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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 11.05.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192705119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19270511
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19270511
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-05
- Tag 1927-05-11
-
Monat
1927-05
-
Jahr
1927
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nahmsweffe unter Kontrolle durch Verarbeitung«- Kellen zugeführt wird, wird an den volkswirtschaft lichen Ausschuß,urückverw<«t«n. Da« -au» vertagt sich ans Mittwoch S Uhr mit der Taa—ordnung: Schutz der Jugendlich«« bet Lustbarkeiten. Sächsischer Landtag Dresden, 10. 5. Der Landtaa beschäftigte sich in seiner heutigen Sitzung zunächst mit Strafver folgungen von Abgeordneten. Die Ge nehmigung für solche wurde nachgesucht für die Abg. Dobbert, Arzt, Meckel, Liebmann von der Eoztaldemolratischen und Aba. Siewert und Lleberasch von der Kommunistischen Partei. Bei dem Abg. Siewert handelt es sich um ein Vergehen gegen da« Repubkikschutzaesetz, bei den übrigen um Preffedelikte. tür die sie als verantwortliche Nedak- " teure zur Rechenschaft gezogen werden tollen. Da» Haus lehnte die Strafverfolgung im Falle Siewert einstimmig, in den anderen Fällen gegen die Stimmen der Dentschnationalen und der Deutschen Volk-partei ab. Dann wurden die Eiatkapitel Forsten und Domänen kehandelt. Die Kommunisten hatten hierzu Anträge gestellt, die von alle» Seiten teils als überflüssig, teil« als undurchführbar bezeichnet und schließlich abaelehnt wurden. Annahme fanden dagegen ein deutschnattonaler Antrag auf Instand haltung der Wildzäune und ein sozialdemokratischer Antrag auf Gewährung der Notstandshilfe auch an die staatlichen Forstverwaltungrarbeiter. Zu Kapitel Wirtlchaftsministerium ent wickelte sich eine längere Aussprache über die Frage des Offenhaltens der Leipziger Ladengeschäfte an den Mefsesonntagen. Wider Erwarten fand ein sozialdemokratischer Antrag, der künftig dieses Offen- Halten verboten willen will mit <6 gegen 45 Stimmen Annahme. Das Gehalt des Wirtschaftrministers wurde gegen die Stimmen der Linkssozialisten und Kommunisten bewilligt. Nächste Sitzung: Donners tag den IS. Mai vorm. 11 Uhr. Politische Nachrichten Keine Verminderung der englischen Vesatzungs- truppm im Rheinland. Nach einer Meldung aus London teilte Kriegsminister Worthington Evans im Unterhaus mit, das; etwa 7200 Mann Truppen in Deutschland ständen. Es bestehe keine Wahr scheinlichkeit auf irgendeine beträchtliche Vermin derung in der unmittelbaren Zukunft. Kellogg Vertreter Amerikas auf der Sseab- ristungskonferenz. Nach hier aus Washington vorliegenden Meldungen wird dort neben an deren in erster Linie Staatssekretär Kellogg als Vertreter Amerikas auf der Genfer Seeabrüstungs konferenz der drei Mächte genannt. Räumung von Neunkirchen am 10. Juni. Wie der Telegraphenunion aus Saarbrücken gemeldet wird, ist der Abzug der französischen Truppen aus Neunkirchen auf den 10. Juni festgesetzt worden. Die Engländer in China von Chamberlain ent täuscht. Die Erklärungen Chamberlains im Un terhaus über den Umschwung der englischen Politik in China