Volltext Seite (XML)
>72 86. zahrgang Dienstag den 2«. Mi >827 nachmittag» MWWMMWWMWM>M»W»WWMWM>VW^WWWWMMM«^I Mzer ragesspiege! Dep Reichspräsident hat Staatssekretär Mi Schubert ZUM Bortrag über die autzenpoli- MfchS Lag«' empfangen, D « r ö st«rr« ich I s ch e Nationalrat hielt Mk'^LVrk''^ In Wien macht sich seit Ende der vergan genen Doch« «ln« fühlbare Entspannung der !n- Wholitischen Mruation geltend. -In der ersten Sitzung der rumänischen Kämm«? nach dem Tode Hünig Ferdinands, W gestern stattfand, verlas Ministerpräsident Bratlanu eins Regierungserklärung, woraus die Parteiführer dein neuen König den Treueid ab- Kgteit. -Ji« einer gemeinsamen Sitzung der rumä- ysschen Regkerung und des Negent- schaftsrates wurde die Geschäftsordnung des Regentschaft«rates ausgearbeitet. Die fünf auf der Zeche „Auguste Vic- to r i a" elngefchlosfenen Bergleute werden als verloren angesehen. Im Gebäude des „Oberschlesischsn Kuriers" in Kattowitz wurde durch Zufall ein Mtentatsplan aufgedeckt. Nach einem französischen Eommumauö ist noch im Laufe dieser Woche mit einer Entscheidung M den deutsch-französischen Wlrt- fchaftsveryandlungen zu rechnen. Der polnische Staatspräsident hat Has Gnadengesuch des Mörders Wojkows Ko- werda abgelehnt. In Gkekwitz ist ein Kriminalkommissar unHrl hem Verdacht des Landesverrates ver haftet worden. Das englische Kabinett besaht« sich in ssifter gestrigen Sitzung erneut mit der Seeab- rüstungspolitik. Zwei Mmer - zwei Welten (Von unserem Berliner Vertreter.) Berlin, 26. Juli. Menn sich zwei Frauen zanken, hält sich ge- wHWich diejenige für dis Siegerin, die das letzte Mort gehabt hat. Und es pflegt ihren Triumph Ächt im geringsten zu beeinträchtigen, dah ihre Gegnerin ihr achselzuckend den Rücken gedreht hat, well sie sich für zu gut hält, um auf den vor- gebrachten Unsinn noch etwas zu erwidern. Wie gesagt, bei Frauen pflegt diese Taktik nichts Un- gewdhuliches zu sein, zwischen europäischen Staa- Hn hat man aber bisher doch andere Methoden Meinungsaustausches beobachtet. Es ist Belgien vorbehalten geblieben, hierin eine Acu- hMng eintreten zu lassen, indem es nun zum dritten Mal wiederholt hat, was ihm bereits Weimal widerlegt worden ist und wofür es einen Beweis nicht antreten will oder — wahrschein- M«r — nicht antreten kann. Aus diesem Grunde wird dks deutsche Regierung mit vollem Recht havon abfehen, dks am Sonnabend überreichte Wglschs Not« noch einmal zu beantworten, da tnan das Urteil über dis Angriffe des belgischen Kriegsministers, die diesen Notenwechsel zur Folg« haben, wohl getrost den unbeteiligten Staa- ten überlassen kann. Zudem glaubt man deut scherseits auch zwischen den -Heiken der letzten Not« lesen zu können, daß die belgische Regierung sich nicht restlos mit ihrem Kriegsminister iden- tifiziert, was umso verständlicher ist, als der Austenminister Vandervelde die Dokumente, aus denen Herr Broquevill« angeblich seine Weisheit geschöpft hat, trotz seines ausdrücklichen Wunsches noch nicht einmal zu sehen bekommen hat. Das Interessante der belgischen Note sind die Mellen, in denen sie gegen den parlamentarischen Untersuchungsausschuß des deutschen Reichstags aggressiv werden zu müssen glaubt. Hier befindet jke sich nämlich in einer ganz auffallenden Uebcr- Mtstlmmung mit Poincarö, der am Sonntag bet seiner Festrede, die er dieses Mal in Orchies ge- Kalten hat, ganz ähnliche AeutzerungM gemacht Hat — eine Uevereinstimmung, di« so ausfallend i t, das; sie vielleicht nicht nur auf «inen Zufall MrückgefWrt werden kann. Im übrigen aber .Mt auch di« diesmalig« Sonntagsreda Poin- Mres so wenig Neues gebracht, dah sie selbst von Ar franz«fischen Press« fast völlig ignoriert wird. Ulf dks Dauer sind di« fortgesetzten Ausfälle Hgen «inen entwaffneten Staat, mit denen Potn- MrS auch in Orchies nicht gegeizt hat, auch für die Leser der Pariser Boulevard-Blätter unerträg lich geworden. Gewiß hat sich der französische Ministerpräsident eins gewisse Reserve auferlegt und wiederholt seinen Vsrständigungswillen be tont. Seine wahre Gesinnung kam aber in den hatzerfüllten Ausführungen, mit denen er Deutsch lands Schuld am Kriege nachzuweisen versuchte, immer wieder zum Durchbruch. Sonst bietet die Rede für Frankreich mehr Interessantes als für uns. Soweit sich dir französischen Blätter über haupt mit ihr beschäftigen, wird sie allgemein dahin kommentiert, datz Poincarä nicht daran denkt, zurückzutreten, sondern sich mit allen Mit- teln auf seinem Platz behaupten will. Seine Drohung, andernfalls würde es eine Mährungs- katastrophs geben, richtet sich vor allem an die Adresse von Caillaur, der ebenfalls mn Sonntag, und zwar in Jupilly, eine Rede gehalten hat, dis allseitig die stärkste Beachtung findet. Sie bedeutet ein klares, absolut eindeutiges Bekennt nis zu der Politik, die durch die Namen „Lo carno" und „Thoiry" gekennzeichnet ist. Sie bedeutet weiter eine scharfe Kriegserklärung an alle diejenigen, die glauben, die Verständigungs politik Briands sabotieren und durchkreuzen zu können. Caillaur ist bekanntlich der Führer des linken Flügels der Radikalen, die eine Hauptstütze der jetzigen Negierung sind. Man glaubt in poli tischen Kreisen, dah seine gestrige Reds dis Ein leitung eines Kurswechsels sein kann, der für die französisch« Auhenpolitik, und damit für Deutschland, von allergrößter Bedeutung sein würde. „MraOar" (Eigener Informationsdienst.) Berlin. 26. Jul« In politischen Kreisen findet ein Artikel der „Köl nischen Volkszeitung" stärkste Beachtung, indem unter der Ueberschrift „Untragbar" die Haltung Preußens Im Neichsrat bei den Abstimmungen des letzten halben Jahre« einer eingehenden Unter suchung unterzogen wird. Da« rheinische Zentrume- organ, dessen scharf« Sprache gegen die preußische Regierung in letzter Zett schon mehrfach ausgefallen ist, kommt zu dem Schluß, daß die Einstellung Preußens nicht immer von sachlichen Gesichtspunkten beeinflußt worden sei. Besondere viel beachtet wird «Ine Redewendung In diesem Artikel, in de« es beißt, daß diese Taktik bei den bevorstehenden noch wichtigeren Entscheidungen sich auf keinen Fall wiederholen dürfe. — Ein deutlicher Wink im Hin blick auf da» Reichsschulgesetz, der wohl verstanden werden wird. Die ZeeMWlWÄWferenz Mittwoch Rückkehr Ler englischen Delegierten nach Genf London, 28. 7. TU. (Funkspruch.) Die Rückkehr Lord Bridgemans und Lord Eecils ist wieder um einen Tag verschoben worden. Für heute ist ein Kabinettsrat einberufen worden, der sich mit dem Ergebnis der bisherigen Besprechungen beschäftigen wird. Wenn nichts Unvorhergesehenes eintreien wird, werden die beiden Delegierten morgen nach Gens »urückkehren. Die Arbeiterpartei beabsichtigt eine allgemein» Abrüstungsdebatte anläßlich der 2. Lesung der Finanzvorlage am Donnerstag her- beizusühren. DeuMand st der MOM- kommWon (Eigener Informationsdienst.) Berlin. 26. Juli In der Oeflentlichkeit wurde in den letzten Tagen lebhaft die Frag« diskutiert, wer Deutschland in der Mandatskommission des Völkerbundes vertreten werde. Es wurden bisher die Namen der Neichs- tagsabgeordneten Dr. Schnee und Dernburg genannt, dl« beide durch ihre frühere Tätigkeit — Schnee war bekanntlich Generalgouverneur von Deutsch»Ostafrika, Dernburg Staatssekretär de» Neichskolonlalamtes — hervorragend für diesen Posten prädestiniert «scheinen. Doch hat man sich, wl« wir hören, an offizieller Still« mit der Per- sonenfrage überhaupt noch nicht beschäfttgt. Die Behallptmgen PMcares Die Wahrheit Wer Orchies. Berlin, 25. 