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Es bleibt bet der h«W-gm- (Eigener Informationsdienst.) Bertin, 10. Oktober. Mehrere Blätter brachten die Meldung, daß die Herbsttagung des Reichstages entweder ganz ausfallen oder verschoben werden müsse, da der Reichsrat das Schulgesetz nicht werde rechtzeitig verabschieden können. Bon authentischer Seite er fahren wir, das; diese Meldung gänzlich unzu treffend ist. Die Arbeit des Neichsrates geht völlig programmäsjig ihren Gang. Die zweit« Lesung des Schulgesetzes in den Ausschüssen be- MIM dl« Md« 8«. Ml-ang MM« den I«. Moder M7 nachmMa«; A7 "»---."ML Lkr.'SSWMKS'LlS» - '"E ßotaNSM« Aid Verlos: E.K.B-PKZ M.SkWMGekg IZN.) UFk-Mi»««. Semit Lkr « »und » r, Igpaltigi P-llunU klrLzl «0 Boldpj«nnti, für dl« 147 nun diUlr amtlich« L«ü« 80 <»«ld»s,nnla, st, dl« 72 nun brrlt« gelle lm R«dattlontl«lle 80 «aldpleaal,. TNiln« Sn««!««» N»d »el Ausgabe «u »«zahlen. Ulr «achw«U und B-rmUtlun, i Leu« «ander,<Älhr. - »0- schwierige Ca,arten und »ei Vla»»agchrlslrn «u,schlag. Bel »rüderen »lustril,«« Uttd lm Wieder, halun^abdruck »rmtihigung nach seststehender «lass«!. M»« Ip den Nu,„»«stUIen d«r «lad« 1.8« w», In den ilu»g°»e- »b«»r«nd»ezlrlst 1.9V Mt.. »elgutragun, im Sladtgedtet 1.90 ««., bei Zlitragtm, l» Landgeblct »00 MI. WtmttmiNV Wz., «nzilnummerlvvfg., «°nna»endnummer »o Psg. W»ckk««t»l Leipzig üsroi. s,»»ind,,!ro>»>nto, yranknterg. >IP»»«tz»» 91. «»»»sieaumrut Lagetlatt 8ranienb«rgI«chstN. kurzer ragesspiegel Aus dem Rekchsjugendtag der Deut zen Volk« Partei sprach Reichsaußenmini- Mr Dr. Stresemann über die Aufgaben der Tugend. Reichsfuftizminister Hergt sprach ge- störn in Oschatz über die innerpokitische Lage. .Reichskanzler Marr hat gestern seine Ryeinlandreis« angetreten. In Hamburg fanden gestern Neuwahlen -vr Bürgerschaft statt. ArneBorghatin Berlin einen neuen Welt- lrttord im Schwimnren aufgestellt. In Wittenberge ist es anläßlich eines Mautages des Roten Frontkämpferbundes zu Mweren Ausschreitungen der Kommunisten ge- Mtnmen. Der englische Gesandte und der deut sche Geschäftsträger in Belgrad, hatten Bespre- Aungen mit dem südslawischen Außenminister. Der Balkankonflikt hat seinen Höhe- PUnft erreicht. Der erkrankte österreichische Ge sandte in Berlin Dr. Frank, läßt sich in Graz operieren. Briand und Zaleski haben sich in Paris Mer das Verhältnis der Westmächte zu Ruß land unterhalten. In Wilna finden anläßlich des Gedenktages Her vor 7 Jahren erfolgten Besetzung der Stadt Mrch Polen in Anwesenheit Pilsudskis Gedenk- ffeiern statt. ' Die sowjetrussische Antwort an Frankreich in der Frage der Abberufung Ra- ßvwskis soll heute überreicht werden. Si«M. u - >-- -1.^—4- s--? Die Entwimnng ms«« kapital- neabildMg Von Dr. K. St etter. Der Reichswirtschaftsminister hat in seiner kürz lich vor dem Reichsverband der deutschen Jn- Hustrie gehaltenen Rede mit Recht die Verflechtung Hl die Weltwirtschaft und die Bildung eigenen (Kapitals als die beiden großen Aufgaben der Deutschen Wirtschaftspolitik bezeichnet. Als wir Gnde 1923 aus dem Taumel der Inflationszeit Wwachten, fehlte es zwar nicht an den bekannten ^Sachwerten" — den Produktionsmitteln, wohl »ber war das Kapital als das zu ihrem Betriebe Nötige Oel fast restlos verbraucht. Seine Er neuerung wird durch die vielen Sonderfaktoren, denen unsere Wirtschaft als Folge des Krieges Und Friedensvertrages unterworfen ist, stark be- zchränkt. Jahr für Jahr werden auf Grund des Dawesplanes aus Deutschland große Teile seines