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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 17.08.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192708175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19270817
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19270817
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-17
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
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Zft das wahr? (Eigen« Jufokmatioiisdieust) Berttn, 17. August. Auf Grund besonderer Informationen können wir über den Verlauf des letzten französischen Niinisterrates nähere Mitteilungen machen, die deutlich zeigen, wie berechtigt die Warnungen vor allzu großem Optimismus sind. Dem Ka binett hat nämlich ein Gutachten des Ober befehlshabers der französischen Rheinarmee vor gelegen, in dem sich General Guilleaumat dabin aussprach, daß seiner Ansicht nach 1000 bis höchstens 1200 Mann abberufen werden könnten. Demgegenüber setzte sich Briand für eine Ver minderung der Besatzung um 60M Mann ein, «me Zahl, die, wie wir hören, auch von Lon don gebilligt worden ist. Wie wir weiter er fahren, hat dieser Vorschlag Briands bei der Mehrzahl der übrigen Minister einen Sturm der Entrüstung heroorgerufen. Da inzwischen auch bekannt geworden ist, daß weder London noch Brüssel in dieser Angelegenheit selbständig Vor gehen und etwa ihre Kontingente im besetzten Gebiet ohne Zustimmung Frankreichs herabmin dern werden, muß man ernsthaft damit rechnen, das; in der nächsten Woche 1000 Mann zurück gezogen werden und danrit die Frage einer Besatzungsverminderung auf lange Zeit — nach der Ansicht Frankreichs — aus der Dis kussion zu verschwinden habe. Demgegenüber mutz schon heute erklärt werden, das; Deutschland «ine Verminderung der Truppen von 65000 auf 64000 Mann nur als offene Verhöhnung eines waffenlosen Volkes auffassen könnte. Wir wollen vorläufig noch nicht glauben, das; sich die Auf fassung des Generals Guilleaumat in Paris durch setzt, da unseres Wissens die französische Außen politik von Briand und nicht von dem Gene- stälstab der Rheinarmee geleitet wird. Sollten aber wider Erwarten Poincarö und Marin in der entscheidenden Kabinettssitzung am kommen den Freitag die Oberhand gewinnen, so dürfte sich Briand selber sagen, was eine derartige Provokation für die von "ihm angeblich ver tretene Verständigungspolitik zu bedeuten hätte. Muf keinen Fast wird er darum herümkommen, an Genf klar und eindeutig zu erklären, ob die Locarnopvlitik fortgesetzt werden soll vder nicht. Von un;ecem ;pauuu,^i Korrespondenten. Lissabon, 16. August. Es hat eine Zeit gegeben, und sie ist noch gar nicht so lange her, wo ein Putsch in Portugal etwas so Alltägliches war, daß man sich höchstens wunderte, wenn es mal eine Woche länger als üblich ruhig blieb. In der letzten Zeit ist dies unter dem straffen Regime Carmonas etwas besser geworden und so ist die ganze Welt von der Nachricht, in Portugal habe ein Monarchisten putsch stattgefunden, völlig überrascht worden. Hatte man jedoch Gelegenheit, den Verlaus dieser „Revolution" an Ort und Stell« zu beobachten, so berührt es einen beinahe komisch, wie wichtig die Oeffentlichkcit außerhalb der pyrenäische» Halbinsel diese „Revolte" genommen hat, die im Grunde doch nichts anderes wie ein Sturm im Wasserglas war. Ein Theaterputsch, wie ihn schöner und programmätziger kein Dramatiker