B- V,9 Nhr ktotteSd. und bell. Abendmahl. Kollekte sür den TraubibelsondS. A i/,8 nhr Abeudkimmnnwn. Riederlichtenau. V. 9 Nhr Pre^igtg. anschl. Reich'« und bctl. Abendmahl. A. S Ubr Beichte und heil. Abend mahl ^ungmanneroerein tällt aus! Niederwiesa. 9 Nhr Predigtg., Beichte und Abendmahl. - Donnerstag- 8 Nhr im Lamm: Offen!!. Vcrsamnt» lung (ReichSschulgesetzentwuri). Flöha. (Kirche geheizt!) V. 9 Nhr Predigtg. mit Beicht» und heil. Abendmadl Ps. Diinler. A. 6 Uhr Beicht« und heil. Abendmahl, Oberkirchenrat Lie. W-N. In der Gottesackerkapelle zu Plaue. V. 9 Nhr Predigtg, mit »'eich c und heil. Abendmahl, Obcrbrchenrat Lie. Wolf Ans der MlmwelL Capitol-Lichtspiele, Schützcnhaus Frankenberg, großer Saal, beginnen morgen Dienstag mit den „Ben Hur'-Festspielen. Morgen Dienstag ertra große Festvorstellung. Die Direktion des Capitols und der Fürst der Gerechtigkeit, „Ben Hur", laden alle herzlichst zu diesem größten Film- Ereignis ergebenst ein und versprechen einen Ge nuß, wie ihn das Publikum in einem Lichtspiel- Theater seit Bestehen der Kinematographie noch nie erlebt hat. Keine Kosten sind gescheut wor Weltthrater. Heute abend 7 und Uhr zuM unwiderruflich letzten Male, der Filni des arosM ; Erfolges: „Die Lindenwirtkn vom Rhein". Ein , Spiel von Studentenfreud und Studentenleid iit 7 Akten mit wunderschönen Liedeinlagen, gesungen von dem rheinischen Heldenbariton Curt Brin» ken. — Ab morgen das Riescnlllmwerk der Ufa: ! „Der Wilderer" eine Tragödie im Hochgebirge. nis. Ferner wurde beiden eine Geldstrafe von 500 M. und zwei Jahre Ehrenrechtsverlust zuer kannt. den, um die „Ben Hur"-Festspkele zu einem dauernden Erlebnis zu gestalten. Dienstag E eine Vorstellung, Vs« Uhr. Mittwoch (BußttaZ Vorführungen: Vs5 Uhr die beliebte Capitol» Jugend- und Familienvorstellung mit vollem Or chester; Kinder zahlen 50 Pfg., sowie Hz6 und V-9 Uhr. Donnerstag geschlossen. Freitag und Sonnastend täglich zwei Ausführungen: Vz6 und Vs" Uhr. erhöht sich bei weitem, wenn man den Film von Anfang bis Ende ohne Unterbrechung sieht; nach Möglichkeit während der MusikpauN von 5-V°S oder 8-N.9 Uhr zu kommen. MG auch während der Vorführung finden Sie jederzeit Einlaß. — Einige Szenen ans dem Film: De« Galeerensträfling; ein Teil der römischen Flott« fährt dem Feind entgegen; ein Kampf in der Luft; die angeketteten Galeerensträflinge finden eineä grausamen Tod; Ben Hur rettet den römisches Fcldhcrrn; Ben Zur und Esther; Messala unh Iras; Abschied von der Mutter; Ben Hur wird gefangen genommen; eine Wette auf Leben un» Tod; Messala und sein Rappen; Ben Hur unos seine 4 Schimmel; eine gefährliche Ecke; der ent scheidende Moment. — So sei denn dieses lebend« Bild auch dem Frankenberger und auswärtigen Publikum dargeboten mit der frohen Hoffminch daß die Verfilmung tausenden Theaterbesuchern Freude und Entzücken bereite, wie die unsterblich« Dichtung von Wallace auch in Deutschland Mil lionen von begeisterten Lesern gefunden hat. der Einhettswert. Leider bestimmt der neue Ent- wurf keine Höchstgrenze für die Zuschläge, welche zu veranlag die Gemeinden zur staatlichen Grundsteuer erheben < ' dürfen. Die Reichspartei des deutschen Mittel-Unternehme Restaurant „Reichspost" statt. Herr Burkhardt von standes erhebt auch die Forderung, daß die öffent-'-r^^r^st gelegt Die Ang^ Deutschen Bau- und Siedelungsgememschaft, lichen Unternehmungen wie Llt- und Gaswerk m. b. H„ Darmstadt, wuls m einem auf- usw., die bisher so gut wie steuerfrei waren, ? klärenden Vortrage allen, die den Wunsch nach voll zur Grundsteuer herangezogen