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bah Roy ihm damit «in Zeichen geben wolle. Der Klang bi«s« sonst so unangenehmen Tones entlockte ihm aber jetzt ein befreiendes Lächeln. »famoser Kerl, der Roy, schon ist er am Werke! Na, dann könne man ja wohl ganz ruhig ein paar Stunden schlafen, damit man morgen die nötige geistige Frische hat zu den Unterhaltungen mit den Verbrechern." * Am nächsten Morgen fand Robert den Brief Roys vor. Wenn es ihm sehr verquer ging, so gar nichts für den Freund zu unternehmen, so hatte er doch einmal wieder das un bedingte Gefühl, dah diese Sach« in Roys Händen am besten aufgehoben sei. Er kleidete sich schnell an und fuhr dann sofort nach der „Villa Hartung", wo die Herrschaf ten noch alle beim Frühstück sahen. Liebenswürdig forderte ihn Mister Hartung auf, an dem Frühstück mit tttlzunehmen, doch Robert lehnte ab. Er sagte, nachdem er sich nes über Christas Hand geneigt hatte, ernst und erregt: ,Meten, vielen Dank, Mister Hartung, aber mir ist nicht wie Frühstücken zumute. Ich habe Ihnen etwas sehr Un angenehme» und Ernstes zu erzählen." ANe sahen ihn erstaunt an, und Werner Hartung schob ihm einen Sessel an den Tisch, ihn zum Sitzen nötigend. „Erzählen Sie, lieber Rer! Jetzt erst fällt es mir auf, dah Sie ganz elend aussehen. Was ist geschehen?" „Das Schlimmste zuerst — mein Freund, Mister Bredow, st s«it gestern abend verschwunden, ohne jede Spur, ohne eben Anhalt, wo man ihn suchen könnte," sagte Robert eise und konnte es nicht hindern, dah seine Stimme un- icher klang, dah in seinen Augen die ganze Angst um den ieben Freund zu sehen war. Doch kaum hatte er geendet, als Maria mit einem wehen Ruf des Schreckens aufsprang und auf Robert zutaumelte. „Was — was sagen Sie?! — Er ist fort!? — All mächtiger Gott, was ist denn mit ihm geschehen?" Wild schluchzte sie auf und sank in einen Sessel, Robert mit angst vollen Augen ansehend. „Ich flehe Sie an, berichten Sie alle», was Sie wissen, damit sofort etwas unternommen werden kann zu seiner Rettung!" Robert ging aus sie zu, nahm ihre Hand in die seine, streichelte sie und sagte in einem MiiKen Tone leise zu ihr: .Liebes Fräulein Holm, jetzt, W ich Ihren Schmerz um ihn seh«, der Mir verrät, was er Ihnen bedeutet, tut es mir doppelt weh, dah ich ihn durch meine Veranlassung, durch meine Abwesenheit in Gefahr gebracht habe." Zu den anderen gewendet, erzählte er nun erst einmal der Reihenfolge nach die Begebenheiten der Nacht und las dann Roys Dnef vor. Mister Hartung sann den Watten des Briefes nach. „Meiner Ansicht nach muh Harrison von der ganzen Sache mehr wissen als wir, denn sein ganzes Vorgehen ist so be stimmt, dah er unbedingt ein Ziel haben muh. Wir wollen ihn einmal sofort anrufen." Werner Hartung nahm den Hörer zur Hand und nes die Nummer Roys an, bei der sich auch bald der Kuli Roys meldete. „Ist Mister Harrison zu sprechen?" ,Aedaure, Mister Harrison ist noch heute nacht abgereist." „Wissen Sie, wohin?" „Mister Harrison ist mit dem Auto' allein zum Bahnhof gefahren und hat hinterlassen, dah Mister Hartung doch, bitte, seinen Wagen durch seinen Chauffeur abholen lassen soll. Der zweite Schlüssel zum Auto liegt hier in einem Umschlag für Mister Hartung." „Ich lass« ihn gleich holen. Hat Mister Harrison sonst noch eine Bestellung hinterlassen?" „Nein, nichts weiter!" „Gut, danke!" Werner Hartung hängte ab und wandte sich zu den anderen. „Das bestätigt mir noch mehr, dah Harrison unterrichtet ist. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als vorläufig ruhig zu warten, denn wir können nicht wissen, ob wir nicht mit irgendwelchen Unternehmungen Roy in seiner Rettungsarbeit stören. — Was ist, liebstes Fräulein Holm, haben Sie einen anderen Vorschlag?" Werner sah Matta, die sich mühsam gefasst hatte und sich nun aufttchtete, fragend an. Maria strich sich mit einer ver- lorenen Gebärde das verwirrte Haar aus der klaren Stirn. Leis« schüttelte sie den Kopf. „Nein, einen Vorschlag habe ich nicht, nur fällt mir eben ein, dah Herr Bredow damals, als Christa mit den beiden Herren das Abenteuer bei Hutuchtu hatte, er in seiner Sorge um Herrn Rer zu mir kam und mir sagte, dah er für seinen Freund ganz besonders Befürchtungen hätte, die er mir leidrr nicht sagen k-M«." „Hat