und kein Regisseur hätte ausdenken und inszenieren können! Der Anlaß des Putsches war seiner Ausführung würdig. Der General Carmona, der an der Spitze eines weit rechts gerichteten Ka binetts stecht, ist plötzlich auf den Einfall gekom men, einen Oberst Sousa zum Vizepräsidenten des Ministerrats zu ernennen. Dieser Obrist war ein paar Offizieren nicht genehm, da er in dem Verdacht stand, Abonnent einer Linkszeitung zu fein und auch mal ein paar Bemerkungen hatte fallen lassen, wie man sie in einem portugiesischen Ossizierskasiuo sonst nicht zu hören bekommt. Man hatte schon lang« auf Mittel und Wege gesonnen, wie man diesen Mann loswerden könnte, und die Nachricht, datz dieser „Bolschewist" nun auch noch gar stellvertr«tender Premierminister werden soll«, hat gewissermaßen dem Fatz den Boden ausge- fchlagen. Ein paar junge Offiziere faßten — wahrscheinlich hinter einer anständigen Bowle — den Entschluß, die Regierung kurzerhand zu stürzen. Wie macht man das? Höchst einfach, wenn man ein junger Leutnant ist und vielleicht mal auf der Bühne gesehen hat, wie mißliebig« Könige beseitigt oder zum Rücktritt gezwungen welchen. Sturm auf das Schloß, Pistole vor die Brust, Rücktritt oder Tod! Genau so sollte es hier inszeniert werden. Mso begab sich der Herr Leut nant Sarmento mit einigen ebenso hohen Offi zieren in das Regierungsgebäude und verlangte den Präsidenten zu sprechen. Carmona empfängt ihn in feierlicher AudieiH inmitten seines ganzen Ministerrats. Ob «r zurücktreten wolle? Er denkt gar nicht daran. Mso dritter Akt, die große Szen«! Sarmento reitzt eine Pistole aus der Tasche, schlägt an und schießt. Dreimal. Die eine Kugel trifft einen gänzlich Unbeteiligten, nämlich einen Sekretär, der gerade ein Akten- bündcl hereingeschleppt hatte, die zweite reitzt dem Finanzminister die Hosen auf, ohne über haupt ihm auch nur die Haut zu ritzen. Inzwischen har sich General Carmona ermannt, dem rabiaten Leutnant die Pistole entrissen und ihm einen Stotz verseht, datz er hintaumelte. Den Tumult be nutzte Sarmento, um sich gänzlich unsichtbar zu machen. Das mar im Grunde die ganze Revo lution. Da die Regierung aber nicht wissen konnte, datz es sich überhaupt nur um einen Handstreich allzu tatenlnstiger Offiziere gehandelt hatte, zog sic es ihrerseits vor, sich den bewährten Grund satz, daß Vorsicht noch immer der beste Teil der Tapferkeit sei, als Richtschnur zu nehmen, und begab sich in Autos nach Amadora, wo sofort große Truppenmassen zusammengezogen wurden. Diese Flucht, zu der sie nichts zwang, wäre der Regierung aber beinahe teuer zu stehen gekommen, denn jetzt machten sich die Offiziere, die diesen Theaterputsch inszeniert hatten, an den Leiter der Staatsbibliothek heran und verlangten, er solle sofort im amtlichen Regierungsblatt bekannt geben, daß die Negierung zurückgetreten sek. Der winkte selbstverständlich energisch ab und schon war auch dieses Nachspiel beendet, da die Regierungstruppen in Lissabon einzogen und die Putschisten festgesetzt wurden. Auch in Porto, wo es auf die Nachricht von der Flucht der Regierung ebenfalls zu Un ruhen gekommen war, wurde die Ruhe sofort wie derhergestellt, da es sich sehr bald herausstellte, datz die Offiziere, die den ganzen „Aufstand" veranstaltet hatten, überhaupt keine Truppen hin ter sich gehabt, sondern völlig auf eigene Faust gehandelt haben. Trotzdem ist das Kavallerie regiment, dem der Leutnant Sarmento