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dk^HkkmMIkAeamNchmLkknÄmmhiWMdrkRmtchawMmmMEHlHa^Kmtzeüchl-ruH-rsMMatSMHMki'.ImslmKterGeimmteÄlitmoirsti im» »«lau: k. G. M>d«r» (M. «mit «o»b«g!»>-> I» Nml««»««. «»antwortlich W »le RedaMoa: z.«.: U. «aa«, Mjett tli Nmloid««. W Dienstag den lL z«ll 1827 nachmittags 8». Jahrgang Die Unwetterkatastrophe Gin Aufruf der Regierung Dresden, 11. Juli. Gegen MiNionen Materialschaden An alle Bewohner Sachsens! Lader Nacht -um S. Juli ist das Gottleuba- lM MaäÜtzM da östlichen EMebirge van einer WchettsnytLMoMe heimggsucht worden, die in Mer sdurchMMt und schwere in unseren Br«si M oW« BtMts dasteyt. Wolkenbrüche haben Wädte und DWer Inntthalb weniger "Stunden MWkt, ü>as Menschei, vielleicht in mühsamer UrAt in lanM Jahren aufgebaut, in Trümmer SeMen. Weir schtttgrzlicher als die Vernichtung' Hach ungeschützter materieller Werte ist die Tat- WM, daß die Katastrophe, soweit sie sich bis sttzt erkennen läßt, M Vie 150 Tate gefordert Hat. Wern beweinen den Tad ihrer Kinder, unmündige Kinder sind zu Waisen geworden. Ganze HaushaltWgen sind den reißenden Fluten WM Opfer gefallen. Dresden, 11. 7. Nach den varläufigen amt lichen Feststellungen beträgt der durch das Hoch wasser im Muglitz- und Gottleubatal angerichtete Schaden gegen 70 Millionen Mark. Die Reichsbahn allein soll einen Schädel, von etwa 10 Millionen Mark erlitten haben, abgesehen da von, daß mit der Wiedereröffnung des Eisen bahnverkehrs vor einem halben Jahre nicht zu rechnen ist. Alle Elsenbähnstrecken und Fahr straßen auf 30 Kilometer Länge, von Pirna aus gerechnet, sind zerstört, ebenso sämtliche Brücken. Die beiden Städtchen Gottleuba und Berg gießhübel müssen ganz neu angelegt werden. Sieben oder acht Familien in Berg gießhübel sind vollständig ausge rottet, nicht ein Mitglied ist gerettet worden. Hier klingt das Lied vom braven Man», Hundert« unser« Volksgenossen stehen ver zweifelt vor dem Nichts. Dje Negierung des Freistaates Sachsn hat erste Hilfsmittel berertgelWr, um der denkendsten Not A, steuern. Der Reichstag hat sofort seine Be- raitwilligke-it, in großem Ilmfange zu helfen, er- Mü. Weiteres wird von Staat um» Gemeinden Aber das Unglück ist so gewaltig in seinen noch gar nicht abzusehenden Folgen, daß der Ein leitung einer 'großen privaten Hilfsaktion im gan zen Freistaat Sachsen nicht entraten werden kann. Darum ergeht an die gesamte Bewohnerschaft SachseM dl« dringende Bitte um freiwillige Ga ben. Äste sächsischen Banken, Spar- und Giro- Wsse» d« Gemeinden, sowie alle Zeitungstzeschäfts- MM M Lande werd«» um Einrichtung von WammMellen gebeten. In, Arbelts- und Wohl- saHrMmMrium ist eine Werbezentrale errichtet chörW. 'Ak diese sind alle eingetzangenen Beträge abzMhren. Die Staatsregierung' ist der Ueber- geuWM, daß es weiter keiner Worte bedarf, um De Volksgenossen, die von der entsetzlichen Katastrophe verschont geblieben find, wie ein iMaMl zusammenstehen zu lassen und den bemit- HMMwtzkten Opfern helfend die Hände zu r«Wn. Gabt ein jeder, soviel er kann, denn schnelle WstH doppelt« Hilfe. Auch dl? kleinste Tp«M M Unbemittelten hilft, dl« schwrre Not zu linder». Die -legterung des Freistaates Sachsen. Das Gesamtmimsterkum.' gez. Held t, Ministerpräsident. Auch für Frankenberg ist das Sannnslwezk kn W Wege geleitet worden. Die FrankeWeraer GinchMnerschaft wird gebeten, das Zilfswerk reich- M zu untsrstütztzt und Geldbeträge in folgenden Eammelstesten abzugeben: Geschgftsst. des Frankenb. Tageblattes Stadthauptkasse Städtische Sparkasse 'Stadtbank Frankenberg Ueichsbanknebenstelle Mlgemeine Deutsche Lreditanstalt Bank für Mittelsachsen Gommer;-, und Privat-Bank. dem es gelungen war, sechs