10 jahrhundert ihre goldene Inschrift erhalten. Einen weiteren Schmuck des Gebäudes bilden die beiden Medaillons Luther und Melanchthon an der Nordseite (Humboldt- straße), hergestellt von dem Chemnitzer Bildhauer Händler. Die an gleicher Seite am Erdgeschoß befindliche Marmortafel mit den Namen der im Kriege 1870—71 gefallenen Helden wurde am 26. Juni 1871 geweiht. — Von den zwischen Kirche und Schulneubau befindlichen alten Häusern war bis jetzt nur das Hintergebäude im Oehmschen Grundstücke weggerissen worden. (Ver gleiche Abb. 3!) Im Vorderhause waren, wie schon erwähnt, vier Schulzimmer not dürftig eingerichtet worden. Da wurde bekannt, daß der König Johann in der 2. Juliwoche unsere Stadt mit seinem Besuche erfreuen und dabei das neue städtische Schulgebäude in Augenschein nehmen wallte. Aus diesem Grunde erging an die Baumeister die Aufforderung, die Bauarbeiten möglichst zu fördern und noch mehr Arbeiter einzustellen. Anfang Juli wurden im neuen Schulgebäude bereits sechs Klassen untergebracht. Das Ochmc'sche Haus war nun frei geworden, und man konnte eiligst an die Niederlegung der alten Gebäude Herangehen. Das Oehme'sche Haus, sowie „die hölzernen, feuergefährlichen und den Umgebungen zur Verunzierung gereichenden Rektor- wohngebäude verschwanden" *). Das Frankenberger Nachrichtenblatt schreibt hierzu: „Nachdem die bisher vor unserm Schulgebäude gestandene Oehme'sche Wohnung und das Rektoratsgebäude abgebrochen worden ist, präsentiert sich das erstere in seiner Massigkeit und Schönheit des Baues in günstigster Weise und wird es nicht zu viel behauptet sein, wenn wir sagen, daß es mit zu den schönsten Schulgebäuden des Landes gezählt werden darf." Der freie Platz zwischen Kirche und Schule wurde nun planiert und sollte später mit einigen Anlagen und Rasenplätzen versehen werden. Mit größtem Interesse hatten Frankenbergs Bürger den Schulbau verfolgt, und es war ihnen gern gestattet worden, an Sonn- und Feiertagen das Innere des Baues zu besichtigen. Da erschien in der Zeitung die Bekanntmachung, daß anläßlich des hohen Besuches die fertig gestellten Schulräume gründlichst gesäubert und darum der allgemeine Besuch seitens der Bürger vorläufig nicht mehr gestattet werden könne. Für Sonnabend, den 16. Juli, war der Besuch des Königs angemeldet worden. Schon hatte man allenthalben Vorbereitungen getroffen: Der Sängerbund hatte wiederholt in der Zeitung zu Proben eingcladcn, die Häuser der Straßen, welche der Köniz auf seiner Durchfahrt berühren sollte, waren festlich geschmückt. Da meldete tags zuvor der Telegraph, daß die Reise des Königs der politischen Unruhen wegen vorläufig verschoben werden müsse. Der Krieg gegen Frankreich brach aus, und Frankenberg konnte darum erst nach der glücklichen Beendigung des Krieges den Landesherrn in seinen Mauern begrüßen (10. August 1871). Inzwischen gingen der innere Ausbau und die Einrichtung des Gebäudes der Vollendung entgegen. Um das Inventar aus' den bisherigen Schulräumen in das neue Gebäude zu schaffen, wurde bei der Schulinspektion um Verlängerung der Michaelisferien von 1 Woche auf 14 Tage beantragt. Am 7. Oktober oorm. 10 Uhr wurde die Schule von der Baudeputation und der Schulinspektion unter Zuziehung des Bezirksarztes Dr. Buschbeck besichtigt. In dem Gutachten heißt es unter anderem: „Nach erfolgter Planierung des zwischen dem neuen Schulgebäude und der Kirche befindlichen Terrains gewährt das Gebäude einen schönen Prospekt und gereicht vermöge seiner äußeren Ausstattung zur Zierde der Stadt. Die innere Einrichtung entspricht gleichfalls allen Anforderungen, die an ein zu Schulzwccken bestimmtes Gebäude zu machen sind. Das Gebäude ist in 2 Abteilungen geschieden, die linke für Knaben, die rechte für Mädchen bestimmt, für jede Abteilung aber eine besondere Treppe angelegt. Die Schulzimmer befinden sich in allen drei Stockwerken immer nur auf den Außenseiten des Gebäudes, die Korri dore auf der Hofseite, so daß das Licht durch die Fenster stets zur linken Hand der Kinder in die Schulzimmer fällt. Dermalen sind zur Aufnahme von 1676 vorhandenen Schulkindern 26 Unterrichtszimmer eingerichtet und davon 10 mit neuen Bänken nach dem Kunzc'schen System versehen, während in den übrigen Schulstuben noch die alten Bänke verwendet werden."