haben in Pekinger englischen Kreisen beträchtliche Enttäuschung und Unruhe verursacht. Der britische Anwohner in China "verlange von den britischen Steuerzahlern nicht, seine Verluste auf sich zu nehmen, er erwarte aber, daß die chinesische Soldateska in Schach gehalten würde. Solange man nicht auf den, Ersatz des den Eng ländern in China zugefügten Schadens bestehe, sei die Möglichkeit einer Wiederholung der Ge walttätigkeiten groh. Aus Heimat und Vaterland Frankenberg, 11. Mai 1927. Grotzmätterchentag am 9. Mai 1927 .Frühling drinnen und draußen!", das sagten die großen Sträube von .wilden Kirschen", die .Maienbäume" im Saale und die vielen schönen Blumen auf den Tilchcn, welche milde Hände zweier Gärtner unserer Stadt gelpendet hatten, z. T. mit sinnigen Sprüchlein begleitet. — „Gestern war ja Muttertag", sagte unser Herr Oberpfarrer, da mutz «» auch etwa» »Besondere»" sein! Wie versteht er die Drotzmütterchen heiter « stimmen mit seinen Schilderungen! »E» mtlffen sich freuen und fröhlich sein all«, dl« nach Dir kragen, der Kerr lei hoch gelobt", Singt e« an» dem 40. Psalm, und »Seb« Den Herrn" sangen wir wieder. Bet t7 Geburtstage« fanden all' di« Blumen töpfchen ihren Abnehmer, und wenn sich auch «in trüber Klang tu die Freud« mischt, dah «in Grob mütterchen hetmgtng zu ihrem Gott, lo ging Ke ja in« Paradier, von dem «in Abglanz sie gestern alle zu grüßen schien. .Es wird Immer schöner, immer schöner", und be- wegt falten sich dabei die Hände derer »um Gebet, di« uns allen wohl einst da» Beten gelehrt, unftrer Grobmütterchen. Die Neuregelung des „Einjährigen" Wesentliche Vereinfachungen Wie wir erfahren, ist soeben ein Entwurf der Ordnung der Schluhprüfung an d«n sechrktufigen höheren Hochschulanstaltsn im preußischen Kultus ministerium fertiggestellt worden, der die bisherige Emjährigenvrüfung auf völlia neue Grundlagen stellt. In Zukunft wird die Prüfung nicht mehr von einem Oberschulrat, sondern von dem Direktor der betreffenden Schule abgehoben werden. Für s d'e Prüfung selber gelten «igentlich nur di« gewöhnlichen Vcisetzungsbeftimmungm für Ober- seknnda. Unter allen Umständen soll »ine Beun ruhigung der unterrichtlichen Arbeit „nach Möglich keit" vermieden werden und jede Ueberbürdung der Schüler au«aeschlosien lein. Die mündliche Prüfung soll in gewöhnlichem Unterricht abgehalten werden und kann auch auf verschiedene Tage verteilt werden. 1° Welt-Panorama. Niederschlelien, das diese Woche bis Sonnabend zur Vorführung kommt, hat herrliche Landschaften, z. B. Liegnitz und 1km- aebung. Auch das Panorama des schönen Gold- berges ist mit zur Aufnahme gekommen. Die Schlacht felder von 18t3 mit ihren alten Bäumen als histo rische Denkmäler machen dte Bilderserie besonders wertvoll. t Svarkassenverkehr. Bei den Sparkassen und Sparlafsengelchästsstellen Altenbain, Auerswalde, Augustusburg, Börnichen, Borstendorf, Brauns dorf, Dittersdorf. Dittmannsdorf, Eppendorf, Erd mannsdorf, Falkenau, Flöha, Gornau, Grün hainichen, Hobenfichte, Krumbermersdorf, Leubs dorf, Lichtenwalde, Marbach, Niederwiesa. Schellen berg. Schlößchen-Porschendorf, Waldkirchen-Zscho- penthal und Witzschdorf wurden im Monat April 1927 inrgesamt 180863,89 NM. ein- und 41975,99 NM zursickgezabt». f Die neuen Postgebühren. Die Vorlage für die neuen Postgebühren ist soweit fertiggestellt, daß sie demnächst dem Verwaltungsrat der Reichs post zugestellt werden kann. Man rechnet damit, daß die neuen Gebühren voraussichtlich schon am 1. Juli in Kraft treten. f 3-Kilo-Psstpakcte. Wie aus Dresden gemeldet wird, sind die sächsischen Handelskammern über einstimmend zu der Auffassung gekommen, dah die Wiedereinführung einer besonderen Gebühren- stufc für 3-Kilo-Postpakete grundsätzlich anzu- streben sei. f Groß« Maikäferplage. In den Lötznitzort schaften treten feit einigen Tagen die Maikäfer, insbesondere in den Abendstunden, in so großen Schwärmen auf, daß, wenn nicht sofort Maß nahmen zur Bekämpfung ergriffen werden, der Schaden für Gartenbau und Landwirtschaft nicht abzusehen ist. chDie Katzen schleichen und bilden gegenwärtig die grösste Gefahr für die junge Brut unserer Singvögel. Gegen sie scheint es kein sicheres Mit tel zu geben. Am Tage scharf beobachten und abends einsperren muh der Grundsatz jeden Katzen liebhabers sein, .wenn er sich nun einmal von seinem Tier nicht trennen kann. Niemand mag glauben, dah sein Kätzchen so etwas nicht tun kann, weil es ein viel zu niedliches Gesichtchen, viel zu possierliche Pfötchen habe und letzten Endes viel zu gut „erzogen" sei. um Jagd auf Sing vögel zu machen. Das widerspricht den Tatsachen. Die Katze besitzt Raubticrinstinkte, die sie sofort hemnumgslos anwendet, wem, sich Gelegenheit dazu bietet. Co mancher Katzenfreund, so manche Katzerlfreundin würde wahrscheinlich ein- für alle mal von ihrer Wertriebenen Liebe zu ihren, so traulich schnurrend«« vierbeinigen Hausfreund g». heikt, wenn sie einmal mit ansehen würden, welch grausamer Geselle aus ihm werden bann, roerm er zuviel Freiheit genieht. Das angeborene Raud- 1i«rtnstknkt des Tieres läht sich bei keiner Katz« durch erzieherische Mahnahmen beseitigen, es kommt immer wieder zum Durchbruch, wenn dis Gelegenheit dazu da ist. Deshalb muh man aus der Hut sein und das Schleichen der Katzen nach Singvögeln scharf beobachten. Im übrigen ist es mich gestattet, wildernde Katzen zu töten. 's Flöha. In einer Spinnerei im benachbarten NIaue gerieten zwei jugendliche Arbeiter in «inen Wortwechsel, der schließlich zu Tätlichketten aus artet«. Dabei schlug der eine den anderen mit einer Bierflasche derart über den Kopf, Latz er schwere Kopfwunden davontrug. t Niederwiesa. Unsere neue Volksschule, die demnächst Ihrer Vollendung entgegengeht, soll am 16. und 17. Juli d. I. geweiht werden. Der schmucke und herrlich gelegene Bau ist nach dem Entwurf d«s Architekten Naumann aus Chemnitz errichtet worden. Mit der Schulweihe wird ein Schul- und Volksfest verbunden werden. Zur Durchführung diese» Festes sind bedeutende Mittel nötig, die zum Teil durch private Zuwendungen und Stiftungen aufgebracht werden sollen. Dazu ist ein« Hauslammlung geplant. Einige dem Fett- ausschuß angehörend« Herren, mit einem Ausweis versehen, werden sich erlauben, in den nächsten Tagen bei der geehrten Einwohnerschaft um Spen den vorzusprechen. Jede, auch die kleinste Schul- festoabe, wird mit herzlichem Danke willkommen geheißen. Freundlichst zugedacht« Gaben nimmt auch Bürgermeister Bach direkt entgegen. — Chemnitz. Auf dem hiesigen Jahrmarkt«platz brach ein Affe aus einer Schaubude au« und machte einen von den Festbesuchern nicht oleichgültig hin genommenen Bummel über das Frühlingsfest. Es entspann sich eine wilde Hetzjagd, die über Dächer und Bäume, durch eine gute Stube und zum Ent setzen der dort mlt Aufwaschen beschäftigten Mutter durch eine Küche führte, bis es endlich — nicht ohne ziemlich heftige und gefährliche Gegenwehr — mittels Stöcken und Feuerhacken dem Ausreißer zu Leibe zu gehen und ihn dingfest zu machen gelang. Die tolle Jagd bildete die Sensation des gesamten Frühlinaskestes! — Gersdorf. In etwa 1'/, Jahren wurden von den hiesigen Schulkindern durch dte Schul- sparkasie über 18000 M. gespart. Nach dem Weih nachtsfeste konnten an die Konfirmanden rund 3700 M. ausgezahlt werden. - Mülsen St. Jacob. Die Insassin d-s Gs- meindehaules Hulda Sachse wurde im Schnurr- buich'chen Teich hinter der Hacolds-Höhe ertrunken ausgesundev. Vermutlich hängt dieser Selbstmord mit der Verhaftung des Mannes nnd d-r ledigen Tochter der Toten zusammen. Letztere hat bereits zwei Kindern das Leben gegeben und steht nun mehr vor ihrer dritten Entbindung. Schon lange batte man den Verdacht der Blobchande auf den Vater und jetzt hat die Tochter auch ein Geständnis abgelegt. Die verwachsene und auch geistig minder wertige Hilde Sachie wurde zunächst nach der Ent bindungsanstalt gebracht. — Marienberg. Der diesjährige Muttertag wurde hier zu einer erhebenden F-ier ausgestaltet, an der alle Bevölkerung-schicksten beteiligt waren. Einge leitet wurde der Tag durch eine Hnussammlung durch Schülerinnen. Im Festgotteedienst wurde ehrend der Mutter gedacht und die Mütter dabei mit Blumen geschmückt. Nach dem Gottesdienste wurden alte und gebrechliche Mütterchen in Kraft wagen und Geschirren durch die Straßen der Stadt nach Ihrer Wohnung gebracht. Weiter folgte ein Kmder-Festaottesdienst, Marlimusik und abends eine besondere Muttertag-fsier mit Festrede, Konzert nnd Theater. — Langenchursoorf. Auf den, Heimwege vom Felde fiel das zehnjährige Töchterchen des Guts besitzer» Lorenz in ein landwirtschaftliches G-rät und verletzte sich dabei so schwer, daß es sofort zur Op«ratton nach Glauchau gebracht werden mußte, wo e» in bedenklichem Zustande darniedrrliegt. — Langenberg. Auf der Langenberger Höhe wurden drei 10jährige Knoben non einem Rehbock angegriffen. Da» Tier warf d«n «inen Knab«, zu Boden und bearbeitete ihn d««ttg mit G«weth. daß er verschieden« »«rletzuna«, davon« trug. Aus di« gellend«» Hilferuf« d«r Ktzrd«r Hk eilte ein in der Mb« arbeitender Landwirt Herbeft dem e» gelang, den bösartig«» AngreiferM vertreiben. — Dresden. Beim Baden in der freien Eid« ist der 21 Jahre alt« Schlosser Wehner ertrunken und abgrfchwommen. — Wurzen. Infolge der Wahl des bisherigen Oberbürgermeisters DDr. Seetzen zum Präsidenten des Land«skonsistoriums hatte die Neuwahl eine« 1. Bürgermeisters zu erfolgen, die von den Stadt verordneten vorgenommen wurde. Bon 65 Be werbern waren 8 Herren zur engeren Wahl gestellt worden. Mit den 13 Stimmen der Sozialdemo kraten und Kommunisten wurde der bisherige erste Bürgermeister Boock von Meuselwitz zum ersten Bürgermeister der Stadt Wurzen gewählt. Bürger meister Dr. Troitzsch tWurzen) erhielt 11 Siimmen der Bürgerlichen, ein Stimmzettel war unbeschrieben. Turnen, Sport und Spiel Werbewoche der Spiel- u. Sportabteilung im Tv. (D. T). Am Dienstag, den 10. Mai, nahm die Werbewoche der Spiel- u. Sportabteilung im Tv. (D. T.) ihren Fortgang. Es kamen fol gende zwei Handball-Freundschaftsspiele zum Aus« trag: Tv. Frankenberg 2. Jugend ge gen Tbd. N i e d e rl ich t c n a u 1. Jugend 4:0 (3:0). Ein recht flottes, nur wieder recht lautes Spiel führten diese beiden Mannschaft«» vor. In erster Halbzeit war Fr. etwas über legen, im allgemeinen aber war das Spiel offen. Durch Freiwurf kommt Fr. Mittelstürmer in der 7. Minute zum 1. Tor. Fr. drückt eine Zeitlang, kann aber Erfolge nicht verzeichnen. In der 25. Minute kann Fr. durch Zufall ein 2. Tor vor legen. 3 Minuten später erhöht der Rechtsaußen durch schönen Wurf den Vorsprung auf 3 Tore. Bei diesem Ergebnis (3 :0 für Frankenberg) geht es in die 2. Halbzeit. Auch in zweiter Zeit hält das flotte Tempo an, Fr. hat anfangs etwas mehr vom Spiel. In der letzten Viertelstunde drückt Nicderlichtenau, aber ohne jede» Erfolg. Ni-derl. verschießt einen Strafwurf. Kurz darauf kann Fr. ein 4. Tor durch gütige Unterstützung; des Niedert. Torwartes erreichen. Die Gäste und auch Fr. verschießen je einen Freiwurf. Bei einem weiteren für Fr. tritt der Werfer über. In der 59. Minute hat der Fr. Torhüter noch mals Gelegenheit, sein gutes Können zu beweisen, indem er einen gut und scharf eingeworfeuen Valk prächtig abwchrt. Nieder!. Torwart mußte mindestens 2 Tore verhüten. Der Schiedsrichter (Höppner) wußte zu gefallen. — Tv. Frank« n- berg 1. Knabe» — O b c r s ch u le 3:5 (1: 3). Die Jüngsten zeigten ein feines, abgerundetes und vor allem nicht so lautes Spiel. Mancher Spieler aus oberen Mannschaften könnte van den flinken Knaben noch manches lernen. Man war erstaunt über das Spielkönnen der Mannschaften. Die Knaben des Tv. waren unstreitig noch besser als ihr Gegner. Sie belagerten lange das Tor der Oberschüler. Der Torwart der letzteren ver hinderte aber die verdienten Erfolge der Turner- Knaben. Nur gegen 3 Bälle war er machtlos, während die Oberschüler den Turnvereins-Tor wart fünfmal überwinden konnten. Der Wtznmjor Humoristischer Roman von Frhr. v. Schlicht. (Nrhcbcrrechtsschutz durch Verlag Osk. Meister, Werdau.) 63 Nacbdiuck verboten. Auf zwei Fragen fand er keine Antwort. Warum hatte Lutti es gewünscht, daß Platow ihm sofort seine Verlobung mittelste und warum interessierte es sie so, zu erfahren, was er zu dieser Verlobung sagte? Bis er dann schließlich, anstatt weiter darüber nachzugrübeln, fortwährend stillvergnügt vor sich hin lachte, als er jetzt daran dachte, wie Lutti den guten Platow als Bewerber losgcwor- den war. Er lachte auch schon deshalb, weil er mit einem Male seine gute Laune wiedergefunden hatte. So mißmutig er noch vor ein paar Stun den gewesen war, so vergnügt mar er jetzt. Die Lutti war noch nicht verlobt, da hatten ihn heute wenigstens nicht alle guten Geister verlassen. Das stimmte ihn immer lustiger und übermütiger, vaß ihn die Lust anwanvelt, wieder einmal zu ftitzen. Heute wäre er dazu in der richtigen Stimmung gewesen, einmal wieder nach Herzenslust zu bum meln und über die Stränge zu schlagen. Wo aber bot sich ihm hier Gelegenheit, seine schlechte Ab sicht miszuführen? Und die Kameraden aufzu suchen und sich in deren Gesellschaft mehr oder weniger zu betrinken, dazu verspürte er keine Neigung. Und doch sehnte er sich wenigstens nach einem Menschen, mit dem er bei einem Glase Sekt Platows Verlobung feiern könnte, richtiger gesagt, die Tatsache, daß Lutti sich nicht mit ihm verlobte. Aber woher sollte er diesen Menschen bekom men? Er konnte doch unmöglich Herrn Schlcvogt einladen, das verbot, von allem andern ganz abgesehen, schon die Disziplin und die Subordina tion Nein, den würde er ganz gewiß nicht zu sich bitten, aber da stand der plötzlich ungerufen im Zimmer, um zu melden, daß ein Herr draußen wäre, der trotz der späten Abendstunde den Herrn Leutnant noch dringend zu sprechen wünsche. Es sei aber eigentlich gar kein rechter Herr, eher ein besserer Mann, der seinen Namen nicht nennen wolle. Vielleicht ist es ein armer Teufel, der dich an pumpen will, dachte Ziegeldach. Wer es auch immer sei, der sollte sich heute nicht umsonst an ihn gewandt haben. So gab er denn den Auf trag, den Fremden vorzulassen, nnd als der wenig später bei ihm eintrat, erkannte Ziegelbach in ihm den Zeitungsreporter, Herrn Bolz. Aber fast hätte er ihn doch nicht erkannt, dem: der sah ans wie ein Bild der Verzweiflung und des Jammers und er befand sich in solcher Äufregimg, daß ihm alle Glieder schlotterten. „Aber Herr Bolz, um Gottes willen, was haben Sie denn nur?" fragte Ziegeldach voll ehrlichster Teilnahme, „kommen Sie, setzen Sie sich erst mal hin und trinken Sie einen Kognak, der wird Ihnen gut tun. Oder haben Sie Hunger und wollen Sie etwas zu esse» haben? Sic sehen ja erbärmlich aus, was ist denn nur geschehen? Brauchen Sie für Ihre kranke Frau oder für Ihre Kinder Geld? Hier nehmen Sie, hundert Mark, zweihundert Mark, oder was Sie sonst wollen." Doch der Reporter schüttelte zu allein nur den Kopf, bis er endlich sagt«: „Das ist es nicht, Herr Leutnant, mich führt etwas ganz anderes her, die alt« Kommode." In der Stimmung, in der er sich setzt befand, lachte Ziegeldach lustig auf, dann fragte er: „Spukt dem, die immer noch herum?" „Sogar mehr als je, Herr Leutnant, und wenn nicht «in Wunder geschieht, kostet die mich menre Stellung." „Na, so schlimm wird «s wohl nicht gleich werden," tröstete Ziegeldach den andern, „ich versteh« auch gqr nicht, «sie Sie auf diese Ver ¬ mutung kommen können, das müssen Sie mir er zählen." Das tat der Reporter, wenn auch stockend und mit viele - Pausen: „Sie wissen doch, Herr Leutnant, unter uns gesagt, unser Tagesanzeiger ist ein kleines Käseblatt, das nur in einer Auflage von kaum fünftausend Eremplaren erscheint. Wir bekommen das Blatt als sogenannte kopflose Zei tung aus Berlin. Bis auf den Lokal- und den Inseratenteil ist alles bereits fir und fertig ge druckt. Wir haben auch gar keinen Redakteur, das besorgt alles der Verleger, der aber auch weiter nichts ist als ein gewöhnlicher Drucker. Der hat nur den einen Ehrgeiz, zu verdienen, nnd deshalb waren ihm die Inserate über die alt« Kommode mehr als willkommen. So weit ist ja alles sehr gut und sehr schön, aber Sie werden sich erinnern, Herr Leutnant, daß in der Stadt viel darüber gesprochen wurde, ob es sich da um einen Scherz oder mn Ernst handelte. Der Ver leger verteidigte an seinem Stammtisch stets di« letztere Auffassung, schon, weil die Annoncen in seinen, Blatt erschienen waren nnd weil er den Gedanke» gar nicht aufkommen lassen durfte, daß er seinen Teil dazu beigctragcn habe, die Leute hier an der Nase hcrumzuführen. Und vielleicht wäre er auch schließlich mit seiner Ansicht durch- gedrunge», wenn plötzlich nicht gestern hier Herr Müller aufgetauchi wäre. Sie kennen den Herrn natürlich nicht, Herr-Leutnant, das ist ein Svein- reisender aus Berlin, der sich hier wegen seiner vielen neuen Witze, die er jedesmal mNrcingt, des größten Ansehens und der größten Beliebt heit erfreut. Da wollte es das Unglück, daß gl«ich gestern in seiner Anwesenheit das Gespräch auf die Inserate kam. Herr Müller, der Kluge, der Weitgereffte, der Wclterfahrene, sollte die Streitfrage entscheiden, »b Scherz oder Ernst. Und der erklärte die Sache für Mumpitz, wollte sich totlache», daß jemand darauf hereingefallen war, und war sogar bereit, hundert gegen eins zu weiten, daß das Inserat eine Fälschung sei. Na, die Aufregung der Leute, die vergebens geklopft und gesucht hatten, können Sie sich denken, Herr Leutnant, die haben dem Verleger, der init an dem Stammtisch saß, die Höll« heiß gemacht, daß er seiH Blatt zu so etwas hsrgab. Der Hai da gegen angedonnert, es handle sich doch um eine Tatsache, und schon, um das zu beweise», bat er die Wette angenommen, hundert Mark gegen eine. Dann aber hat er mich heute morgen zu sich rufen lassen, mich, Herr Leutnant, der da mals das Inserat auf die Erpcdition brachte, und ich sott innerhalb der nächsten drei Tage Farbe bekennen und eingestehcn, wie ich zn der Annonce kam. Und wenn ich das nicht tue, dann bin ich entlassen, dann sitze ich mit meiner Frau und meinen sieben Kindern auf der Straße. Bis jetzt habe ich geschwiegen, ich muß ja auch weiter schweige», denn ich habe es den, Herm Leutnant geschworen, aber nun werden der Herr Leutnant begreifen, warum es mir nicht gut geht " Es hatte lange gedauert, bis der Reporter mit diesem Bekenntnis fertig war. Jetzt saß «r da, sich mit dem Taschentuch die nasse Stirn trocknend, und er sah so unglücklich aus, daß Ziegelbach mit ihm anfrichtiges Mitleid empfand. Das war eine heikle Sache, auch für ihn, aber ganz abgesehen davon, daß er der Baronin ver sprochen hatte, allen Konsequenzen seines Streiches lustig und übermütig in die Augen zu sehen, durfte er unmöglich daran schuld sein, daß d«r arme Teufel seinetwegen die Stellung verlor und mit seiner Familie auf der Straße saß. So meinte er denn jetzt: „Haben Si« keine Angst, Herr Balz, kein Unglück ist so groß, wie cs im ersten Augenblick aussieht . . . Cie brau che» sich keine Sorge zu machen, selbst wenn Si« Ihrem Verleger wahrheitsgemäß cingestehen müs sen, daß es sich nur um einen Scherz hankelte^ denn das dürfte Ihnen bei Ihrem Scharfsinn doch schon längst ganz gewiß klar geworden sein?" . (Forlsttzung folgt.)
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