Frauen zu ret ten, und der dann bei dem Versuch, eine sie bente zu retten, von den Fluten weggerissen wurde und ertrunken ist. Zu den Verwüstungen in Glashütte wird noch berichtet, daß in der Uhrenfabrik von Stübner dreiviertel Meter starke Mauern ge borsten sind. Im Bahnhof Glashütte warfen die Wassermassen zwei Züge um, drei Wagen stürzten in die Müglitz. Die Moritzbrücke ist in drei Teile zerfallen. In einer Konditorei sind alle Bewohner des Erdgeschosses ertrunken. In einem anderen Hause wurde eine ganze Fa milie vom Wasser und Schlamm überrascht und erstickte. Der Bahnhof Lauenstein ist vollkommen zerstört worden. Die eisernen Brücken, Dämme und Gleisanlagen, ja selbst die Unterbauten, sind verschwunden. Aus dem Bahnhof Lauenstein stand beim Eintritt der Katastrophe ein Güterzug, er wurde viels Meier weit auf die Straße gedrückt. Ein schwerer eiserner Waggon liegt wie zerknitter tes Papier etwa einen Kilometer vom Bahnhof entfernt quer über der ehemaligen Chaussee. In Bärenstein sind bei dm Bergungs- arbeiten drei Feuerwehrleute er trunken. Beim Ueberschreiten eiWr Brücke brach eine Bohle und alle drei wurden von den Fluten wegseschwemmt, Amerikanische Berichterstatter, die au« dem Hochwasfergebiet MrückkelMN, erzählen, daß sie selbst bei den großen nürdamerikanischsn Kata strophen nichts Sehnliches an Grauenhaftigkeit gesehen haben, als jetzt im Erzgebirge. Die Bestattung der Opfer Di« Bestattung der amtlich rekognoszierten Opfer wird bereits am Montag und Dienstag nachmittag stattfinden. In B«rggießhübel üt ein Massengrab auf dsm hochgelegenen Fried hof ausgehoben worden. Hilfe für dis Waisen Eine Abteilung des Jungdeutschen Ordens mit dem Führer Mayr aun an der Spitze befand sich am Sonnig im Upwettsrgebiete, Sie brachte eine Anzahl verwaister Kinder mit nach Dresden und erwartet auch am Montag eine» weiteren Trupp solcher Kinder. Heldt als Slaatskommissak * Einheitlicher Wiederaufbau. Dresden, 11. 7. Das GesamtmnMepium M heute vormittag zu einer ausMordentlrchen Sitzung zusammengetreten. Es wurden, um «W Mheftlkche Zusammenfassung aller notwendrgm Diedergufbauarbeiten M gewährleisten, der M- MerpräkwM zum Staatskommissar emg-M Wh zü sMx Ättterstühuttg ein Ausschuß voM- WKKHSLS Mtrekn smd. Die Teilnahme des Weltnothilfe-K-ngresses Genf, 11. 7. In der heutigen Sitzung dys Kongref Ls für Mltnothilfe gedachte Wt Ver treter Englands mit besonders warmen WvrtÄr der sukMtzren Katastrophe, von der sitz Teil Vachfens heimgesucht worden sei, und Wachts hier bei die Tsilnahnte der KsnfMNz mit dan W- L^U^rN RLäL^a der KäMräm, RetchsmMffer a. D. Dr, Külz, dankt« der Konferenz für ihrs LeimakM. Die erste Hilse für die erste Hilfe 10 000 RM. zur Verfügung gestellt. Der Landesverband evangelischer Arbeiter vereine hat sofort qn alle seine Vereine in Sachsen auf Grund der Schreckensnachrichten aus des« Tälern unseres östlichen Erzgebirges «inen Aufruf er lassen und zur Sammlung von Spenden auf gefordert. Die Gaben sind an die Geschäfts stelle des Landesverbandes Dresden-A>, Ostra- Allee 24, zu richten. Es sind bereits eingegangen vom Evang. Arbeiterverein Dresden-Plauen 100 M, Dresden-West 50 M. Der sächsische Militärvereinsbund hat für die von der Hochwasserkatastrophe be troffenen Mlltärvereinsbundes-Mitglieder der Bundesbezirks Obere; Müglitztal und Pirna unter seinen Mitgliedern im gaiizen Lande eine Hilfs aktion ein«,(leitet. Den beiden Bezirksvorstehern, Kameraden Rittergutsbesitzer v. Lüttichau-Bären stein seinen Stellvertreter Stadtrat Vogel in Glashütte, sowie Spediteur Fritzsche in Pirna, hat der Bund unmittelbar fürs erste eine Unter- stühungssumme in angemessener Höhe zur Ver fügung gestellt. Spenden aus sächsischen Militär- vereins-Kameradenkreiseu für die notleidenden Kameraden werden auf ein Konto „Hochwasser katastrophe" bei der Kasse des Sächsischen Militär- Vereins-Bundes, Dresoen-A. 1, Struvestr. 31, Postscheckkonto 2240 Dresden, gern entgegenge nommen. Di« Dresdener Banke» und Bankiers haben einstimmig beschlossen, eine gemeinsame Sammlung von Geldspenden für die Geschädigten im Unwetterkatastrophengebiet im östlichen Erzgebirge in die' Wege zu leiten. Es wurden als »rste Hilfe 100000 Mk. gezeichnet. Die Direktion der Allgemeinen Deutschen Kredit anstalt stellte 10 000 Mk. zur Verfügung. Di« sächsische Turnerschaft ruft alle Turner und Turnerinnen zur tatkräftigen Hilse bei der Behebung der Not auf. Es ist in vielen Vereinen bereits gesammelt worden. Es wird empfohlen, diese Sammlungsbeträge mit entsprechendem Vermerk auf das Konto der Kreis- unterstützungskasse zur Weiterleitung einzuzahlen. Aus der Kreisunterstützungskasse werden mehrere tausend Mark zur Verfügung gehalten. Der Arm« hilft den» Armen g«m. Ostsächsischen Kriegsblinden wurden in ihrer Monatsversammlung am 9. Juli, abends 7 Uhr, die Nachrichten aus dem sächsischen Un- wettergsbiet bei Gottleuba durch den Vorsitzenden Ws Hiffsausschusses für Kriegsblinde, Friedrich Dreßler, in Firma Knoke g- Dreßler, vorgelescn. Ergriffen von dem traurigen Schicksal, sammelten sie sogleich für die von dem Unglück Betroffenen die Summe von 39.15 Mark, die an den Mini sterpräsidenten Heldt unverzüglich abgeführt wurde. Di« Hilf« der Landeskirche. Zur Linderung der furchtbaren Not hat das Evangelisch-lutherische Landeskonsistorium 50 000 Mark aus landeskirchlichen Mitteln zur Verfügung gestellt. Die Geistlichen und Kirchenvorstände werden aufgerusen, sich nach ihren Kräften an den allgemeinen Sammlungen zu beteiligen. Di« erste Hilfe Hilfsaufrns der Inner«» Mission. Der Landesverein für Innere Mission hat die Kress«, Bezirks» Md Stadtvereine für Innere Mission aufgekrlfen, an ihrem Teile für die van der Unwetterkatastrophe schwer Getroffenen Sammlungen zu veranstalten. Er bittet alle seine Freunde im Lände, dem nächstliegenden Vereine, gegebenenfalls durch die Pfarrämter, Spende» an Geld, Kleidung, Wäsche und Hausgerät zur Wei terleitung an dis vom Landesverem eingerichtete Zentral-Sammelstelle zu übermitteln. Bilder aus dem MaslrMengeM Längst hat sich der Aufruhr der aufs äußerste rasenden, entfesselten Elemente gelegt. Ausgctobt fft d?r Kämpf der Naturgewalten, Chaos und grausiges Elend Meb allein zurück. In all dem furchtbaren Grauen wirkt es versöhnend, daß doch me große Not, me m einst so lieblichen, heute ver- chlemmtcn und verwüsteten Tälern zum Himmel Weit, Prüder zusammengebracht hat kn gemein- Mein, zähem Kampf mit dein grauenvollen Wirr- wM, pün dl's entsetzliche Wassersnot zurückgelasscn Hat, dl« sonst nichts voneinander wissen wollten. Technische NpUM, Stahlhelm, Jungvo und rote. Frontkämpfer, deutsche Jugend zum eastenmal wi-tzel! vereint, und das kitt Zeichen der Nächsten- siHe, arbeiten Sekte an Teste, um zu retten und zu Helsen, Ordnuna zu schaffen, wo es so ' dringend not tut. Auf Anforderung ver Ataats- polizciverwaltung, sowie der Amtshauptmann schaften Pirna und Dippoldiswalde ist die Tech nische Nothikfe an den am ärgsten betroffene» Stellen sofort in größerem Umfange eingesetzt worben. In Glashütte und Umgegend, Berggieß hübel, Dohna, Weesenstein, Liebstadt, Gottleuba und Oberschlottwih sind über 450 Nothelfer neb«» Polizeimannschaften, Feuerwehr, Samtätskolonne« und Reichswehr bei den Bergungs- und Ncttungs- arbeiten beschäftigt. Stahlhelm, Jungdo und rote Frontkämpfer in treuer Kameradschaft haben unter Einsatz ihres Besten vom Sonnabend nachmittag an in heroischer Aufopferung Wunderbares ge leistet. Ihre Arbeit war ebenso gefahrdrohend wie entsetzlich. Sie bargen einen verstümmelten Toten um den anderen, sie halfen den trostlosen Geschädigten bedenkenlos bei der Bergung d«r letzten Reste ihrer bedürftigen Habe aus den Häuserresten, die jeden Augenblick nachzustürzen drohten, sie bauten Notbrücken über di« reißend«» Fluten und Zugänge. Sonnabend abend trafen in Glashütte auf Lastkraftwagen des Konsum vereins einige hundert Reichsbannerleute, sowie die Arbeiter-Samariterkalonne zur Hilfeleistung ein. Die Rettungsmannschaften der Dresdner und die Technische Nothilfe arbeiteten zusammen. Not dürftig« Pechfackekbeleuchtung förderte die unge mein schwierigen Rettungsarbeiten. Die Leute standen im Schlamm und Wasser. Alle zwei Stunden wurde abgelöst. Warum ward dis GMeuba-LaWerre nicht gebaut? Vor genau drei Jahrzehnten brausten auch ungeheure Wassermassen durch die jetzt verwüsteten Erzgebirgstäler. Die Unglückstage vom 30. und 31. Juli 1897 find übertroffen durch das Unglück vom 8. und 9. Juli 1927. Nach den damalige» Unglückstagen ward dringend das Verlange» nach einer Talsperr« im Gottleubatal laut. Diese Forderung wurde mit Nachdruck wiederholt, als es galt, nach dem unglücklichen Kriegsausgang Notstandsarbeiten zu beschaffen. Man ließ aber leider das Projekt einer Gottleuba- Talsperre immer wieder beiseite. 1926 wurd« um die gleiche Zeit zweimal kurz hintereinander das Gottleubatal vom Hochwasser heimgesucht. Damals waren die Hauptleidtragenden die Gar ten- und Feldbesitzer, denen viel vernichtet wurive. Die vorjährigen Katastrophen wiesen erneut und nachdrücklich auf di: Notwendigkeit einer Tal sperre hin. Dennoch hat man bisher nichts davon vernommen, daß ein entsprechendes Projekt aus gearbeitet wurde. Vielleicht treiben die bald 200 Todesopfer des 8. Juli 1927 die Sache nun mehr vorwärts. Ihre stumme Anklage schreit zum Himmel. Die geplante Sperre würde wohl 7 Millionen Mark gekostet haben. Man hat die verhältnismäßig kleine Summe sparen wollen, und nun ist diese Katastrophe hereingebrochen und ein Schaden von sicher siebzig Millionen entstan den. Ernst mahnend aber auch starrt uns die Liste der fast 200 Toten entgegen, deren Ver lust mit keinem Gokd dieser Erde ausgewogen werden kann. Die Katastrophe im Oelscngruud. Das erste Unwetter trat nach eines Augen zeugen Bericht in der 7. Stunde des Freitag abend auf und richtete keinen nennenswerten Schaden an. Den Anlaß zur Katastrophe gab ein neues Gewitter, das sich zwischen 10 und 11 Uhr entlud und sich am Sattelberge fest gesetzt hatte. Zunächst wurde der böhmische Ort Schönwald und dann der sächsische Ort Oels eng rund von dem Unwetter heimgesucht. Nach Mitteilung Schönwalder Einwohner sind dort 26 Häuser zerstört und beschädigt. Der Oelsengrund ist mit Geröll und starken, entwur zelten Bäumen usw. angefüllt. Zwer Scheunen und ein Haus wurden zerstört. Das Wasser hat Steinblöcke von 17 Zentner Schwer« fort gewälzt. Die im Februar abgebrannt« und wieder ausgebaute Köhlermühlc in Oelsengrund wurde vollkommen zerstört, wobei Mauern von einem Meter Stärke umgelegt und die schweren Eisenträger sortgerisseu würden. Das Wirtschaftsgebäude der Meiselmühl« wurde fortgeschwemmt. Dabei kamen die Ehe frau und ein Kind des Waldarbeiters Jakobasch ums Leben. Der Mann wurde mit fortgespült, konnte sich aber an einem Baum retten, hat je doch bis aus die Knochen gehend» Verwundungen davongstragen. Ein zweites Kind wurde vom Wässer im Walde an Land getrieben; es ist gegen Morgen schwerverletzt zurückgekehrt. Ein Pferd und zwei Kühe konnten sick--' Leljengrund auf «ine Insel retten.