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Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage,nm Frankenberger Tageblatt R Mtw»«, »« U.M l«7 Die mtt LrSnen säen... Ro»a» vo» Erust Herzog Urheberschutz durch Hermann Berger, Roman-Verlag, 7 Nachdruck verboten Wieder schwoll der Beifall zum Orkan an. Wolf sah, wie Eiady ihm lebhaft die Hände zuklatschte. Ihr Gesicht glühte. Beim Bankett saß sie neben ihm. „Nun werde ich Sie doch Mr. Wolf nennen," lachte Glady ihn reizend an. .Lincoln patzt nicht für Sie." „Warum diese Wendung?" „Tie haben all diese Menschen richtig wie ein Wolf vey- zehtt, das heitzt: Ihr großer Erfolg hat sie verzehrt. Es sah schrecklich schön aus." „Bedauern Sie, datz Sie die Regatta versäumt haben?" Glady sah ihn mit einem grotzglünzenden Blick an. „Nein, Mr. Wolf. Ich bedaure es nicht.. Wer — Ihr Gegendienst ist mir doch sicher?" „Welcher denn?" „Haben Sie es schon wieder vergessen? Sie werden mit mir zur nächsten Regatta fahren. Werden Sie das?" „Gewitzt das will ich gem tun!" Dis spät in die Nacht zog sich das Bankett hin. Amu Wagner trat in vorgerückter Stunde zu Wolf. „Ich habe eine Bitte, Mr. Raupach," faßte sie liebens würdig seine Hand. „Im blauen Saal wird getanzt, und Glady möchte noch ein Stündchen bleiben. Dars ich sie urohk Ihrer Obhut anvertrauen? Mr. Wagner und ich wollen heimsahren." „Herzlich gern. Und wie lange Urlaub gestatten Sie Ihrer Tochter?" „Bis sie genug hat." Das war eine großzügige Urlaubserteiluug, von der übrigens Glady, wie sich bald herausstellte, keinen nennens werten Gebrauch machte. Nicht lange nach dem Aufbruch der Eltern kam sie auf Wolf zugeflogen. „Tanzen Sw, Mr. Wolf?" „Nein, ich tanze nicht. Miß Glady." „Ach, tanzen Sie doch, mein Detter Lincoln wird sich ärgern," „Ihr Vetter ist hier? Dars ich nicht seine Bekanntschaft machen?" „Was haben Sie davon? Er ist gräßlich." „Aber er tanzt doch gut?" „Er tanzt so gut, wie er Tennis spielt. Aber —" Glady schaute mißvergnügt in das buntwogende Bild der Paare — —- „wenn Sie nicht tanzen, ist es langweilig. Ich möchte heimfahren." „Wie Sie bestimmen." „Wenn Sie noch bleiben wollen, bleibe ich auch. Sonst wollte ich gerne heimfahren." ,^vann fahren wir." „Well, fahren wir." Sie saßen nebeneinander im fliehenden Auto. „Schalten Sie das Licht aus, Mr. Wolf. Meine Augen schmerzen, ich weiß nicht warum. Der Schalter ist an Ihrer Seite. Finden Sie ihn nicht?" Glady neigte sich vor Wolf und ließ die Hand suchend über die Innenwand des Scheibenrahmens gleiten. Die zarten Formen ihres Körpers schmiegten sich hierbei an Wolf, aus ihren Haaren stieg ihm ein berauschender Duft entgegen. Da schnappte der Schalter das Coups voll heimlicher Dunkelen. „So ist es besser. Ist es Ihnen zu dunkel, Mr. Wolf?" „Nein, es ist angenehm so." „Ja, das finde ich auch. Glauben Sie, datz ich so um dre Welt herumfahren möchte?" „Ist das nicht etwas weit?" - „Za, es ist weit, sehr weit sogar, aber viel naher, als ein mrzer Weg Langeweile." Kdd? schwieg, Ihr Begleiter wagt« nicht, ihr di« Augen zuzuwenden, denn ihm war, als ruhe aus seinem Gesicht der harrende Glanz ihres Blickes. Plötzlich fühlt« er, wie sich ihr Kops sanft an seine Schüt ter lehnte. Ein Sturm aufjagender Regungen durchbebte ihn. Aus dem Dunkel formte sich mählich