7. Der französische Minister präsident Poincare hatte gestern in seiner Rede die Behauptung aufgestellt, datz das kleine fran zösische Städtchen Orchies 1914 von den Deut schen dem Erdboden gleichgemacht worden sek. Der „Lokalanzsiger" stellt heute fest, datz d!e deutschen Truppen 1914 zu dieser Handlung ge zwungen wurden. Ain 23. September sei eine deutsche Lazarettkolonne von französischen Sol daten und Franktireurs in Orchies überfallen worden. Das am nächsten Tage zu einer Straf- erpedttkon eingesetzt« Landwehrbataillon 33 mutzte sich in Orchies vor überlegenen feindlichen Kräften unter Zurücklassung von° acht Toten Und über 30 Verwundeten zurückziehen. Erst am 25. September gelang es einem bayerischen Pionier regiment, die geräumte Ortschaft zu besetzen. Dort fanden diese Truppen ihre tags zuvor in Feindeshand lebend gefallenen Kameraden mit grauenvollen Verstümmelungen ermordet vor. Nase und Ohren waren ihnen abgsschnitten, die Augen ausgestochen und durch Einschüttung von Sägemehl waren die meisten erstickt. Wert sachen und Erkenmmgsmerkmale waren den To ten geraubt. Das sofort ausgenommen« Proto koll wurde voik zwei französischen Geistlichen, durch die eidliche Aussage der beiden Aerzte des Ba taillons und weitere neun Zeugen bestätigt. Auf Grund dieser grauenvollen Tat wurde Orchies dann zur 'Strafe völlig zerstört und die Nach richt davon durch Plakats der Bevölkerung des von den Deutschen besetzten Gebietes bekaunt- aemacht. Dis ausführlichen Belegs über diesen Vorfall befinden sich in deutschem Gewahrsam. Ungünstige Wirtschaftslage Englands Eine Unttthausrede des Aandelsministers. London, 26. 7. (Funlspruch.) Der eng lische Handelsminister, Sir Cunliffe Lister, be schäftigte sich in seiner gestrigen Unterhausrede mit der gegenwärtigen Lage und den Zukunsts- aussichten des britischen Handels. An Hand ausführlichen Zahlenmaterials betonte der Mini- Die parlamentarisch« Lage in Wien Anzeichen der Entspannung Wien, 25. 7. Seit Ende der vorigen Woche ist eine fühlbare Entspannung der innerpolitifchen Situation eingetreten, wie dies die heutige Traucr- sitzung deutlich zeigte. Die Rede des Präsiceuten Miklas ist zweifellos zwischen den Parteien vor her vereinbart worden, so datz es trotz der gegen teiligen Auffassungen über die Vorgänge vom 15. und 16. Juli zu der gemeinsamen und unge störten Trauerkundgebung des ganzen Hauses kom men konnte. Mehrere Stellen der Rede des Prä- sbdenten lassen deutlich erkennen, datz sie zweifel los Gegenstand eines Kompromisses waren. Hier zu gehört die charakteristische Kennzeichnung des Aufruhrs "als eine für jedermann unerwartete Elementarkatastrophe. Bezeichnend ist auch, datz der Präsident in seiner Rede weder die Polizei pnd das Militär, noch den republikanischen Schutz bund nannte, dagegen beiderseits den Dank des Parlaments für die Ordnung und Helfersbienste Endlos« Verhandlungen (Eigener Informationsdienst.) Berlin, 26. Juli. Wie wir hören, sind die Hand«lsvertragsverband- kunäen mit Frankreich immer noch so weit im Rück stand, daß selbst heut« noch kein endgültiger Termin für Ihren Abschluß angegeben werden kann. Es heißt, daß sich zwar keine n«u«n Schwierigkeiten ergeben halten, doch konnte, unseren Informationen zufolge, über die Frage des französischen Wein- kontingent« noÄ immer keine Einigung erzielt wer den. Bekanntlich legt Frankreich gerade auf diese Position den allergrößten Wert, vis andererseits auch kür den deutschen Weinbau ein« veberssrag« darstellt. ster die Notwendigkeit der Jmportminderung und der Exportsteigerung. Er empfahl 'Zusammem- schlutz sowohl der Verkaufsorganisations» im Jir- und Ausland« als auch der Produktion selbst. Ji, der Debatte fordert« der bekannt« Industrielle uyd Bankfachmaim Sir Robert Horns die Ein führung eines Schutzzolles für di« Tertilindustris und Staatshilss für ein« umfassende Reorgani sation der Eisen- und Stahlindustrie. Der Red ner erklärt« weiter, dis englisch« Handelsbilanz sei nicht nur ungünstig, sondern schlechter als ja zu- vor. Menn die gegenwärtig« Entwicklung air- halte, werde England sein« groben AuslastdM- vestierungen, dks «ins der größten Nnnabmequellcn für das englische Volk gewesen stiem nicht länger sortsetzen können. Für Kis liberale Opposition , _ sprach Lloyd Georg.», der betonte, datz der i aussprach. Uebsrschutz des englischen Handels