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Maßnahmen sind auf englisck)« Nachnchten zurück- piführen, nach denen die Offensive des Christen- generale Feng gegen Schantung in der nächsten Zeit beginnen soff Die gleichen Meldungen besagen, dastTschiankarschek sich mit 50 000 Mann an dieser Offensive zu beteiligen beabsichtige und das, mit der baldigen Besetzung Tsinansus zu rechnen sei. VoliMche Nachrichten Der Shorrow-Streit vor dem Internationalen Gerichtshof im Laag. In der letzten Verhandlung im deutsch-polnischen Streit wegen der Stickstoff welke von Chorzow erwiderte der polnische Ver treter Sobolewski zunächst auf die letzte Rede des Vertreter« der deutschen Interessen, worauf Professor Kaufmann (Bonn) nochmal« das Wort zur Replik ergriff. Hierauf vertagte sich der Gerichts hof bis rur Verkündung des Urteils, die in etwa acht bi« zehn Tagen stattfinden soll. Der Verhand- lung wohnten der polnische nnd der deutsche Ge sandte bei. Der neue rumänische Ministerpräsident Bra- tiann an den tschechischen Außenminister. Der rumänisch« Ministerprüllent Bratianu als neuer Ministerpräsident und Minister des Auswärtigen sandte Dr. Benesch ein Telegramm, worin er der Freude Ausdruck gibt, das, ihre alte Freundschaft, di« sich in vertrauensvoller Zusammenarbeit be währt habe, di« gegenseitigen Bande, die beide Länder verbinden, noch enger und herzlicher ge stalten möge. Dr. Benesch antwortete erfreut in einem Dankestelegramm. Da» Urteil im Grabski-Prozeß. Am Sonnabend wurde in Krakau im Prozeß des Ministers Grabski das Urteil gefällt. Es lautet gegen Thadäns Sta- plnski auf sechs Wochen Gefängnis oder 1000 Zloty Strafe und gegen Jan Stapinsli aus zwei Monate Gefängnis oder 3000 Zloty Strafe. Jani nach Moskau überführt. Wie au« Minsk gemeldet wird, ist der polnische Offizier Jani, der al« Gefangener der SPÜ in einem Minsker Kranken haus untergebracht war, heute nach Moskau über führt worden. Der persische Außenminister in Moskau. Aus Moskau wird gemeldet, daß dort der persische Mi nister Foruahi aus Baku cingetroffen ist auf der Reise nach Berlin und London. Er sei sofort von Tschitscherin empfangen zworden. Pressevertretern gegenüber erklärte Forugyi, dab Persien im russisch- britischen Konflikt unbedingte Neutralität bewahren würde. Neuer Haftbefehl gegen Daudet. Barthou hat gegen den fluchtigen Daudet und seinen Mit arbeiter Delest Haftbefehl «klaffen. Der Kommunist Semard, der seinen Aufenthalt nach seiner Be- freiung au» dem Pariser Gefängnis nicht verheim» lichte, hat sich innerhalb 10 Tagen erneut dem Gefängnisdirektor zu stellen. Von sozialistischer Seite ist eine Interpellation im Zusammenhang mit der Befreiung Dandets in der Kammer ein- gebracht worden, vie voraussichtlich bereit» morgen zur Dirkussion gelaßen wird. Trotzki und Sinowjew «»»geschlossen. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat das Plenum de« Zentralkomitee» der Komintern beschlossen, Trotzki Und Sinowjew aus dem Zentralkomitee auszu- schließen. Strafverfahren gegen Trotzki und Sinowjew? Wie dem „Daily Erpreß" aus Moskau berichtet wird, werden sich Trotzki und Sinojew demnächst wegen Zwietracht vernrsaSender und die Nntt- sowjetpreffe stärkender Aktivität vor Gericht zu ver antworten haben. Eine Paris« KöpeMiade Paris, 26. 