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Beilage zuin Frankenberger Tageblatt M Seift von Lolarno in englischer Beleuchtung Bekanntlich sind England und Frankreich sich über Bi« künftig« Regeluna der Besahungsfrage des Rhein« Whe« Nicht einig. In diesem Zusammenhänge ver« vltNt ein Bries Erwähnung, den ein von der Presse -l« Deutschlandkenner bezeichneter Engländer an M« führende «nalisch« Zeitung gerichtet hat. Von der Tatsache aurgehend, daß Frankreich mehr Truppen im Rheinland belassen will, al« vertraglich seltgelegt ist. beurteilt der Kritiker dies satirisch al» das Ge- WWN». Er bezeichnet di« Besatzung al« ein Mittel, Deutschland qewollt in dauernder Aufregung zu Erhalten. Warum soll nicht Frankreich diesen Schimpf «uf sich nehmen und zwar allein? Der Schreiber Hellt zurück auf einen Brief, den er im Jahr« ISl9 vn Lloyd Georg« gerichtet hat. Schon damals hat «r daraus hingewiesen, daß die demoralisierend und ketzerisch wirkende Besatzung klugerweise so viel als möglich abgekürzt werden müsse. Lloyd George's «Mmmung hat aber nicht verhindert, daß heute, SäMu neun Jahre später, sich kaum etwas geändert hat! Ist es nicht Zeit, di« Frage endlich ins Reine tu bringen, um Deutschland auf diese Weise zu «Isen, seine Rachegedanken zu vergessen — eine Mmerhin nicht leichte Zumutung? Was Hilst der LylSrnovertrag, wenn di« Alliierten sortfahren, Deutschland unter Belagerungszustand zu halten? — — I« häufiger daheim und im Ausland« Stimmen, wie die obig« englische, zugunsten Deutsch. Und« erhoben werden, um so eher bahnen wir uns ven Weg zur Freiheit. Me NeMationslieservngen Im Zull Berlin. M. 8. TU. Wr Krankruch sind im Juli «tnlchliehlt- der ZulatzvertrSge 535 Sachlieferungs verlrage (rohe Koble und Farbstofflieserungen im Werte von 16,8 Millionen RM. genehmigt worden. Der Wert aller seit dem Inkrafttreten des Dawes- blane« bts zum 31. Juli 1927 für Frankreich ge nehmigten Sachlieserungsverträge lauster Kohle und MMoff) beträgt 511,6 Millionen NM. Für Bel- «ikr find im Berichtsmonat 138 Verträge (einschließ- «A der Zusatzverträge) im Werte von 3.4 Millionen Mnehmigt worden. Damit stellt sich d«r Gesamt wert aller seit dem Inkrafttreten de« Dawesplanes fitz MM 81. Juli 192? genehmigten belgischen Ver trage auf 110,8 Millionen RM. Der geld-mMe Sowjetstaat Bekanntlich wird die chtnestfche Ostbahn von Ruhland und China g«m«insam verwaltet. Die Rüden Regierungen waren überemgekomm«n, die Erträgnisse aus dem Betrieb, bei einer Eowf«tbank iN Harbin zu deponieren, da die Sowjet« sich ohne- hin di« Erledigung der Geldangelegenheiten Vor behalten hatten. In letzter Zeit tauchten verscht«dent- sich Gerüchte auf, dast die russische Regierung da» Veld für eigene Zwecke verwendet habe. Darauf hin hat die Pekinger Regierung «ine Untersuchung W Falles in die Weg« geleitet, die Sowjetbank mmr Aufsicht gestellt und wird, wenn das Depot kstisachlich verbraucht worden Ist, diese Bank schließen Mittwoch, den lassen. Vorerst haben die Sowjet» nur zugegeben, daß das Geld langfristig unkündbar ana«l«gt sei und durch «ine plötzliche Zurückziehung de» Be- trage« großer Schaden entstehen würde. Man scheint also Zeit gewinn«« zu wollen. Der zeppelMoerkehr Svanlen- Siidamerfta gesichert Berlin, 29.8. Wi« die »Bossische Zeitung- meldet, erklärt« der h«ute In Hamburg mit der »Cap Po. lonio' von seiner Argentinien-Reise zurückgekehrt« Dr. Eckener, dast er mit dem Ergebnis seiner Reise durchaus zufrieden lei. Ein« Kommission lei in Buenos Aire« eingesetzt worden, die Dr. Eckeners Ozeanplän« prüf«, um