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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 30.07.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192707306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19270730
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19270730
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-30
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
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Weise g«h«mmt werden; im Gegenteil, sie solle» seine «stützen und Träger lein und sollen neue« Antrieb für ihr« segensreiche Tätigkeit erhalten. Der Welthilfsverband ist al» Staatrnbund organisiert. Er gilt als begründet, wenn min destens 12 Staaten die jetzt in Genf beschlossene Konvention ratifiziert haben. Die Organisation ist absichtlich so einfach wie möglich gestaltet. Lin Generalrat verkörpert die Vertretung der beteiligten Staaten mit je einem Delegierten und ernennt ein Lreluttvkomitee von sieben Mitgliedern, das Geschäftsführer und Treu händer des Verbandes bei allen seinen Aktionen ist. Die laufenden Geschäfte werden von den internationalen Zentralorganisatlonen des Roten Kreuzes wahrgenommen. Der Verband übt seine Hilfstätigleit aus ohne Ansehen der Nationalität, der Rasse, der sozialen, politischen oder religiösen Einstellung der Hilfsbedürftigen, und läßt sie bei allen Katastrophen in Gestalt der ersten Hilfe leistung eintretcn. wenn die Kräfte des betreffen den Landes zu einer solchen nicht ausreichen. Die erforderlichen Mittel will der Verband, abgesehen von einer einmaligen, verhältnismäßig geringen Etammeinlage der beteiligten Staaten, durch frei willige Zuwendungen der Staaten und der pri vaten Wohltätigkeit aufbringen. Es wird Sache der praktischen Entwicklung sein, die zweckmäßigsten Methoden zu finden, um den dem Projekt zu grunde liegenden idealen Tendenzen die stärkste Auswirkung zu verschaffen und zu sichern. Zu diesem Zweck ist es notwendig, daß die jetzt be schlossene Staatenkonvention und die Satzung des Welthilfsverbandes nicht lebloser Buchstabe und totes Papier blleiben, sondern überall in der Welt sich umsetzen in die rettende und helfende Tat. Die weitere Entwicklung der in Genf beschlos senen Konvention wird dergestalt vor sich gehen, daß die einzelnen Staaten, deren Vertreter die Abmachungen unterzeichnet haben, nunmehr an ihre Parlamente mit dem Antrag herantreten wer den, die Konvention als Staatsvertrag zu ge nehmigen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Deutschland die Konvention ratifizieren wird. Man wird es in Deutschland ganz allgemein sehr begrüßen, daß beim Völkerbund, dessen Sitzungen über politische Fragen „nicht immer" zu einem positiven Erfolge führen konnten, wenig stens auf humanitärem Gebiete ein schneller und durchschlagender Erfolg erzielt worden ist. Heimatliche WachsimachNSnge Juli-Ausklang — Ein Regenrekord — Böse Er innerungen — O Dummheit, wie groß ist dein Reich — Der Herr Strohwitwer — Man stannt über Frankenberg. „So mancher Tag, der uns verregnet, Ist doch geheimnisvoll gesegnet! Es kann leicht in den Regentropfen Das Glück an unser Fenster klopfen!" Der weltenferne Dichter vorstehender Zeilen muß mit dem Regen entschieden bessere Erfahrun gen erlebt haben als dies bei der Mehrzahl un srer Erdbewohner in diesem Sommer wohl der Fall sein dürste. Freilich, wer es will, kann aus jeder Blüte Honig saugen und kann dem Regen stauberlösende Eigenschaften, Schutz vor Hitzschlä- gen und sonst was Angenehmes nachsagen. Aber die Kehrseite der Medaille sieht doch ganz anders aus, hier haben die Nackteile ganz