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rm Sonntag, den 2v. November Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt Totensonntag von Felix Leo Göckeritz was ist alles Menschenwollen, Alle Sehnsucht, alles Tun? — LH' wir's ahnen, sinken Schollen Auf den Sarg, in dem wir rutz'n, Und in grünen Rasenhügeln winkt den Aämpfern letzte Ruh', Die gestürmt mit Sehnsuchtsflügeln Letzten Menschheitsziele« zu ... will's nicht also in den Lüften Schluchzend und verzweifelt weh'n, wenn wir heut' an lieben Grüften Einsam und verlassen steh n, Will s uns nicht das Herz erdrücken, Daß, was auch die Liebe sann, Sie nur ihre Gräber schmücken And mit Tränen netzen kann? Wohl — wenn denen wir gehören, Die im Geist der neuen Zeit Sich vom alten Glauben kehren, Ab von Gott und Ewigkeit. wird das Trauern an den Grüften Nicht erhellt vom Schein des Lichts, wird das Schluchzen in den Lüfte» Nur ein Totensang vom Nichts! Aber wenn wir noch im alten Rinderglauben fest besteh n And in allem Schicksalswalten Gottes letzten Ratschluß seh n, werden wir, wenn wir erfassen Niemals auch den letzten Sinn, Gläubig uns geleiten lassen Zu des Heilands Areuze hin. Und wir werden inne werden, Daß das Grab nicht letzte Ruh', Daß die Seele von der Erden Auffliegt Sonnenhöhen zu, Daß der Tod nicht unser Ende, Sondern nur ei« weitergeh'n, Nur der Daseinsfsrmen wende, Die gekrönt vom Wiederseh n! Jrrenbx Herzen Von Hedwig Conrths-Mahler Copyright 1827 by Kari Köhler L Co., Berlin-Zehlendorf. 13 Nachdruck verholen Dorit nahm Kampfstellung ein. „Das werden wir sehen, Vater. Gerade ist mit den Deut schen viel los, das siehst du ja an Direttor Herold. Denkst wohl, weil die winden Franzosen sich jetzt so als Sieger auf- fpielen? Ha! Die hätten die Deutschen doch ohne Federlesen in die Tasche gesteckt, wenn ihnen die anderen nicht alle geholfen hätten. Was war für ein großes Aufgebot nötig, um die Deut schen klein zu kriegen. Ist das etwa nichts, daß sich die Deutschen so lange gegen eine solche llebermacht gehalten haben? Und mit welchen Mitteln hat man sie bekriegt? Ich möchte das Volk sehen, das es ihnen gleichgetan hätte in gleicher Lage." „Guck eins, mein Doritje macht Propaganda für die Deut schen," spottete er gutmütig. „Zab sie immer leiden mögen, die Deutschen, wenn auch nicht alle solche Prachteremplare sind wie Direktor Herold. Vor die sem aber: Hut ab, Vater!" Er lachte. „Muß das gleich sein, Doritje? Ist mir zu anstrengend." Da nahm sie ihm resolut den Tropenhut vom Kopfe und setzte ihm denselben gleich wieder auf. „So, Vater, das genügt," sagte sie munter. Er lachte aus vollem Halse. „Wettermädel, du gehst ja energisch mit deinem Vater um." „Zab ich erst von meinem Vater gelernt, wie man seinen Willen durchsetzt." „Na, da habe ich mir ja was Nettes aufgezogen." „Was sehr Nettes, Vater." Nun lachten sie sich beide an. Dann sagte der alle Herr in seiner gemächlichen Art: „Tjah — der Direktor Herold, das könnte so ein Schwieger sohn nach meinem Herzen sein — auch wenn er ein Deutscher ist. Ab« er ist arm." Wieder überzog ihr Gesicht eine Helle Röte. „Ist das eine Schande, Vater?" „Nein, aber ein Fehler." „Der sich jeden Tag bessern kann. Sv ein Mann wie er, der ist mir für jedes Vermögen gut, der schafft's schon um der Zeit." „Hm! Wenn du graue Haare hast!" Doritje hätte sich fast verraten. Sie wollte sogen: „So wart« ich eben, bis ich graue Haare habe, auf ihn." Aber so locker ihr auch sonst die Warte saßen, jetzt beherrschte sie sich doch. Sie kannte den Vater ganz genau und chnßte, daß « ihr Falle stellen wollte, damit sie sich verriet. Wse !ehr he sich schon verraten hatte, ahnte sie nicht. Nach emer Welle sagte *„Wmm ich ihn möchte und er „mich, dann würde vH auch warten, bis ich graue Haare hätte." „Oho!" polterte der Vater, „da hätte ich ja auch noch ein Wort mitzureden." Sie nickte gemütsruhig. „Zwei sogar, Vater: Ia und Amen. Es wetterleuchtete in seinem Gesrcht. . „Das ist man gut, daß er dich mcht mag und im chn Mt, damit ick mich nicht mit d«>en beiden Worten zu strapazieren brauche, denn die würden mir nicht üb« die Lippen gehen." Sie sah den Vater von der Seite an. Er blickte starr gerade aus mit todernstem Gesicht, aber Dorit kannte ihren Vater genau. Da in den Augenwinkeln, da saß der Schalk, wenn er auch sonst ganz ernsthaft tat. Sie faßte ihn plötzlich um den Zals und drückte ihm einen Kuß auf seine Wange. „Hast wohl eine grausliche Angst vor so ein« Strapse, Vater?" Er nickte. „Was nicht geht, das geht nicht! Wer sieh, nun Acht «