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Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage znm Franßeuberger Tageblatt n Mittwoch, dm 3l. ASM «m" Arnor auf GGlerGwegen Em heilerer Roma« von Friede Birkner Loprylight 1926 by Karl Köhler L Co., Berlin-Zehlendorf 19 Nachdruck verboten Eine Lampe flammte auf, und Mar sah sich in einem engen Zimmer, vor ihm Tse Hai und Lo Lung, di« ihn höhnisch anlachten. „Wie ist das nun, Mister Stahlkönig? Sie sehen, ich gebe mir die größte Mühe, Ihre Zufriedenheit zu erlangen. Ich will nur hoffen, daß Sie sich nicht zu sehr erschreckt haben?" Tse Hai nahm Mar den Knebel aus dem Mund. „So, bitte, nun können Sie auch reden!" „Mein lieber Tse Hai," sagte Mar in überlegenem Ton, der dem Chinesen sichtlich unbehaglich war, „das alles hier überrascht mich gar nicht, ich warte nämlich schon lange darauf.^ „Was?! — Auf was warten Sie?" „Auf diesen netten, kleinen Uebcrfall, denn ich bin schon seit Bremen darauf gefaßt, daß Sie sich etwas mehr als unbedmgt nötig mit meiner Person beschäftigen werden." „Das würde mich interessieren, wie Sie zu der Annahme gekommen sind?" „Höchst einfach, mein Lieber! Ich sah Sie mit dem Diener meiner Mutter, mit Kin Lung, dem würdigen Bruder dieses würdigen Herrn dort, zusammenstehen. Ich beobachte den Diener meiner Mutter schon lange, weiß, daß mir der Bursche nachforscht und daß er mit Ihnen und Lo Lung eifrigst Depeschen gewechselt hat." „Woher wollen Sie das alles wissen?" fragte Tse Hai und versuchte, seine Zerstörtheit hinter Hohn zu verbergen. „Oh, was das anbelangt, ich weiß noch mehr! Ich weiß, daß ihr Schurken durch Kin Lung den Auftrag bekommen habt, mich möglichst sanft und unauffällig beiseite zu bringen, wohl unter der schönen Losung: In China verschwinden ja so viele Europäer! Aber nein, meine Herren, so ganz einfach ist die Sache doch nicht! Man wird nach mir suchen, denn ich bin ja schließlich nicht allein hier in Schanghai." „Ihr Sekretär kann Ihnen nicht helfen," lachte Lo Lung auf, „der liegt jetzt in einem ganz anständigen Rausch vorn in dem Tanzraum." Mar wußte sehr wohl, daß er verlorenes Spiel hatte, wenn er sich nur einen Augenblick einschüchtern ließ, und sagte deshalb leichthin: „Einmal muß er wieder nüchtern werden, und außerdem rechne ich durchaus nicht auf ihn, denn er weiß ja noch nicht, daß ich hier bin. Aber der Hoteldirektor weiß, daß ich in die stadtbekannte Gifthöhle Lo Lungs gefahren bin. Und glauben Sie, daß dieser Zerr nicht sofort das deutsche Konsulat benachrichtigen wird, wenn ich nicht zur angegebenen Zeit im Hotel erscheine?" „Verdammt, dann heißt es schnell« Arbeit," flüsterte Lo Lung sern«m Genossen zu, doch konnte es Mar verstehen, „es ist dann wohl am besten, wenn wir den anderen möglichst bald in das Hotel zurückbringen und ihm beibringen, daß sein Herr und Meister gar nicht hier gewesen ist, damit der Verdacht eine andere Richtung bekommt." Mar atmete bei diesen gar nicht für ihn bestimmten Worten auf. Mußt« er nun doch Robert einigermaßen in Sicherheit. All seine Beherrschung zusammennehmend, fragte er Tse Hai in ganz ruhigem Tone, als handelte es sich um die alltäglichsten Dinge: „Wie lautet denn eigentlich der Auftrag meiner verehrten Stiefmutter für euch Halunken?" „Auch das wissen Sie?" Mar wußte es zwar nicht, sondern hatte nur eine Krage ins Blaue getm, aber das Erstaunen der Chinesen zeigte ihm, daß -er den richtigen Weg mit seinem Verdacht «ingeschlagen hatte, daß Robert sich in Duisburg doch nicht alles, was ihm unheimlich