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Frankenberger Erzähler Nntechattmmsbeüag« M» Frm«k«»berger Tageblatt »r. « Mw»S, d« S. M I« Amor auf GGleSGwege« Ein heiterer Roma« von Friede Birkner Copyright 1926 by Karl Köhler L Co., Berlin-Zehlendorf. 3 Nachdruck verboten Christa lachte, daß ihr die Hellen Tränen über die Wangen Kefen. „Sre sind Wirklich bescheiden, Roy! Ein anderer hätte jetzt Lärm gemacht." „Dann hätte der andere eben kernen Sinn für Gemütlich keit gehabt." „Mein kindlich Herz ist frei und rein — fahren Sie fort, ich höre zu, wenn kluge Krauen reden." „Au, roar das eme Spitze?" „Sehe ich fo aus, ich mit meinem Kinderherzchen?" „Na, Ihr Kinderherz ist bekannt. — nlld nun zu einer mrr sehr am Herzen liegenden Sache!" ,Liebes Fräulein Holm, könnten Sie sich dazu verstehen, auz der Reise meine Rolke zu spielen? Ich möchte doch dis Reise Wirklich genießen, so ganz ungebunden genießen, und das kann ich doch als Tochter meines Naters nicht, da muh ich doch ganz, ganz artig sein." Auch Fräulein Berger stand der Sache völlig überrascht gegenüber. „Aber Christa, Mädel, Was sind die nun wieder für Toll heiten! Das geht doch auf keinen Falk! Schon aus dem Grunde nicht, weil du doch deine Passiere nicht mit denen von Fräulein Holm vertauschen kannst. Wie bist du nur! auf diesen Einfall' gekommen?" „Wenn die Papiere Ihre einzige Sorge und der einzige Einwand sind, so kann ich die glänzend widerlegen," rief Christa jubelnd. „Hier Md meine Papiere." Sie nahm ihre Papiere aus einem Kästchen vom'Schreibtisch, entfaltete sre und las mit mutwilliger Stimme vor: „Gestalt: mittel". Fräulein Holm, wie ist Ihre Gestalt?" „Mittel!" antwortete Roy prompt für Maria, die nur lächelnd die Schultern hob. „Gut, weiter! — Haare blond. — Wie sind Ihre Haare?" „Blond," erledigte Roy auch diesen Fall. ..Auaen blau!" .Fräulein Holm gleichfalls!" „Gesichtsform oval." „Fräulein Holm gleichfalls!" „Besondere Kennzeichen — keine!" „Fräulein Holm gleichfalls!" „Bleibt nur noch das Alter. Sie, Fräulein Holm, sehen noch nicht wie vierunddreißig aus und ich nicht mehr wie vierundzwanzig. Folglich soll uns erst mal einer unser Alter nachrechnen. So, und nun dürfen Sie reden, Fräulein Holm!" erklärte Christa großmütig und tanzte vergnügt im Zimmer herum. „Christa, fo bleib' doch nur wenigstens bei so einer ernsten Besprechung ruhig und gesetzt," jammerte Fräulein Berger, dir in der Zeiten Hintergründe wohl schon kommen sah, bah Christa wieder einmal ihren Kopf durchsetzen würde. .Aergerchen, die Sache ist doch gar nicht so gefährlich. Entweder sagt Fräulein Hokn ja, was ich entzückend finden würde, oder sie sagt nein, nun, und da könnte ich mich eben auch nicht aufhängen, denn dann würde Fräulein Holm wohl zwingende Gründe dagegen haben, und denen müßte ich mich fügen. Also, Fräulein Holm, nun sprechen Sie und «lösen Sie mich aus meiner Ungewißheit." Maria sah erst Christa lächelnd an und dann Roy, der mit nicht mißzuverstehender Miene neben Christa stand, und sagte dann: „Wenn ich es nicht ganz Md gar mit diesem amerika nischen Jüngling für die Dauer der langen Reife verderben rM, so nmtz ich wohl schon ja sagen." Christa fiel ihr jubelnd um den Hals, und Roy nickte ihr sehr zufrieden zu. — „Aber, halt,, ehe Sie alle so zufrieden Mt mir fisch, koMmt «pst meine Bedingung." "Edoeh, d« hinkende Bote kommt nach! Alfo raus mit der Katze!" rief Roy und fuhr sich verzweifelt durch seinen blonden Haarschopf. „Aus Gründen unserer beiderseitigen Ruhe und Sicher heit muß ich darauf dringen, Fräulein Hartung, daß der Kapitän der „Oceana" von dem kleinen Schwindel unter-, richtet wird. Verstehen Sie meine Bitte? Außerdem würden uns die PaMhotographien doch vervaten." „Ganz gewiße" sagte Christa, konnte aber eine »leichte Ent- täuschung nicht ganz verbergen. „Nur glaube ich nicht, daß der Kapitän, wemr er erst dämm weiß, unseren Personen wechsel dulde» mrd." „Unbesorgt, da kann ich helfen! — Ha, nun möchten Sre alle gern wissen, wie der kluge Roy dies nun wieder machen will? Höchst einfach! Der Kapitän der ,L)ce<ma" ist nämlich im Nebenberuf mein Schwager. Uebttgens ein fabelhaft tüchtiger und angesehener Mam:, wenngleich er gern mal so 'ne nette, Mine Dummheit im Privatleben macht. Willigt der gute Mann nun nicht ein, so sage ich ihm so g<uy ruhig und freundlich, daß ich mal meiner Schwester 'nen lieben Bries schreiben muß, um ihr zu be richten, daß Kurtchen, mein lieber Schwager, sich auf der vorigen Fahrt sehr stark um eine kleine «Holländerin be müht hat. Ja, und dann wird er wohl ganz schnell das tun, was mir Freude macht." „Roy, Sie sind zwar ein liebevoller Schwager, aber in diesem Falk ist die Verwandtschaft ja ein Segen für uns," sagte Christa und gab dann Maria die Hand. „Also vielen Dank, Mana, daß Sie in meinen Plan einwilligen. Nun wird mir die RÄse noch vliel mehr Spaß inachen. Wird es Ihnen möglich sein, in zehn Tagen mit den Reiseoorbereittmgm fertig zu werden?" „Ich denke sicher, zumal meine Vorbereitungen nicht so erhebliche sind, denn mein Gepäck ist nicht das einer Prin zessin," sagte Mario mit dem ihr eigenen netten Freimut. „Das ist noch ein Punkt, den wir evft in aller Ruhe be- sprechen müssen," sagte Christa, „und deshalb, Herr Reise- marschalk, entfernen Sie sich, Sie sind hier überflüssig." „Schön, ich verschwinde und kann also gleich Fräulein HÄms Namen in die SchiffsMe eintragen lassen?" ,L)H ja, Roy, tun <We das ganz schnekt, damit Fräulein Holm sich die Sache nicht noch anders überlegt," rief Christa lachend, > „Haben Sie leine Angst, Fräulein Hartung, ich fahre ja nur zu gern mit." „Ich glaube, das wird die netteste Relle, die ich je g<M«ht habe," sagte Roy und verabschiedete sich. Als diese dann allein warm, machte Christa in einer reizenden Art Maria den Vorschlag, für deren Garderobe für die Reise zu sorgen, da Maria ja eigentlich gar nicht selbst führe, sondern ja doch Christa Hartung wäre und de«- entsprechend auf der Reise auftreten müßte, „Wie wäre es, wenn wir, zur Verstärkung des klemm Schwindels, uns auch gleich Leiden würden? Dann sind di« Leute noch mehr irregeführt. Wir haben außerdem noch ganz ähnliche Gestalten, können alfo dieselbe Art tragen." „Sie haben eine so entzückende Art, etwas anzubieten, daß man sich sehr ungezogen vorkommt, wenn man Ihre Rat schläge nicht annimmt. Es bleibt mir wieder nichts anderes übrig, als mit Freuden ja zu sagen," antwortete Maria und legte ihre Hand aus Christas Arm. In ihrer lohnst« Art umarmte die Maria und sagte roarm und herzlich: „Lassen Sie uns Freundinnen werden, liebe Matta!" ,Ion ganzem Herzen sage ich auch dazu ja. Mögen Sie in Mir die Freundin finden, die Sie zu finden hoffen." „Ich kann mir nicht helfen, Mar, ich habe das unbestimmte Gefühl, daß ich von einer unsichtbaren Person umlauert werde," sagte Robertz der mit seinem Freunde in fäW» Arbeitszimmer saß. -, '