Volkseinkommens an die repacationsberechtigten Staaten abgeführt. Sie vermindern naturgemäß M« Kapitakbildung und zwar sicherlich unter das Maß, das notwendig ist, um unsere Wirtschaft Auf dem ihrer Weiterentwicklung und dein Be- volkerungszuwachs entsprechenden Stande zu er halten. Die Abführung dieser Milliarden zwingt Ans deshalb, sie im Auslande als privaten Kredit Miederaufzunehmen. Daß wir heute nach dreieinhalbjähriger Spar- Kätigkeit auf ein unter den obwaltenden Um- Wänden als erfreulich zu bezeichnendes Ergebnis Mrückblicken können, spricht ebenso für die wirt- «chaftliche Einsicht unseres Volkes wie für seinen, ktotz der durch die Geldentwertung bedingten Ent- Muschung wiedererstandenen Sparwillen. Nach den Angaben des Statistischen Reichsamts betrug der Bestand der Neichsspareinlagen Ende Juni dieses Wahres etwas über 4 Milliarden Mark. Allein Das Jahr 1926 brachte einen Zuwachs von mehr As 1,4 Milliarden, und im laufenden Jahre Mird die Erhöhung — wie aus den bisherigen Ergebnissen zu entnehmen ist — fast die 2 Mik- Mrdengrenze streifen. Von der obigen für das vieichsgebiet geltenden Summe hat Preußen allein Hwei Drittel aufgebracht obwohl seine Einwohner zahl nur 61 Prozent der Neichsbevölkcrung um faßt. Kennzeichnend für das Beteiligungsverhält- Mis der einzelnen preußischen Provinzen ist, daß Idle schwer bedrängte Ostmark die niedrigste Spar- bikdung aufweist, während die Rheinprovinz und Westfalen allein ungefähr 40 Prozent der preußi schen Einlagen vertreten. Die niedrigste Durch schnittsziffer unter den Ländern weisen Thüringen und Bayern auf. Eine nicht ohne weiteres verständliche Erschei nung bedeutet das stärkere Ansteigen der Einlagen während des Jahres 1926, in dem die Arbeits losigkeit ungewöhnlich groß war. Der Repara tionsagent hat hieraus günstige Schlüsse auf die Lebenshaltung der breiten Massen und die ge stiegene Sparkraft derjenigen Schichten gezogen, die von der Arbeitslosigkeit nicht unmittelbar be troffen wurden. Sicherlich mit Unrecht! Nicht die Sparkraft, sondern der verstärkte Sparwille hat diesen vermeintlichen Widerspruch hervorge rufen. Weiteste Kreise unseres Volkes sind in größter Not. Die Beschäftigten aber hat die wachsende Sorge, ebenfalls arbeitslos zu werden, zu einer Einschränkung des Verbrauchs und damit zu einer verstärkten Spartätigkeit veranlaßt. Di« Furcht vor der eigenen zukinrftigen Not angesichts der fremden erhöht den Sparwillen nicht trotz sondern gerade infolge der allgemeinen Arbeits losigkeit. Die Einlage des Arbeiters und Ange stellten trägt einen versicherungsähnlichen Charak ter und soll neben den Sozialversicherungen für den Fall der Nichtbeschäftigung einen gewissen Rückhalt bilden. Aus diesen Erwägungen heraus erklärt sich auch die Tatsache, daß di« jährliche Zunahme der Ein lagen größer als in irgend einem Jahre vor dem Kriege und verhältnismäßig höher als in den anderen Staaten gewesen ist. Der Sparzu wachs betrug z. B. in dem letzten Friedensjahrs nur 1,1 Milliarde, wobei weiterhin zu berücksich tigen bleibt, daß hiervon ein erheblicher Teil auf Zinszuschreibungen entfiel. Diese waren bei dem unvergleichlich größeren Einlagekapital von 19,17 Milliarden viel umfangreicher als bei den jetzigen Ziffern. Sicherlich ist die Sparkrast des Ein zelnen viel geringer als in der Vorkriegszeit. Jedoch hat sich der Kreis der Sparer angesichts der Not der Zeit verbreitert, so daß ihre er höhte Zahl trotz Verkleinerung der einzelnen Rück lage ein Höheres Gesamtergebnis