6. Paris hat seine neue Sen sation: Leon Daudet, der Führer der fran zösischen Royalisten und Leiter der „Action Frcm- rm' , der seit einigen Tagen im Pariser Santä- Gefängnis saß, um eine Strafe von fünf Mona ten abznbüßen (nachdem er zwei Tage lmig sich im Geschäftsgebäude der „Action Francaise" ver barrikadiert und der Staatsgewalt getrotzt hatte), ist gestern nrittag zusammen mit seinem Chefredakteur Delest und Herrn Semard, dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei Frankreichs, durch einen tollen Streich aus der Haft entführt worden Kurz nach 12 Uhr wurde der Direktor des Gefängnisses „von Herrn Sar rput, dem französischen Innenminister", telepho nisch aufgefordert, die drei Gefangenen tn Durch führung eines Beschlusses de» heutigen Minister- rats sofort in Freiheit zu setzen Der „Minister" fügt« hinzu: „Da wir jede Kundgemmg auf den Straßen vernieiden wollen, halten wir es für richtig, daß die Gefangene» sofort auf freien Fuß gesetzt werde». Sie werden sofort genau so vorgel>en, wie vor acht Tagen bei der Haft entlassung des Kommunisten Eirardm. In einer halben Stunde erwarte ich Ihren Bericht." Der biedere Gefängnisdirektor traute jedoch dem Frie den nicht recht und rief daher bei der zuständigen Stelle des Innenministeriums an. Dort wurde ihm der Bescheid erteilt, daß tcnsächllch ein dies bezüglicher Beschluß des Kabinetts vorliege und die Haftentlassung Daudets stattfindcn müsse. Wie der ko»p ausgefHrt wurde Paris, 26. 6. Von der Redaktion der „Ac tion Francaise", deren Mitglieder um eine Flasche Champagner versammelt sind, um die Befreiung Leon Daudets zu feiern, wird über den roya listischen Gaunerstreich folgendes angegeben: Gegen 1 Uhr mittags begab sich ein Camelot du Noi ins Ministerium des Inner». Elf an dere Mitglieder der royalistischen Jugendorgani sation (Camelots du Noi) verteilten sich auf die Casös in unmittelbarer Nähe des Ministeriums und verlangten sämtlich die Telephonverbindrmg mit dem Ministerium des Innern, uni die Tele- phonleitungen zu blockieren. Der im Ministerium befindliche Camelot ließ sich von dort aus eine Verbindung nach dem Gefängnis geben und den Gefängnisdirektor ans Telephon bitten, dem er dann die vorstehend berichtete Anordnung des Ministers gab. Als der Vizedirektor sich anfangs weigerte, dem Befehl Folge zu leisten, antwortete der Camelot ihm in energischer Weise: „Sie haben sich darum gar nicht zu kümmern. Es liegt ein formeller Beschluß der Regierung vor. Sie haben den Befehl den ich Ihnen erteilt habe, sofort auszuführen. Sie werden in Kürze Auf klärung erhalten. Für den Augenblick begnügen Sie sich damit." Hierauf wollte der Gefängnisdirektor sich ver gewissern und rief das Ministerium an, dessen 11 Leitungen natürlich besetzt waren, so daß er nur eine Verbindung, und zwar mit dem Camelot, erlangte. Der Camelot antwortete dem Direktor: »Ich selbst habe den Befehl des Ministers übeümjittektz beeiW Sie sich. Ich bin der Unter direktor fen,es Privatkabinetts, und wenn der Befehl nicht sofort ausgeführt wird, werde ich dafür verantwortlich gemacht. Das kann zu Un annehmlichkeiten führen, denn die Presse ist bereits von der Tatsache unterrichtet." Daraufhin begab sich der Direktor sofort in die Zelle Daudets, der sehr überrascht war, vor Erregung zu weinen begann und den Gefängnis direktor umarmte. Dieser forderte Daudet auf, möglichst schnell seine Kleider zu packen und das Gefängnis zu verlassen. Donn begab er sich mit der gleichen Nachricht in die ZEe von Delest. Inzwischen war vor dem Gefängnis eine Kraft droschke vorgesahren, die die Camelots du Noi requiriert hatten. Der Gefängnisdirektor begleitet« die beiden Entlassenen bis zur Schwellte des Ge fängnisses. Sie bestiegen das Auto und fuhren in der Richtung des Boulevard Arrago davon. Seitdem sind sie unauffindbar. Ein Sonntag d« M«We in Perlin Berlin, 26. 