er Ihnen auch keine Andeutungen gemacht?" fragte Robert aushorchend und sah Maria groh an. „Nein, nur eben, dah er sie mir nicht nennen könne, das sagte er mir." Ein Verdacht schoh in Robert auf. Wie eine Vision zog das Bild vom Bremer Hafen durch sein Gehirn, er glaubte wieder die ihn so widerliche Gestalt des Chinesen Kin Lung in der Menschenmenge am Kai zu sehen. — „Was für eine besondere Sorge um mich mag das gewesen sein?" sagte er grübelnd. Doch dann machte er sich ge waltsam von der Niedergeschlagenheit frei und fragte Christas Vater: „Sie meinen also, dah man Roy vorläufig noch nicht unterstützen soll?" „Ich halte es für das Richtigste, wenn wir uns so ver halten, wie Roy es angegeben hat." „Iedenfalls kann ich Ihnen sagen, dah ich mich wütend ärgere, Lestern abend mit den Chinesen gegangen zu sein, ohne aus meinen Freund zu warten." .Halten Sie es für möglich, dah Herr Bredow sich mit Roy verständigt hat über seine Unternehmung? Es mutet mich so sonderbar an, dah Roy sich sofort, ohne erst mit einem von uns zu sprechen, auf die Suche nach Ihrem Freunde gemacht hat. Folglich muh er einen bestimmten Anhaltspunkt haben." „Ich habe keine Ahnung! Als ich in der vergangenen Nacht in das Hotel kam, sah Roy dort und sagte mir, dah er auch auf Bredow warte, hat mir aber nicht gesagt, in welcher Angelegenheit." Christa war mit Matta, die sich mühsam beherrschte, hinaus auf den Balkon getreten. Liebevoll schlang sie ihren Arm um die Freundin und sagte weich und zärtlich : „Liebe Maria, ist etwas, was uns vorhin Ihre Angst verraten hat? Sprechen Sie, Sie wissen, ich fühle mit Ihnen!" Leise streichelte sie über Marias weiches Haar. Bei den liebevollen Worten Christas war Marias Beherrschung vorbei. Wild schluchzte sie auf und barg den Kopf an Christas Schulter. „Was nützt mir alle Verstellung, ich habe in meiner Angst verraten, was bisher noch kein Mensch wuhte." „Auch er nicht, Maria?" „Er darf es am allerwenigsten wissen, dah — dah ich —" „Dah Sie ihn lieben, Maria! Und warum darf gerade er sein Glück nicht wissen?" „Christa, Liebste, weih ich doch nicht, ob er mich liebt! Soll ich ihm da sagen, dah ich ihn liebe?" Matta sah mit tränenfeuchten Augen hinaus aus den Fluh. Und plötz lich ballte sie die Hände und sagte in tiefer Erregung: „Ich hasse dieses Land, ich hasse die Menschen hier! Bin ich in meinem Leben noch nicht arm genug geworden, müssen mir diese gelben Bestien hier auch noch den Menschen rauben, an dem mein ganzes Herz hängt!?" .Liebste, ich bitte Sie, beruhigen Sie sich! Wie können Sie ihn denn schon verloren geben? Das wäre schlimm, wenn wir das glauben mühten! Haben Sie doch ein wenig Vertrauen zu Roy! Hat er nicht schon oft geholfen, wenn keiner mehr Rat wuhte? Ich vertraue ganz fest auf seine Findigkeit. Schon aus Sport wird er die Angelegenheit ru einem gedeihlichen Ende führen," versuchte Christa die schwere Stimmung Mattas etwas wegzuscherzen. „Die gröhte Qual für mich ist, dah ich so untätig warten soll! Am liebsten suchte ich die ganze Stadt durch nach ihm!" „Und würden Roy dadurch dre Sache unnötig erschweren." „Ich tue es ja auch nicht, aber dieses Warten ist eine Höllenqual!" Christa legte ihre kühle Hand auf Marias heihe Stirn. „Kommen Sie Maria, ich führe Sie aus Ihr Zimmer, da sind Sie für sich und brauchen nicht Komödie zu spielen. Ich verspreche Ihnen, sobald eine Nachricht von ihm kommt, und sei sie auch ungünstig, Sie sofort zu rufen." Durch ein anderes Zimmer führte Sie Maria nach dem ersten Stock und war ihr behilflich, sich auf dem Diwan aus zustrecken. „So, Liebste, nun versuchen Sie, ob Sie nicht ein wenig ruhen können!" Bitter lächelnd sah Matta sie an. „Sie meinen es herzlich gut, ich danke Ihnen, aber sagen Sie selbst, könnten Sie jetzt ruhen?" „Wenn ich ehrlich sein will, — nein, ich könnte es auch nicht!" sagte Christa und versuchte sich in die Lage Marias zu versetzen, und so weh wurde ihr das Herz, wenn sie dachte, dah Robert in eine Gefahr kommen könnte, dah sie ganz bläh wurde und die Hände auf das wildpochende Herz prehte. „Nein, beim allmächtigen Gott, dann könnte ich auch an keine Ruhe denken!" Vor Erregung schloh si« die Augen, doch dann fahte sie sich. Sie neigte sich über Maria und kühle sie herzlich. Dann jagte Maria: