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Frankenberger Tageblatt Sonnabend den A. Mai M7 nachmittags 88. Za-rgang M Z'tlso » »Voll .v'ch,»»» n» ledtm W-rttlig: Mo»««» s«,ug»pr»i» «IHÄU«, In d«» ««gubtsklle» d«r Stadt 1.8« Mk., In d«n Aulgab-. No »r» Laudb-zlrk-11.9» Mk b-IZutragnng Iin «tadlgkblcl 1.9» Mk., b-t Autragung In, LaudgtlUc, ».»» Mk. MMkrUnvoPfg., SIuz-laummcr1»Pfg., Saniiav-ndnummerjioPsg ONWliNNont»! Leipzig »SS0I. v«m«Ind,,irok»nto! Fronlenberg. iMftne»Nl«» 81. U»I»sr»mm«: Lüfteblatt granlenberolachsc». »ginnnigLksi! W» Mrlss: «.».»»Ich«, 6ll».krnlt «obber, IM.» in NMienbek,. «ermtwortltch für dir «edaMon: «all Neger« In KMeM V Mir- > . ... - - - — ' Der «rundprgi» Mr Li- US u»» br-lt- -inipaltig- PeUtj«»« b-t-ügt !iv Goidpsennig, Mr Lie 117 WIL bl-il- amMche j^lle 8» Soldpsrnnig, Mr di« 7« mm breite geile im MedaMoatleUe 8» INoidpfenuIg. Klein« kliizelgen sind del blufgabe zu bezahlen. Mr Nachwelt und »«nnUttung I geil« Sondergebühr. — Jür schwierige «ahnrten und bel Pla,Vorschriften Ausschlag. Bei größeren Sustrügen und im wieder. hol>ing«abdru-r Snniiiigung nach feststehender Staffel. Die Spannung London—Moskau Abbruch der diplomatischen Beziehungen? Am Dienstag Regierungserklärung im Unterhaus London, 20. 5. Zwischen den Mitgliedern W eng-kschen Labmetts sanden heute eingehende Besprechungen über die Frage der künftigen Be- Hebungen Großbritanniens zu Sowsetrutzland MV. Die Besprechungen werden während des gÄMN Wochenendes andaueni. No« Kabinett wird am kommenden Dienstag «l einer Vollsitzung und zu einer Sondersitzung KlWnmentreten, um die Unterhauserklärung des Wrenministers über die Arcos-Durchsuchung fest- Megen. Die gegenwärtige Auffassung geht da- Wr, daß der Erklärung des Innenministers eine Mitera Erklärung Chamberkams über die Absichten «r Neuerung folgen werde. Falk die weiter« Prüfung der Dokumente den durch di« erste Untersuchung hervorgerufenen Ein druck bestätigen sollte, werde die Regierung, nach WchtsklMservatiner Auffassung, wahrscheinlich ihren EntsWlh ankündigen, den Handelsvertrag mit Rußland zu kündigen und möglicherweise auch die dhfkamatischm Beziehungen abzubrechen. Die chtenrmM für eine» Abbruch der Handels- und schlietzÜch auch der diplomatischen Beziehungen mit Rußland hat sich sowohl im Kabinett als auch in der Konservativen Partei außerordentlich ver stärkt. Moskaus Besorgnisse Riga, 20. 5. Wie aus Moskau gemeldet wird, werden dort in politischen Kreisen mit Be sorgnis die englisch-französischen Besprechungen verfolgt. Der Londoner Zwischenfall sei der Be-- weis dafür, daß zwischen Frankreich und Eng land «kne Einigung in der russischen Frage er- Mt worden sei. England allein würde sich aus Gründen politischer Klugheit nicht dazu haben verleiten lassen, mit Rußland einen Bruch herbei- zuführen. Die Sowjetregierung müsse damit rech, per», daß die russisch-französischen Verhandlungen Mtsr dem Drucke Englands ergebnislos verlau-- W würden. Die Loudouer Presse kündigt den Bruch mit Ruhland an London, 21. 5. (Funkspruch.) Während es noch gestern den Anschein hatte, daß die Mög ¬ lichkeit eures vollständigen Bruches mit Rußland nur von einem verhältnismäßig kleinen Teil der »politischen Kreise Englands erwogen werde, sind die heutigen Morgenblätter fast durchweg aus den Ton gestimmt, daß sowohl im Kabinett, wie innerhalb der Konservativen Partei die Auffassung Immer mehr an Boden gewinne, daß ein Bruch mit Moskau zweckmäßig erscheine. In diesem Sinne äußert sich heute auch die „Daily Maik", die betont, daß der vollständige Abbruch der Beziehungen zu erwarten sei. Die verschiedenen diplomatischen und militärischen Instanzen beraten fortgesetzt über die mit einem Abbruch der Be ziehungen zusammenhängenden Fragen. Das Neichsverteidigungskomitee hat gestern im Zimmer des Ministerpräsidenten im Unterhaus konferiert. Bereits am Montag wird eine Sondersitzung des Kabinetts zu dem ganzen Fragenkomplex Stell- lung nehmen. Es verlautet, daß das Auswärtige Amt im Besitz von Unterlagen sei, wonach die Sowjetdelegation in London eine vollständige bol schewistische Organisation unterhalte. Neuer Protest der unabhSngigen MdeNeryartel London, 21.5. (Funkspruch.) Die unabhängig« Arbeiterpartei veröffentlicht erne Erklärung, in der geoen die Haltung der eu^'cheu Regierung Sowjetr iß'ands gcge i 'ber nachdrü kich prote iert wird. Die britisch- Oeffentüchieit wird auf die ernsten Folgen aufmerksam gemacht, die der Ab bruch der Beziehungen zu Rußland für den eng lischen Handel und seine Industrie haben würde. Zur Meos-AstSre Parts, 21. 