6. Me lobe Montagsblätter melden, spielten sich in der Sonntaglnacht st, Ber lin Ueberfälle ab, die an den Wilden Westen erinnern. Im Tegeler Forst machten sich zwei Männer verdächtig. Als sie von zwei berittenen Polizeibeamten gestellt wurden, gaben sie 16 Schüsse auf diese ab. durch di« das Pferd des «inen B«amt«n getötet wurde. Die Individuen konnten unerkannt entkonmie». Wenige Stunden nach diesem Vorfall wurde «ine Mlla in Hohenneuendorf von zwei Ein brechern heimgesucht, von denen man annimmt daß sie mit den Tegeler Revolverhelden identisch sind. Im Schlafzimmer der Villenbewohner er schienen plötzlich zwei Männer und raubten alle Wertsache», die sie auf den Nachttischen vor fanden. Ehe die Zimmerinsassen die Situation überblicken konnten, waren die Einbrecher wieder verschwunden. All«s war das Werk von Se kunden. Aus ihrer Flucht statteten sie noch einer Gast wirtschaft einen schnellen Besuch ab und eigneten sich Zigaretten, Schokolade und eine kleine Geld kassette an. Selbst vor einen, Vertreter der hohen Obrig keit, die sich nun mit ihnen lebhaft beschäftigen wird, machten die Wildwesträubcr nicht halt. Im benachbarten Bergfelde drangen sie wieder mit erhobenen 'Pistolen in das Haus eines Justiz wachtmeisters, den sie mit seiner Frau im schlafe überraschten. Dem Beamten warfen sie eine Decke über den Kops, griffen nach den geringen Hab seligkeiten des Ehepaares und machten sich dann davon, ohne daß bisher «ine Spur von den verwegenen Banditen gefunden werden konnte. Bus -elmat and Merlan» Frankenberg, 27. Juni 1927. Heimat Heimat und Mutter, das sind zwei Worte, die besonders innig in jedem Herzen eines rechten Deutschen widerklingsn. Sie gehören zusammen, denn, wo einst die Mutter das Ktndlein gewiegt, dort ist die Heimat, dorthin sehnt der Mensch sich stets zurück, mag er auch fern im fremden Sande weilen. Das gilt vor allem für uns Deutschs. Kaum ein anderes Volk krnnt so die Gewalt des Heimwehs, dieses Sehnen nach der Heimat, wiedas deutsche. Die gemütstiefe Innigkeit, welche die deutsche Sprache, das deutsche Wesen so köstlich birgt, sie offenbart sich gerade in Wörtern, wie Hei mat, Mutter und Heimweh. Es ist ja auch kenn zeichnend, daß kaum ein anderes Volk diese tiefsten Empfindungen des He zms und der See'« so wieder gibt wie unsere traute Muttersprache. Wi« tragisch, daß ein Volk wie das unsrige, das in allen Fasern seiner Seche an der Heimat hängt, an einem beklagenswerten Mangel an National- gefühl krankt, ganz im Gegensatz zu anderen Völkern, denen das Vaterland hoch über alles geht, und die, wenn sie ein Beispiel für di« Liebe zur Heimat ansühren wollen, in ihre Sprache das Wort Vaterland aufnehmen. Wie tragisch auch, daß in unseren Tagen Vielen der Heimatgedanke verloren gegangen, verschüttet ist, teils durch die Macht trauriger Verhältnisse, teils auch durch eigene Schuld. Und doch ist das Beste, was der Mensch besitzt: die Heimat, das Liebste für ihn das Flecklein Gotteserde, wo ihn die Mutter einst