sie der Regierung und dem Kongreß zu empfehlen. Nach Genehmigung der deutsch-spanischen Vorschläge würden dann in Ar- gentinitn die nötigen Anlagen kür den Luftschiff verkehr Spanien—Amerika «richtet werden. In der araentlnWen Hauptstadt würde ein großer Lustschiffhafen mit Halle und Ankerturm g«baut werden. Spanien habe mit diesen Anlagen bereit« begonnen, so dast die Ausnahme des Luftschiff»«. kehr« über den Ozean nur von der Fertigstellung und dem Lrgebni« der Probefahrten des neuen Zeppelin» abhänge. Wssorderung rar «esetzSdertretung Dresden, 29. 8. Anläßlich eines an sich harmlosen Einzelfalls sprach sich kürzlich das Reichsgericht über die Folgen der Aufforderung zum Ungehorsam gegen die Gesetze aus in Ausführungen, die allgemeiner Be achtung wert sein dürften, nicht zum wenigsten derer, die bisweilen dem Einfluß des Alkohols unterliegen. Bei einem Kirchweihfest vermerkten es einige Fest teilnehmer übel, daß die zuständigen Oberlandjäger Feierabend geboten. Diesem Unwillen gab ein East Ausdruck, indem er auf einen Biertisch stieg und den ihn umdrängenden Gästen zurief, sie sollten nur ruhig weiter dableiben, es habe ihnen kein Mensch etwas zu sagen, wenn sie in Ruhe ihr Bier tränken, und die Gendarmen sollten nur machen, daß sie fort- kommcn. Der Redner wurde auf Grund dieses Tatbestandes natürlich zur Verantwortung gezogen und von der Strafkammer verurteilt gemäß 8 110 des Strafgesetz buches, nach dem mit Geldstrafe oder Gefängnis bis zu zwei Jähren vestrnpr-röstd, wer öffentlich-ZLN Un gehorsam gegen die Gesetze über obrigkeitliche Anord nungen auffordert. Die Festsetzung der Polizeistunde und die hierüber ergangenen Vorschriften sind, so hatte die Strafkammer begründend angeführt, von den zu ständigen Organen der Staatsgewalt getroffene Ver ordnungen. Gegen diese Erkenntnis legte der Angeklagte Re vision ein, indem er ausführte, daß hier eine falsche Eesetzesoorschrift angewendet würde; er habe nicht, wie es 8 110 des Strafgesetzbuches voraussetzc, schlechthin zum Ungehorsam gegen die Anordnungen der Gen darmen überhaupt aufgefordert, sondern habe nur in dem einen hier in Frage kommenden Falle mit den übrigen Gästen noch in aller Ruhe sein Glas Bier trinken wollen, und dieser Tatbestand sei nicht aus reichend zur Anwendung des 8 HO des Strafgesetz buches. . August LVS7 Das Reichsgericht erkannte diese Ausführungen als berechtigt an und verfügte di« Aufhebung des Urteils, indem es u. a. begründend ausführte: Der 8 HO des Strafgesetzbuches richtet sich allerdings nicht gegen die Aufforderung zur Begehung bestimmter strafbarer Handlungen, sondern gegen die zur grundsätzlichen Auf lehnung gegen die Gesetze. Die Ausführungen der Straf kammer lasse» aber nicht mit Sicherheit erkennen, ob nach ihrer Meinung der Angeklagte die Menge nur für den einen in Frage kommenden Fall zur Ueber- tretung des Gesetzes über die Polizeistunde oder zu gleich zu einer allgemeinen Mißachtung gesetzlicher Anordnungen aufgefordert hat. Handelte es sich nur um den einen Fall, so käme nicht 8 HO, sondern der mildere 8 111 des Strafgesetzbuches zur Anwendung, demzufolge mit Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu einen, Jahre bestraft wird, wer öffentlich vor einer Menschenmenge zur Begehung einer strafbaren Handlung auffordert. Infolgedessen wurde die Sache zur Klärung des Tatbestandes an die Vorinstanz zurückverwiesen (Reichs gericht 1 D. 433. 