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Beilage zuin Fvaiikenbergev Tageblatt «r. s«4 SSrdett die Hindendlirg-Spende! Wirtschast»minist«r Dr. Krug v. Nidda über mittelt der Sächsischen Landssgeschästsstelle folgendes Geleitwort zur Sammlung für die Hindenburg- Spende: «Der Gesamtheit zu dienen, ist ehrenvoll r war D» ein persönliches Opfer, so bringen wir den Daut dafür in der Hindendurg-Spende". Die besondere Notlage der sächsischen Beamter! ist von der Regierung und dem Landtag wieder- Hvlt, letztmalig anläßlich der erfolgten sächsischen Notstandsaktton, anerkannt worden. Es erübrigt sich deshalb, nochmals im einzelnen zu begründen, Latz die an sich unerträgliche Not ohne die Zah lung erhöhter Bezüge ab 1. Oktober d. I. ins Angemessene steigen mutz. Cs sei nur auf die wesentlichen Ausgaben hiugewiesen, die in den KÄbstmonaten durch Anschaffung notwendiger Msntiworräte wie Kartoffeln, Heizmaterial und dergleichen, Beschaffung nötiger Winterkleidung !für dis Familie usw. entstehen. Zahllose Beam- tenfamilien stehen diesen unumgänglichen Mehr ausgaben mit ihren gegenwärtigen Bezügen völ lig mittellos gegenüber. Wir ersuchen deshalb die Regierung und den Landtag des Freistaates Sachsen, unbeschadet unserer grundsätzlichen Forderung, die notwen dige Gehaltsaufbesserung rückwirkend ab 1. April d. I. durchzuführen, zu beschließen, für den Fast, Latz das neue Besoldungsgesetz vom Reichstage sticht vor dem 1. Oktober verabschiedet wird, heil Beamten ab 1. Oktober aus die zu erwartende Mefoldungsneuregelung Vorschüsse in angemessener Höhe zu zahlen." Hingabe der sW. Beamtenschast Dresden, 31. 8. Der Astgemeine Deutsche Viämtenbund, Landesausschutz Sachsen, hat an Re Regierung und den Landtag des Freistaates Wachsen folgende Eingabe gerichtet: „Nach Lage der Verhältnisse ist nicht damit m» rechnen, datz das neue Besoldungsgesetz vom Reichstage bereits vor dem 1. Oktober verab schiedet werden kann. Der Haushaltausschutz des Reichstages hat für diesen Fäll beschlossen, den Beamten ab 1. Oktober Vorschüsse auf die zu «wartende Gehaltserhöhung zu zahlen, die der Äusschuß selbst festsetzen wist. Der preuhische Landtag hat den Beschluß gefatzt, die preußische Regierung zu ersuchen, für die preußischen Beam- sten die gleiche Vorschußzahlung zu gewähren. Wie ein in der letzten Woche bekannt gewordener Erlaß des preußischen Ministers des Innern mit- üeilt, ist die preußische Regierung bereit, diesen Landtagsbeschluß dur^uführen. Der badische wie auch der Landtag Württembergs haben eben- falls beschlossen, ihren Beamten ab 1. Oktober Vorschüsse wie das Reich zu zahlen. zapan und der Bolschewismus Trotzkys „Erfolge" — er hatte bekanntlich für das Dahl 1927 in England den Ausbruch und Sieg Kiner proletarischen Revolution vorauigesagt — KM« Joffe keine Ruhe. So hat auch letzterer sich Ml das Prophezeien verlegt und kürzlich eine vro- Warp veröffentlicht, in der er zu beweisen versucht, WH dl» sozialen Verhältnisse in Japan unweigerlich Wer Arbeiter- und Bonzsndlktatur zutreiben. Der Lnhalt dieses Heftchen« hat nun im Land» der aus- Lehinden Sonne überall lebhaftes Befremden wach Donnerstag, den 1. September 1SÄ7 8«. Jahrgang gerufen. Joffe bat, obwohl er Kenner der japani- schsn Zustände ist, peinlich vermieden, di« Lage des Mikadoreiches so »u schildern, wie sie wirklich ist, und dem japanische Proletariat hierbei «ine Nolle zubemessen, die es zu spielen weder imstande noch überhaupt ernstlich geneigt ist. Abgesehen von einigen moskowitischen Drahtziehern, denken die japanischen