dahin sei. j Die augenblicklichen Verhandlungen zwischen den Parteien und der Regierung verfolgen jedenfalls das Ziel, den Nationalrat hon stärkeren Be- lastungsproben zu befreien. Mqn glaubt, datz die Tagung des Nationalrates spätestens über morgen geschlossen werden kann und erwartet fer ner, datz tiefgreifende Konflikte zum mindesten hinausgeschoben werden können. Jedenfalls wirV aber der Herbst eine nach wie vor gespannte Si tuation vorfinden und Auseinandersetzungen über den künftigen innerpolitischen Kurs innerhalb der bürgerlichen Parteien werden zweifellos nicht zu vermeide» sein. Wachsende Reichsbanner-Rist Marr tritt aus dem Reichsbanner aus — Di« Begründung des Kanzlers Berlin, 25. 7. Reichskanzler Dr. Marr Has in folgendem Schreiben an den Bundesvorstand des „Reichsbanners" seinen Austritt aus der» „Reichsbanner" mitgeteilt: „Mit Rücksicht auf verschiedene Vor kommnisse der letzten Zeit, insbeson dere auf die Kundgebung oes Vorstandes des „Reichsbanners" an den Republikanischen Schutz- bund bezüglich der Ereignisse in Wieg, die eine Einmischung in innere Angelegenheiten des uns befreundeten Oesterreichs und ein« schwere Herabsetzung und Beleidi gung der Bundesregierung ent hält, erkläre ich meinen Austritt aus dem „Reichsbanner". Wie wir ferner von Zentrumsseite hören, soll die für diese Woche in Berlin vorgesehene Be sprechung der Zentrums-Vertrauens« männer im Reichsbanner unter Führung des Reichstagsabgeordneten Krohne vom Windt horst-Bund sich nicht nur mit Vieser Austritts« erklärung des Reichskanzlers beschäftigen, sondern überhaupt das weitere Verhältnis des Zentrums zum Reichsbanner zu klären suchen. * Der Schritt des Reichskanzlers kommt nicht un erwartet. Cs sind ja nicht nur die unliebsamen Vorkommnisse der allerletzten Zeit, insbesondere auch der Reichsbauneraufruf Hörsings, die den Reichskanzler zu diesem Austritt bewogen haben, sondern es ist die schon seit langem eingetretene Enttäuschung mit der Politik dieser Organisation, die von sich behauptet, überparteilich zu sein und ihre Anhängerschaft zum Staatsbewutztsein zu er ziehen, in Wirklichkeit aber mehr und mehr zum Parteiinstrument der Sozialdemokratie herabge sunken ist, und die in wiederholten Fällen ihre Anhänger von einem politischen Rowdytum nicht zuruckhalten konnte. Hörsing erhält volle Pension Berlin, 25. 7. Zum Rücktritt des Ober- »räsidcnten Hörsing verlautet noch: Hörsing hat ich gegenüber der Staatsregierung nur unter )cr Bedingung zum Rücktritt erklärt, datz ihm ore volle gesetzliche Pension als Oberpräsident zuer kannt wird. Das sind 16 000 Mark. Das preu- tzische Kabinett hat dem Verlangen Hörsings be reits am Sonnabend die Zustimmung erteilt. Vom kumänWen Parlament Die erste Sitzung der rumänische» Kammer nach dem Tode König Ferdinands. Vukar «st, 25. 7. In der heutigen Kammer sitzung verlas Bratianu eine Regierungserllänurg zu Ehren des verstorbenen Königs Ferdinand. Er stellte fest, datz die Monorchie sicher verankert sei, wts dies der reibungslose Uebergang der Krone auf den neuen König Michael gezeigt habe. Auch der Oppositionsches Maniu sprach Wort« des Lobes über den verstorbenen König und drückte gleichzeitig di« Anerkennung des' neuen Königs aus. Er verlang« aber, dgß di« Regent schaft, dis nicht mit der Zustimmung aller Par- keien zusammengesetzt s«!, unparteiisch unter Achtung der Gesetze und der Rechte des Bolles regiere. Eine Vorbedingung für die Zusammen arbeit der Parteien sei die Auflösung des Parla ments und Neuwahlen. Für die Deutschen in Rumänien legte Mgeordneter Dr. Noth den Treueid gegenüber dem neuen König ab. Aehw- liche Erklärungen gäben für die Magyaren Gras Bsthlen und für dis jüdisch« Parlmnentsarupp« Fildermann ab. Der Sprecher der liberalen Mehrheit, Nanu, forderte in einein Schlußwort dis Parteien zum Zusammenarbeit«» auf. Der Senat trat heut« gleichfalls zu einer Sitzung M- samnwn, die einen ähnliche» Verlauf wie dt« Kammersitzung nahm.