bestimmt das Aebergewicht. Schon ein Usberblick über den ver gangenen Monat Juli, der nach übereinstimmen den Feststellungen sämtlicher Wetter-Meßstationen der regenreichste Monat seit 50 Jahren war. Mit dieser „Auszeichnung" mag der siebente Monat des Jahres zufrieden sein, wir sind es auf keinen Fall. Wieviel getäuschte Erwartungen, wieviel zerstörtes Ferienglück und wieviel materieller Ver lust mit diesem Negenrekord verbunden sind, das soll hier nicht erörtert 'werden- Man kann den > i VI« neuen Postgebühren ««ti« ab 1- »«Vit Briefe im Ortsverkehr bis 20 8 8 Pfg., über 20 bk 250 8 IS Pfg-, über L>0 bis SOO 8 20 Pfg., im Fernverkehr bis 20 2 15 Mö-- über 20 bk 250 8 30 Pfg., über SSO bis 5M 8 ^O Pfg. Postkarten im Ortsverkehr b Pfg., im Fernverkehr 8 Pfg. Drucksachen fein Unterschied zwischen Bökl und Teildrucksache wird nicht mehr gemacht) in Form einfacher Karlen auch mit anhän gender Antwortkarte 3 Pfg-, bis 50 8 5 IM-, über 50 bk 100 8 8 Pfg-, über 100 bis Sv0 8 15 Pfg., über 250 bk 500 8 30 Pfg-, aber 500 8 bk 1 k8 40 Pfg., Meistgewicht 1 I<k- Postwurfsendungen: Drucksachen 3 Pfg., Mischsendungen — Drucksachen und Waren- proben — 6»/g Pfg. Geschästspapiere, Warenproben und Mischsendungen der ersten Gewichtsstufe 15 Pfg. Päckchen bis 1 kx 40 Pfg. Wertsendungen für je 500 NM. der Wertangabe Versicherungsgebühr 10 Pfg. Nachnahmegebühren: Dorzeigegebühr 20 Pfg. Postanweisungen bis 10 RM. 20 Pfg„ über 10 bis 25 RM. 30 Pfg., über 25 bis 100 NM. 40 Pfg., über 100 bis 250 NM. 60 Pfg-, über 250 bk 500 RM. SO Pfg., über 500 Ins 750 RM. 1 RM., über 750 bk 1000 RM. 1,20 RM. Eilzustellungsgebühren bei Voraus zahlung durch den Absender für jede Briefsen dung usw. im Ortszustellbezirk 40 Pfg., unLand- zustellbezirk SO Pfg-, für Pakete (einschließlich der Paketkarten) im Ortszustellbezirk 60 Pfg-, im Landzustellbezirk 1,20 NM- Gebühr für drin gende Pakete 1 RM- Juli 1927 nicht scheiden sehen, ohne nochmals der Schreckenstage zu gedenken, die er in seiner ersten Woche über Teile des sächsischen Erzgebirges bracht«, Schrecken, deren Spuren noch lange, lange Zeit zu sehen sein werden, deren Materialschaden Hilfsreiche Hände zu mildern suchen, deren Men schenverluste aber unersetzlich bleiben! ... Der diesmalige Monatswechsel bringt noch ein anderes Abschiednehmen, das an die traurigsten Jahre der Nachkriegszeit erinnert und das aller hand ängstlichen Gemütern schon wieder will kommenen Stoff zu den s^värzesten Weissagun gen bietet: den Abschied vom „billigen" Briefporto! Alle Proteste wirtschaftlicher und privater Verbände haben die Erhöhung des Briefportos ab 1. August nicht verhindern können, der Reichspostminister blieb hart und setzte seinen Willen durch. Ms neueste Errungenschaft taucht nun die 8-Pfennig-Marke auf, die in Zukunft unsere Postkarten zieren wird und die 15-Pfennig- Marke, mit der der einfache Brief jede gewünschte Reise innerhalb der schwarz-rot-goldenen Grönz- pfähle unternehmen darf. Die Erhöhung des Pa ketportos ist bis auf den Oktober verschoben wor den; vielleicht hat man sich gesagt, daß sich das Geschäft dann erst richtig lohnen wird, da ja im Oktober schon langsam das Winter- und Weih nachtsgeschäft einsetzt. An der Portoerhöhung' läßt sich nichts mehr ändern, man muß sich damit; abfinden und kann nur sein lebhaftes Bedauern; darüber ausdrücken, daß sich dieses von einer Reichsbehörde gegebene Beispiel bereits heute als der Beginn einer allgemeinen Preis welle auswirkt. Die Preise der deutschen Tex tilerzeugnisse sind in der letzten Woche um 10 bis 15 Prozent erhöht worden, zum Teil mit einem Hinweis auf die Portoerhöhung und die fünf größten Kohlenreviersyndikate haben für den 1. August dem Neichskohlenrat Anträge auf eine, Im Po st sche »verkehr ist die Ueberwet- sungsgebühr fallen gelassen. Ebenso ist van einer ErAhung der Au^ahlungsgebühr abgesehen wor den. Für Einzahlungen auf Zahlkarten bis 10 RM. verbleibt es bei dem bisherigen Gebühren satz von 10 Pfg.» Einzahlungen von 10 bk 25 RM. sollen 15 Pfg. kosten, von 25 bk 100 RM 20 Pfg., von 100 bis 250 RM. 25 Pfg., in den folgenden Stufen bis 1250 RM. bleiben die Gebührensätze unverändert. Ferner ist für bi« Beförderung der Postscheckbriese eine Gebühr vor gesehen, die bei Benutzung der besonderen gelben Briefumschläge 5 Pfg. beträgt. Die von der Verwaltung vorgeschlagene Gebühr von 5 Pfg. für das Äusfertigen des Kontoauszuges ist ab» gelehnt worden. Di« Wortgebühr für gewöhnliche Inlands» telegram me rm Ortsverkehr wird 8 Pfg-, im Fernverkehr 15 Pfg. betragen. Die bisherige Stundungsgebühr für Ausgabe eines Telegramms durch Fernsprecher, die bis herige Gebühr für Mitnahme eines Telegramms durch die Zusteller von 10 Pfg. und die Gebühr für Stundung von Telegraphengebühr kommen in Wegfall. Gültig ab 1. Oktober Pakete: 1. Zone bis 75 Irm Gebühr bis 5 KZ 50 Pfg-, für jedes weitere Kilogramm 10 Pfg-, 2. Zone über 75 bis 150 km bk 5 k8 60 Pfg-, für jedes weitere Kilogramm 20 Pfg-, 3. Zone über 150 bis 375 km bis 5 k8 80 Pfg., für jedes weitere Kilogramm 30 Pfg-, .4. Zone über 375 bis 750 km bis 5 k8 80 Pfg., für jedes weitere Kilogramm 35 Pfg., 5. Zone über 750 km Gebühr bis 5 k8 80 Pfg., für jedes weitere Kilogramm 40 Pfg. Bei Berechnung der Zonenentfernung zwischen Ostpreußen und dem übrigen Reich wird zur Ausgleichung der in Polen liegenden Strecke die Gebühr der jeweilig nächst niedrigeren Zone in Ansatz gebracht. allgemeine Kohlenprskerhöhung unterbreitet. Hoffentlich werden diese Anträge ebenso abge- lehnt wie das gleiche Verlangen vor wenigen Monaten . . . Bei solch lebhafter Preiserhöhungs-Stimmung ist es kein Wunder, daß sowohl in Verkäufer- wie auch in Käuferkreisen eine gewisse „Verschnup- fung" Angetreten ist, die nun durchaus keine Begleiterscheinung der S1ernschnuppen»eit zu sein braucht, die wir in diesen Tagen wieder durchleben. Man sollte es nicht für möglich hal ten, daß selbst diese alljährliche Naturerscheinung von Leuten, die von der Gutmütigkeit und — Dummheit ihrer Mitmenschen leben, zu Geschäften dunkelster Art ausgenutzt wird. Da prophezeit man denen, die nicht alle werden, in Verbindung mit den Sternschnuppen und den Unwettern dieses Jahres das konfuseste Zeug und läßt sich diesen himmelschreienden Blödsinn auch noch gut be zahlen. Die gutgläubigen Opfer aber vergehen vor Angst und trauen sich kaum noch richtig zu atmen, während die Herren Propheten ein Leben voller Freuden führen . . . Ein gutes Leben führen in diesen Wochen auch gewisse Leute, die ihr Dasein und ihre vielsagende Bezeichnung nur den Sommermonaten verdanken: die Herren „Strohwitwer". Um keine fal schen Ansichten aufkommen zu lassen: wir wissen uns frei von allem Neid und gönnen beiden Tei len die Erholung: der lieben Gattin in der Som merfrische und dem Herrn Gemahl, der einst weilen daheim das Haus hütet (wenn er auch wirklich zu Hause bleibt!). Wir gehen gar nicht so weit wie jener Strohwitwer, der da gesagt haben soll: „So, seht den Trauring in die Westen tasche gesteckt, die Hose geflickt, die fehlenden Knöpfe an den Rock genäht, dann soll ntir mal einer den Ehemann ansehen!" Solch Charakter, bild einer pflichtvergessenen Ehefrau sei ferne von uns! Wir erkemun den Strohwitwer an andere» Ding«: am