die ersten Laute unserer trauten: Muttersprache gelehrt hat. Nur da findet das bekümmerte Herz die Ruh, wenn des Lebens Stürme es niedergebeugt und mit Sorge erfüllt haben. Glücklich der, der auch in unlerer Zeit sich die Heimat bewahrt hat, sie treu tm Herzen trägt! Wenn wir an unsere engere Heimat den ken, wie schön ist sie doch, wie grünen ihre Wäl der, wie windet lieblich und romantisch zugleich der Helmaffluß sich durch Wald und buntbeblümte Flur, und von den Höhen grüßen stolze Burgen und Schlösser, Zeugen großer geschichtlicher Ver gangenheit. Ja, schön ist die Heimat. Wie ein großes Buch liegt sie vor uns ausgebreilet, darin wir lesen und lernen sollen, damit die Schön- beit unserer Heimat sich uns offenbar«, das Herz sich uns weite für de» Segen, den der Herr gott über und uyi uns ausgebreitet hat Lustschlösser Der Bau von Luftschlössern kostet keinen Grund erwerb, erspart den Architekten und den Aerger mit Bauhandwerkern, kein Streik hindert die Ar- beit, kein« Baupolizei macht Schwierigkeiten. Cs ist die billigste Bauweise. Aus dem Nichts er heben sich die stolzesten Paläste, Wolkenkratzer schießen zu schwindelnder Höhe aus, von denen herab sich der Alltag als Jammertal und die Menschen wie Marionettenspieler ansehen. Zir rosigstem Licht malt die Phantasie, um für geringe Zeit das Gefühl eines leichtbeschwingten Vogels zu geben, losgelöst von Raum und Zeit und Irdischer Enge. Luftschlösser bauen, mag müßige Träumerei scheinen. Denn allen diesen Gebilden fehlt die statistische Berechnung des nüchternen Verstandes« Sie erstehen ohne die Wasserwage der Tatsäck)- lichkeit und ohne das Senkblei der festgefügten Vcrwirlichungsmöglichkeit. Sie haben alle einen Konstruktionsfehler, der auf den mangeHafie» Mörtel zurückzuführen ist, wie ihn der prosaische Ablauf der Stunden mischt. Aber was verschlagt es! Wir si^d alle mehr oder rveniger Wolkm- knckucksheimer. Müssen es gelegentlich sein, wenn wir neuen Betriebsstoff brauchen, der die Ma schine, die wir selbst sind, in den ausgefahrenen Gleisen des Gewohnten wieder unter Dampf setzt, der uns wieder Schwung und Trieb gibt zur Er füllung der zugewiesenen Aufgabe. Das Um- formerwerk der Luftschlösser soll Brennstoff liefern, nicht Flamiine sein, die die Tragflächen sengt, ohne die der Gleitflug über die kleinen Wider wärtigkeiten des Lebens Mr freudearmen Fron werden müßt«. In den Luftschlösser» wird das Schwergewicht der Dinge handlicher gemacht. Gleich, ob Pfen nige oder Millionen das Existenzminimum sind. Der Milliardär baut an der Laube herum, in der er sich als „einfacher Mann" glücklich wähnt, während der Handlanger in dem Auto. Mobilkönigtum, „das höchste GNck der Erden- linder" erträumt. Aber schließlich bescheidet sich auch das prunkvollste Luftschloß ganz von selbst auf den Naum, der in der kleinsten Hütte ist. Die Sommerzeit ist der ideale Baugrund für diese Phantasiegestaltungen. Blauer Himmel und blumige Wiese, Faltergaukeln, Vogelstiminen und freie Zeit fügen die Bausteine zusammen für dis „Schlösser, die im Monde liegen", und in denen immer viel zu früh „des Dienstes ewig gleich gestellte Uhr" zu ticken ansangen wird. f Platzmusil. Morgen Dienstag 7—8 Uhr findet ans dem Sonnenplatz Platzmuffk nach folgendem Programm statt: 1. „Reiterlust', Marsch von Friede mann : 2. „Amazonenrttt", Ouvertüre von Magert: 3. „Noch find die Tage der Rosen", Lied