ein Bild in magischer Klav- heit: er, «inen Mädchenkopf an seiner Schulter, schlug den Arm um den in Wonne erschauernden schlanken Körper neben sich. Er zwang ihren Kopf zu sich empor, preßte seine glühenden Lippen aus ihren leicht geöffneten Mund, trank den Dust ihres Atems, den Rausch der Liebe kn sich hinein, senkte seinen Blick tief in ihre Augen, in die Augen -4 Heddis. Ein Bild, ein schönes, herrliches, bezauberndes, hi» reißendes Bild war es — Üeber eine Unebenheit des Pflasters federte der Wagen leicht empor. Wolf sah zusammenschauernd zur Seite: aus seiner Schulter ruhte noch der Kops des schönsten Chicagoer Mädchens. Doch dauerte dieses fast anbetende Schauen nur einen Augenblick. Hart zogen die Bremsen des Waggens an. D«r erwartende Diener öffnete den Schlag. Behutsam hob Wolf seine ihn wie aus schmerzlicher Enttäuschung anlächelnd« Begleiterin aus dem Wagen. „Wie hat's dir gefallen?", fragte Mr. Wagner am andern Tage seine Tochter. „Es war nett. Zum Schluß wurde es langwellig, und es hätte doch so interessant werden können." Dabei aber schaute Glady fest in ihre Tasse, als furcht« sie den beobachtenden Blickes Vaters, Die Gefahr bereitet sich vor. Ter nächste Morgen fand Wolf früh in seinem Büro bei eifrigster Arbeit. Es war da etwas in semem Fühler^ in seinen Gedanken, was nicht hineingehörte, was verwischt werden mutzte. Die ihm durch den gestrigen Erfolg ge wordene neue Aufgabe war recht dcyu angetan, all sein Denken in eine befreiende Erlösung hineinzutauchen. Äb«r — ja, das war es. Im Hintergründe seiner emsigen Tätig keit braute es immer wieder wie ein Nebel heraus, der seinen geraden Blick ablenkte. Hier gab es nur ein Mittel: Heddis Bild. Er nahm es wie «in kostbares Kleinod vor sein« Augen, führte es innig an die Lhwen und schaute doinn lange die holden Züge seines deutschen Mädchens an. Ob Heddi selbst in diesem Augenblick das treue Gedenken ihres Wolf ahnen mochte? Ein wunderbarer Traum, wie sie ihn lange nicht geträumt hatte, schwebte durch ihran Schlummer. Sie war bei ihm, an seiner Seite, nichts mahnte sie an die Trennung. Die Erlebnisse einer schönen, heim lichen Zeit umrankten sie, daß ihr das Glück wie «ine ewig« Blume schien, deren Dust nimmer aufhört. Aks sie am nächsten Morgen zum Aufbruch ins Geschäft bereit war, übergab ihr der Briefträger ein Schreiben mit ausländischen Marken und Stempeln. Es war von Wolf. Schnell öffnete sie den festen Umschlag. Ihre Augen weiteten sich m Heller Freude. Vier — acht lange Seiten, und jedes Wort ein Gedenken, ein Gruß von ihm« Allerdings blieb jetzt zum Studium des Briefes wenm Zeit.. Wenn sie auch für ihr Leben gern sofort das in sich ausgenommen hätte, was ihr Wolf zu berichten hatte, so wurde doch ihre Sehnsucht von dem Pflichtbewußtsein übev- trossen, daß sie, die Kassiererin eines großen Geschäftes, keinesfalls zu spät an ihrem Arbeitsplatz sein durste. Also drückte sie das Papier wiederholt an ihre Lippen und steckte «s so zu sich, daß es dicht an ihrem HeißSn lag. Wie immer war Heddi eine der ersten im Geschäft, Alles, was ihr zur Verwaltung und Ausführung anoertraut war, konnte sich musterhafter Ordnung erfreuen. War das Tages pensum, das Einträgen vieler langer Zahlenreihen, das Zählen des Geldes, die Abrechnung nnt Le Fuet und ih«n