5. (Funkspruch.) Der Londoner Berichterstatter des „Echo des Paris" will wissen, daß bei der gestrigen Sichtung des in der Arcos- Affäre beschlagnahmten Akrenmaterials Doku mente über vertrauliche militärische Instruktionen ,!. a. für die Infanterie und die 1 Mann- Tanks gefunden worden sind. Nach dem Bericht erstatter bestätigt sich die Nachricht, daß die Haus suchung in London vom Innenministerium aufs Grund von Schriftstücken, die in der Pekinger Sowjetbotschaft und in Paris entdeckt worden sind, angeordnet wurde. Der Abschluß der Entfeftigungsarbeiten General von Pawetß' Bericht Die Frage einer nochmaligen Kontrolle (Von unserem Berliner Vertreter.) Berlin, 21. Mai. Dir Entfestigungsarbeiten an den deutschen Ost- fsjttmgen nähern sich jetzt ihrem Ende. Wie um- fangreich die Sprengungen waren, geht schon dar aus hervor, daß bei den Festungen in Königsberg und Küstrin 88 Unterstände, die zum Teil be toniert waren, zerstört worden sind. Der Ent- waffnungskommissar, General von Pawels, wird nunmehr, da die Entfestigungsarbeiten in diesen Tagen zum Abschluß kommen werden, einen um fangreichen Bericht ausarbeiten und diesen dem Reichskabinett vorlegen. Damit sind die Spren- gungsarbeiten schon drei Wochen früher beendet worden als ursprünglich vorgesehen war. Die Botschafterkonferenz hatte bekanntlich als Frist den 15. Juni festgesetzt, an dem die Entfestb gnngsarbeiten durchgesührt sein müßten. Das Neichskabinett wird nach der Entgegen nahme des Berichts des Eniwasfnungskommmars ilün vor der Frage stehen, ob es in einer Note an di« Botschafterkonferenz von dem Abschluß der Entfestigungsarbeiten Mitteilung machen soll odirr aber nur mündlich die Berliner Botschafter »mb Gesandten hiervon in Kenntnis setzen soll. Ähre man hört, wird sich das Kabinett für die Msendung einer Note an die Botschafterkonferenz «Ptkcheiden. Der Zeitpunkt der lleberreichung meses Schriftstückes in Paris steht aber noch nicht Hst. Zu den abschließenden Entfestigungsarbeiten, dH di« endgültige Entwaffnung Deutschlands be» Mten, gehört nämlich auch das sogenannte Kriegs» Wätegeseh, das vom Kabinett schon vor einigen Wochen verabschiedet morden Ist. Man hatte ur sprünglich geplant, diese Vorlage dem Reichstag noch vor den Pfingstferien zugehrn zu lassen. Da der Reichstag jedoch dringendere innerpoli» tische Aufgaben zu erledigen hatte, wird das Gesetz über die Kriegsgeräte sofort nach den Pfingst ferien dem Plenum zur Annahme unterbreitet werden. Die Zustimmung des Reichstages zu diesen! Gesetz ist nicht mehr zweifelhaft, den» auch die deutschnationalen Minister haben seiner zeit im Kabinett für die Annahme des Gesetzes gestimmt. Nachdem die Entfestigungsarbeiten nunmehr so gut wie beendet sind, wird auch die Frage einer nochmaligen endgültigen Kontrolle der geschleifte» Festungswerke geklärt werden müssen. Diese An gelegenheit bildete bereits wochenlang Gegenstand von Verhandlungen des Botschaftsrats Dr. Rieth mit dem französischen Außenminister. Unter Fülp rung der französischen Negierung haben die in der aufgelösten interalliierten Militärkontrollkom- missio» vertretenen Hauptmächte bekanntlich die Forderung erhoben, daß sich entweder die ueu- crnannten Militärattaches oder die sogenannten technischen Sachverständigen — das sind Offi ziere, die früher der interalliierten Milltärkontroll- kommission angehört haben und dann den Bot schaften und Gesandtschaften der fremde» Mächte zugeteilt ivurden — persönlich von der Vollen- düng der Zerstörung der Befestigungen in Ost- dcutschlank überzeuge» sotten. Für eins derartige abschließende Kontrolle liegt nun nach Auffassung der Neichsregierung rechtlich kein« Handhabe vor Wie verlautet, ist aber nun die Forderung der französischen Regierung während der Besprechun gen des Außenministers Briand mit Chamberlain in London von der britische» Regierung unter ¬ stützt worden. Man wird sich also in der aller nächsten Zeit wieder auf langwierige Verhand lungen des Botschaftsrates Dr. Rieth mit dem Quai d'Orsay gefaßt machen müssen. Schon jetzt will man in unterrichteten Kreisen wissen, das; die kommenden neuen Verhandlungen in Paris wieder mit einem Nachgeben Deutschlands ende» dürften. Der Vorschlag des Auswärtigen Amtes, die abschließende Kontrolle durch neutrale Sach- verständige — «twa die Militärattaches einiger Berliner Gesandtschaften vornehmen zu lassen — ist nämlich bereit» unter den Tisch gefallen, das heißt, er ist von Frankreich abgelehnt worden. * Porls besteht auf Nachprüfung der Zer- störungsarbelten an den deutschen M- befestigungen Paris, 31. 5. (Funkspruch.) Nach dem offi ziösen ..Petit Parisien" ist man kn alliierten dip lomatischen Kreisen der Auffassung, daß die Bot- schafterkonferenz die Zerstörung der Unterstände der deutschen Ostbefestigungen festzusteNen habe. Die Botschafterkonferenz könne diese Feststellung jedoch nur nach einer Ueberprüfung der deutschen Angaben treffen. Die Art dieser Ueberprüfung fei gleichgültig. Sie dürfe allerdings nur von alliierten militärischen Sachverständigen durchgr- führt werden, die nach der Abberufung der I. M. K. K. zur Ueberwachung der Ausführung der Entwaffnung speziell ernannt worden seien. Obwohl der Vblkerbnndrat am 15. Juni, dem letzten Termin für di« Durchführung der Zer störungen an den Ostbefestigungen, noch tchgen werde und gegebenenfalls eingreifen könnte, so sei doch iiM anzunehmen, daß es Deutschland auf eine Völkerbundkontrolle ankommen lassen werde. Nach der Auffassung des „Matin" hätten Cham- berlain und Briand in London keinerlei Verein barungen über die Verminderung der Besatzungs truppen und die Räumung des Nhemlandes ge troffen. Die Verminderung der Besatzungstrup pen hänge, so erklärt das Blatt, von der Durch führung der Schleifungsarbeitcn an den deutsche» Ostbefestigungen ab, weder Chamberlain »och Briand hätten aber persönlich die Möglichkeit, sestzustellen, ob diese letzte Phas« der deutsche» Abrüstung vollzogen sei. Dis Vornahme dieser Feststellung liege den Sachverständigen des Völ kerbundes ob. Eine „Havas"-Meldung aus London nimmt Bezug auf die" Gerüchte, die die Bedeutung der Unterredungen zwischen Chamberlain und Briand in London abzuschwüche» versuchen und sagt, es sei keine Erklärung abgegeben worden, die eine solche Auslegung zulasse. Das Foreig» office betone, daß zwischen Briand und Chamberlain in allen Punkten volle Uebereinstimmung erzielt worden sei und daß über das Ergebnis der Be sprechungen in englischen diplomatischen Kreisen große Befriedigung herrsche. Med« prinzipielle vppHtim der Sozialdemokraten? Z»m sozialdemokratischen Parteitag. (Eigener Informationsdienst.) Berlin, 21. Mai. In Kiel beginnt in diesen Tage» der Parteitag der Sozialdemokraten, dem man in politischen Kreisen mit großem Interesse entgegensieht. Man erwartet auf der Tagung scharfe Auseinander setzungen zwischen dem linken Flügel der Partei, der allerdings nur eine Minderheit darstellt, und den gemäßigteren Führer». Angesichts der Ent wicklung im Reich tritt man nämlich auf der linken Seite der Sozialdemokraten wieder nachdrücklicher für die Rückkehr zur prinzipiellen Opposition ei». Ein derartiger Beschluß des sozialdemokratischen Parteitages würde naturgemäß den Rücktritt der sozialdemokratischen Minister im preußischen Ka binett und die Neubildung der preußische» Re gierung unter Einbeziehung der Deutschnationalen zur Folge haben. Wie wir von unterrichteter Seite hören, bildete die Frage der Rückkehr der So zialdemokraten zur prinzipiellen Opposition in den letzten Tagen nun