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Heimat DnaisschM desAltertmsverems fmIrsnkenkerg U.UmgeßMfl sMeilage zu« Arankeuverger Tageblatt) 1/3 1927 6. Jahrg. Wie Frankenberg sein Vokksschulgebaude erhielt. Von Richard Hertzsch. Dor der Freitreppe unserer Bürgerschule erblickt man in der Pflasterung die Zahl 1870. Diese Zahl bezeichnet das Einweihungsjahr der Schulhauses. In den Akten des Stadtrates über den Bau eines BürgerschulgebSudes findet man aber bereits im Jahre 1857 einen Hinweis auf die Notwendigkeit eines solchen Baues. Die Ver anlassung dazu war nämlich folgende gewesen. Für die Schulklasse des Lehrers Pampel war nirgends Platz. So hatte der Stadtrat kurzerhand in dem Hause des Senators Richter (Schloßstraße 8, früher Trabert, jetzt Uhlig gehörig) einen entsprechenden Raum gemietet. Die Königliche Schulinspektion, damals vertreten durch den Superintendenten Dr. Körner und den Eerichtsamtmann Gensel, verwahrte sich gegen das eigenmächtige Vorgehen des Stadtrates, wollte es zwar nachträglich genehmigen, behielt sich aber ausdrücklich wegen Erbauung eines neuen Bürgerschulhauser besondere Verhandlungen mit der Schulgemeinde vor. Die Schulraumoerhältnisse waren in jener Zeit die denkbar ungünstigsten. In fünf verschiedenen Gebäuden befanden sich Unterrichtsräume, sowie einige Amts wohnungen für Lehrer. Das eigentliche Hauptschulgebäude war seit 1838') das alte Amthaus am Markte (Zigarrenfabrik Wacker —Dr. Stumpf). In diesem Gebäude waren im Vorder- und Hinterhause Schulzimmer eingerichtet. Außerdem befand sich im 2. Stockwerke des Vorderhauses eine Lehrerwohnung. Die übrigen Häuser, in denen Schulklassen untergebracht waren, standen in der Nähe der Kirche, am sogenannten Kirchhof. In der alten Kantorei"), dem ältesten Schul gebäude unserer Stadt, das 1517 errichtet worden war, und-in der sich heute die Schulküche befindet, war ein Schulzimmer und die Wohnung des Kantors. An Stelle des heutigen Buchhcim'schen Hauses befand sich ein dreiteiliges Haus. (Vergl. Abb. 1!) Hier waren im Erdgeschoß drei Schulzimmer und im Obergeschoß die Lehrerwohnungen. Rechtwinklig zu diesem Hause, aber getrennt durch ein schmales Gäßchen, standen zwei Häuser (vergl. Abb. 2!). Das obere war früher die Wohnung des 2. Geistlichen, des Archidiakonus. Auf dem Bilde ist der an das Haus anstoßende Garten schon nicht mehr zu sehen. Das linksstehende, untere Gebäude war Schullehen. Nicht weniger al» vier Schulzimmer und eine sehr bescheidene Lehrerwohnung waren hier untergcbracht. Als im Jahre 1897 in unserer Bürgerschule vor dem Erweiterungsbau am Südflügel allzu große Raumnot herrschte, war im 1. Obergeschoß dieses alten Schulhauses während eines ganzen Jahres eine Klasse mit 54 Knaben untergebracht worden. Lehrer und Schüler konnten da an sich erfahren, wie schlimm es vor Errichtung des Oolksschul- gebäudes im allgemeinen um die Schulräume bestellt war. Und endlich war. wie schon erwähnt, in dem Hause Schloßstraße 8 ein Zimmer für Schulzwecke ermietet worden. ') Kästner, die Frankenberger AnspSnnergüter S/102." Aus'den dortigen Ausführungen ergibt sich auch die'Herkunft des Namens'„AmthauS". Seit 1807 war das Haus in Besitz des Stadtrichters Gottlieb Rudolph Ranft,'von besten Tochter es der Stadtrat i. 1.1833 kaufte. Dor Ranft gehörte das Haus Bürgern, die mit der Gerichtsbarkeit nichts zu tun hatten. r) Köstner, die Frankenberger Anspännergüter S. 98. Bahn, S. 85: „Die Schule, darinnen der Cantor sein Logis hat, ist anfang An. 1517 erbauet worden, welche Jahreszahl in der Schulstube eingehauen gewesen. An. 1712 brannte die Schule ebenfalls mit weg, an derselben Statt ist ein schönes steinernes mit Ziegeln bedecktes Gebäude aufgeführt worden." 1624, am Montag nach Reminiscere, war bei dem Brande des Nachbarhauses nur das Sparrwerk der Schule ein Raub der Flammen geworden. Bei dem großen Brande am 30. März 1788 ist auch die Schule mit eingeäschert worden. Das jetzige Gebäude der Kantorei wird also aus der Zeit nach'1788 stammen.