von Baunz« gärtner; 4. „Tanzen möcht' ich", Walzer aus der Optt. „Die Czardasfilrstin" von Kalmann; 5. .Au» meinem Album", Potpourri von Latenn. f Waldmissionsfcst. Im schönen deutschen Walde unter den hohen Baum«» in d«r Nah« der Jägerlaube versammelte sich gestern nachmit tag eine kleine Gemeinde der Ev. Gemeinschaft, unr im Tempel, den sich Gott selbst erbaut, «in Missionsfest zu feiern. Feierlich erschallten ge schulte Stimmen der Sängerinnen und SLiigcc durch den stillen Wald, dessen Rauschen di« Be gleitmusik gab. Stimmungsvolle Gedicht« trugen >unge Mädchen vor. Gar freundlich lacht« dis liebe Sonne zwischen den Zweigen hindurch, seit langer Zeit der «rst« schöne Somm«rsonntag, Herr Prokurist Burkhard hieß die Festgemeind« herzlich willkommen im großen schönen Dom der llm Usus Lülckenkerr Roman von Wolfgang Marken. Urheberrechtsschutz d. Verlag Osk. Meister, Werdau 34 Nachdruck verboten. Einen Augenblick waren alle wie erstarrt. Tami sprang Shelley auf. Entsetzen lag in seinen Zügen. „Doktor, das — das kann doch nicht sein!" „Güldenherz ist ermordet!" Willis saß wie ein Götzenbild, dann raffte er sich auf. Seine Stimme zitterte, als er sprach. „Wir müssen sofort mit Schulze sprechen." „Ja!" Shelley klingelte den Kellner. „Wollen Sie sich nicht sofort an die Polizet- direltion in Cincinnati wenden?" fragte Dr. Hannessen. Sl-elley sah Willis fragend an. Der schüttelt« den Kops. „Schulze mag das in Ashington tun." Der Kellner trat ein. „Blitzgespräch Ashington Nr. 1126." Der Kellner stürmte davon. „Soll ich Ihnen die Platte völlig übersetzen?" „Ja, Herr Doktor. Haben Sie die Güte! Es tut mir leid — daß ich so Ihre Hochzeit stören muß." „Es tut nichts," antwortete die Braut, die von der allgemeinen Erregung mit ergriffen war. „Sie hatten triftige Gründe." „Ferngespräch Ashington!" schrie der Kellner. Willis stürzte hinaus. An den Apparat. Schulze war nachts zwei Uhr zur Ruhe ge gangen. Kaum eine halbe Stunde lang ruhte er, als es heftig an seine Tür klopfte. „Mister Schulze!" schrie die Wirtschafterin. „Was gibts?" Mit einem Satze sprang er aus dem Vette. Er spürt« mit einem Male ein seltsames Bangen. „Mister Willis ist am Apparat." „Sofort!" Hastig warf er sich in den Schlaf rock. Stürzte ins Wohnzimmer an den Apparat. „Hier Schulze!" „Willy!" hörte er Willis Stimme voll höchster Aufregung. „Güldenherz ist heute nacht im Ge fängnis ermordet worden." Wie gelähmt vor Entsetzen stand der Deutsche. Die Zunge versagte ihren Dienst. „Eü — Güldenherz — ist —" „Ermordet —schrie die Stimme Willis. „Wo bist du?" „In Cincinnati!" „Was soll — ich? Gut, Willis, ich fahr' so fort zum Gefängnis. Es kann doch nicht sein." „Bin in zwei Stunden bei dir. Schluß." Als Schulze den Hörer aufgelegt hatte, saßt« er sich an die Stirne. „Cs muß ein furchtbarer Traum lein, der mich äfft," dachte er. Er ver mochte das Unfaßbare nicht zu glauben. Sein so mutiges, tapferes Herz klopfte angst voll, während er sich anzog. Seine Hände zitterten. „Güldenherz ermordet! Cs kann nicht sein! Cs kann nicht sein!" Mit allen Fasern stemmte er sich gegen die Möglichkeit. Als er angelleidet dastand, bebt« «r noch am ganzen Körper. „Was ist denn los, Mister Schulze?" fragt« die Wirtschafterin und sah mit Angstvollen Augen auf den Deutschen, der sonst die persönlich« Ruh« war. „Güldenherz soll im Gefängnis ermordet wor den sein. Ich kanns