27). Rosle reis fürs Ketzergericht Gelegentlich des dlerjähriaen Schützenfeste» in Hannover hielt der sozialdemokratische Oberpräsident Noske eine Rede, in der «r u. a. aurführt«: »Man kann ohne Uebertreibung sagen: Da« Hannoversche Schützenfest wird von allen Volksschichten begangen! Wir freuen uns darüber. Denn unser Bestr«b«n geht ja dahin, daß jedermann nach harter Arbeit frohe Feste feiern kann. Hierüber hinaus ist unser Schützenfest geeignet, di« unseligen Gegensätze zu überbrücken, denn draußen auf dem Rundteil, in den Zelten, findet «in« Verbrüderung ohne An sehen des Geldbeutels und de» Standes statt. Weiter erfüllt uns mit Fr«ude, daß die Schützen wieder mit der Waffe in der Hand am ersten Montag ausziehen dürfen — ein Zeichen, daß die uns-ligen Verstimmungen und Folgen der Ver- lailler Friedens immer mehr und mehr verschwinden. Unser Wunsch geht nun dahin: Möge der Schieß sport in Hannover tüchtige Männer, ganze Kerl« «rziehen, die, wenn «» not tut, was der Kimmel vrrhüten möge, das Vaterland auch mit der Waff« in der Hand verteidigen!" Die „Chemnitzer Volksstimme" bemerkt dazu: -Wir glauben, daß jeder Kommentar zu diesen Ausführungen Noske« überflüssig ist. Wir möchten nun fragen, wie lange der Mann noch Mitglied einer Partei kein darf, die in ihrem Pro gramm immerhin die Gedanken d«s Klassenkampfe» und de» Völkerfrieden« vertritt?" - Äff! dieser Tiemingträaiilü iNMieichNLt sich der sächsische Linkssozialismus selbst am ötsten. D« Messe-Dienstag Leipzig, 30. 8. Am dritten Messetag war auf der Tertilmesse wiederum zahlreiche Er- portkundschaft zu bemerken. Besonders flott gehen auch kunstgewerbliche Tertilwaren, Tertilstoffe für Innendekoration und Baumwollwaren. Auf der Schuh- und Ledermesse fanden u. a. die erst malig ausgestellten Wiener Lurusschuhe starken Zuspruch. In Kunstkeramik wurden gute Verkaufserfolge erzielt. In Lackierwaren verkauften sich besonders Ofenschirme und Kohlen- 8«. Jahrgang SSSVSWSWSSSSSSSSSWSSSS kästen für den Winterbedarf. Das Geschäft in Bürsten waren ist uneinheitlich. In Holz waren interessierten vor allem Neuheiten für Haus und Küche. Feinseifen und Parfümerien haben lebhafte Erportnachfrage, besonders aus den Bal kanländern. In kleineren kosmetischen Neuheiten wurden gute Abschlüsse getätigt. Auf der Nah- rungs- und Genuß mittel m esse konnten Aussteller von Fleischwaren günstige Verkäufe verzeichnen. Auf der technischen Messe konn ten die Aussteller von Armaturen, Badeöfen und Gasverwertung beachtliche neue Verbindungen an knüpfen und zum Teil auch gute Geschäfte ab schließen. Radioeinzelteile und Lautsprecher ver kauften sich flott. Ansehnliche Umsätze waren ferner in elektrischen Geräten und Apparaten, ins besondere für den Haushalt, sowie in Staub saugern zu verzeichnen, was auch von den Muster schauen dieser Artikel in den Messehäusern der inneren Stadt gilt. Auch das Ausland bekundete hier lebhaftes Interesse. Am Messedienslag be sichtigten die Ausländsdeutschen die technische Messe, gleichzeitig begann die Tagungsreihe der deutschen Bauwoche. gzeanflleger ohne Flugschein Levine über die Entführung der „Miß Columbia" London, 30. 