gewesen war, eingebildet hatte. „Ich habe euch ja schon gesagt, ich weiß Mes, nur, das eine nicht, wie ihr mich um die bewußte Ecke bringen würdet. Also wie lautet der Auftrag?" „Sie ohne jedes Aufsehen und jedes verdachterregende Mittel zu erledigen und dann Kin Lung sofort Bescheid zu gAen." „Aha, — und wann geht das vor sich?" „Wir müssen erst noch eine Antwort Kin Lungs abwarten wegen unseres Anteiles an dem Geschäft, denn ohne Verdienst macht man so ein Geschäft nicht." „Da bin ich ganz Ihrer Ansicht, mein« Herren, umsonst ist der Tod! In diesem Fall« wäre dann mein Tod für Sie sogar ganz und gar umsonst. Sie hätten nur die Unannehm lichkeit des Mordens und keinen Verdienst dabei. Rem, meine Herren, so ein schlechtes Geschäft machte ich auch nicht." ' „Was soll das heiß«? Machen Sie sich lustig über mich?" Tse Hai gab Mar einen nicht eben sanften Stoß in d« Rippen, dem Mar nicht ausweichen konnte, da er noch immer gefesselt am Boden lag. „Das würde ich mir so gewiegten Verbrechern gegenüber nie erlauben. Wie ich also nun die Sache übersehe, haben Sie mich so gewissermaßen auf Vorrat emgefangen, damit, wenn von dem sehr verehrten Mister Kin Lung der be friedigende Bescheid wegen des Mordgeschüftes kommt, Sie mich schnell, schmerzlos und ohne Zeitverlust umbringen kön nen?! Prächtig, Misters, das haben Sie sich fein ausgedocht!" „Sie werden nur zu bald klein werden und um Gnad« winseln, Sie verfluchter deutscher Hund!" „Wenn Sie meine Nation beschimpfen, werde ich unan genehm! Bis jetzt bin ich gemütlich geblieben, was für Sie und mich entschÄ)en angenehmer war. Zwingen Sie mich nicht, einen anderen Ton myuschlagen! And nun erklären Sie mir, warum Sie überhaupt meinen Sekretär hierher gelockt haben. Was hat der mit der ganzen Angelegenheit zu tun?" „Nur so war es doch möglich, Sie hierher zu bekommen! Denn ohne diesen großen Kerl sind Sie ja nie zu sehen gewesen!" Mar dankte jetzt im stillen, daß er Robert nie allem hatte gehen lassen, und daß diese Schurken sich in dem holden Wahn« wiegten, den richtigen Stahlkönig bei sich m ihrer Gewalt zu haben. Er hielt es auch für gut, wenn er die Chinesen noch vorläufig in dem Glauben ließ. Nur wenn unmittelbare Not am Mann war, würde er den Irrtum aufkläven, er würde dann dies« Eröffnung als letztes Mittel für seine Er rettung anwenden. Es war Mar durchaus nicht so ruhig zumute, wie er die Chinesen glauben machen wollte, er wußte sehr wohl, daß er in einer verteufelt «rnsten Lag« war. „Wann erwarten Sie denn Nachricht von dem sehr ver ehrten Mister Kin Lung?" „Wir erwarten sie mit dem nächsten Dampfer." Mar atmete auf, denn zufällig wußte er, daß da nächst« Dampfer erst in fünf Tagen kam. Und so sagte a lochend: „Was, nicht einmal per Telegramm erledigen Sie so eUge Sachen?! Das ist aber sehr rückständig, Misters — wozu hat man nun die netten Erfindungen all«, wenn sie die Zerren Verbrecher nicht einmal ausnutzen?" Das schwammige Fett Lo Lungs geriet in heftige Be wegungen ob der Wut, di« ihn bei dem überlegenen Ton ihres Opfers erfaßte, und er wollte sich mit einem wohl- gezielten Stoß gegen die Schienbeine von Mar rächen. Doch Tse Hai, in dem langsam etwas wie Achtung für den Mut seines Opfers aufkam, hinderte ihn daran. „Laß das, wenn wir nicht zum Ziel ruft ihm kommen, hab«n wir dann nur die Unannehmlichkeiten." ,Sraoo, Mister Tse Hai, ich sehe, Sie find an kluger und werMickacher Mann. Meine Hochachtung! L» wem, ich erst aus dieser Mausefalle Per h««» b», weiche ich nicht verfehLen. mich Ihrer kchmck »