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Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage znm Frankenberger Tageblatt Nr. 7S Nttvooch. des 7. September av Amor auf GGlerGwegen Ein heiterer Roma« von Friede Birkner Copryight 1926 by Karl Köhler L Co., Berlin-Zehlendorf 21 Nachdruck verboten Wenngleich auch Roy darüber anderer. Ansicht war, so fühlte er sich durchaus nicht verpflichtet, d^n Halunken dar über auszuklären. Und so winkte er nur Ungnädig ab und sagte nachlässig: „Dah > Ihr oerflirten Gelben euch immer so schmierig ducken müßt! Rückgrat habt Ihr wohl überhaupt nicht?" „Dem Herrn und dem Gast gegenüber nicht, Master, das verbietet uns unsere gute Sitte," sagte Tse Hai in unter würfigem Tone. „Wer so ein nettes kleines Verbrechen stört eure Ge mütsruhe und die guten Sitten nicht," hätte Roy ihm am liebsten ins Gesicht gebrüllt. Doch lieh er es bei einem neckischen Rippenstoß in die wackeligen Fettsalten Lo Lungs bewenden. „Das nächstemal bitte ich mir aber aus, dah du mir etwas neuen Klatsch erzählst! Denn warum kommt man denn sonst in deine Spelunke? Meinst du vielleicht wegen deiner schönen Augen oder wegen deiner unerlaubt häßlichen Tänzerinnen? Nichts zu machen, mein Herzchen, sorge also für Neuigkeiten, ich komme in den nächsten Tagen wieder — und sieh zu, was Lu in der Angelegenheit von Missis Kingsaerl noch erfahren kannst! Denn die Frau mag ich gern. So, und laß mir einen Wagen rufen, ich habe deinen Trödelladen satt für heute." Möglichst ungezogen schob Roy sich dem Ausgang zu, ge folgt von dem dienernden Lo Lung, warf sich in das herbei geholte Gefährt und rollte davon. „So, meine Herren, wenigstens weiß ich nun aus Ihrem holden Munde, dah Bredow bei Ihnen ist! Na, dann werden wir den Stahlkönig auch bald haben! Nur die Ruhe nicht verlieren! —" Am nächsten Tage hörte Robert nichts von dem Freunde und nichts von Roy. Seine Unruhe steigerte sich, und nur dem ruhigen Zureden Werner Hartungs gelang es, ihn davon abzuhalten, aus. eigene Faust Nachforschungen nach Mar an zustellen. Erleichtert atmete er auf, als ihm in der Wendstunde ein Kuli einen Bries von Roy brachte, der nicht an über mäßiger Länge litt, aber ihm doch ein wenig Mut gab. Der Bries lautete: .Hieber Rer! Immer mit die Ruhe und die Gemüt lichkeit! Wo Seine Suaden, der Herr Stahlkönig, stecken, haben wir schon raus, nur kann ich noch nicht ran an ihn, was aber sicher morgen vor sich gehen wird. Platzen Sie nicht vor Neugierde und sagen Sie Christa, daß ich mich als Detektiv empfehle, falls sie mal Bedarf hätte. Aus alle Fälle laden Sie mal sich, mich und Bredow bei Har tungs zum Essen ein für morgen! Sollten wir noch nicht kommen, so müssen Sie eben unsere Portionen mitefsen, was für die Maharadschafigur nicht eben dienlich wäre. Denn haben Sie schon mal einen Maharadscha mit Bauch ge sehen? Ich nicht! Noch mehr Unwichtiges wüßte ich im Augenblick nicht zu vermelden, womit daß ich verbleibe Ihr Harrison. Uebrigens — Euck-guck, such' mich mal? Wo ist denn der kleine Roy?" — — Dies« Brief war nicht nur für Robert eine Beruhigung, auch Maria richtete sich daran aus und faßte wieder Mut. Und so saßen am nächsten Wend Werner Hartung mit den drei Damen und Robert in dem Salon der „Billa Hartung" mtd verschoben das Essen immer wieder und wieder um eine Viertelstunde, denn in allen lebte dis Hoffnung, dah Roy mit fernem Findling noch erschien. Und sie ver schoben es um einige Stunden. Aber dann wurde ihnen der Preis für di« laog^ qualvoüe Hungerkur. — — — Roy hatte sich, nachdem er