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— 01 — — 7 - änderte man diesen Plan dahin ab, daß man den Bau in Hufeisenform anlegte, um leicht die Möglichkeit zu haben, an die Flügel Anbauten anzubringen. Bei dieser Planung brauchte die Stirnseite nur etwa 80 Ellen lang zu werden. Infolgedessen konnte man auch die Teillinie i) im Pfarrgarten um 10 Ellen weiter zurllckrücken. Auch diese neue Planung war von dem damaligen Gasanstaltsinspektor Ko ritzky und Baumeister Knäbel bereits wieder fertiggestellt worden, auch hatte der Siadtrat beschlossen, em Konkurrenzschreiben" über die künstlerische Ausgestaltung der Fassade an der Vorderseite zu veranstalten, doch konnte man mit alledem nicht weiter, bevor nicht die Finanzfrage ihre endgültige Lösung gefunden hatte. Inzwischen hatte der Bürgermeister eingehende Erkundigung in einer anderen Angelegenheit eingezogen. Er wollte das neue Schulgebäude nicht wieder als Schullehen errichten lassen, es sollte vielmehr ein städtisches Schulhaus werden, das der Schulgemeinde gegen eine Jahresmicte überlassen werden sollte*). Die Dresdner Ratstöchterschule war als städtisches Gebäude errichtet worden, weshalb man in den Akten auch ein ausführliches Gutachten über diesen Schulbau vorfindet. Ende März 1868 konnte endlich der Bürgermeister folgendes berichten: „Die Erörterungen wegen Regulierung des städtischen Schuldenwesens sind im Gange. An diese werden sich Erörterungen und Beschlußfassungen wegen Aufnahme einer weiteren städtischen Anleihe knüpfen, von welcher Seiten der Stadtgemeinde auch das projektierte Gebäude für die hiesige Bürgerschule gebaut werden solle. Ich hoffe, daß der Bau im Sommer dieses Jahres begonnen und im nächsten Jahre vollendet werden kann." Die Stadtverordneten scheinen jedoch davon keine Kenntnis erhalten zu haben. Sie wollten auf die Angelegenheit des Schulbaues noch mehr Druck ausüben und beschlossen in der Sitzung vom 18. April 68 auf Antrag des Stadtverordneten Eckelmann, an den Stadtrat nachstehenden Antrag abgehen zu lassen: „Bei der schon seit Jahren so starken Ueberfüllung der Schulklassen, welche, wenn der Neubau sich noch länger hinausschiebe, die Gesundheit der Lehrer und der Kinder auf unverant wortliche Weise schädigen könnte, sieht sich das Kollegium in Anbetracht, daß diese Ueberfüllung dies Ostern eine noch erheblichere geworden, zu dem dringlichen Antrag veranlaßt, den geehrten Stadtrat zu ersuchen, daß der schon seit langem projektierte Bau der neuen Bürgerschule noch im Laufe dieses Jahres begonnen werde und so, daß derselbe unbedingt im Jahre 1869 beendet ist." Im Juni endlich lag den Stadtverordneten die Planung zur Beschlußfassung vor. Auf Vorschlag des Stadtrates werden 100 Taler Berechnungsgeld bewilligt für Jnstruktionsreisen zur Besichtigung von Schulneubauten in anderen Städten. In den Akten nehmen die Verhandlungen über die Art der einzubauenden Zentralheizung einen breiten Raum ein. Man hatte zwischen Warmwasserheizung und Luftheizung zu wählen. Nach eingehender Beratung und Einholung von Gutachten entschied man sich für die Luftheizung nach dem System von Ingenieur Kelling (Dresden). Diese Art der Heizung bedingte eine abermalige, weitgehende Umarbeitung des Baurisses. Da man der Schauseite des Gebäudes ein künstlerisches Aussehen geben wollte, beschloß man, ein Preisausschreiben zu veranstalten. In hiesiger Zeitung, sowie im Chemnitzer Tageblatt erschien zweimal die Aufforderung zur Beteiligung an diesem Wettbewerb. Zwei Preise in Höhe von 50 Taler und 25 Taler waren für die besten Entwürfe ausgesetzt. Als Preisrichter wurden Professor Nikolai, Oberlandbau meister Hänel und Professor Heyn in Dresden gewonnen. Bis 31. August 1868 sollten die Bewerbungen eingegangen sein. Unter den 15 eingegangenen Entwürfen bezeichneten die Preisrichter die Arbeit mit dem Kennwort« „Glück auf" als die beste. Für den 2. Preis schlugen sie den Entwurf „Form und Farbe" vor. Die Preisträger waren demzufolge zwei Chemnitzer Architekten, Otto Lindig und Guido Ehrig. Auf Vorschlag der Baudeputation beschlossen beide städtische Behörden, den 2. Entwurf zur Ausführung bringen zu lassen. Deshalb ersuchte man den Architekten Ehrig (Chemnitz), sämtliche Fassaden-, Durchschnitts- und Detailzeichnungen anzu- >) Die erste GrenzUnie^nahm'ihren Anfang'am Ende de« Rektorgarten«. 2) Der in denselben Jahren angelegte,Friedhof war auch von der Stadt angelegt worden, nicht von der Kirchgemeinde.