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Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt SN. «r bei U. M»da Sicheres Geleit So ost Ihr auch auf Meereswogerr Der neuen Heimat zu gezogen Ging Vaters Segen stets mit Euch! Denn sein Gebet hat Euch begleitet Und hat Euch sichern Weg bereitet. Er schaut auch heut' vom Himmelreich, Und steht auf Euch des Höchsten Segen Zum Schutze auf des Wassers Wegen. Ein Takismann geht da mit Euch! Frankenberg, den 9. Oktober 1927. Gereimte SPüchwSrter Von A. O. Weber. „Freiheit, dich ich meine," Jeder meint sie seiue! * ,/Das kleine Wort: verzeihe!, Kommt oft zu spät," mag sein, Doch öfter kam' die Reue, ' Würd' alles man verzeih'«. * , Alles GvL ist nur Thimäre" Durch di« Jnflationsmifere. Irrende Herzen Von Hedwig ConrthS-Mahler Copyright 1927 by Kark Köhler <L Co., Berlin-Zehlendorf. 2 Nachdruck verboten Bernd Rakfners junge Gattin Fredegonda, oder wie sie sich der Kürze halben nannte, Gonda, sah am Fenster ihres kleinen Salons und sah mit grohen Augen hinaus in den winterlich verschneiten Garten, der in groher Ausdehnung die herrliche Villa umgab, in der sie wohnte seit ihrer Verheiratung. Reichtum und Lurus umgaben die junge Frau — aber sie war nicht glücklich. Wohl liebte sie ihren Gatten — Bernd Ralfner irrte sich, wenn er annahm, dah sein« Frau ihn so wenig liebte, als er sie — aber sie hatte diese Liebe stets wie ein Unrecht fest in sich verschlossen und das hätte sie nicht tun sollen, weil ihr Mann sie für gefühlskalt hielt und für indolent. Sie war zu stolz, ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn liebte und dah ihr Herz mit aller Jn- brunsi an ihm hing. Dom ersten Augenblick an, da er in ihr Leben getreten war, flog ihm ihr junges Herz entgegen. Eie hatte nicht anders gekonnt, atz sich ihm zu eigen zu geben, als er um ihre Hand anhielt, trotzdem er sie nicht aus Liebe heiratete. Er hatte nur um sie, die reiche hol ländische. Erbin geworben, weil der alten, weltbekannten Firma Ralfner durch die Inflation eine schwere Krise drohte und weil er diese Krise nur abwenden konnte, wenn er em grohes, ausländisches Kapital in die Hände bekam. Gonda war die Tochter und einzige Erbin des reichen Hol länders Mynher Gooden. Ihre Mutter war eine Deutsche gewesen, war aber schon gestorben, als Gonda noch ein Kind war. Ihr Vater hatte mit groher Zärtlichkeit an seine einige Tochter gehangen. Gonda hatte Bernd Ralfner kennen gelernt, als dieser eines Tages ihrem Vater einen geschäftlichen Besuch machte in Amsterdam. Gleich beim ersten Sehen hatte der junge deutsche Kaufherr einen tiefen Eindruck auf sie gemacht. Seine mar kante, interessante Erscheinung, seine energisch männlichen Züge, seine ganze Art, sich zu geben, hatte sie bezaubert. Aber er hatte damals kaum auf sie geachtet, trotzdem sie die Hon neurs im Hause ihres Vaters machte, in dem er zu Gaste war. Das alte holländische Patrizierhaus und der charakte ristische alte Holländer hatten ihn mehr interessiert, als seine Tochter, die so gar nicht die Allüren einer reichen Erbin hatte und sich bescheiden im Hintergrunds hielt. Ihre stille Scheu und Zurückhaltung, die um so größer war, je tiefer der Eindruck wurde, den Bernd auf sie machte, hielt er für Indolenz und sie erschien ihm unbedeutend. Die feinen, stillen Reize ihrer Erscheinung machten keinen Eindruck auf ihn, zumal er sich wenig um die Frauen kümmerte. Er hatte schon größeren Reizen bei Frauen widerstanden und nicht daran gedacht damals, seine Freiheit aufzugebe«. Sem ganzes Sinnen und Denken hatte der Firma gehört, der er damals erst seit einem Jahve als Chef ovrstand, da sein Vater bis dechia Mbt Me. Gleich seinem Vater war er der geborene Grrhffaufmamt der königliche Kaufherr, dessen Geschäft« den Erdbalk um spannten und der in seinem Reiche mächtig war, wie ein Fürst. Und der Firma gehörte seine garye Kraft, zumal er sie in einer schwierigen Zeitepoche übernahm und sich für ihr Gedeihen verantwortlich fühlte. Damals war er nach Amsterdam gekommen, um unter an- deren geschäftlichen Beziehungen au' die mtt der Fiona Gooden neu zu befestigen, die durch den Krieg und sein« Folgen etwas gelockert waren. Bernd war schon damals sehr in Sorge gewesen um das weitere Gedeihen seiner Firma, wenn er auch noch nicht so dicht vor einer Kata strophe gestanden hatte, als später. Damals hatte er noch gehofft, allein, ohne fremde Hilfe sein Schiff durch die Stürme der Inflation steuern zu können. Aber nicht ganz ein Jahr spät« kam die Krise für die Firma Ralfner, und da war ihm durch Zufall eine Idee gekommen, wie er die Krise abwendeu konnte. Grad« in jenen Tagen erhielt er die Nachricht von dem AblÄ>en Mynher Goodens und plötzlich sah er vor seinem geistigen Auge Gonda Gooden stehen. Die schlanke, stille Gestalt mtt ihrem lautlosen Wallen in dem allen Patrizierhause wollte ihm nicht mehr aus der Erinnerung kommen. Sie war jetzt die einzige Erbin eines immensen Reichtums. Ihr gehörte nun das große holländische Kaufhaus, dazu ein großer Besitz auf Java in den niederländischen Kolonien, ganz abgesehen von einem sicher sehr großen Barvermögen, das durch keine Inflation geschmälert war. Eines Tages mußte « doch heiraten, denn die Firma Ralfner sollte einen Erben haben. Wie, wen« er »«suchte, sich die junge Erbin zu erringe«? Dann war di« Rettung für das Haus Ralfner gefunden. And für die Rettung seiner Firma hätte Bernd damals noch ganz andere Opfer ge- bracht, als eine ungeliebte Frau heimzuführe«. Er reiste also, ohne langes lleberlegen nach Amsterdam und fand Gonda blaß und still, aber anscheinend sehr gefaßt und ruhig dem schweren Verlust gegenüber. Sie war eine von den Naturen, die ihre Gefühl« fest in sich verschließen und ihnen nicht so leicht Ausdruck geben können. Was sie um den Verlust ihres Paters gelitten hatte, das wuMe kein Mensch. Sie verwand es in der Stille ihres Zimmers, wo kein Auge ihren Schmerz belauschen konnte. Bernd ab« dachte, als er ihre Ruhe sah: Sie hat nicht viel Herz. Das hatte ihn aber nicht abgehalte« von sei««« Plane, rm Gegenteil, da er selbst keine Liebe zu geben hatte, war es ihm sehr lieb, dah sie anscheinend nicht viel Gefühl zu vergeben hatte. Und ohne langes Zögern war er auf sein Zw losgeymmeu. Er hatte Gouda gesagt, daß « von ihm» Verlust gehört habe und daß er gekommen sei, «in sie zu frr^ea, ob fte sm« männllche« Schuss betLft. ZagLt hatte sie »