nicht glauben," knirscht« Schulze. An der entsetzten Frau rast« «r vorbei. Stürmt« in die Garage. D«r Motor summte an. Durch die stillen Stra ßen raste der Wagen. „Haltl" schrie ihm kur- vor dem Polizei- grfangni« «Ine Stimme entgegen. Ein Postceman war'«. Schulze stopple ab und sprang heraus. „Wohin wölkn Sie?" „Ins Polizeigefängnis! Muß wisst», ob es Wahrheit ist, daß ma» Güldenherz ermordet hat." „Ja, es ist wahr! Wir aus Cincinnati sind zu 'spät gekommen." Schulze fuhr zusammen. Das Entsetzen über wältigte ihn, steigert« sich zum Grauen. „Das kann ja nicht sein! O Gott — Gülden herz tot!" stöhnte er auf. Unsagbar« Qual schüttelte ihn. Dann kam die Wut in ihm auf. Maßloser Zorn, Wut, die ihm rote Nebel vor den Augen aufsteigen ließen. Er stürmte dem Gefängnis zu. Zwei Polizisten verwehrten ihn, den Eintritt, „Gesperrt, Mister!" „Lassen Sie mich zu Güldenherz. Lassen Sie mich zu Samson, dem Schurken, den, Gottver- fliichten! Die Seele will ich ihm aus dem L«ib« Ich führe Sie zum euch sind ver- des Mister Schulze?" „Jal" „Dann kommen Sie! spät? Ich hab' Beide». „Sie reißen." „Er ist tot, Mister," sagte der ältere der Poli- cemen. „Die ganze Belegschaft ist mit Blau säuregasen vergiftet worden. Wird noch man cher von denen, die wir in die Charitä trans- portierten, drausgehen," „Warum kamt ihr zu doch so zeitig gerufen." „Sie?" staunten die Kommissar." Als Schulze in das Gefängnis eintrat, > schlug es ihm fast den Atem, denn Reste Blausäuregases waren noch jn der Lust, Sie traten In das große Rapportzimmer. Sehr ruhig ginas drin zu. Der Kommissar saß stumm, »nt ernsten, bitteren Zügen am Tisch. N«ben ihm stand «in Mann, der wie ein Arzt aussah, und sprach l«ise aus den Kommissar ein. Hin und wieder nickte er. Bei Schulz^ Eintritt sahen sie beide auf. „Das ist Mister Schulze, Kommissar," sagte der Polic«mann, „er hat uns gerufen." Der Kommissar stand auf und ging ihm ent gegen. Stumm standen sich die Männer «inen Augen blick gegenüber. „Wir sind zu spät gekommen," sagte der Beamte resigniert. Jn des Deutschen Zügen arbeitete es heftig« Verzweiflung schrie aus seinen Worten. „Warum, Herr Kommissar?" fragte «r heiser, „Motordefekt. Mir wurden über zwei Stu ir den aufgehalten. Vielleicht war es auch —- Schickung so. Denn sonst — ich glaube nicht, daß einer von uns noch lebte. Aus ein« solch abgefeimt« Teufelei war keiner vorbereitet. Giß Satan war hier." Ein Schauder, ein Gefühl des Grauens nAßt» den Mann gepackt haben, beim seine Stimm« zitterte. „Ja, ein Teufel! Aber ich kenne den Tataiu den Gottverfluchten! Ich faß' ihn und schleift ihn zum elektrischen Stuhl." Schulze keucht« vor Wut und Qual. Eine kurze Weile war Stille im Zimmer. Man hörte nur den keuchenden Atem des Deutschen. „Kann — ich Güldenherz — sehen?" Der Arzt sah auf den Polizisten. Der Kom missar nickte. „Es bestehen keine Bedenken " „Dann kommen Sie mit," sagte dir Arzt. „Ich will Sie führen. Aber sprechen Sie nicht mit ihm." Verständnislos sah ihn Schulze an. Darm fühlt« er, wie ihm alles Blut zum Herze» drang. Gin Gedanke, «in unmöglicher Gedanke pochte an sein Herz. „Dollar! Doktor!" schrie er dann aus „Lebt — lebt Hans Güldenherz?" Angstvoll hingen seine Augen an des Arzte» Lippen. Jeder Nerv an ihm zuckt«. „Er lebt," sagte «üblich der Arzt n^t be wegter Stimme, „mH wird leben, denn Gott Hai ei'. Wunder getan." 1 (Fortsetzung folgt.)