ermöglicht hat. Tatsächlich ist nicht eine aus dem Ueberfluß zu erklärende Sparkraft, wie der Neparationsagent behauptet hat, sondern ein verstärkter, durch die Not der Zeit angespornter Sparwille im deut schen Volke vorhanden. Die auf längere Zeit festgelegten Einlagen haben es den Sparkassen ermöglicht, ihr für die Landwirtschaft so wichtiges Hypothekengeschäft in großem Umfange wieder aufzunehmen. So sind 51 Prozent der neuen Preußischen Spargelder des Jahres 1926 von vornherein langfristig im Nealkredit angelegt worden. Im übrigen wurden sie — soweit nicht für den Ankauf von Effekten verwandt — dein Kleingewerbe zugeführt. Von den 750 000 im Juni 1927 laufenden Krediten der Sparkassen entfallen nur 21000 auf Kredit- beträge über 10 000 Mark. Der Durchschnitts bettag des Einzeldarlehns beträgt 1700 Mark, ist affo auf das Konto des Handwerks und Kleingewerbes zu buchen. Die Versorgung dieser mit den Banken kaum in Verbindung steheirden Wirtschaftskreise stellt eine der Hauptaufgaben der Sparkassen dar. Im Gegensatz zu dieser sichtbaren steht die innere Kapitalneubildung im Rahmen der Be triebe durch offene oder versteckte Rücklagen, Na tionalisierung der Produktionsmittel, Ergänzung der Warenvorräte usw. Auch die Einlagen der Privatbanken lassen nicht ohne weiteres erkennen, ob es sich um Ersparnisse, Betriebskapital oder ausländische Gelder handelt. Weitere große, schwer erfaßbare Beträge sind in Hypotheken, Pfand briefen, neuen Aktien und Versicherungen angelegt worden. Eine entsprechende nähere Untersuchung dieser Posten würde zu weit führen. Jedoch sei erwähnt, daß von maßgeblichen Bankkreisen die Kapitalneubildung der letzten dreieinhalb Jahre auf 17 bis 20 Milliarden Mark geschätzt wird. Diese Zahl mag groß erscheinen, sie bleibt aber mit einem jährlichen Durchschnittsbetrag von 5 bis 6 Milliarden um ein Drittel hinter den Beträgen der Vorkriegszeit zurück. Berücksichtigt man den durch die Schwierigkeit des Aufbaus, den verfeinerten Produktionsapparat und den Druck der Reparationen erweiterten Kapitalbedarf, jo erklärt sich die immer in ehr anschwellende Aus landsverschuldung, die es uns allein ermöglicht, unserm öffentlichen Verpflichtungen an das Aus land zur Erfüllung des Dawesplanes nachzu kommen. „Rach Keas mid raunend«-" Eine Auslassung des „Petit Paristen" Paris, 9. 10. TU. (Funkspruch.s „Petit Parisien" veröffentlicht einen längeren Aufsatz mit der Ikeberschrift „Nach Genf und Tannenberg" aus der Feder einer gegenwärtig in Berlin weilen den französischen Persönlichkeit. In diesem Aust satz wird u. a. darzulegen versucht, daß man nach der Genfer Rede Stresemanns, der Tannenberg feier und den Kundgebungen anläßlich des 80. Geburtstages Hindenburgs nicht wisse, ob Deutsch land eine Politik betreibe, und wenn ja, ob diese Politik eine Politik des Krieges oder des Friedens sei. Der deutsch-französische Frieden werde wohl unablässig Erschütterungen ausgesetzt bleiben. Von Hindenburg könne man keine andere Sprache ver fangen als die, die er geredet habe. In der Kriegsschuldftage herrsche ein« sonderbare Ver- Wirrung der meisten Deutschen bezüglich des Ver sailler Vertrages. Dieser mache Deutschland zivil rechtlich verantwortlich für die durch den Krieg verursachten Schäden. Der Vertrag beabsichtig« jedoch nicht, Deutschland dafür verantwortlich zu machen, Europa bewußt in einen Abgrund des Blutes gestürzt zu haben. Er stelle nur die Ver wüstungen fest, für die Deutschland Reparationen leisten "müsse. Die intellektuelle Verantwortlich keit Deutschlands, dafür die österreichischen For derungen im serbischen Konflikt unterstützt zu haben, rechtfertige zur Genüge die Reparations- fordcrungen. Man dürfe, meint der Artikel schreiber weiter, den Charakter der Hindenburg- feier vom 2. Oktober nicht übertreiben. Wil helm II. könne soviel Telegramme senden wie er wolle, er bleib« in Deutschland in Mißkredits Die Menge, die Hindenburg zugejubett habe, sei nicht monarchistisch. Aus Verehrung für Hin denburg habe ein großer Teil der Republikaner sich daran beteiligt. Zwischen Zentrum und So zialdemokratie herrsche große Mißstimmung, die sogar zu einer Reichstagsauflösung führen könnte. Diese würde den Anhängern der Locarnopolitik gestatten, an das Land zu appellieren. Der Aus gang dieses Appells sei nicht zweifelhaft. Die Mehrheit des deutschen Volkes billige die inter nationalen Abmachungen nicht aus doktrinärem oder sentimentalem Pazifismus, sondern aus der elementarm Notwendigkeit heraus, zu leben und vorwärts zu kommm. Darum sei das dmtsch« Problem auch nicht unlösbar. Die Lage würde erst klar sein, wenn Frankreich einem neuen Deutschland gegenüberstünde, einem Deutschland, das mit seiner Vergangenheit abgebrochen hätte, ein Deutschland, wie es Prof. Förster erträume. Die bestehende Gefahr könne aber nicht dadurch gebannt werden, daß Frankreich sich hinter Ver dächtigungen verschanze. Die Gefahr sei nur M beschwören, wenn man von gegenseitiger Arbeit, von Güteraustausch und Gemeinsamkeit der In teressen spreche. Wilna sieden zayre polnisch Die Gedmkftiern am Sonntag. Wilna, 9. 10. Die heutigen Feierlichkeiten anläßlich des Gedenktages der vor sieben Jahren erfolgten Besetzung des Wilna-Gebietes durch die Polen sind bisher ohne Zwischenfälle verlaufen. In den ersten Nachmittagsstunden traf Mar schall Pilsudski in Begleitung mehrerer Minister auf dem hiesigm Bahnhof ein, wo zu seinem Empfang mehrere Regimenter sowie die Militär verbände Aufstellung genommen hatten. Ilm die Mittagsstunde nahm dann nach einer feierlichen Messe in der Kathedrale General Zeligowski eine große Parade sämtlicher im Wilna-Gebiet sta tionierten Truppen ab. Marschall Pilsudski selbst wohnte der Parade nicht bei. Ilm 1 Uhr fand sodann im Stadtsaale ein« außerordentlich stark besuchte Protestoersammlimg sämtlicher polnischer Parteien und Verbände mit Ausnahme der Sozialisten gegen die antipolni schen Maßnahmen der litauischen Negierung statt. Von der Negierung und den Behörden nahm niemand an dieser Versammlung teil. In einer Resolution wurde verlangt, daß die polnische Ne gierung auf die litauische Regierung einen Druck ausüben solle, da Polen von dorther provoziert worden sei. Die litauische, weißrussische und jü dische B,wölkerung hielt sich von den Feiern fern. Die Stadt Wilna hat, wohl teilweise mit behörd licher Unterstützung, in den polnischen Farben geflaggt. Am Nachmittag fand eine Konferenz sämtlicher in Wilna anwesenden Minister unter dem Vorsitz Pilsudskis über die Frage der polnischen Minder heiten in Litauen statt, der sich eine weitere Be- prechung unter Hinzuziehung der Wilnaer Ge richts- und Schulbehörden, der politischen und taatlichen Polizei, sowie des Kommandanten d«r Grenzpolizei ««schloß. SkStz«« Sparsamkeit! (Von unserem Berliner Vertreter.) Berlin, 10. Oktober. Reichsreaieruna und Reichsbank haben sich auf einer mittleren Linie geeinigt: Ausländsanleihen sollen auch weiterhin ausgenommen werden, aber ihre Notwendigkeit wird schärfer als bisher nach- geprüft. Dieses Ergebnis der Kabinettssitzung ist gewissermaßen ein goldener Schnitt, mit dem man dm Auffassungen Dr. Schachts und Dr. Curtius in gleicher Weise gerecht werden wollt«. Es ist in der Tat allerhöchste Zeit, daß die An träge auf Ausländsanleihen wesentlich schärfer als bisher unter die Lupe genommen werden. So geht »s auf keinen Fall weiter, wenn wir nicht in finanzieller Beziehung gänzlich vom Aus land abhängig werden wollen. Schon beabsich tigt, wie wir aus bester Quelle hören, das Reichs noch einmal 150 Millionen Dollar aufzunehmen und Kommunen und Länder haben bei der Be ratungsstelle ungefähr dreißig Anträge auf Er- lmibms zur Auflegung von Ausländsanleihen gestellt, die sich zusammen aus fast eine Milliarde Dollar belaufen. Man wird dem ReichsbankprSsi- dsnten völlig zustimmen können, wenn er hier ganz energisch einen Riegel vorschieben will. Ge wiß braucht unsere Industrie Geld; hier bei die sen Anleihen handelt es sich ja aber zum große» Teil um Gelder, die der Industrie und dem ge werblichen Leben überhaupt doch nur höchst mtt- : telbar zugute kommen sollen. Erfahrungsgemäß verwenden gerade die Kommunen nur allzu HSu- , sig das Geld zur Anlegung von großartige« j Sportplätzen und sonstigen sozialen Einrichtungen, § die außerordentlich begrüßenswert sind, wenn man aus eigenen Mitteln das nötige Kapital zur Ver fügung hat. Es ist eine alte Erfahrung, daß geborgtes Geld unvergleichlich leichter ausgegeben wird als eigenes Vermögen, das man sich hat erarbeiten müssen. Als der Reichsbankpräsident Dr. Schacht aus Amerika zurückkam, sagte er in einer öffentlichen Versammlung: „Unsere Damen werden noch lernen müssen, im Jahr mit einem Hute auszukommen!" Man braucht das nicht so wörtlich zu nehmen, aber, symbolisch aufgefaßt, hat Dr. Schacht wohl gewußt, was er gesagt hat. Ihm ist genau bekannt, daß niemals an eine Revision des Dawesplanes zu denken ist, solange Amerika den Eindruck hat, daß wir im Geld« schwimmen. Das wollte auch Geheimrat Duis berg, Leverkusen, sagen, als er die Frage auf warf, weshalb in aller Welt wir den „höchsten Funkturm", die größte Rennbahn und was sonst noch alles haben müssen. Man hat sich so oft darüber aufgeregt, daß wir in der Vorkriegszeit mit unserem „tamm tamm" die ganze Welt in Aufregung versetzt hätten. Jetzt nach zwölf Jah ren sind wir auf dem besten Wege, wieder genau dieselbe Wirkung zu erzielen. Man kann nicht der Welt vorrechnen, daß die auferlegten Lasten unerträglich sind und zur gleichen Zeit ungeheure Summen herauswerfen, um irgendwelche Rekorde aufzustellen. Kein Mensch hat etwas gegen ver nünftig betriebenen Sport einzuwenden, wir sind stolz auf die Leistungen unserer jungen Sports leute, aber sie gerade sind es, die sich am aller eifrigsten gegen den Rekordwahnsinn wenden, der nach amerikanischen! Muster immer mehr bei uns um sich greift, und aus den Vereinen auf die Behörden übergesprungen ist. Das deutsche Volk will nicht amerikanisiert werden; es will seine Eigenart behalten und es ist gern und freudig bereit, auf überflüssiges Gepränge zu verzichten. Es ist fünf Minuten vor zwölf. Vom nächsten Jähre ab haben im'r die „Normallasten" des Tawesplanes zu tragen, und es wird sich bald genug herausstellen, daß diese untragbar sind. Wenn wir so weiter machen wie bisher, werden wir auf keine Revision rechnen dürfen. Diese werden wir -nur durch eine gründliche Umstellung erreichen, bei der die Parole „Nicht borgen und dann verpulvern, sondern sparen!" heißt.