de« vorfintfdüllch gebundenen Schlips, der niemals richtig sitzt — die Ehesraif sieht so etwas sofort —, an der von Tag zu Tag immer weiter verschwindenden Bügelfalte — welche Frau läßt ihren Mann niit „Kork ziehern" herumlaufen? —, an der Sorglosigkeit, mit der der Skatabend bk zur Verdünnung aus- gedehnt wird, an dem plötzlichen Interesse an Brot-, Wurst- und Fleischpreisen und an den beim Brotabschneiden und Tellerabwaschen er littenen Wunden verschiedener Art! . . . Daß der Druckfehlerteufel einer Stadt auch einmal zu besonderem Respekt verhelfen kann, das haben wir im Laufe der vergangenen Woche erfahren, als uns ein Sebnitzer Blatt zugeschickt wurde, das eine Meldung enthielt, nach der Krankendem eine Anleihe von 200 Mil lionen Mark aufnimmt zum Bau eines Rat hauses und einer Schule. Donnerwetter, da» „Ausland" traut uns allerhand zu. Unsere Stadt» väter streiten sich schon um 2 Millionen Mart herum und hier „bewilligt" uns eine flinke Setzerhand schlankweg 200 Millionen Mark und die lieben Leser „staunen Bauklötzer"! Kein Wunder, daß da Anfragen aus allen Himmels richtungen einlaufen, wie die Stadt Frankenberg diese enorme Summe aufbringt und welchen Umfang und Ausbau bei diesen Mitteln Rathaus und Schule erhalten sollen. Vielleicht fleht da irgend ein phantasiebegabter Kopf schon goldene Türen, Prunksessel und einen — Ratskeller, der alle Differenzen im Sitzungssaal« unmöglich macht! Tja, schön wär's, aber vorderhand haben wir von alledem weiter nichts als die Sorgen dar über, daß beide Bauprojekte dringend notwendig sind, daß die Geldbeschaffung aber noch manches Kopfzerbrechen bereiten wird. Hoffentlich bleiben uns bei diesen! „Zerbrechen" die schönsten Köpfe erhalten... K. Lgt. Paletotmarder - «aadallsmas In elneni Zeitungsaufiatz war einmal die Rede von der Widerünnigkit der Ausdruckes „Paletot- marder". Der Marder sei aar kein Dieb, wurde da aurgeführt, weder der Steinmarder noch auch der Sausmarder. Wenn sie in den GcflügMall oder Taubenschlag eindringen, beißen sie meisten» sämtliche Hühner und Tauben tot, sind allo die nlrchterlichften Mörder, die es gibt; aber gestohlen, d. b. wegoeschlsppt findet man höchstens ein einziges Stück So dürfe man also von Recht« wegen weder von Geld- noch von Bücher- oder gar von Paletotmardern reden. — Svaßhaft war nun, daß in derselben Nummer der Zeitung, ' der diese „Ehrenrettung" des Mörders Marder stand, gar zu lesen war, daß die Wagenmarder von Tag zu Tag dreister würden. — Eine ernstlichere Ehren rettung haben vor einiger Zeit die Vandalen ge» funden, die bekanntlich gar nickt „wie Vandalen" gehaust haben. Noch immer aber bezeiHM di« Tagespreise ein« ZerstSrungslust, die sich gegen Kunstwerke richtet, als „Vandalismus", obgleich bewiesen ist, daß die Vandalen nicht mehr «er» störten als andere Kriegerovlker und keineswegs soviel wie die Franzosen unter Ludwig dem Vier zehnten. Dabei hat gerade ein Franzose — um 1790 — die Vandalen zuerst in diesen Ruf gebracht, und durch Schiller („Dem Vandalen find sie Stein" in dem Gedicht „Die Antiken zu Paris') ward diese ungerechte Verdächtigung eines germanischen Stam mes leider auch bei uns heimisch. Undeutsch klingt „Vandalismus" außerdem; warum sagt man dafür nicht „ttunstfrevel". in Anlehnung an bereits vor handene verwandte Begriffe wie Baumfrevel, Forst- oder Waldfrevel, Kirchenfrevel? Dur Hindruvurg-Spendr Hindenburg! Er ist uns ein leuchtende« Vorbild dafür, wie tiefe Lieb« mü deutsche« Volke alle» Trennende übek» wlnde« soll. Vr. Hugo Ecken«r. Kleine Äeltnns Ein neues Neptilieuhzus im Londoner Zoo. Nach zweijähriger Bautätigkeit