8. Ueber Levines waghalsige Flucht aus Paris werden noch folgende Einzel heiten berichtet: Bei der Landung der „Columbia" gab es für die Zuschauer auf dem Flugplatz Croydon ein paar Lange Minute». Levine, doch wohl etwas überanstrengt durch die Aufregungen des so plötz lich unternommenen Alleinfluges, mußte Leim ersten Landungsversuch, den er in seinem Leben vollführte, wieder Gas geben und kam dabei so knapp über die Flugzeugschuppen hinweg, daß man glaubte, Levine würde tödlich verunglücken. Ms Levine zum zweiten Male vergeblich zur Lan dung angesetzt hatte, ließ die Flughafenleitung ein Flugzeug starten, das der „Columbia" eine Landung vormachte und so die richtige Stell« zum Aufsetzen zeigte. Als man Levine üb« die Gründe seiner plötz lichen Flucht aus Paris befragte, erklärte er, er könne nicht mehr sagen, als daß er sich zunächst xgsieren lassen wolle und daß er ein für allemal mit den fkAHZfychell Metern und den franzö sischen Flugplätzen fertig sei. Er erklärte weiter: „Während ich in Frankreich war, wurde mir jedes mögliche Hindernis in den Weg gelegt. Alles, was ich unternahm, wurde dauernd in der Presse und anderswo kritisiert. Ich sah, daß mein Flug aus Paris so gut wie unter französisch« Kon trolle stehen würde, und dies schien mir nicht ge recht zu sein. Schließlich, als ich keinen anderen Ausweg sah, beschloß ich, das Flugzeug nach England zu bringen und von hier zu starten." Levine schloß, tt wolle entweder einen amerika nischen oder einen britischen Flugzeugführer zu bekommen suchen. an FafMäk/eLFr t-M» /tt-r/rsz/r azr«/sev/r ^äbtieXra^e t/bs ver Zpuk von l.inckenderg Roman von Otfrid v. Hanstein. Cop^riAbt 1925 bz? Karl Köhler 6c Co., Berlin-Zehlendorf. 30 Nachdruck verboten. Unwillkürlich trat Hannyach« einen Schritt zurück. - „Bleiben Sie ruhig, wenn Sie nicht wollen, Katz ich die Polizei, die im Nebenzimmer wartet, Mreintufe!" Kurt schüttelte den Kopf. „Ich fordere Auf- klärüNtz'? Der Kommerzienrat sah aus seinen Sohn — ter hätte ihn erwartet als zerknirschten Sünder, (vielleicht auch als frech und verstockt — jetzt stand 'ein begeistert« Jüngling vor ihnen, der den Rich ter um Rechenschaft bat — der selbst wie ein Richter vor seinen Richtern auftrat. Der Kommerzienrat empfand m dieser seltsamen Stunde etwas wie Stolz auf den Verleugneten. - Hammacher fuhr ruhig fort: „So kommen wir nicht weiter! Mir scheint (aus Ihrer Rede heroorzugehen, daß Sie sich un schuldig fühlen. Gut, erzählen Sie mir, wie sich Me Dinge in Gressenheim zugetragen haben und beweisen Sie mir Ihre Unschuld, dann bin ich «tzern bereit, Ihnen zu glauben!" Kurt ging einige Male auf und nieder. „Gut. Sie wissen, daß ich Jahre in Amerika -war. Ich habe dort nicht, wie mein Vater an nahm, gebummelt, sondern gearbeitet. Jawohl '87- gearbeitet, und zwar mit meinen Händen. Da, mit diesen Händen — ich denke, Sie sehen ihnen an, daß sie zugegriffen Haven und zwar -tüchtig!" Er streckte mit einer-leidenschaftlichen Bewegung dem Richter die kräftigen Hände ent gegen. „Ich bin kein Kaufmann. Ich hielt es auf dem Kontorschemel nicht aus, auf den mich mein Vater binden wollte. Ich habe Künstler- hlut in mir — aber —. Zum Künstler reicht das Genie nicht! Ich hab' es mit Hungern und Darben erfahren. Da bin ich Maschinenbauer geworden. Als einfacher Arbeiter habe ich drüben ängefangen — dann wurde ich Ingenieur. Ich habe eine Erfindung gemacht. Ob's was Großes ist, weiß ich nicht, jedenfalls hat die Nürnberg- Augsburger Maschinenfabrik die Sache für gut genug gehalten, mich deswegen wieder herüber kommen zu lassen. Darum bin ich hier, und nicht um zu betteln und zu stehlen. Mso — ich kam in Europa an. Wirklich nicht, um meinen Vater zu' belästigen. Im Gegenteil — ich wollte ihm erst gegenübertreten, wenn ich in gesicherter Stellung war. Ich bin über Genua gefahren und durch die Schweiz gekommen. Herr gott — wenn man jung ist und voller Begei sterung und durch die Schweiz wandert! Schön, ich war wieder leichtsinnig! Wie ich in Lindau ankomme, merke ich, daß ich auf dem Dampfer noch meine Brieftasche verloren