mit seinem Auto zur Bahn gefahren und den Augen seiner Kults entschwunden war, wieder seitwärts in die Büsche geschlagen und sich in d« französischen Kolonie ein Zimmer gemietet. Denn Roy wollt« jede Spur auch von sich verwischen, da er ja nicht wissen konnte, ob ihm nicht einer seiner Kulis nachspionieren würde, was ja eine Leidenschaft der Kulis war. Deshalb lieh er sich nach dem Wend bei Lo Lung in sein neues Quartirr fahren. Lo Lung kannte Noy von seinen verschiedenen Bestechen in seinem Haufe, an dem Roy immer Gefallen hatte, da er schon lange auf den Augenblick wartete, bis ihn mal Lv Lung bestehlen würde, denn dann freute er sich auf - die Prügel, die der dicke Kerl von ihm bekommen würde. Doch nun trat dieser brennende Wunsch hinter der wich tigeren Angelegenheit zurück, daß er Bredow aus den Klauen dieser chinesischen Bestien befreien mutzte. Vielleicht ließe sich ja damit auch eine Anzahl Prügel für Lo Lung ver einigen. Roy hielt sich den kommenden Tag über in seinem Zimmer auf, denn er wollte nicht Gefahr laufen, von seinen Kulis oder von Bekannten gesehen zu werden. Sobald es dunkelte begann er eine fickerhafte Tätigkeit. Er kleidete sich aus, voll- ständig, so Latz er bald als Wam in dem kleinen Zimmer stand. Und wahrlich, jeder Künstler hätte seine Freude an dem prachtvoll gewachsenen Menschen gehabt! Da er sich in der Eile die modische Frisur zerzauste, so wurde er mit etwas lockigem, blonden Haar die vollkommenste Wiedergab« des Michelangelo'schen David: von so strahlender Schön heit war er in seiner Nacktheit. „Brrrr! —, verflucht kalt sind die Wend hier schon! Also rin ins blaue Chinesenhemd, rauf mit die braun«! Chinesenhosen rüber mit der gelben Jacke und rauf mit der Perücke!" Er nahm eine schwarze bezopfte Perücke und zog sie über seinen blonden Kopf, besah sich kritisch im Spiegel und lachte dann hell auf: „Huch, gerade wie Gretchen komme ich mir jetzt vor, nur daß Gretchen schöne, goldblonde Zöpfe hat imd meiner eigentlich mehr wie ein Klingelzug aussieht! So, nun noch die Mongolenfalte schminken, das ganze Gesicht etwas gelb — und fertig ist der Chinese! Wenn ich bloß wüßte, ob mich ein Mensch erkennt in dieser Verkleidung?" Kaum hafte er diesen Wunsch geäußert, als es auch schon an seine Tür klopfte, und ehe er nur .Herein" rufen konnte, kam einer der französischen Kellner mit dem Essen, das Roy sich auf das Zimmer bestellt hafte. Als der Kellner d«l Chinesen in dem Zimmer stehen sah, schnauzte er ihn wütend an: „Du verfluchter Kuli, was hast du hier zu schaffen, wenn der Master nicht in seinem Zimmer ist?! Mach', dah du weiterkommst!" Und ehe Roy dem wohlgezielten Stoß aus- weichen konnte, hatte ihn der, wie alle Franzosen, brutale Kellner mit dem Bein einen Trift versetzt, so daß Roy Nützlicher, wie es seine Absicht gewesen, an der Türe war. ,Mo ist Mister Harr?" So nannte Roy sich in dem Hotel. „Der Herr ist fortgogangen und hat gesagt, ich sollte in seinem Zimmer warten, bis er zurück sei," sagte Loy in Bidgin-Englisch und hoffte, so auf diese Weise noch zu semem Wendessen zu kommen, was ihm lieblich in die Nase duftete. „Nichts zu machen, du Galgenvogel, damit du indessen hier die besten Sachen wegitzt! Du wartest unter auf dm Mister — und Gnade dir Gott, wenn ich dich hier noch einmal sehe!" Und wieder traf Roy, 'der mit seinem ihm doch regelmäßig zuftehenden Wendessen liebäugelte, ein un- erwarteter Rippenstoß, der ihn nun endgültig aus der Reich weite seiner Mahlzeit brachte. Was kümmerte sich dieser koHWH« Franzoje um jem« brüüvlhm Jede»