und mit einem Kostenaufwand von über 1 Million Mark ist jetzt im Londoner Zoologischen Garten ein neues Reptilienhaus fertig gestellt worden, das in seiner Art das erste der Welt sein dürfte. Die Aus führung erfolgte nach den Plänen von Miß Joan Proktor, der die Reptilienabteilung des Zoo untersteht und die als die bedeutendste Sach verständige aus diesem Gebiete gilt. Der Haupt- vvMg des neuen Gebäudes besteht darin, daß «lle Tiere sich in ihrer heimatlichen Umgebung! zu befinden wähnen, was mit Hilfe lebende i Pflanzen und einer kunstvoll gemalten Szenerie bis zur vollkommenen Täuschung durchgeführt ist. Da sieht man z. B. die endlose Weite der Alkali? wüste von Arizona, deren Kahlheit nur durch rauh« Felsbrocken und stachelige Kaktuspslanzen gemildert ist und in der sich die Ungeheuer des Rio Gila wohlig unter den Strahlen künstlichen Sonnenlichtes dehnen, das von unsichtbaren Licht quellen geliefert wird. Krokodile liegen träge auf den Sandbänken scheinbar unbegrenzter, pal- Menumsäumter Lagunen, während Schlangen aller Art sich durch Dschungeln von anscheinend tro pischer Ueppigkeit winden. Auf kleineren Tei chen schwimmen Wasserhyazinthen, und die Samm- lung von Palmen, Kakteen, Aloen usw. ist allein schon eine Besichtigung wert. Das Oberlicht wie auch alle Fenster bestehen aus Vitaglas, welches auch ultrariolettc Strahlen durchläßt. Besonders konstruierte Termometer überwachen die elektrische Heizung und bewirken die Abstellung des Stromes bei mehr als 28 Grad Celsius, während er selbst tätig wieder eingeschaltet wird, sobald die Tem peratur auf 25 Grad sinkt. Steigt die Wärmq auf 29 Grad, so läßt ein sinnreich c achter Apparat, der nicht weniger als 20 Kometen Drahtleitungen enthält, alsbald eine Glocke er ¬ tönen, während zugleich beim Hauptwärter die Nummer der betreffenden Abteilung in roten Ziffern aufleuchtet. Umgekehrt ertönt, wenn das Thermometer auf 24 Grad sinkt, gleichfalls die Alarmglocke, während dann grüne Zahlen aus- flammen. „Aergert dich drin Auge, so reiß es aus!" Aus Beirut in Syrien wird geschrieben: Vor einiger Zeit begegnet« ein zwanzigjähriger schöner, gesunder und gebildeter Armenier auf dem Markt einem ebenfalls schönen Mädchen. Wider seinen Willen läßt sich der unerfahrene Junge hinreiben, einige bewundernde Blicke auf das jung« Mädchen zu werfen. Kaum war jedoch der Jüngling einige Schritte weiter gegangen, kaum hatte sich sem Gemüt beruhigt, als «r begann, über seins „Sünde" nachzu denken und sich zu sagen: „Es war doch «in Aergcrnk, daß ich das Mädchen so ansah". So kehrte er mit verstörtem Ge wissen nach Hause zurück, nahm die heilige Schrift in die Hand und suchte darin jene Stelle, wonach er seine Sünde sühnen mußte. Nach langem Suchen fand er den Vers des Evangeliums, den besagt: „Aergert dich dein Auge, so reiß' es aus und wirf es von dir" (Matth. 5,2dP —, Das Aergernis war durch sein« Augen verursacht worden und zwar durch beide Augen. Diese hat ten ja die nackten Arm« und die Waden des schöne» Mädchens gesehen. Wenn er also in den Himmel komme» wollte, so mußte er nach dsem Sinne der heiligen Schrift seine beiden Augen ausreißen. In religiösen Wahnsinn nahm der junge Mann, um also das göttliche Gebot bestens erfüllen zu können, zivei lange spitze Stöcke in die Hand, steckte sie fest in die Erde und zwar in einer Entfernung voneinander, die der Ent fernung der beiden Augen voneinander gleichkam, und warf sich dann mit voller Kraft auf dies« und blendete sich augenblicklich. Trotz der furcht baren Schmerzen schrie er iveder noch weinte er. Knkend betete und dankte Gott, daß ihm nun seine Sünden