angehört hat, aufgelöst worden, und auch sonst wird mit äußerster Energie durchgegriffen, um allen Aben teurern die Lust zu nehmen, künftig noch einmal einen Staatsstreich zu versuchen, der ja schließlich auch einen anderen, weniger harmlosen Ausgang nehmen kann. Ms warnendes Beispiel werben sämtliche Offiziere, die in das Regierungsgebäude cingedrungen sind und das Ultimatum gestellt haben, nach den Kap Verdischen Inseln deportiert werden und dort Zeit genug haben, an den Tag zurückzudenken, der ihres Lebens Höhepunkt und jäher Absturz zugleich war. Politische Nachrichten Der zweit« Dierteljahresbericht der Saarregie- rungskommisston. Wie die Abendblätter melden, liegt der Bericht der Regierungskommission an den Völkerbund über das Weit« Vierteljahr 1927 nun vor. Der Bericht betont, datz auf Verlangen der verbündeten militärischen Stellen der Vahn- schutz für exterritorial erklärt worden sei. Von den Klagen der Saarbevölkerung über diesen Bahnschutz ist in d.m Bericht nichts gesagt. Die Lage der Saargruben wird als schlecht bezeichnet. D«r Bericht trägt «inen ganz «Inseitigen Cha rakter. Coolidge will nicht Präsident der Stahlkorpira tion werden. Wie aus Rapid City berichtet wird, kündigt das Büro des Präsidenten Coolidge an, datz der Präsident nicht daran denke, noch Ablauf seiner Amtsperiode den Posten des Präsidenten der Ttahlkorporation zu übernehmen. Er glaube nicht, daß die Ttahlkorporation den Posten 1'/r Jahr frcihalten wolle und zweifelt daran, datz die Gesellschaft ihn wünsche. Die griechische Regierungsumbildung. Nach Meldungen aus Athen machen die Verhandlungen für die Bildung der neuen Regierung unter Zaimis befriedigend« Fortschritte. Man hofft, daß die neue Regierung heute den Eid leisten könne. Die Schwierigkeiten, die von General Ma taras wegen der Besetzung des Innenministeriums ausgehen, werden wahrscheinlich dadurch überwun den werden können, daß der Partei des Generals das Verkehrs- und Justizministerium überlassen werden. Leipziger Mels« imd deutscher Erport Ausblicke auf die Leipziger Herbstmesse 1927. Vom 23. August bis 3. September wird die diesjährige Leipziger Herbstmesse stattfknden. Die Erwartungen für den Metzeinkäuferbesuch sind durchaus günstig gestimmt. Was im besonderen die Beteiligung des Auslandes betrifft, so kann man nach den Nekordzahlen der diesjährigen Früh jahrsmesse wohl annehmen, daß auch die Aus länderzahl auf der jetzt kommenden Herbstmesse die aller Herbstmessen der letzten Jahre ganz erheblich übertreffen wird. Somit wächst die prakt- tischc Bedeutung der Leipziger Messe im Dienste unseres Ausfuhrhandels von Jahr zu Jahr be ständig an. Wichtig und wertvoll ist es daher, datz entsprechend dem neuerdings fast lückenlos dnrchgcführten universalen Ausbau der Leipziger Messe nunmehr alle maßgebenden Crportgruppen der deutschen Fertigwarenindusirke hier vertreten sind, lieber die besondere Exportbedeutung der kommenden Leipziger Herbstmesse soll hier Einiges gesagr werden. Warum unsere Produktion heute in weit höhe rem Matze auf den Erport angewiesen ist als vor 1914, bedarf kaum neuer Darlegungen; hier genügt der Hinweis auf den Däwesplan, auf den Zinsen- und Tilgungsdienst unserer Auslands- kredite, auf unseren erhöhten Einfuhrbedarf, aus die Notwendigkeit neuer Schaffung von Eigen kapital aus Gewinnüberschüssen des Exportge schäfts. Erport ist aber heute nicht nur weit dring licher, sondern auch