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i. Beilage zum Arankenverger Laaevla« 1. Oktober 1927 ende Hindenburg beobachtet den Verlauf der Schlacht bei Tannenberg. russische Armee ¬ prof. Paul Lindenberg. MM» auses gesprochen: „Wir egen oder mit Hammer daß ich mir jetzt von irgendeiner Partei Vorschriften machen lassen werde, auch nicht von denen, die mir im Wahlkampf besonders ge holfen haben. Auch dem brs- herigen Gegner, der pch mit mir zu gemeinsamer Arbeit zusammen- sinden will, reiche ich die Hand.* Dies Bestreben, versöhnend zu wirken, kam in vielen Ansprachen und Erlassen znm Ausdruck, denn nur ein einiges Deutschland kann seine alte wirtschaftliche und kul turelle Bedeutung zurückgewinnen, kann in enger Gemeinschaft die wichtigen, mit dem Leben und Weben des Volkes zusammenhän genden Fragen lösen. Nicht bloß ernste Pflichten in ideeller Auffassung brachte daS neue Amt dem betagten Reichs präsidenten, sondern auch eine reiche Fülle unermüdlicher Arbeit, die sich Tag für Tag wiederholt, abgesehen von den wenigen fom- Hau« Neudeck bei Freystadt in Westpreußen, das Familien gut derer von Beneckendorff - Hindenburg. Rechts Zimmer mit Ahnenbildern Hindenburgs in Neudeck. entscheidenden Teil zu den Siegen bei, die für immer mit den bewundernswerten Taten unserer aufopferungs vollen Truppen verknüpft sein werden. Diese Truppen sahen in dem Oberbefehlshaber nicht nur ihren Führer, sondern auch den Vater, der ein offenes Herz für ihre Freuden und Leiden hatte, der stets bestrebt war, für sie zu sorgen und, wo es nur ging, ihren schweren Dienst zu erleichtern. Schon als junger Offizier hatte er immer Verständnis für seine Mannschaft gezeigt und sich derselben warm angenommen; kennzeichnend für ihn ist sein Wort, das er als Oberst in Oldenburg Wohl noch nie zuvor errang sich ein Irdischer so plötzlich hallenden Weltruf, ward über Nacht der Held eine- ganzen Volkes, wie Hindenburg, für den sich nach der Schlacht bei Tannenberg Erfolg an Erfolg reihte, jeder von neuem seinen Ruhm als Feldherr bestätigend und vertiefend. Was Hindenburg, der bekanntlich schon die Feld züge 186« und 1870/1871 mitgemacht, in langer Frie densarbeit gelernt hatte, das trug nun seine sieg reichen Früchte. Die deutsche Volksseele hat für die wahre Größe ein feines Verständnis; sie wußte in Hindenburg Nicht nur den Kriegshelden zu ehren, sondern auch den bei der Einweihung des Off sind alle Arbeiter, sei es mit und Kelle in der Hand!" Wäkerr un«i 8taakm»nn die Aufgabe eben als Pflicht auf, und mit der Lösung dieser Aufgabe ist man dann so ausgefüllt, daß daneben nichts anderes Platz hat. Erst wenn die Sache vorbei ist, kommt es einem wieder zum Bewußtsein, wie schwer die Verantwortung war!" Pflichterfüllung und Verant wortungsgefühl — sie bildeten den regelnden Pulsschlag im nimmer rastenden Getriebe des Hauptquartiers Hindenburgs während der Kriegsjahre und trugen ihren Am Abend des 30. August 1914 im Hannoverschen Heim des Generals von Hindenburg: Die Familie er- wartet in tiefer Unruhe Nachrichten vom östlichen Kriegs- schauplatz, auf dem, wre man wußte, entscheidende Kämpfe rm Gange waren. Und die deutsche Armee stand dort unter dem Befehl des Hausherrn, der kurz zuvor die Stadt verlassen hatte, in welcher er als pensionierter General seine Tage in Ruhe zu verbringen gedachte. Der Krieg und die Überflutung Ostpreußens durch die russischen Heere hatte,: diese merlichen Urlaubswochen. Gewiß, vielerlei Hilfskräfte stehen Hindenburg zur Verfügung, aber man kennt ihn schlecht, wenn man glaubt, daß er sich allein auf diese ver läßt und oft nur gewohnheitsmäßig die erforderlichen Unterschriften gibt. Nein, er prüft jedes auf das genaueste und fällt, nachdem er alles reiflich überlegt hat, seine Entschlüsse. Was wird alles von dein Reichspräsidenten verlangt, was alles tritt an ihn heran! Er soll sich um vielerlei kümmern, soll Rat und Aufklärung geben, soll anspornen zu diesem und jenem, soll den verschiedensten Veranstal tungen persönlich beiwohnen, dann wieder den Sitzungen des Kabinetts präsidieren, er hat Politische Besprechungen mit den Ministern und Parteiführern, empfängt die beim Reich beglaubigten fremden Gesandten und Botschafter^ dann wieder Abordnungen aller Art usw., neben den ge selligen Verpflichtungen im eigenen Hause und außerhalb desselben. Und jedes Wort, das der Reichspräsident schreibt und spricht, wird besonders gewertet, wird vom dieser und jener Seite beleuchtet und bekrittelt, findet iw In- und Auslande bei amtlichen und Privatpersonei regste Beachtung. Es ist ein besonderes Zeugnis für die politische Ein sicht Hindenburgs, daß keine einzige seiner Reden und Ansprachen Anlaß bot zu irgendwelchen Auseinander setzungen. Wie als Feldherr ein glänzender Taktiker, be wies er dies auch als Staatsmann, der nur das eine Ziel kennt; sein hohes Amt gerecht zu verwalten im Interesse des Deutschen Reiches und Volkes. Wie innig wünschen wir alle zu seinem 80. Geburts tage, der ihm soviele neue Ehrungen bringen wird, daß ihm dies noch lange beschicken sein möge, zum Segen des deutschen Volkes! Von der Schlacht bei Tannenberg bis zum Ein züge als Reichspräsident in Berlin ein langer, weiter Weg für Hindenburg wie für unser Vaterland! In vorgerücktem Alter, nach anstrengenden Kriegsjahren die schwere Bürde des staatlichen Oberhauptes Deutsch lands zu übernehmen, war wiederum für Hindenburg unbedingte Pflichterfüllung. In seinem neuen Amte zeigte er auch gar bald seine staatsmännischen Eigen schaften, an denen so mancher vorher gezweifelt hatte. Ruhe jäh gestört. Nun Harrie man ungeduldig einer Kunde, ob dort oben jenseits der Weichsel die Würfel schon gefallen und wie sie gefallen waren. Da bimmelt der Fernsprecher, und gleich danach stürzt das Haus mädchen, das die telephonische Mitteilung entgegengenommen hatte, bleich und aufgeregt ins Zimmer: „4N Korps find von uns im Osten geschlagen worden!" Blaß und zitternd vernahm es die junge zweite Tochter der Familie, welche die Schreckens botschaft gar nicht der Mutter be richten wollte. Und immer wieder klingelt der Fernsprecher, man geht gar nicht mehr heran, um nicht abermals von dem Unglück zu hören. Alsbald stellen sich auch Vertreter der Zeitungen ein, die Notizen über das Leben des Gene rals haben wollen; die Tochter ruft ihnen zu: „Um Gottes willen, was wollen Sie denn nur von meinem armen, unglücklichen Vater, für den es vielleicht an: besten wäre, wenn er nie zurück kehrte! Ich glaube auch nicht, daß er diesen Schlag überlebt!" Da klärte sich nun schnell der Irrtum auf, 414 Korps waren freilich von uns geschlagen wor den, es handelte sich aber um korps! Menschen zu schätzen, den echten und rechten Mann, der für sich einzig durck seine Taten sprach, der nur in wich tigster Stunde das Wort ergriff, der nie seiner treuen Mitarbeiter vergaß und stets für seine tapferen Truppen sorgte. Damals sagte gelegentlich Frau von Hindenburg -u mir: „Mein Mann empfindet wahr und innig die Liebe und Dankbarkeit des deutschen Volkes, eS erfreut ihn aufs tiefste, aber er wird nie etwas persönlich dazu tun, dies niemals betonen oder zeigen. Es ist ihm nicht legeben, entspricht nicht seinem Wesen, würde auch ein alsches Licht auf sein Tun und Handeln Wersen — er ist >er Bescheidene, Zurückhaltende geblieben, der er stets ^wefe»? Als in bewegter Zett ein Besucher den Feldmarschall fragte, ob tu entscheidenden Stunden ihn nicht die Last Gleich nach seiner Wahl hatte er energisch betont, daß es jetzt nicht Mehr zwei sich gegenüberstehende Richtungen, wie es im Wahl kampfe der Fall gewesen war, geben dürfe, er würde seine ganze Energie darauf verwenden, den Zwist der Parteien zu mildern rmd fein Amt in einem durchaus parteilosen Sinne aussüllen: