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Kosntag, de» ll. Septemb« CopryiM ISA by Karl Köhler L Co., Berlin-Zehlendorf 22 Nachdruck verdien Roy hörte atemlos zu. Was dem Chinesen nicht in den 'Kopf wollte, ihm erschien es sofort glaubhaft, datz die beiden Herren aus irgendeinem Grunde die Rollen vertauscht hatten. Vielleicht hing das mit der Sorge zusammen, die Bredow, — oder vielmehr Rer, oder nein, das war ja auch nicht richtig. Jedenfalls, wenn er sich auch noch nicht in dem Wirrwarr zurechtfand, er hielt es für durchaus möglich, datz Bredow Rer war und Rer Bredow. Was aber nun?! Seine Ausgabe wurde dadurch durchaus nicht einfacher, ob Bredow oder Rer, er mutzte den Jüngling jedenfalls aus den Klauen dieser gelben Bestien befreien. Wie, das war ihm noch immer das grotze Rätsel. — — „Was hast du nun mit dem Kerl gemacht?" „Auf alle Fälle hab' ich ihn erst mal wieder ein wenig gebunden, denn er wurde frech, und da tun ihm so ein paar Stunden Regungslosigkeit ganz gut." »^Vorsicht, Lo, keine unnötige Gewalt, ehe wir nicht von Kin Lung aus Duisburg Nachricht haben! Wie kommen wir aber zu Geld, wenn er sich weigert, den Scheck zu unter schreiben?" „Da du keine Gewalt anwenden willsh so weitz ich auch keinen Rat.." ,^Ob man nicht an sein Gepäck im Hotel könnte, vielleicht, datz sich da etwas findet, was wir zu Geld machen könnten?" ,Son uns kann keiner in das Hotel, denn uns kennen sie dort genau. Auch könnten wir da dem anderen in die Hände lausen. Cs ist mir im übrigen unverständlich, datz der noch nicht bei uns war und sich nach seinem Freund erkundigt hat, denn wir hatten ihm doch gesagt, datz sein Freund für ihn hierher Botschaft geschiÄ hat." „Es will mir überhaupt nicht gefallen, datz man von dem Konsulat aus so gar keine Ermittlungen nach Bredow anstellt." „Wer du hast doch den Klatsch gehört, den uns der junge Lasse, dieser Master Harr gestern errzählte? Bredow soll doch mit einer Chinesin durchgegangen sein!" Der junge „Lasse" hörte sich dies alles mit sichtlichem Behagen an und kam, trotz immer heftiger werdenden Hun gers, doch aus einen Einfall. Er nahm von dem Büfett ein Stück schmutziges Papier und malte mit einem abgegriffenen Blei deutsche, englische und chinesische Buchstaben darauf. Dann legte er mit einem schlauen Lächeln den Zettel unmittelbar unter Lo Lungs Nase und sagte: „Hat der Mister nichts für mich zu tun? Ich kmm drei Sprachen schreiben, kann Handschriften nachmachen, Unter schriften fälschen, Briese übersetzen!" Lo Lung und Tse Hai sahen Roy einen Augenblick prüfend an. Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt er den Blick aus, lächelte nur unterwürfig und stand, möglichst gegen das Licht, bescheiden vor den beiden. Tse Hai sah sich die Schriftproben an, sah Lo Lung an und sagte zu Roy: „Sprichst du auch diese Sprachen?" „Nein, Master, ich kann nur das nachschreiben, was man mir vorlegt." „Der Bursche könnte uns aus der Verlegenheit helfen, er soll uns die Unterschrift von Bredow machen," sagte Tse Hai nun wieder englisch zu Lo. „Dann müssen wir ihm aber doch erst eine Unterschrift zeigen." „Wir nehmen den Burschen mit zu Bredow. Geh' du voran und binde ihn los, damit der Bursche nicht unnötigen Ver dacht schöpft, richte alles in dem Zimmer Bredows möglich unverdächtig ein, so datz der Bursche an die völlige Harm losigkeit glaubt! Halte dich dazu, je eher die Sache er ledigt ist, um so eher kommen wir zum Ziel!!" Amor auf GWeiGwegen Ei» heiterer Roman von Friede Birkner Frankenberger Erzähler Unterhattrmgsbeilage zum Fravkertherzer Tageblatt „Ich auch, und außerdem kommen wk dam Moch zu« Essen in ,HiNa Hartung" zurecht," gab Roy seine stumme Ergänzung dazu. Lo Lung wackelte auf seinen unförmigen Beinen geschäftig davon, und Tse Hai sprach indessen nnt Roy. „Du hast Glück, Bursche, wir können gerade Arbeit dieser Art gebrauchen. Doch hüte dick und mache nicht anderweitig Gebrauch von der Unterschrift, oie du uns nachfchreiben sollst. Du weitzt, Lo Lungs Arm reicht w«t in Schanghait" ,Mas denkst du von mir, Master, ich bin dir dankbar, wenn ich etwas verdienen kann! Soll ich heute noch arbeiten?" „Ja, fetzt sofort!" »Kannst du mir nicht etwas zu essen geben, ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen," flehte Roy in dm be weglichsten Tönen und sah Tse Hai mit seinen Schlitzaugen so verhungert an, datz dieser ihm ein Brot gab und einen Reisschnaps einfchenkte. Beides half Roy auf, so datz er allem Kommenden gefaht ins Auge sehen konnte. Am liebsten hätte er ja einen Jndianertanz aufgeführt, datz die beiden Hallunken so glatt auf seinen Leim gegangen warm; aber er beherrschte sich, sagte im füllen zu sich: Bleibe ruhig, und folgte Tse Hai in die Hinterm Räume. Vor einer Tür machte Tse Hai Haft, klopfte an, und gleich darauf öffnete Lo und lieg die zwei eintreten. Das erste, was Roy sah, »war, datz Mar ganz gemütlich auf dem Diwan satz und eine Zigarette rauchte, allerdings mit einem Gesicht, von den, Roy in einer anderen Lage behauptet hätte, datz Mar aussehe, als ob er soü>en hätte gebratene Sandwürmer essen müssen. Lo Lung stellte einen kleinen Tisch hin und legte Papier und Feder zurecht, dann sagte er in dem nachlässigen Pidgin- Englisch zu Mar: „Schreiben Sie auf diesen Zettel Ihren Namen!" „Ich wützte nicht wozu?! Vermutlich wollen Sie Gauner mit meiner Unterschrift irgendeine neue Teufelei aus Hecken" „Dann mutz eben mein Sekretär Ihre Unterschrift von Ihrem Patz kopieren." Es war Mar und Roy gleich überraschend und neu, datz Lo Lung einen Sekretär hatte, und Roy fühlte sich mit dieser plötzlichen Beförderung sehr geehrt. „Kann denn der Kuli überhaupt Europäisch schreiben?" fragte Mar entschieden etwas höhnisch und deutete mit der Hand, beziehungsweise mit der Zigarette auf KuL Roy, der ihn dauernd mit seinen Schlitzaugen ansah. „Mein Sekretär kann alle Sprachen schreiben, die ich be- nötige," gab Lo Lung eitel zur Antwort. „So, das würde mich interessieren, so soll er mir doch etwas zeigen." „Er kann nur nachschreiben, was man ihm verzeigt!" „Ach so, das ist so ein kleiner Unterschrifterrfälfcher! Nein, mein Lieber, da mache ich nicht mit. Soll dein Sekretär doch fälschen, was er will, meine Unterschrift nicht!" Roy fing an, für das Gelingen seines Plaues zu fürchten, und überlegte fieberhaft, wie er Mar eine Zeil« vorlegen könne, da kam »hm auch schon Tse Hai sWst zu Hilfe, indem er sagte: „Kannst du gar nichts schreiben, ohne eine Vorlage zu haben?" „Was ich gestern für Hotusa, euren Nachbarn geschrieben habe, das wird noch gehen," sagte Roy in Pidgin-Englisch. „Dann zeige deine Kunst, damit der Europäer sicht, datz du schreiben kannst wie er. In welcher Sprache hast tu» für Hotusa geschrieben?" „Es war in der Sprache der Franzosen, Master." ,Hm, eine Sprache, die ich zücht kenne! Nun, gleichviel, schreibe und zeige es dem ungläubigen Hund dort, der nicht wert ist, datz Buddha ihn in China duldet." Mar und Rvy waren beide der Ansicht, datz sie nicht« dagegen hätten, wenn Buddha sie aus Was NMSwerft,