weit schwieriger als früher. Das muh immer aufs neue beleuchtet werden. Die deutschen Auslandsniederlassungen, di« vor dem Kriege besonders kräftige Pioniere unseres Exports waren und zum größten Teil den Kriegs matznahmen zum Opfer fielen, sind gegenwärtig nur zum Teil erst wieder aufgebaut. Unsere handelspolitische Betätigung leidet unter der ein seitigen HochschutzzollpoAtik vieler fremder Staa ten. Ueberhaupt ist die Well, wie kürzlich eine wichtige deutsche Wnanzinstftution — Vic Reichs- Kredit-Gesellschaft — in einen; amtlichen Mrt- schaftsbericht schrieb, „noch weit entfernt von dem Zustand der internationalen Freizügigkeit und der internationalen Rechtssicherheit der Vorkriegs zeit, der damals der Entfaltung der wirtschaft lichen Kräfte so außerordentlich förderlich war". Und dennoch müssen wir exportier«», um das wirtschaftliche Dasein der heute bald 64 Mil- lionen Deutschen im Reich zu sichern. Weil aber viele Exportmethoden uns heute so erschwert sind, deshalb kommt es um so mehr darauf an, die Mittel und Wege der Exportförderung zu nutzen, die auch gegenwärtig greifbaren Erfolg ver ¬ sprechen. In etsicr Linie gehört hierzu die Leip ziger Messe, die größte und älteste regelmäßrg« Industrie-Musterschau der Welt. An Fertigware^ haben wir im Jahre 1926 für 6,965 Millkoneg und in den ersten fünf Monaten 1927 für 2,92» Millionen Reichsmark ausgeführt. Der Anteil der Leipziger Messe an diesen Exportumsätzen! ist zwar prozentmätzig genau nicht zu ermittelns darf aber als recht beträchtlich veranschlagt wer den, und dies vor allein deshalb, weil unter dest Auslandseinkäufern der Leipziger Messen unser« größten Auslandsmärkte in der ersten Reihe stehen; unter den 23 130 Auslandsbesuchern der letzten Frühjahrsmesse beispielsweise 2260 Engländer, 2050 Holländer, 1850 Nord- und Südamerika ner> 1070 aus den Balkanländer», 1610 Schweizer, 680 Franzosen, 620 Italiener, 400 Belgier, neben der traditionellen gewaltigen Besucherschar aus den mitteleuropäischen Nachbarländern, aus Nord' uud Osteuropa. Ein Fabrikant, der erfolgreich exportieren wllh wählt als Stützpunkt am sichersten die Leipziger Messe. Die Leipziger Messe ist heute wirklich eins weltwirtschaftliche Angelegenheit. Musterausst-l- lung in Leipzig ist unsere beste Werbung. Die» offenbart sich auch in dem Echo, das die Leip ziger Messe in der öffentlichen Meinung alles Länder findet. Berühmt geworden ist der Aus; spruch des Londoner „Daily Chronicle" über di« letzte Leipziger Frühjahrsmesse: „The wyrld's shop window" — das Schaufenster der Well« Von den Neuerscheinungen der kommende» Herbstmesse seien namentlich die Reichs-Süßwaren messe, die Hygiene-Messe, sowie die Sondervsrmr- stattungen im Rahmen der Baumesse erwähnt, wiq die Ausstellung „Das Siedlungshaus", dis Straßenbautagung mit praktischen Vorführungen^ die Ziegelbau-Ausstellung, die „Deutsche Baus woche". Weiter nennen wir die Tagung des Internationalen Aerologischen Kommission mit einer Ausstellung der wissenschaftlichen Spezial- instrumente. Der Weltruf an deutschen Qualitätswaren ist offenkundig. Englische Beobachter haben gesagt, datz die Leipziger Messe das „Made in Germany" jetzt erneut zu einem Schlagwort für Qualitäts- leistung erhoben habe. Das gibt uns das Recht, auf namhafte Exporterfolge auch auf der bevor stehenden Herbstmesse zu rechnen. Ms Kelmat und Vaterland Frankenberg, 17. August 1927. Die HoWakferspende für das östliche Erzgebirge Dis Hochwasserspende für das östliche Erzg«birgs hatte am 4. August an Gaben von Privaten, Äst« duftrie, Körperschaften und Gemeinden insgesamt 1186031,02 RM. aufgewiesen. Zu dieser Summ« sind bi« zum 12. August an freiwilligen Spenden weitere 446841,87 NM. gekommen, so daß die Ge- samtsumme der bisher bei der Kasse der Staats» kanzlek eingegangenen Spenden an diesen; Page 1602 872,89 RM. betragen hat. Die große Not, in die Hunderte von Familien in den von der Kata strophe heimgesuchien Ortschaften des Gottleuba- und Müglitztals« gekommen sind, macht eine Weiter führung de« Sammelwerke« immer noch erforderlich- s Gut abgelaufen. Al« am Dienstag abend gegen 8 Uhr ein Chemnitzer Auto di« Bauhohl« herauffahren wollte, verlor der Fahrer kurz nach der Straßenbieaung durch unsicheres Umschatten di« Gewalt über den Wagen. Dieser geriet in Rück- wärtsbewegung und glitt allmählich di« Böschung binab. An dem fast neuen Auto wurde nur di« Schutzscheibe und ein Reifen beschädigt. Dl« In sassen — der Besitzer mit Frau und Kindern - kamen glücklicherweise ohne jede Verletzung davon. Am Donnerstag vormittag Ist der Wagen abge schleppt worden. Der Zpuk von l-inckenberg Roman von Otfrid v. Hanstein. Oop^ri^ttt 1925 b/ Karl Köhler 8c Co., Berlin-Zehlendorf. 19 Nachdruck verboten. Als Dr. Schöler mit Schlüter eintrat, wurde sie rot. „Aber Onkel Sanitätsrat —" Der Arzt duzte Gerda, er kannte Gerda ja von Kind an. „Ich bringe dir einen Kollegen — Herr Dr. Schlüter aus Berlin — du hast uns zuviel Sorge gemacht." Gerda lachte. „Aber Onkel Dollar, ich bin doch vollkommen gesund — ich verstehe gar nicht. Ich war doch gestern noch so vergnügt bei Onkel Gugenheim." Schlüter setzte sich geben das Bett und nahm Gerdas Hand. Er hatte etwas väterlich Gü tiges in seiner Art. „Nun wollen Sie mir ein paar Fragen be antworten?" Sie sah ihn lachend an. „Gern!" „Also wo waren Sie gestern?" „Bei meinem Onkel, Kommerzienrat Gugen- heim." „Was war denn gestern für ein Wochentag?" Sie lachte noch herzlicher. „Natürlich Sonnabend." „Und was für ein Datum?" „Der n«unte Juli." „Da muß ich Ihnen eine sehr merkwürdige Sache erzählen, mein kleines Fräulein. Wir haben nämlich heute auch Sonnabend, und zwar den sechzehnten Juli. St« waren nicht gestern, sondern genau heut« vor sieben Tagen beim Kommerzienrat Gugenhsim." „Sie scherzen." „Wirklich nicht. Hier, sehen Sie das Datu»; auf dieser Zeitung." Gerda war komisch entsetzt, lachte aber ganz hell. „Dann habe ich Faulpelz ja volle acht Tage geschlafen! Wie war denn das möglich?" „Darüber hat sich ja auch Ihr Herr Vater und der Herr Sanitätsrat gewundert und darum bin ich hier. Nun, sagen Sie — haben Sie in dieser Zeit irgend etwas geträumt?" Sie schüttelte den Kops. „Gar nichts." „Auch keine unangenehme Erinnerung?" „Aber nein — ich bin doch ganz gesund." „Gewiß — aber ich möchte mich überzeugen, ob Sie es auch wirklich sind, und deshalb müssen Sie mir schon erlauben, daß ich ein wenig mit Ihnen plaudere. Können Sie mir vielleicht an geben, was Sie am Donnerstag, also drei Tage vor der Gesellschaft bei Gugenheims, gemacht haben?" Gerda überlegte. „Da war ich doch in Gressenheim bei meiner Tante Amalie Hertling." Sie sagte auch dies in vollkommen unbefan genem Tone. „Bei Ihrer Frau Tante? Wie war es denn dort? War die Frau Tante allein?" Ja — neinl" Gerda war sichtlich verlegen. „Haben Sie vielleicht dort Ihren Vetter, Herrn Kurt Gugenheim, getroffen?" Gerda wurde dunkelrot. Schlüter beobachtete jedes Zucken ihrer Mienen. .^Allerdings." Schlüter lachte. „Warum wurden Sie denn verlegen? Ich denke, es ist doch rein Unrecht, einen Vetter zu treffen?" „Papa hatte es mir verboten." Schlüter lächelte. „Ich kenne nämlich zufällig Herrn Kurt Gugenheim. Ich weih, «r ist mit seinem Vater zerfallen." Gerda wurde sofort wieder lebhaft und warm. „Der arme Kurt! Gewiß, er hat früher ein mal ein paar dumme Streiche gemacht, aber er ist im Grunde ein so guter Junge! Nur leicht sinnig! Er hat mir immer so leid getan." „So so — sagen Sie einmal — er erzählt« mir gelegentlich von einer Keinen Kusine, die er sehr verehrt und beinahe geheiratet hätte." „Aber, Herr Doktor — ich bin doch verlobt! Rein — das kann Kurt nicht gesagt haben!" Sie war ordentlich entrüstet. „Aber deswegen kann er doch in seine hübsche Kusine verliebt gewesen sein." Schlüter lachte vergnügt. „Nein, gewiß nicht — aber als Vetter und Kusine haben wir uns gern gehabt und waren gut« Kameraden, und darum tat er mir auch immer leid, und wie ich ihn jetzt bei Tante Amalie traf —" „Da haben Sie sich gefreut?" „Gewiß." „Aber Sie haben zu Haus nichts davon er zählt?" „Natürlich nicht, denn Papa ist doch böse auf ihn." „Auch Ihrem Herrn Bräutigam nicht?" „Der ist immer gleich eifersüchtig und hat doch gewiß keinen Grund." „Nun, sagen Sie, war denn dies das einzige Mal. daß Sie ihn sahen?" „Herr Doktor, was sind Sie neugierig?" „Herrgott, ich möchte doch nur Ihr Gedächt nis prüfen!" „Mso nein, wenn Sie alles wissen wollen, ich habe ihn am Dienstag, also zwei Tage vorher, schon einmal gesehen und — Papa, du darfst aber nicht böse sein — ich bin sogar am Don- nerstag eigentlich nur seinetwegen hinüberge fahren." Schlüter droht« mit dem Finger: „EI, ei, wenn das Ihr Herr Brautigan; müßte!" „Er war an; Dienstag so traurig — er halte versucht, sich mit seinem Vater zu versöhnen und das war nicht geglückt, und dann —" „Es ging ihm wohl schlecht?" „Ich fürchte Der Geheimrat mischte sich ein: „Run sag« einmal die volle Wahrheit — er har Geld von dir verlangt?" „Aber Papa, vor dem Hern; Doktor —" Der Geheimrat war nervös. „Du hast Sie machte ein trotziges Gesicht. „Nun ja, wenn Ihr dem armen Kurt all« nicht helft — er kann doch nicht verhungern!" Der Geheimrat erschrak, datz er ganz Mich wurde. „Kind, was hast du getan?" » „Aber, Papa, ich habe von meinen; Spar kassenbuch fünfhundert Mark abgehoben und ihm die geborgt, er wird sie mir schon zurückgeben, wenn er kann und wenn er es nicht tut —" „Das ist alles?" Sie sah ihn verständnislos an. „Ja, was sonst?" „Kind, ich beschwöre dich, sage die Wahrheit — das ist alles?" „Aber, Papa, ich versteh« dich nicht! Da« klingt ja geradezu beleidigend. Was soll ich denn sonst — nein — wirklich —" Schlüter stand auf. „Aber liebes, kleines Fräulein, bleiben Si« ruhig! Natürlich ist das alles, und, Herr Ge heimrat, jetzt machen Sie nur kein böses Gesicht. Es macht doch nur mit dem mitleidigen Herzen Ihrer Fräulein Tochter alle Ehre — wenn si« dem Herrn Vetter hilft. Also, ich denke, mein kleines Fräulein, wir sind ganz gesund und haben nur einen kleinen NervenzusalnmenbruH gehabt. Wahrscheinlich wegen der vielen Bälle, die wir besucht haben. Heute bleiben Sie hübsch im Bett, und morgen sehe ich noch einmal nach." (Fortsetzung folgt.)
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