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Aus der Filmwelt (Einsendungen der Lichtspielhäuser.) Das Welttheater bringt in seinem neuen, erfolg reichen und am gestrigen Abend mit großem Bei fall aufgenommenen Pracht-Programm den ersten Lily-Damita-Großsilm des Deutschen Licht- spielsyndikates „Die letzte Nacht" nach dem be rühmten Schauspiel „Hochzeitsnacht". Die Presse urteilt hierüber folgendermaßen: „Ostseezeitung": „Die letzte Nacht" ist ein Spielfilm bester Quali tät. Menschen sind Spielball eines unbeirrbaren Schicksals, das ihnen den Glauben nimmt an eine Zukunft, die übermorgen schon den Schrecken der Vergangenheit kennt. So wächst die Liebe der »«rkfchasten mit beeinfluss sein durch die km No- pemder allenthalben zu betätigenden sozialen Wahlen. Leider stehen selbst diese Wahlen in Lehr vielen Fällen unter einer gewissen politischen Beeinflussung, um nicht von einem politischen Terror zu sprechen. Das sollte und müsste ver mieden werden können. Unsere soziale Eesetz- tzebung ist nicht für eine Partei, sondern für vie Volksgesamheit geschaffen und es ist in ge wissem Sinne ein Treppenwitz der Weltgeschichte daß gerade jene Seite, unter deren Widerspruch jedes soziale Gesetz in Deutschland zustande kam, in den Verwaltungen der sozialen Institute die Vorherrschaft hat. Daß mutz und kann anders werden, wenn jeder Wähler sich nicht auf einen Parteibefehl festlegen lätzt, sondern frei nach seinem eigenen Willen jene Vertreter wählt, die ihm Gewähr für eine sachliche, der Gesamtheit dienenden Arbeit geben. K. Lgt. Fürstin Nadya aus kurzem Glückstraum zu der dramatischen Wucht der letzten Nacht, di« Ent sagung bringt. Mas den Eindruck des Film» zu- sammenhält oder gar noch steigert, sind die vor- züglichen Zwischenteile, wie man sie leider nur selten findet. Die Darstellung vereinigt beste Na men. Lily Damita weiß den Kampf de» Weibe» um ihr Glück mit allen Mitteln — und sie hat starke Mittel — glaubhaft zu machen. Daneben gibt Paul Richter seine kraftvolle Männlichkeit voll aus. Harry Liedtke macht eine etwas un glückliche Figur, Rudolf Klein-Nogg« gibt dem getreuen General einfache, aber kräftige Formen. Die Bauten von O. F. Werndorff sind voll Charakter und bewahren auch in den Bildern bei Hofe eine einfache, angenehme Linie. — „Nacht ausgabe": In Kraya, einem Ländchen Nirgend wo, zerbricht der Tod eine freudlose Ehe. Fern der Heimat findet Prinzessin Nadya in der Liebe eines Künstlers Vergessen von ihrem Martyrium. Der Tod des Königs ruft sie auf den Thron. Im Konflikt zwischen Lebensglück und dynasti scher Pflicht bäumt sich die Schwergeprüfte auf: Lasst mich nur einmal glücklich sein! — Und beugt sich der Staatsräson. An der! Seite eines Kavaliers aus fürstlichem Geblüt i soll sie, so will es die Hauspolitik,' auch hier ver- § gessen. Doch im Vernarben reitzt die Wunde! wieder auf: Ihr Lebensretter bei einem Attentat! ist — der verlorene Geliebte. Sie schenkt ihm! eine letzte Nacht. Die Verwirrung eines neuen! Attentats am anderen Morgen bewahrt Königin Nadya vor einem Makel: „Im Zimmer Ihrer Majestät wurde soeben ein „Revolutionär" er schossen aufgefunden!" Balkanisch schwül weht es durch dieses Filmdrama von Königsmvrd und Revolte. Die Regie Graham Cutts' versucht die sem oft variierten Sujet die sentimentale Note zu nehmen. Gelungen sind neben einigen Massen szenen