vergeben worden seien, und er sih des Himmels würdig erwiesen habe. Der ge blendete junge Mann wurde ins Krankenhaus überführt. * Seine Majestät das Kind. In Kansas, einer Stadt in den Vereinigten Staaten, kam eine etwas schrullenhafte ältere Dame — sie war nicht verheiratet — auf den seltsamen Einfall, wie schön und erzieherisch es wirken würde, wenn die gesamte Schuljugend dieser 387 000 Seelen zählenden Stadt all morgendlich ein Treuebekenntnis zum Sternen banner nach folgender Schwurformel ablegt«: „Ich schwör« Treue meiner Flagge und der Republik, die sie verkörpert, sowie der einzigen (!) ui«- verbrüchlich einigen Natton mit ihrer Freiheit und Gerechtigkeit" für alle." — Besagte Dame mar kühn genug, ihren Vorschlag in Form eines regel- - rechten Antrages der Stadtverwaltung einzu- rcichen. Uckd die Wohlweisen Stvdtväter? Nun, sie hatten nichts Eiligeres zu tun, als diese wun dervolle pädagogische Anregung anzunehmen und sofort in Kraft zu setzen. Gleichzeitig verbanden die Herren — es geht doch nichts über die Smart- heit hundertprozentiger Pankees — mit der Ein-' führung dieser Schwurformel in sämtlichen Schu- len eine neue städtische Einnahmequelle, indem" sie frisch vom grünen Tisch bestimmten, daß,' falls ein Kind sich weigere, morgens den Schwur zu leisten, seine Eltern durch geldliche Sonder- abgaben bestraft werden sollten. Busineß und Vaterlandsliebe in trautet Harmonie auch hier, wie man sieht, zu einer echt amerikanischen Vor stellung verewigt! Also die schulpflichtigen Kin der von Kansas schwören fortan täglich auf das Sternenbanner. Wie aber ergeht es den armen Eltern ungezogener Kinder? Man denke nur:' Da stellt sich so ein kleiner Hosenmatz, d«r zu Hause seinen Willen nicht bekommt, vor seinen ttefbett übten Eltern auf und erklärt energisch-. „Wenn ich heute keine Schokolade oder kein Kinderauto bekomme, dann schwöre ich morgen nicht!" Was bleibt den Ellern schließlich übrig, als kleinlaut beizugeben, wenn sie dem Straf- Mandat entgehen wollen? — Es ist schon wahr, wir leben im Zeitalter des Kindes. Nichts aber rächt sich bitterer auf Erden als eine falsch« Erziehung! Keine Lederpanzer für Stiergefechte. Bei den spanischen Stterkämpfen hatte man vor einiger Zeit einen Lederpanzer für die Pferde der Picadores eingeführt, um die dem Angriff des Stieres am »leisten ausgesetzten Tier« zu schützen. Die Panzer haben sich aber wegen ihrer zu geringen Widerstandskraft nicht bewährt; man muß schon solche aus Eisen nehmen, die aber zu schwer und unhandlich sind unv nur eine neu« Gefahr für Pferd und Reiber bilden- Daher for dert man heute eine Wiederabschafsung dieser Lederpanzer, nicht zuletzt aus dem Grunde, um d«m Publikum die blutigen Sensationen, die oer Spanier nun einmal beim Stierkampf verlangt» wieder zu verschaffen- — Daß es dabei azsch zu unangenehmen und selbst gefährlichen Zwischen fällen für die Zuschauer kommen kann, zeigt ei« Vorfall, der kürzlich in einer kleinen katalanischen Stadt sich ereignete. Bei einem Stiergefecht wrang der wütend gemachte Stier über di« Schranke, die die Arena vom Zuschauerraum trennt, und durchbohrte einen der Zuschauer mit seinen Hörnern, so daß der Unglückliche binnen weniger Minuten starb. Mais-Papier. Auf Grund der Erfindung des ungarischen Che mikers Dr. Bela Domer will man in FranWch di« Herstellung von Papier unter Verwendung der Schäft« des Mak versuchen. Der Preis würde sich viel billiger stellen als bei der bis herigen Verwendung des aus Norwegen impor tierten Holzes, außerdem soll di« Qualität eine bessere sein.
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