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Durch den Bau dieses Hauses, der heutigen Essigkeschen Viila, hatte sich das Projekt dieses Schulbauplatzes endgültig erledigt. 4. Am geeignetsten war der Platz westlich vom Gottesacker, also zwischen diesem und der Kirche. Freilich war die Erwerbung dieses Bauplatzes mit glotzen Schwierig keiten verbunden. , Aus dem beigefügten Plane (Abb. 3) ist folgendes zu ersehen: a) Die Stadt muhte das Grundstück „Oehme" mit Wohnhaus, Schuppen und Hintergebäude erwerben. b) Das Rektorat war als Schullehen eigentlich schon Stadtcigentum. Ein kleines Stück des Gartens muhte als Ausgleich an den Garten des Oberpsarrers abgetreten werden. Die Gebäude unter a und b sind auf Abb. 10 („Heimat" 4./5. Jahrgang Seite 134) im Hintergründe zu sehen. c) Der Oberpsarrer muhte einen Teil des Gartens abtreten. Als Mitglied der geistlichen Schulinspeklion hatte Dr. Körner, der damalige Oberpfarrer und Superintendent, in seinem Berichte an die Kreisdirektion den Bau platz unter 4 als den besten bezeichnet. Er muhte sich darum nun grundsätzlich bereit erklären, in die Abgabe oder den Austausch dieses Grundbesitzes einzuwilligcn. Hier waren die Verhandlungen einfach. Sehr schwierig, manchmal sogar aussichtslos, waren sie dagegen mit der Besitzerin des Grundstückes unter a. Frau Oehme, ocrw. gew. Sach he, war das reine Aprilwetter: Heute war sie zum Verkaufe bereit, am anderen Tage zog sie ihre Zusage wieder zurück. Auch in der Höhe der Verkausssumme war sie recht veränderlich, je nachdem sie von dieser oder jener Seite beeinfluht wurde. Jedenfalls war sie auch nicht die alleinige Be sitzerin, denn das Besitztum stammte von ihrem ersten Mann, Sach he, und so hatten wahrscheinlich auch die Kinder aus erster Ehe mit zu entscheiden. (Ein Sohn war der spätere Zimmermeister Sachhe an der Margaretenstrahe.) Erst nach dem Tode ihres zweiten Mannes trat sie in ernstliche Verhandlung mit dem Stadtrate ein. Ihr Rechtsbeistand war der junge Advokat Eduard Priber (eine Zeitlang hatte dieser in dem Oehme'schen Hause seine Geschäftszimmer gehabt). Am 24. Mai 1865 kam endlich der Kaufvertrag zustande. Interessant ist dieser Vertrag. Mit seinen alten, feststehenden Formeln und Redewendungen mutet er einem an, als stamme er etwa aus dem Mittelalter. Von einer Wiedergabe soll abgesehen werden, da die verehrten Leser in dem Werke des Herrn Studienrat Kästner über die Frankenberger Anspännergüter genugsam derartige Kaufverträge zu lesen bekommen. Die Stadt muhte als ganze Haupt- und Kaufsumm« 6000 Taler zahlen, und zwar für das auf dem Plane eingezeichnete Grundstück mit den Gebäuden 4200 Taler, für die Scheune (auf dem Plane mit 391 bezeichnet) 300 Taler und für das Feld- und Wiesengrundstück 1500 Taler. Dieses befand sich etwa in der Gegend zwischen den heutigen Scheunen am Schützenplan und der Geierbrücke; zum Teil fährt heute die Bahn darüber hin. Der Vertrag war vom Bürgermeister Meltzer mit der Verkäuferin abgeschlossen worden, vom Stadtrate wurde dieser Kaufvertrag am 10. Juni 1865 „allenthalben einhellig" genehmigt. Auch die Stadtverordneten traten dem Vertrage einstimmig bei, fügten aber auf Antrag des Stadtverordneten Lohr mit 14 gegen 10 Stimmen di« Bedingung hinzu, dah das Grundstück „nur zum Behuf eines Schulgebäudes anzukaufen sei". Die andere Hälfte der Bauplatzes für das zu errichtende Schulgebäude «ar, wie schon erwähnt, Garten des Superintendenten, also Psarrlehn. In seiner Eigenschaft als Mitglied der Schulinspektion konnte sich der damalige Oberpfarrer der Anslü-t nicht verschliehen, dah dieser in Aussicht genommene Bauplatz wohl der geeignetste für die neue Schule sei, er erachtete es aber für seine Pflicht, hervorzuheben, dah „mit des Gartens grösstem und bestem Teile viel, fehl viel Annehmlichkeiten verloren gehen". Die Superintendentur stellte nun der Stadtgemeinde folgende Bedingungen: 1. Es erscheint eine Entschädigung des Psarrlehns durch Grund und Boden, welcher an andre Pfarrgrundstücke angrenzt, angemessen.