kleine Einfälle von launiger Frische und apartem Reiz. Line prominente Darstellung be müht sich um den Erfolg. Lily Damita, reizend und frisch, hat starke Momente. Sympathisch und flott Paul Richter. Harry Liedtke filmwirk sam wie immer als repräsentabler Prinzgemahl. Eine gute Leistung in einer Episodenrolle bot Ernst Verebes als jungenhafter Schwerennöter. Dazu ein vorzügliches Beiprogramm, u. a. eine herrliche Naturaufnahme „Wochenendfahrt in das Erzgebirge", welche prachtvolle Aufnahmen aus unserem Zschopautale bringt. In den Apollo-Lichtspielen findet man von heute bis Sonntag wieder eins der bekanisten Sensationsprogramme und zwar Coopers Leder- ftrumpf: „Mildtöters Kamps um das Blockhaus im See". Es erübrigt sich, preisende Wort« hier über zu verlieren: Wildtöters Abenteuer sind jung und alt bekannt, und daß der Film der beste und spannendste Indianerfilm ist, braucht nicht erst gesagt zu werden. Ein prächtiges Bei programm sorgt für weitere Abwechslung. Sonn tag 2 Uhr das Gleiche auch für Kinder und Familien. Bekannt niedrige Eintrittspreise. Capitol, das Theater internationaler Groß- filme, das Heim der guten Gesellschaft, wartet heute Freitag und Sonntag wiederum mit zwei Uraufführungen aus. An der Spitze der seit Wochen erwartete Eichbergfilm der Ufa „Die keusche Susanne". Sieben espritvolle Akte. Wer kennt nicht die weltberühmte Operette von J«M Gilbert? In allen Sprachen ist sie über alH Bühnen der Welt gegangen. Gestalten wie de« Vater und der Sohn, die zusammen auf deck Bummel gehen, sind international. „Susamh Susan», du hast mir's angetan." Unvergessen sind noch' heute die Melodien, u. a.: „Wo hast du nur die schönen blauen Äugen her", „Mir winden dir den Jungfernkranz mit veilchenblauer Seide" usw. Dieser Gesellschaftsklassesilm von Liebe und Eifersucht stellt auch den verwöhntesten Besucher vollauf zufrieden. Raffinierteste Tot lettenpracht, märchenhafte Ausstattung. Die Frankenberger Uraufführung der Gilbertschen Operette „Die keusche Susanne" wird bei grösste»» Andrang und höchster Begeisterung stattfindoir, Wir laden unser großes und dankbares Publikmst zu der Operetten-Premiere ganz besonders ein- und versprechen allerhöchste Genüsse. Wir Hap ten, was wir versprechen. Als zweiter Parufamet- fklm, ein Siebenakter aus dem wilden Westen^ „Das rollende Haus". Für diesen Parufamep film erübrigt sich jedes weitere Wort, — Ist Vorbereitung: „Du Mädel vom Rhein", di« entzückendste Singfilm-Operette unter persönlicher Mitwirkung eines eigens aus Berlin kommenden Kapellmeisters, Sängern u. Sängerinnen. — „Di« Vorbestraften", „Louise von Coburg", die Tra gödie der reichste» Fürstin der Welt bis zpr greisen Bettlerin. „Ben Hur", 18 Akte, zum Teil koloriert (farbenbunt). — Und heute Uno Sonntag ins Capitol! Zwelseitla beschriebene Manuskript« mtW wir in Zukunft der Satzschwieriakeiten weM unbedingt ablehnen. Die SchriftleitunD Rsttss-Ssrvles Kukscknitt-Nattsn Llerdscksr Sslss-Vossn prims ^sbriksl prima psbriksl örOt-ROlll ovsl. 3! cm Ragout Ckina-VIau lee- Rannen 2.00 2.so s.sr» » oo Msüsr 80». 85» 1 Ragout.. 5?° lerrins prims psbrikst Leibner Koss, mit Rsüee- 0,4 o.k o,s 1,1 1,5 2 Ur Rsnnsn l.so 2.35 2.so 3.30 3.80 4.20 prima pabrikai Isrrlns ... «AvSlV»»« U VMI«« 22 28 cm bksISrrsr kios« IS Teiler.. . so 17 IS 24 cm sS ös SS 55 eiknsr «g*ov kose mit * kl.pekiern^V m.Vn- »F-tz tersstr U V». Rsnnan-Vnteraetrsr los rund und ovsi ., , ,. ,s,. * ,, 28 33 38 42 cm Platten ovsi. M Zuckerdosen « rund und ov»I S ü - > .... Mice 1,1 1.» l.tr Filiale: i UllgULtusdurgei'51rsSe Me KiklMeg, MeM. UM LomeM Mer I» 17 IS cm Gelier 82 s« ?o ?i. vuttsrglocksn . . , 2 lee-Lervlcs kür 2 Personen .. ,. komplett « Rattos Service igr» kür 6 Personen .,. .kamplest * V lesServks 11«» kür S Personen . . , .komplett * * lellsr. Natten ovP — -Iod. 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Rolf Machatizkas schwarzes Kleid tauchte wie eine Vision vor dem Gequälten auf und dessen kühle, weiße Hände griffen nach seinen heißen, schlotternden: „Komm, Ezechiel!" Hann mit Ruhe und mildem Besänftigen: „Sie meinen es nicht !>alb so böse. Es sollte nur ein Scherz sein. Sie tun dir nichts. Keiner von allen tut vir etwas!" Er zog den völlig Willenlosen die wenigen Stufen herab und führte ihn ins Freie. Der Jude schluckte ein paarmal und brach dann in konvulsives Weinen aus. „Was hab ich ihnen aetan, daß sie mich spotten? Was hab ich ver brochen, daß sie mich verachten? Bete ich nicht auch zu dem Gotte, zu dem sie ihre Hände er heben? Habe ich ihnen nicht Säfte und Kräuter verschafft, wenn ihre Kinder krank lagen? Habe ich ihnen nicht Ringe geschenkt und Ketten, wenn sie nicht zahlen konnten von ihrem geringen Gelde? Habe ich — —" Rolf nahm die Hände des Erregten zwischen die seinen. „Quäl dich nicht, Ezechiel! Die Hauptsache bleibt immer, daß unser Tun und Wolle» gut ist. Der Spott der anderen darf uns nicht beirren. Soll ich dich jetzt in deine Herberge bringen oder willst du mit mir auf meine Stube kommen und bleiben, bis du ruhiger geworden bist?" Ter Alte schüttelte den Kopf, hielt Rolf mit der Rechten fest, mit der Linken holte er eine silberne Kette aus der Tasche. Machatizkas Mund zuckte. „Ich bin nicht eitel, Ezechiel, und fordere keinen Dank." „Es ist nicht von mir," flüsterte der Juds. „Sie hat es selbst gewählt und gesprochen: Gib ihm das von mir, Ezechiel, und sage ihm, daß ich seinen Ring tragen werde, bis — —" „Ezechiel!" „Sprich leiser, mein Dohn! — Ich habe ihr einen Ning an den Finger gesteckt: mein bestes Gold, meinen schönsten Stein — genau den glei chen wie damals — und sie hat ihn genommen." „Ezechiel!" Eine Hand griff Machatizka von rückwärts an die Schulter und schob ihn verächtlich zur Seite. ,Wie oft hab ich dir schon verboten, daß du mit ihm in Freundschaft stehst? Mußt du dir erst die Finger an ihm verbrennen, ehe du glaubst, daß er ein Heuchler ist?" „Herr!" fiel ihm Ezechiel in die Rede. „Schweig!" kam es zornig. „Seid ihr nicht schuld an allem? Schleppt ihr nicht Gold in eure Truhen und wir Kieselsteine? Ihr kriecht, damit ihr zwischen allem und jedem hindurch kommt, und wir, die wir aufrecht stehen, werde» niedergeschlagen." „Väter!" bat Rolf. „Halte deinen Mund," gebot dieser erregt, „und mach, daß du nach Hause kommst!" „Geh, Ezechiel," bat der junge Mann, fühlte eine dünne Kette zwischen seinen Fingern und ließ sie unbemerkt in die Tasche seines Rockes gleiten. Im nächsten Augenblick war der Jude im Dunkel verschwunden. Wolfgang Machatizka brummte etwas vor sich hin, ohne, dah es dem Sohne gelang, auch nur ein Wort davon zu verstehen. Er begleitet« ihn bis zur Haustüre und wandte sich dann wie der der Straße fs». „Du kommst noch nicht?" fragte der alte Machatizka und blieb wartend auf der Schwelle stehen. „Nein, Vater! Es ist mir unmöglich jetzt — die Mutter soll sich nicht sorgen." „Du willst wieder zu ihm?" „Nein, ich muß nur ein wenig allein sei» mit mir selbst. Gute Nacht!" Das Dunkel legte sich wie ein schützender Fit tich um sein schwarzes Kleid. Er nahm die Höhe, die zum Walde führte, und schritt eilig an der Kantine vorbei, aus der Lachen und Gläser- klirren klang. Aus einem schwach erleuchteten ebenerdigen Zimmer quoll der rote Schein einer Kerze. Er hielt inne und drückte sich lauschend gegen das offene Fenster. „Herr, sei mir gnädig, denn mir ist Angst," betete Ezechiel in der Stube, „meine Gestalt ist verfallen vor Trauer und meine Seele schreit nach Hilfe. Meine Kraft ist verfalle» vor meiner Missetat und meine Gebeine verschmachten. Es gebt mir übel, und die mich auf den Straßen sehen, fliehen vor mir. Mir ist Vergessen im Herzen wie eines Toten." Rolf Machatizka preßte die Fäuste zwischen die Zäbne, daß der Schrei, der in seiner Seele auf- klang, nicht laut wurde. ' Mit ein paar Sätzen jagte er den Maldsaum hinauf und warf sich mit dem Kopf zur Erde in das feuchte Gras, sprang wieder empor und ließ sich zwischen das Geäst eines Wacholder strauches fallen. „Erbarme dich meiner! Tenn meiner ist ver gessen wie eines Toten!" Rolf wußte nicht, wie lange er so gelegen hatte. Er erhob sich tastend und ging taumelnd den Weg ins Tal hinunter. Gleich einer schwarzen Eisenkugel, aus derem Inneren Brände loderten, lag die Fabrik in der Tiefe. Ans keinem der Häuser kam mehr Licht, Nur die Straßenlaternen brannten arniselig hell und machten stellenweis« den Schotter aufglimmen. Tie Moldegg raunte heiser durch die Nächk und schoß gurgelnd vom Kanal in die mächtige? Steinrinne, die zu den Schleifereien führte. Tiq Höhe, auf der sie dort herunterstürzte, gab ihp den Hall eines Wehres, das in der Nähe zu" Tal donnerte. Vor einem der letzten Häuser im Ort hielte Machatizka stille, preßte, ehe er eintrat, nochmals beide Hände gegen die Schläfen und drückt« dann auf die Eisenklinke. Sie gab sofort nach und ließ das Innere eines Flurs sichtbar werdens Ein Paar, ein Mann und ein Weib, fuhr, bei seinem Eintritt in jähem Schrecken ausein ander und drückte sich gegen die Wand. Rolf senkte den Kopf und hielt die Augen zu Bode» geschlagen. So ging er an ihnen vovi über, ohne sich umzusehen. Eine Türe klappte leise ins Schloß. Das Mädchen hinter ihm lachte ärgerlich auf, „Er ist «in Narr!" „Dein Bruder?" sagte der Mann, der bereit« wieder die Arine um ihre Hüften gelegt hatte. Sie nickte. „Er will bei den Benediktinern ist St. Georgen eintreten — wenn sie ihn nehmen. Er ist wie ein Heiliger und will die ganze Well erlösen, läßt sich steinigen wie Stephanus, gehl nackt, wen» es sein muß, so ein anderer kein Hemd am Leibe hat, und fastet wie Johannes in der Wüste." „Vor einer Stunde hat er in der Fabrik dcst Juden in Schutz genommen!" „Schon wieder? Aber das braucht dich nicht zu wundern. Der kniet auch vor einem Heide» nieder, wenn er am Wege liegt und trägt ihst nach Hause und legt ihn in sein Bett und er schläft auf den Brettern oder auf der Straße,, Und der Ezechiel vergöttert ihn schon seit denk Kindertagen und läßt sich für ihn durch ein« Mühle treiben, wenn es sein muß. Er hat dest gleichen Narren an ihm gefressen wie die Mönche.^ (Fortsetzung folgt.)