werden. ! Anzahl Gegenstände doppelt und dreifach Beseitigung der Wohnungsnot haben. Das Eewerbesteuergesetz bestimmt, daß Einblick in die Zwecke und Ziele der Gemein- der Ertrag des Gewerbes, das Gewerbekapital und Aast-, Ueioelv^Gen i und über den Bau von Eigenheimen unt erbostem Len er wud . Boris Klotzmann nicht nachgewiesen werden, die „ eremheitlichnng auch denn Gewerbesteuer-> ^ri-; und Konstantin Klotzmann wurden der de?''SteÜertabelle? ersieh? man, das" die" W. ^baren Bilanz und Konkursmanipulationen für Das eine steht fest: Die Frage des Reichs- schukgesetzes bildet eine der wichtigsten innerpoli tischen Fragen der Gegenwart, zu der die ein- ... tzelnen Parteien sich grundsätzlich entscheiden ! tungssteuer. Letztere soll im Jahre 1934 erlöschen, müssen, entweder dafür oder dagegen. Unsere ' aber für die Eebäudeentschuldungssteuer besteht Partei, die Neichspartci des deutschen Mittel-' keine Aussicht auf Minderung, denn'die Gemeinden brauchen einen Teil der Entschuldungssteuer für den gessenttiHs BersammlWg derRelchspartel des deutschen Mittelstandes — Wirtschaftspariei — Ortsgruppe Frankenberg u. Umgebung. Die neu gegründete Ortsgruppe der Wirt- schastspartei hatte zu einer öffentlichen Versäumt- »ung am 9. November ins „Noß" eingeladen. Die Versammlung war gut besucht und wurde vonl vorläufigen Vorsitzenden, Herrn Ingenieur Fischer-Frankenberg eröffnet.. Der Redner »nachte auf die Notwendigkeit eines geschlossenen sZusammenstehens des Mittelstandes in eindring lichen Worten aufmerksam und erteilte das Wort -dem ersten Referenten, Herrn Landtagsabgeord- ireten Hentschel zu seinem Vortrag: Kulturelle Fragen — Reichsschulgesetz--twurf. ' Herr Hentschel führte etwa folgendes aus: Vor allen Kulturfragen, die gegenwärtig das poli- tische Leben bewegen, steht das Neichsschulgeseh an erster Stelle. Man hat unserer Partei von gegnerischer Seite den Vorwurf gemacht, daß wir für Kulturfragen kein Interesse hätten. Wir seien eine Wirtschaftspartei und unsere GedankeN- gänge und Bestrebungen erstreckten sich nur aus Wirtschaftsgebiete. Demgegenüber ist festzustellen, daß wir mit derselben Energie und Umsicht, mit her wir Wirtschastsfragen erledigen, auch ein- dringen in das Gebiet der Kulturaufgaben der Gegenwart. So ist es für uns wichtig, eine ein heitliche, Klare und bestimmte Stellung (zum Reichsschulgesetzentwurf einzunehmen. Der charak- ' teristische Zug des Reichsschukgesetzentwurfs ist der: Den Ettern wird das Recht zuerkannt, in Fragen der Schulcrzishung selbst zu entscheiden, ob ihr Kind ln einer Bekenntnisschule, kn einer Gemeinschafts schule oder einer Weltanschauungsschule erzogen werden soll. Dieses Selbstbestimmungsrecht der Eltern ist durch die Verfassung gewährleistet. Wenn also das Reichsschulgesetz die in der Ver fassung niedergelegten Elternrechte, soweit sie sih auf die Schule beziehen, zusammenfasscnd formu- Nert, so baut es nur folgerichtig auf den Erund- rechtcn des deutschen Volkes auf. Bei dem 'Kampfe, den vor allen Dingen seit der Revolu tion die Sozialdemokratie führt, um die Volks schulen in ihre Hand zu bringen und bei der Steigerung der Idee der weltlichen Schule ist es eine mit Naturnotwendigkeit folgende Erschei nung, daß die christlich denkenden Eltern auf die Einführung der Bekenntnisschule dringen. Wir fürchten nicht, daß, wenn der Entwurf in seinen Grundzügcn Gesetz würde, die bestehende Volks schule in Trümmer zerschlagen würde. In den näch sten Wochen wird der Neichsschulgesetzentwurf Ge- tzenstand der Reichstagsoerhandlungen sein. Zwei felsohne können hier und da Aenderungen angebracht werden, daß einer übermäßig finanziellen Be lastung der Gemeinden und des Staates vorge- beugt wird und eine ruhige Entwicklung der Volksschule im Sinne der Staatsgesetze möglich ist. Lrksmpftes Originalroman von I. Schneider-Foerstl. Urheber Rechtsschutz durch Verlag Osk. Meister, Werdau. 40 Nachdruck verbo'en. „Laßt in laufen," sagte die Frauenstimme pbermals. „Er mästet uns sonst noch mit Bibel sprüchen." . „He, hopp!" Ein Stock spannte sich wie eine Barriere. Ezechiel sprang darüber. Er wäre auch Noch über ein halbes Dutzend weitere gesprungen, wenn es hätte sein müssen. Nur fortkommen jetzt, solange es noch Zeit war. Lin unbändiges Gelächter klang hinter ihm drein, als er, ohne einen Blick nach rückwärts zu tun, die Straße hinunterrannte, um die Ecke bog und dann nach der Brücke zu verschwand. „Der kommt so rasch nicht wieder!" meinten die Arbeiter belustigt. Dann mahnt? wieder der Ernst der Stunde. Hände hoben sich gestikulierend. Ein paar Schreier warfen Hetzworte in die Monge, die sich ange sammelt hatte, aber sie verfingen nicht. Man »nutzte abwarten. Machatizka war noch einmal »ns Herrenhaus gegangen, vielleicht bekam die Molton doch Angst und lenkte ein. Er wäre das erste Mal nicht, daß es noch km letzten Augeir- blick zu einer Einigung kam. Allerdings sehr hoff nungsvoll sah die Sache nicht aus. Die Geschäfte gingen schlecht, aber man konnte deswegen nicht verhungern. Der Name des Direktors fiel. Das wirkte, Nls hätte man eine Bombe zwischen sie geworfen. Eine Flut von Schimpfworts« ergötz sich über diesem. Mann, dessen Herronmonschmtum eine Wand zwischen sich und den Arbeitern aufge stürmt hatte. „Wir hätten ihn nicht so groß werden lassen sollen," sagte eine besonnene Stimme, „und jetzt ist es zu spät!" Den Meg von der Fabrik herauf kam Macha- stizka, langsam, Schritt für Schritt setzend, als trage er eine Last, die selbst seinen breiten Schul tern zu schwer war. Sie stießen auf ihn zu wie die Falken, die ein Wild erspäht hatten, sahen sein fahles Gesicht, den harten Zug um den Mund, das unruhige Flackern der Augen und wußten alles. „Also dam, los! Aus was warten wir noch?" schrie Sabienski. Machatizka hob die Hand und sah sich um. „Man hat die Polizei verständigt." Seine Stimme war so gedämpft, daß es sogar den Nächststehcndcn Mühe machte, sie zu vernehmen. „Dreißig Mann grüner Wehr patrouillieren!" „Dreißig Mann!" Ein Hohngelächter folgte. „Wir sind fünfhundert! Die werden rasch er ledigt sein!" „Seid vernünftig!" Machatizka verspürte, wie ihm der Schweiß von der Stirne sickerte und irotz der Winterkälte an seinem Hemde klebte. „Gebt ihr Bedenkzeit bis morgen!" ' „Ausgeschlossen! Gleich eine ganze Nacht! Daß! uns noch mehr so Grünzeug ins Dorf kommt! Zu guterletzt schlüpft sie uns noch durch die! Finger und wir können sehen, wie wir sie wieder herbringen." „Bis heute astend!" sagte Machatizka. Sabienski horchte auf. Was mar da im Werke? Verrat? Woher wußte Machatizka, was man zu tun beabsichtigte? Man hatte ihn nicht da von benachrichtigt und in die Dinge eingewciht. Dieser verfluchte deutsche Hund mit seiner alt väterischen Redlichkeit verdarb womöglich den Plan, den man so geheim vor ihm gehalten hatte, dah nur fünf bis sechs Genossen davon wußten. Er drängte sich vor und stellte sich breitspurig in den Schnee. „Warum soll sie Bedenkzeit be kommen? Warum, möchte ich fragen?" „Weil sie ein Weib ist!" ,.N—ah! Sieh einer, well sie ein Weib ist! Uno der Mann, der hinter ihr steht, der zählt wohl nichts?" ; Sabienski hatte die Lacher auf seiner Seite. ! „Ter Direktor ist nur ihr erster Beamter! Das Geld herzubringen ist ihre Sache!" sprach Macha tizka. „Also wollt ihr oder wollt ihr nicht? Bis heute abend!" „Gebt ihr bis heute abend!" mahnte die Stimme, die schon einmal ein gutes Wort für die Hüttenherrin eingelegt hatte. Uniformen kamen die Straße herauf, man zer streute sich. Fluchtartig schossen die Weiber in die Haustüren. Tie Männer folgten gemäch licher. Es sollte nicht aussehen als fürchtete man sich. Bewahre, nun erst recht nicht! Dreißig Mann gegen fünfhundert! Lächerlich! Machatizkas Schultern lagen nach vorne über.! Er war der Letzte, der in sein Haus trat. Er - wußte, daß die Blicke der Genossen ihm folgten,! daß sie sehen wallten, ob er sich zu ihnen bekannte ! und keine Furcht für seine Person empfand. Aber das andere! Wenn nur das andere nicht ge wesen wäre! Der starke Mann wurde von einem Schauer gerüttelt. Als er in die Wohnstube trat, fand er sie leer. Er war dankbar sür dieses Alleinsein. Die Frauen verstanden nur zu klagen. Ein leichter Schritt kam draußen über den Flur und jemand rief angstvoll seinen Rainen. Er öffnete und zog die völlig verstörte Louise herein. „Wolfgang, wie habe ich mich geängstigt!" „Ich habe dir ja gesagt, du sollst bleiben!" fuhr er sie an. „Ls ist jetzt keine Zeit, Spazier gänge zu machen." Seine Lungen holten die Luft wie eine Pumpe, die im Begriffe ist, Wasser zu schöpfen. „Louise!" Mit schwerem, athletenhaftem Schritt kam er auf sie zu, daß sie vor ihm zu rückwich und beinahe Granen vor dem eigenen Bruder empfand. „Louise!" Sie hielt seinen Blick aus. Lr hatte ihr Kind als sein eigenes groß gezogen, er würde nichts Unrechtes von ihr wollen. „Kann ich dir helfen?" Er würgte an den Worten. „Gib mir Geld!" Sie atmete auf. „Ich habe dir das doch be ¬ reits schon heute morgen angeboten," sagt« si« gütig. „Wieviel brauchst du?" „Fünftausend Dollar!" Sie wurde etwas unsicher. „Jetzt gleich?" Und daran anschließend die zweite Frage: „Wo zu?" „Daß ich die Gefahr von Maria Molton ab- zuwenden vermag." Die weichen Frauenzüge, die so mädchenhaft rein, als stünden sie in dem Gesichte einer Acht zehnjährigen, wurden merklich kühl. „Wolfgang, du verlangst zu viel von mir, für eine völlig! Fremde! Ich kenne diese Maria Molton nicht!" „Aber ich!" Er begann erregt auf sie emzu- sprechen. Seine Worte überholten sich, er ent faltete eine Beredsamkeit, wie sie ihm dieselbe niemals zugetraut hätte. Plötzlich bekamen ihr« Augen einen strahlenden Glanz. Ihre Händs faßten nach den seinen. „Tu wolltest? Wirklich^ Wolfgang? Setze die Summe so hoch du kannst." „Ich habe dir schon gesagt, fünftausend Dollar."- Er warf die Worte heraus wie aus einem Schacht. Sie lief nach dem Zimmer nebenan, macht« unter der Türe halt, und als er ihr auf halbem Wege entgegenkam, fragte sie forschend: „Wird deine Frau damit einverstanden sein?" „Kümmere dich nicht um meine Frau, mach* rasch!" Sie kam nach wenigen Minuten mit einer Hand tasche aus geflammtem Leder zurück und begannt Scheine vor ihm auszuzählen, bis sic sich zuletzt zu einem Haufen türmten. Aufgeregt begann er sie zu bündeln. Um ihren Mund lag ein Lächeln, um den seinen ein Zug eiserner Entschlossenheit. „Soll ich dir etwas Schriftliches darüber geben?" Sie zögerte. Aber er sah, daß sie den Wunsch danach in sich trug, nahm ein loses Blatt Pa pier und warf einige Zeilen darauf, die er ihr binüberreicht«. Si« steckte den Schein sorglich in ihre Handtasche und verließ das Zimmer. (Fortsetzung folgt.)
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