Gegenstand von Verhandlungen zwischen der sozialdemokratischen Fraktion des Reichstages und des Landtages. Der preußische Ministerpräsident Braun, sowie der derzeitige preußische Innenminister Grczinski und die füh renden Persönlichkeiten der Partei, wie Severing, Müller-Franken, Loebe und Scheidemann, setzten sich in dieser Besprechung ganz entschieden dafür ein, daß die Mitarbeit der Sozialdemokraten im preußische» Kabinett unter allen Umständen Kurzer Tagesspiegel Heute findet in Genf wieder eine Vollsitzung der Weltwirtschaftrkonferenz statt. Auf einen Antrag des englischen Vertreters beschloß di« Handelsdelegatton der Weltwirt» schaftskonfer«nz die Einberufung einer Kon ferenz der Handels-, Wirtschaft«- und Arbeitsminister der an der Welt wirtschaftskonferenz beteiligten Staaten. Der frühere bulgarisch« Konsul Dr. Kauf mann in Dresden wurde wegen Konkursvergehe» zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt. Nach den Meldungen vom Ozeanflug de« Hauptmanns Lindbergh ist sein Unternehmen bis her glatt verlaufen. Briand berichtete gestern dem französische« Kabinett über die Londoner Verhandlungen. In der Tangerfrage sollen sich zwischen Frankreich und Spanien so große Meinungsver schiedenheiten ergeben haben, daß di« Besprechun gen abgebrochen werden sollen. Die Kasseler Straßenbahnkata- strophe wird nach einer Erklärung des Vor sitzenden des Auffichtsrates der großen Kasseler Straßenbahn auf einen technischen Unfall zurück« geführt. Ein vom Küstensegelfiugwettbewerb zurückkehrendes Flugzeug mußte im polnischen Korridor noUanden. De r .französische Handelsminister Bokanowski sprach einem Pressevertreter seine Bereitschaft zu Entgegenkommen in den deutsch- französischen Handelsvertragsverhandlungen aus. aufrecht erhalte» werden müsse. Daß man in den führenden Kreisen der sozialdemokratischen Partei aber die Linksoppositio» dennoch fürchtet, geht aus einem längeren Artikel des frühenen preußische» Innenministers Severing hervor, den der „Vorwärts" veröffentlicht. Severing weist der Opposition gegenüber darauf hin, daß der wahre Schutz der Republik nicht in Paragraphen liege, sondern in der Stellung von Männern. Stellten die Sozialdemokraten diese Männer, vann bleibe die Republik gesichert. Auch der Partek- vorsitzende, Abg. Hermann Müller-Franken, macht sich den Standpunkt Severings zu eigen, wenn er in dem Vorwort zu dem neuen „Jahrbuch der deutschen Sozialdemokratie" - schreibt, im neuen Staat, den die Sozialdemokratie mitgeschaffen habe, müsse sie bereit sein, an der Verantwortung teilzunehmen. Paris« Wo von Dr. Ml» MchMgrberW Berlin, 21. 5. Der Bericht des Reichstags abgeordneten Dr. Bell über die Ergebnisse des Untersuchungsausschusses für die Völkerrechtsvsr- letzungen während des Krieges findet in der Pa riser Presse lebhaften Widerhall. Die Schluß folgerungen des Berichtes werden natürlich von den nationalistischen Blättern energisch zurückge wiesen. Der „Temps" geht sogar soweit, von einem Dokument der Unverschämtheit zu sprechen und erklärt, die deutsche Kriegsführung sei «in ständiger Hohn auf alle göttlichen und mensch lichen Gesetze gewesen. Wenn sich di« Deutschen neun Jahre nach dem Kriegs noch mit denjenigen solidarisch erklärten, die wie Hunnen gehaust hät ten, riefe» sie den Eindruck hervor, daß sie sich selbst gleichgeblieben seien und erschütterten sie jedes Vertrauen in eine aufrichtig« Versöhnung. Der „Jntransigeant" meint, der Bericht beweise, daß Deutschland zur Revanche entschlossen sei und eine neue Offensive vorbereite. Der Artikel schließt mit der Verdächtigung, daß Deutschland trotz des Versailler Vertrages, der ihm die Vor bereitung des Gaskrieges untersage, seine Studie» und Untersuchungen fortsetze. Bor d« MedKallsnahM der deutsch-französischen Handelsvertrags» Verhandlungen (Eigener Informationsdienst.) Berlin, 21. Mai. Mit deni bevorstehenden Abschluß der Welt wirtschaftskonferenz wird die Frage, der Wieder aufnahme der deutsch-französischen Handelsver« tragsverhandlungen wieder akut. Wie wir hören,