Arbeitermassen gegenwärtig nicht daran, sich vom Sowjetstern beglücken zu lassen; denn die südchine sischen Wirren haben ihnen zur Genüge die Augen über di« Gefährlichkeit eines solchen Kurses geöffnet. Diese Meinung vertrat erst kürzlich der bekannte japanische Arbeiterführer Suejiro Voshikawa, der die Errichtung einer fünften (von Moskau unab hängigen) International« anstrebt. Sein Programm deckt sich wirtschaftlich teilweise mit den Vorschlägen der japanischen Delegation während der Weltwirt- schastekonferenz. Hier kann man weilen und erschauet auch Sachsens größte Treppe gar." Wer aber zu denen gehört, welche die Berge oder in unserem Falle die Hügel lieber von unten anschauen, lass« sich vom .Meißen Rotz" aus, einer noch urwüchsigen Gaststätte.. in der Kleinbahn nach dem vielbesungenen Jagdschloß Moritzburg entführen, das ja dem sächsischen Nizza ein alter, waldduvchrauschter Nachbar ist und uns abernials in di« Zeit des starken Augusts samt seinen Minne- und Jägerfahrten zurückversetzt. Aber auch die Obstbäume in zum Teil geradezu prächtigen Gärten erzählen flüsternd wenn auch nicht von ältesten, so doch von gesegneten Frie- densjahren nach 1870/71, wo viele pensionierte Offiziere und Beamten „Lößnitzer" wurden, nicht zu vergessen auch berühmter Sänger und Schau spieler, denn di« würzige, ozonreiche Lust wirkt wohltätig bei jeder Art von Katarrhen sowie nerpösen Leiden. Der schönbewaldete Höhenzug, Abfall des Moritzburger Syenitplateaus, gewährt gegen Norden und Osten den besten Schutz, und zu den Zephirwinden, in denen sich bunte Schmet terlinge gaukelnd küssen, gesellen sich noch hie und da Aeolsharfen mit ihren melodischen Klän gen über den Gartenlauben — Paradiesstimmung. An die ehemalige Rebenkultur erinnert noch dre liebliche Bahnstation Weintraube und schon über die Lößnitz hinaus Weinböhla mit seinem „ver wunschenen Schlosse", jetzt ein Töchterpensionat. Dr. Schmidt, Oberlößnitz. Ms MslW WM Manchs Tageszeitungen brachten im vorigen Jahre um Mitte Mai die Mitteilung, daß in Kötzschenbroda, dem lieblichen Elbstädtchen, schon Erdbeeren geerntet wurden, und somit bewährt sich die Lößnitz bis auf den heutigen Tag als Erdbeer-, Pfirsich-, Spargel- und Rosengarten Dresdens wie vor alters, obwohl viele ihrer Ge müse- und Ziergärten nur glücklichen Ersatz des ehemaligen „Weingebirges" darstellen. „Nach Most und Wein sieh dich nicht um, der Berg trieft von Petroleum" spottete man im Jahre 1887, als laut Reichsgesetz dieses übelriechende Naß auf die revlausverseuchten Weinpflanzungen gegossen wurde und allerorts die Scheiterhaufen flammten. Most frisch von der Presse weg erhält man freilich noch heute in allen Schankstätten die ses lieblichen Elbstriches, aber wenn schon die Nebenkultur am Rhein, am grünen Rheine heute um ihren Fortbestand zu käinpfen hat, so ist das sächsische Nizza schon längst kein Weingebirge mehr zu nennen. Der Höhepunkt liegt sogar schon Jahrhunderte zurück und ist eng verbunden mit dem Herrfcherhause Mettin. „August der Starke sah die Lößnitz gerne beim Winzerfest im Kreise schöner Fraun", also erzählt ein alter Turm im Kunst- und Naturpark des berühmten Sanatoriums Bilz zu Radebeul, der Dresden am allernächsten gelegenen Lößnitzlandschaft. Der Ver fasser des Bilzbuches legte vor einem Menschen alter seine Naturheilstätte am gleichen Höhenzuge an, der mit der: hechthrönen^n Spitzhause die fogenannte Oberlößnitz abschließt. Dieses Spitz haus war eine Bleibe, ein Sitzhaus für August den Starken und die mit ihm Pokulierenden, aber auch eine Stätte des Spähens für den großen Prentzenkönig während des 7jährigen Krie ges, um gleich noch obige Bilzturmverse fort- Ausetzen: „und von dein Spitzhaus spähte in die Ferne der Me Fritz, das Schlachtgewühl zu schaun". Damals, es war die Zeit der furcht baren Beschießung des schönen Elbflorenz, flüch teten viele Dresdner Bürger nach ihren „Nizza"- häuschen, ja bis zur ehrwürdigen Markgrafen stadt Meißen, die von der Niederlößnitz nicht weiter entfernt liegt als Dresden. Aber noch älter als Spitzhaus und das ihm zu Füßen liegende Schloß Hoflößnitz, jetzt Hei matmuseum, ist das ein paar Minuten von Bilz ragende Vennohaus. Es ist in Gestalt einer Bischofsmütze angelegt; denn der Meißner Wein bauer und „Pfaffe" St. Benno war sein Er bauer. Noch im 7jährigen Kriege hatte es für keine Bewohner den besonderen Vorzug einer leich ten Flucht aufs andre Clbufer, und zwar durch einen Gang unler der Flußsohle. Anfern vom Heimatmuseum und BennohauS ragt ein Bauwerk neuerer Art in die Lüste. „Einen Turm hat man erbauet, so kernig, wie der Bismarck war. /zzrzzzoe* Zsr^zz ^?<Zs^ <Z<^6 es cr^s/ecr/zz/^ ^crzz/At* zM «Zee* LcZrcrc/rZs/ szzzz^s---^' «Zr^Lz* ^Lz*w^zxz9(szr<Zs^ Lzz snA ne/r/zzez?/Za Her naZr «AkTzrcrZrzzzA Zez* zz/zcZ— ^e^cr/zs /Zra/z szzz/^s erus Zäs/özzz r^rz^/zQ^ ^HLrHAHz*zAaZ SszzzzAsz?/ Zke/Ze^szr sa ^ez*a/r/^szz z/rzVn rz^ez^za/zzz/V/z Lzz/?azzZ />7 naz-zna/s Ba/zzzszz Laz-zULa/aZ? z*s/2^. Nachdruck verboten. 31 Der 5putz von Anckenberg Roman von Otsrid v. Hanstein. Oop^rigdt 1925 bz- Karl Köhler 8- Co., Berlin-Zehlendorf. Es waren bange fünf Minuten für den Va- Fer. Kurt ging nervös äuf und nieder und tauchte eine Zigarette. Hammacher kam zurück. „Allerdings hat Herr Direktor Ihre Angaben oollrnhaltlich bestätigt, und da die Straftat nach der bestinnnten An- des Kassierers erst nachmittags geschehen »Junge!" Der Kommerzienrat eilte auf seinen Sohn zu. Kammacher blieb stehen. „Aber die bestimmte Aussage des Kassierers, als er die Photographie sah." „Sie wissen, daß wir schon dabei stutzig wur- Kcn, denn er hat ja doch nur das eine Exemplar Zu erkennen geglaubt, während das andere —" / Wieder war Hammacher an der Tür. „Ich bitte Sie, bis ich zurückkomme, das Zim mer nicht zu verlassen, ich will nür noch eine letzte Formalität —" Vater und Sohn blieben allein- „Junge, du freust dich gar nicht — ich bin ja ^o MNich!" Seltsam, Kurt Gugenheim stente sich in der Tat nicht. Im Gegenteil, er war verbittert und wehrte des Vaters Umarmung. „Ich weiß nicht, warum ich froh sein soll? Weil «ine lächerliche Beschuldigung in nichdl zerflattert? Ich mußt« doch, daß ich unschuldig An, Oder weil mein Vater mich für einen Verbrecher Hirst und duldet«, daß ich steckbrieflich verfolgt werde?" Er setzte sich mit abgewandtrm Rügen nieder und rauchte nervös, während der Kommerzienrat sich vorkam wie ein gescholtener Knabe. Hammacher kam wieder. „Ich habe eben noch einmal telephonisch mit der Staatsbank in Eressenheim gesprochen. Der Kassierer bleibt dabei, daß das Geld erst am Nachmittag abgehoben wurde. Er kommt mit einem Auto herüber und wird in zwei Stunden hier sein. Sobald auch die Konfrontation mit ihm ergeben hat, daß Sie mit dem Mholer nicht identisch sind, werde ich selbstverständlich das Ver fahren gegen Sie niederschlagen und eine öffent liche Erklärung darüber in denselben Blättern veröffentlichen, in denen der Steckbrief stand." „Sie gestatten, daß ich solange gehe. Ich werde mich in zwei Stunden pünktlich wieder einfinden." Hammacher erstaunte. „Warum?" Kurt lächelte bitter. „Nachdem ich das erste Mal gekommen, wüßte ich nicht, warum ich das zweite Mal ausbleiben sollte. Uebrsgens habe ich durchaus nichts dagegen, wenn Sie mir einen Kriminalbeamten mitgeben. Ich will nur ins Freie." ^r Kommerzienrat trat zu ihm. Er wehrte ab: .Laß Vater, ich muß darüber erst hinwegkoiMen." „Ich erSärte Sie als» in zwei Stunden wieder hier." „Jawohl, Herr Landgerichtsrat." Er ging hinaus, und Hammacher beauftragte einen der Zivilbeamten, die im Nebenzimmer war teten, ihn unauffällig zu beobachten. Dir Kommerzienrat seufzte: „Jetzt ist er mir böse." Ihm war fast trauriger zu Mute als vorher, deffn er fühlte sich g«gen den Sohn im Unrecht. Der Ober kgm. „Doktor Schlüter mit zwei Herrschaften." Hammacher ging ihm entgegen. „Guten Tag, Doktor —" Schlüter lächelte: „Ich gratuliere!" „Wozu?" „Zur Unschuld Kurt Gugenheims." „Sie wissen?" „Ich sah ihn doch eben allein aus dem Hotel gehen, also muß sich seine Unschuld erwiesen haben." Hammacher schüttelte den Kopf. „Dazu gratu lieren Sie?" „Jede Klärung ist ein Erfolg." „Wenn Sie es so meinen," „Und was macht Roland?" „Sehr merkwürdig. Ich wollte zuerst auf Ihr mysteriöses Telephongespräch nicht reagieren." „Kann ich mir denken." „Dann klingelte ich in der Klinik an." „Hätte ich eigentlich gleich tun können, dann .hätten Sie Ihre Nachtruhe gehabt." „Tut nichts, denn es war sehr interessant. Er wand sich allerdings in Krämpfen, und der Pro fessor fürchtete für sein Herz. Wir sahen nach, Und fanden einen einfachen Geldbeutel auf seiner Brust, der an einem Kettchen hing. Wie wir ihn fortnahmen, wurde er sogleich ruhig, und jetzt schläft er." „Mo ist das Täschchen?" „Ich habe es hier." .Mister Hamilton —" Schlüter sah, daß der Hypnotiseur erst jetzt eintrat. „Mo ist Miß Ethel?" „Sie war so erschöpft, daß sie sich im Neben zimmer auf den Diwan legte und sogleich ein- M«f." „Kein Wunder. Sehen Sie einmal — Sie erinnern sich an das Amulett, vyn dem Miß Ethel sprach. Ist dies ein Amulett?" Hamilton zuckte die Achseln. „Was heißt Amu lett? Amulett nennt man einen Gegenstand, dem die Gläubigen irgendeine außergewöhnliche Ei genschaft zuschreiben. Oft ist es aus besonderem Metall oder von tierischem Ursprung. Die Nerven sind ja komische Dinger. Die Seherin von Pre- vorst, die wir schon öfter zitierten, erklärte ja auf das bestimmteste, daß verschiedene Metalle, also auch aus diesen gefertigte Amulette, eine besondere Wirkung auf sie besäßen." „Aber dies ist doch eine Geldtasche." „Gewiß. Ls ist aber denkbar, daß diese Geld tasche von demselben Manne, der vielleicht den Amtsrichter hypnotisierte, mit derartiger Kraft, sagen wir einmal, wie ein Akkumulator ge- laden ist." „Und diese Kraft wirkt nur auf den Betref fenden? Sowohl der Herr Kommerzienrat wie ich haben uns dieses Ding auf die bloße Brust gelegt und nicht die geringste Empfindung ge habt." „Das ist ja das Sonderbare dieser Problem«, und daher kommt es, daß eine Gruppe von Men schen fest daran glaubt, während die anderen den Dingen mit höhnischem Spott gegenüber stehen, daß es eben immer nur ganz besonders veranlagte Menschen sind, die für derartige Ding« eine Empfindung haben. Dazu kommt, daß der suggerierende Hypnotiseur voraussichtlich dem Amtsrichter im magnetischen Schlaf eben auch diese Wirkung des Amuletts befohlen hat." „Dann rechnen Sie bestimmt mit einem solchen Hypnotiseur und nicht mit dem natürlichen Ein- treten eines Dämmerzustandes." „Der ließe das Amulett weniger verständlich erscheinen. Mir kommt «in Gedanke wollen Sie mir das Täschchen einen Augenblick geb«» und mir folgen?" (Fortsetzung folgt.)