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Beilage zun, Frankenberger Tageblatt Sonnabend, den 10. September 1VA7 80. Jahrgang Nr. »1S Von Vrinnen und Draußen öffentlichen Verletzung der Gerechtigkeit betrachtet werden kann ..." Wenn übrigens Amerika so ist der biedere Kaffeepslanzer von Panama, der als „Philosophen-Enkel" bezeichnet wird, nur ein Sproß einer Nebenlinie gewesen und hatte keiner lei direkte Veranlassung, etwa das Problem der menschlichen Freiheit im Sinn« des Ahnherrn fortzusetzen oder den moralischen Postulaten als Aeberzeugungen aus Vernunftsbedürfms die theoretischen Dogmata gegenüber zu stellen ... Da wir aber gerade einmal bei Kant in Königs- . berg sind — auf dem kleinen Umweg über Pa- -nama und seine Kaffeepflanzungen — und da in der letzten Zeit im Zusammenhang mit einen, spät vollstreckten Doppel-Todesurteil in Amerika viel Kluges und noch mehr Unsinniges für und wider die Todesstrafe gesagt und geschrieben wor den ist, so mag immerhin hier erinnert sein an das Urteil Ka^ts, der den ärgsten Widerspruch gegen jede öffentliche Gerechtigkeit in der Straf losigkeit des Verbrechers sah, und der klar und Kaffee-Pflanzer zurückzukommen — der große Aastt war unverheiratet. Gr wirtschaftete als unverbesserlicher Junggeselle mit seinen, braven iDtxner Lampe, den später Heines Witz gewisser- maßsn als den Urheber der Kritik der „prak- isischen Vernunft" denunziert hat. Denn Heine ME«: als Kant in der „Kritik der reinen Ver- Mnfi" das Dasein Gottes so ziemlich wegdisM- ffert habe, sei sein Blick auf den weinenden Diener Krimpe gefallen. Da habe der gutmütige Kant Mggt: „Lanrpe mutz auch seinen Gott haben!" Md habe sich hingesetzt und die „Kritik der praktischen Vernunft" geschrieben. Kant b""» keilte ehelichen und keine natürlichen Kinder. Berlin, zweite Septemberwoche 1927. Unsere Zeit ist nicht so reich an glotzen Män nern ünd grohen Namen, datz es uns nicht freuen Mlte, wenn helltönende Namen aus der Ver- Amgenhett an unser durch Radio und Jazzmusik herrlich geschärftes, lebendiges Ohr dringen. Und «re schon der Zufall spielt — da fand ich in Mfm Journal gleich zwei glotze Namen kürzlich hjcht nebeneinander. Di« Beziehungen der beiden Heinander sind ja im Leben nicht eben groß gewesen. Kant hat aus begreiflichen Gründen von Bismarck nichts gewußt. Nicht einmal in den „Träumen eines Geistersehers" findet sich ein Hinweis auf den Kommenden. Und Bismarck hat V>ohl gelegentlich den kategorischen Imperativ Kants erwähnt, aber zu den Untersuchungen des Königsbergers über Kraft und Materie oder über die Grenzen der Erkenntnis wohl lveniger Be ziehungen gehabt. Jetzt aber stehen sie aus einmal dicht beieinander in einem Abendblatt: Kant und BksMarck. Bon einem „Kant", einen, Nachkom men des großen Philosophen, wird nämlich berich tet, daß er — als Kaffee-Pflanzer in Panama gestorben ist. Und ein „Bismarck" — mit Namen Mlerander, ein Neffe aus der Seitenlinie, — so kiest man, bereitet, der Mode der Zeit fol- So wie der Prunk des goldnen Rahmens Ein schlicht Gemälde leicht erdrückt, So hat das Erbe großen Namens Ost seinen Träger nicht beglückt. Was auch ein Enkel sich vermessen, Und was er wagend je vollführt, Es wurde an dem „Ahn" gemessen, Dess' Scheitel an die Wolken rührt. Und wem die Wahl das Schicksal böte, Bevor er tritt in's Leben «in, Von Bonaparte oder Goethe Möcht' er wohl Freund —nicht Enkel sein! Dem Namen, der so stark verpflichtet, Kat keiner noch das Glück gesellt, Weil, wo «r klingt, die Augen richtet -Auf seinen Träger schon die Welt! Das wird der Forscher nie erwarten Als ein bekanntes Phänomen: Datz in der Menschheit Wündergarten Viel Blumen eines Namens stehn. Und will der Frühling nicht erneuen Wa« einmal höchsten Nuhn, erlangt, Soll man sich an der einen freuen, Die leuchtend ob den Zeiten prangt.... Nebenbei bemerkt und um noch einmal auf den furchtbar sich in seinem Rechtsbewußtsein ver griffen hätte, wie das — ohne die Mten zu kennen — die Verächter der amerikanischen Justiz hinstellen, so ist gar nicht einzusehen, warum sich in Europa die Konkurrenzen, möglichst rasch dort hin zu kommen, so erstaunlich überstürzen. Wenn auch nur die Hälfte all der Flieger, die jetzt den Ozeanflug planen und anzeigen, wirklich los fliegt, und wenn auch imr ein Viertel der Los fliegenden wirklich ankommt, so wird Amerika bald sparsamer mit seinen Ehrenbriefen und strenger mit seinen Linwanderungsgesctzen wer den. Alles will plötzlich von Osten nach Westen. Sogar die große spätsommerliche oder eigentlich fiühherbstliche Hitzewelle kam diesmal nicht wie üblich aus dem Backofen Amerikas, sondern aus Ruhland. Ging über uns — die wir gerade naßgeregnet aus den Bädern kamen — hinweg- über den Ozean nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten in Temperaturschwankungen. Die Zahl der furchtlosen Männer aber, die, um gen Westen zu fliegen, den Ozean nicht scheuen und nicht den Sturm, wächst ins Angemessene. Der Seufzer der gefangenen schottischen Maria ist längst ins An moderne verweht: „Eilende Wollen, Segl«r der Lüfte — Wer mit euch wanderte, wer mit euch schiffte, — Grüßet mir freundlich mein Heimatland! — Ich bin gefangen, ich bin in Banden — Ach, ich hab' .keine andern Ge sandten! — Frei in den Lüften ist eure Bahn, — Ihr seid nicht dieser Königin untertan" ... Ein Mortimer von heute würde nimmermehr zu Lande den törichten Versuch machen, die Herrliche zu befreien. Er käme, ohne die Meteorologen zu befragen, auf einem Junkers-Flugzeug oder auf einem anderen über die Bäume des Parks ge rauscht, in dem Lady Maria zum ersten Mal scharf gesagt hat: „Selbst wenn sich di« bürger liche Gesellschaft mit aller Glieder Einstimmung auflöste (z. B. das eine Insel bewohnende Voll beschlösse, auseinander zu gehen und sich in alle Welt zu zerstreuen) müßte der letzte im Gefäng nis befindliche Mörder vorher hingerichtet wer den,- damit jedermann das widerfahre, was seine gend, einen Ozeanflug vor. Gelingt'- ihm, wird Taten wert sind, und die Blutschuld nicht auf sein für Deutsche leicht merkbarer Namen n«u«n! dem Volle haste, das au diese Bestrafung mcht Glanz ausstrahlen. Stiller schon und glanzloser Sprüngen hat; weil es als^Teilnehmer an dieser ging der Philosophen-Enkel in Panama aus der Welt. Aber das ist das Schicksal der Nach- Keborenen. Weh dir, datz du ein Enkel bist ... wieder, gestützt auf die gute Kennedy, übte den leichten, beflügelten Schritt. Das Reich der Wol ken uno der Sterne hat seine Schrecken verloren hatte i für die Mutigen. Vielleicht auch bald sein« Ge- Also' fahren — für di« Erfahrenen. Es wird «ine schmuggeln kann. Einige Tage später wird er in einem Schweizer Hotel von einem sächsischen immer in gar keinem Verhältnis stand. Als die wurde man bald handelseinig, um so mehr, al» der geforderte Preis zu dem Wert der Ware interessanten Bilder, die er, da der Paragraph 181 nicht mit sich spaßen läßt, unter der Hand verkauft. Der neugierig gemachte - „Interessent" zahlt die geforderte Summ«, und der Verkäufer macht sich schleunigst aus dem Staube. Zu Hause stellt der „Geneppte" dann zu seinem Aerger fest, datz die in einein starken Kuvert verschlossenen Bilder in keiner Weise seinen Erwartungen ent sprechen, er hat für den sechs- bis zehnfachen Be trag harmlose Photos oder Ansichtskarten er- Deutschen fabriziert wird. Herr Krause ist „ge neppt" worden, aber er kann den Verkäufer, selbst wenn er es wollte, nicht wegen Betrug belangen, denn dieser hat ja die Wäre gar nicht als italienisches Fabrikat auegegeben. And wenn Herr Krause nach dem Ursprungsland gefragt hätte, so wäre ihm vielleicht der richtige Bescheid erteilt worden, aber — er hat nicht gefragt. worben, die er für 10 bis 20 Pfennig« ebensogut in jedem anständigen Papierwarengeschäst hätte' geneppten Käufer zu Hause das Paket öffneten, kaufen können. Dieser Nepp floriert hauptsächlich stellten sie fest, datz der Inhalt fast ausschließlich in deutschen, belgischen, aber auch in schweizerischen «ns wertlosen Lumpen bestand; die Schwindlerin und österreichischen Grotzstädten. hatte lediglich auf die Paketseite, die sie vorzeigte, Schon gefährlicher ist der Uhren- und Bril- zwei bis drei Handtücher gelegt. Käufer muh sich später durch einen Fachmann belehren lassen, datz die Stoffe England nie ge sehen hatten und daß der geforderte und ge zahlte Preis das Doppelte bis Dreifache de» eigentlichen Wertes ausmachte. die aus ihrer Ausstattung stammten, zu jedem Preis trennen müsse. Die interessierten Käufer traten mit der Schwindlerin unter einen Torbogen und ließen sich das Paket öffnen. Nachdem die Feststellung getroffen war, daß der Inhalt tat sächlich aus Küchrnhandtüchern usw. bestand, wüsche enthalten sollte. Sie erklärte uni« Schluchze», datz sie die Miete nicht aufbringen könne und sich von einigen neuen Wäschestücken, Nepper Kriminalistische Plauderei von Otto Schwerin. Der «chte venetianische Gobelin. — Der Mann mit den Pariser AttphKos. — Brillanten-, Stoff- n»d Teppichnepper. — Das billigt WSschepaket. — Die Nachnahmesendung ans der Sternapotheke. Der N«pper — die Herkunft des Wortes ist nicht einwandfrei zu ergründ«n — arbeitet nach der Marime: „Die Welt will betrogen sein, Ein ganz besonders gerissener Schwiirdler in szenierte folgenden Trick: Er ließ sich Klebe adressen einer Apotheke drucken und fabrizierte ein Paket, das mit Sand gefüllt war. Dieses Paket brachte er zu Aerzten, nachdem er vorher di« Ab wesenheit des Arztes ausbaldowert hatte. Von der Ehefrau oder dem Dienstmädchen ließ « sich Beträge von 5 bis 15 Mark auszahlen unter der Vorgabe, der Herr Doktor habe die Senkung Unter den Begriff der Nepperei, di« aber den Mr sofortigen Lieferung bestellt. Bei einer Wie- Betrugsparagraphen schon bedenklich streift, fallen, derholrmg des Tricks in Homburg v. d. H. wunde jene geheimnisvollen Angebote von sogenannten i»er Gauner festgenommen. „Pariser Aktphotos". Das Geschäft wickelt sich. Zum Schluß noch einen Nepptrick, der in Ver- meist in der Welle ab, datz geeignet erscheinende lin zur Anwendung kam. Eine ärmlich gekleidete Herren von den Verkäufern nachts auf den Stra- j Frau hielt Herren und Frauen auf der Straße ßen angcsprochen werden. Der Verkäufer hat cm und wies Sin Paket vor, das HaushaltungS- zumeist gerade noch eine einzige Kollektion dieser! " ' lantennepp, der in allen Fällen den Tatbestand des Betrug» erfüllt. Der Betrüger versucht, mü> meist mit vollem Erfolg, einen Brillantring oder eine goldene Ahr an den Man» zu bringen, und zwar befindet er sich meist in einer Notlage, die ihn zwingt, dieses Wertstück weit unter dem Preis verkaufen zu müssen. Der Käufer, im guten Glauben, hier «ine besondere „Gelegenheit" zu erwischen, zahlt häufig nur gar zu gern und gar zu leicht eine» hohen Betrag für wertlosen Tom bak mit Glassteinen. Augenblicklich wird Deutschland durch Stoff und Teppichnepper unsicher gemacht. Ganze Ko lonnen überschwemmen di« Städte und bieten Geschäfts- und Privatleuten echt englische Kleider stoffe an, di« im Flugzeug über die Grenze ge schmuggelt sein sollen. Sie sind billig, weil die hohe Zollsumme erspart wurde. Der geprellt« also werde sie betrogen. , Die eine Sorte von Neppern spekuliert auf di«i . «ine Band« orientalischer Teppichnepper macht« Dummheit jener, die nicht all« werden, und schä- «n« ganze Anzahl deutscher Großstädte unsicher, digt sie bewußt, aber in den meisten Fällen ist! Emer der Gauner, ern zunger Araber, wurde durch ihr mit dem BetrugSparagraphen des Gesetzbuches Be Frankfurter Knmmalpolizei bei «mm Dreb- nicht Leimkommen. Ein Beispiel: - stahl abgefaßt und beteuerte seine Unschuld, weil Herr Kraus« unternimmt eine Vergnügungsreise^^ d'n vorzügliche» Geschäfte^ »ach Italien und ersteht in einem „Andenken"-!"^ Geschäft «inen prachtvollen Gobelin mit emer U K L'LL'i AU besuchten Privatleute und mutzten enorme Ver dienste eingeheimst haben, da die Teppiche zu Zeit kommen, da wird man in der Luft sicherer sein als aus der alten Erd«; sicherer al» m den Tälern und sogar sicherer als in den hohen Ber gen. Das letztere besonder» zur Zeit der italie nischen Manöver; wen», wie jetzt wieder am Bren ner, die Kugeln der Munitionsschießabungen auf österreichisches Gebiet fliegen und die Maschinen gewehre die Touristen auf dem Wege zur Landes- Hüter Hütte in Lebensgefahr bringen. ... , Diogenes. LIL Mm, m L^M»II> M d-n »»d M-i! ausschließlich für Italien zum Verkauf an die der Zpuk von l-inckenberg Roman von Otfrid v. Hanstein. Ovpzri^bt 1925 Karl Köhler 8- Eo., Berlin-Zehlendorf. 39 Nachdruck verboten. JeffSson sprang auf — er schien sehr erfreut. ,>Dt. Schlüter aus Berlin? Der damals die Handschrift des Mönches von Bobio in Neuyork Mfllärte?" „Derselbe." „Old boy, ich freue mich. Wik haben sicher schon viel voneinander gehört — oder kennen Dis Bill Jefferson nicht?" „Gewiß!" Die Herzlichkeit des Amerikaners, der ein vor- zügliches Deutsch sprach, hatte etlya« so Ehrliches, daß es Schlüter schwer wurde, sich seines Zieles zu entsinnen. „Also my friend, what's the matter? Zunächst ein Whisky und Soda und dann reden." „Danke wirklich." Jefferson warf einen scharfen, stechenden Blick zu ihm hinüber. Anwillkürlich dachte Schlüter: die Augen können hypnotisieren. „Ich komme in einer sehr unangenehmen Sache, Mr. Jefferson." „Für wen unangenehm?" „Ich fürchte, für Sie!" Jefferson lachte unbefangen: „Für mich?" Schlüter stand auf: „Mr. Jefferson, ich hab« leider die unangenehme Pflicht, Sie für verhaftet zu erklären!" ^Jefferson sah maßlos erstaunt aus. „Ver- „Jch bitte Sie — Sie werden jq selbst wissen, worum es sich handelt! Selen Sie verständig ich möchte nicht gern von den Krimknalbeain- ten, die ich draußen habe, Gebrauch machen l'i Bill Jefferson sah Schlüter scharf an. „Sie sind ein Verrückter — komm her, alter Boy!" Mit schneller Bewegung wollte er aus Schlüter zu, aber dieser war bereits an der Tür und pfiff — die Kriminalbeamten traten ein. Jefferson sagte noch erstaunter: „So ist es wahr? Ich habe geglaubt — ein Irrsinniger — Sie sind "wirklich Dr. Schlüter?" Dr. Schlüter reichte ihm seine Legitimation und den vom Oberlandesgericht Vkünchen unter zeichneten Haftbefehl, den ihm Hammacher ge geben. Ohne zy erschrecken, vielmehr mit einem inter essiert lächelnden Gesicht nahm Jefferson von dem Befehl Kenntnis. „Bitte, meine Herren, wollen wir uns nicht setzen. Es ist selbstverständlich, daß ich mich einer so liebenswürdigen Einladung der bayerischen Ge richte nicht zu entziehen versuche, aber Sie werden es mir nicht übel nehmen, wenn ich Sie als Kollegen, auch wenn Sie mir jetzt anscheinend feindlich gsgcnüberstehen, um einige nähere Auf klärung bitte, denn ich habe in der Tat keine Ahnung." Schlütex bewunderte innerlich des Amerikaners freche Kaltblütigkeit und sagte schqrs: „Es handelt sich in erster Linie um die Vorgänge in Linden berg." ! „Sehr schön! Und dieses Lindenberg liegt in j Bayern?" s „Wer Sie wissen doch —" „Leider nein, der Nam« ist mir vollkommen unbekannt." „So will ich deutlicher werden, obgleich ich nicht verhehlen kann, daß ich Ihr Betragen zum min desten albern und Ihres Berufes unwürdig sind». Sie sind beschuldigt und durch die Beweise so gut wie überführt, durch hypnotische Sugge stionen den Willen mehrerer willensschwacher Menschen unterjocht und mit deren Hilfe das Vormundschaftsgericht Lindenberg um den Be trag der Hardenbergschcn Erbschaft in einer Höhe von einer Million zweimalhunderttausend Mark gebracht, sowie dem Kommerzienrat Gugenheim anderthalb Millionen gestohlen zu haben!" Jefferson lachte noch immer. „Um Gottes willen, Herr Doktor, nicht fö schnell! Ich komme ja gar nicht mehr mit und kann so schnell mein Sündenregister nicht fassen! Ist das wenigstens alles?" Schlüter stand auf: „Ich habe keine Lust, Herr Jefferson, Mich von Ihnen noch verspotten zu lassen!" „Noch eine einzige Frage: Wann habe ich denn diese Straftaten begangen?" „Das wissen Sie besser als ich! In der Zeit vom vierten bis zehnten Juli!" „Noch merkwürdiger, denn seit dem ersten Juli habe ich mich keine Stunde von Leidig ent fernt!" Schlüter ritz die Geduld. „Dann ist Ihnen also auch dieser Artikel nicht bekannt?" Er gab ihm die Zeituirg mit dem Bericht über die Entführung der Nest Waldhuber. Jefferson stand auf. „Da reißt mir allerdings die Geduld!" Er schritt zur Tür, die sogleich wieder von den Beamten besetzt wurde. „Ja so, ich bin ja verhaftet!" Er wandte sich an Schlüter: „Herr Doktor, für einen Hypnotiseur und halben Zauberer halten Sie mich ja augenscheinlich, aber glauben Sie, daß ich an zwei Orten zu gleicher Zeit sein kann?" Schlüter antwortete nicht. „Sie werden mich ja voraussichtlich jetzt nicht allein lassen wollen, aber vielleicht haben Sie die Güte, einen der Herren Ihres Gefolges —" Schlater überhörte den höhnischen Klang. „— zuiüichst hier mit dem Wirt des Hotels sprechen zu lasten, damit dieser bestätigt, daß ich seit dem ersten Juli Leidig nicht einen Tag verlassen habe. Ferner wird Ihnen der Direktor der Leipziger Lebensoersicherungsgesellschaft in der Windmühlenstraße 24, Herr von Gerlach, sicher bekräftigen, daß wir seit dem ersten un gefähr jeden Tag zusammen gearbeitet haben, und dasselbe könnte» Ihnen die Direktoren dreier großer ähnlicher Berliner Gesellschaften, die mei netwegen hier sind, bestätigen. Ich befinde mich nämlich ausnahmsweise in keiner kriminellen Auf gabe in Europa, sondern um einen neue», großen Trust in der Versicherungsbranche zustande zu bringen." Schlüter überlegte. „Herr Kommissar Wollen haupt, wollen Sie so freundlich sein, die gefor derten Erkundigungen einzuziehen?" Schlüter beobachtete Wollenhaupt und Jeffer son. Der Amerikaner hielt den Kopf gesenkt und sah den Fortgehenden nicht an. Immerhin — ein Mann mit solcher suggestiven Kraft. Nach Minuten kam der Beamte zurück. „Sowohl der Hoteldirektor als auch der Di rektor von"Gerlach, den ich in seiner Privat- wohnung erreichte, bestätigen die Angabe, daß Mr. Jefferson seit dem 1. Juli ununterbrochen in Leipzig ist." „Allerdings sehr seltsam!" Jefferson lachte: „Jetzt denken Sie natürlich, ich habe den mir unbekannte» Herrn, den Sie ja wohl Wollenhaupt nannten, und die beiden an deren hypnotisiert." „Jedenfalls." „Herr Doktor — haben Sie mich denn in Lin denberg, oder wie das Nest heißt, gesehen?" „Ich selbst nicht." „Nun also — fahren wir hin — ich bin bereit, ich habe selbst an der Aufklärung dieses augen scheinlichen Mißbrauches meines Namens da» regste Interests." (Fortsetzung folgt.)