hatte — keinen Pfennig Geld hatte ich und sollte nach Augs burg. Ich konnte nicht gleich mit Vorschuß kommen, und eine Stunde entfernt wohnte mein Vater — der Millionär! War es so ein Ver brechen, daß ich ihm schrieb — alles — auch von der Stellung — und ihn bat, mir eine kleine Summe zu borgen?" Hammacher sah den Kommerzienrat an, dieser nickte. „Ich hielt es für Schwindel." Kurt nickte Litt«. „Natürlich — ich saß da mals bei Tante Amalie in Gressenheim. Dahin hatte ich das Geld erbeten und dahin kam dein Brief, Vater. Ich war daraus nicht vorbereitet. Die gute alte Tante konnte ich nicht bitten. Die hätte es getan, aber sie hat selbst kaum, was sie braucht. Das war am Dienstag — ich glaube, den zweiten Juli. Und wie ich noch übelrege, kommt Kusine Gerda." Sein Auge leuchtete wieder. „Sie streckte mir gleich die Hand entgegen — sie hat mich nicht gefragt, was ich wieder für dumme Streiche gemacht hätte, sondern nur, warum ick so traurig sei, und da zeigte ich ihr meines Vaters Brief. Sie wußte gleich Nat. „Aergere dich nicht! Ich helfe dir!" — Ich wollte erst nicht, aber Herrgott, ich wüßte ja, daß sie es konnte und daß sie es aus freudigem Herzen tat, und ich wollte es ihr ja wiedergeben — bald — von meinem ersten Gehalt — wir verabredeten, daß ich bis zum Donnerstag bei Tante Amalie bleiben solle, der wir von alledem gar nichts sagten, und Donnerstag früh brachte mir Gerda fünfhundert Mark, und ich fuhr nach Augsburg und trat meine Stellung an. Ich möchte nicht, Vater, daß du einmal erlebst' wie mir zu Mute war, als mich gestern abend Direktor Seidler hincin- rief und mir sagte: „Wissen Sie auch, Herr Gugenheim, daß Sie steckbrieflich gesucht wer den?" Ich lachte ihm ins Gesicht, und da zeigte er nur diesen Wisch." Kurt Gugenheim zog den Steckbrief, der in der Zeitung abgedruckt stand, aus der Tasche. „Ich sagte: Das ist Wahn sinn! Direktor Seidl« zuckte die Achseln. „Ich werde sofort zum Gericht —" Da sagte er mir — ich weiß nicht, woher er es wußte — daß du, Vater, und der Herr Landgerichtsrat in Nürn berg wären und im „Noten Hahn" wohnten, ich glaube, ein Geschäftsfreund von ihm hat es gestern erfahren, der auch hier logierte. „Dann will ich gleich hinüber." Der fremde Mann hatte mehr Vertrauen wie du, Vater, er rief nicht nach der Polizei, sondern ließ mich fahren. So, das ist alles!" Hammacher hatte ihn ausreden lassen. „Wann wollen Sie von Gressenheim abge fahren sein?" „Um zehn Uhr morgens gab mir Gerda das Geld, um elf Uhr ging der Zug, mit dem ich abreiste." „Können Sie das beweisen?" Kurt lachte: „Sehr einfach — ich habe mich doch um drei Uhr des Nachmittags bei dem Direktor Seidler vorgestellt." „Das ist Tatsache?" „Fragen Sie ihn!" Hammacher ging zur Tür. „Ober!" „Herr Landgerichtsrat?" „Bestellen Sie sofort bitte eine dringende tele phonische Verbindung mit der Augsburg-Nürn berger Maschinenfabrik, Direktion Augsburg, mit Voranmeldung für Herrn Direktor Seidler." Während er hinausrief, behielt er Kurt scharf im Auge, der aber blieb vollkommen ruhig. Hammacher kehrte in das Zimmer zurück. „Was haben Sie an dem Nachmittag getan?" „Ich blieb gleich in der Fabrik, um aller kennen zu lernen." „Wie lange?" „Vis um sieben Uhr, dann nahm ich mir ein Zimmer in der „Goldenen Gans"." Kommerzienrat Gugenheim hatte ein unend liches Glücksgefühl in der Brust. „Herr Landgerichtsrat, dann ist er ja un schuldig! Das Geld ist doch erst am Abend kurz vor Kassenschluß abgeholt —" Hammacher nickte: „Um halb fünf." Der Ober trat ein. „Augsburg ist da!" (Fortsetzung folgt.)